Corpus papyrorum Raineri archiducis Austriae edidit Adolphus Grohmann.
Vindobonae [F. Zöllner] 1923-
http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015020864834
HathiTrust
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-ALLGEMEINE EINFÜHRUNG
IN DIE
ARABISCHEN PAPYRI
NEBST GRUNDZÜGEN DER
ARABISCHEN DIPLOMATIK
; von
D R ADOLF GROHMANN
O. Ö. PROFESSOR AN DER DEUTSCHEN UNIVERSITÄT IN PRAG
MIT FÜNF ABBILDUNGEN IM TEXTE
WIEN 1924
BURG VERLAG
FERDINAND ZÖLLNER
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COPYRIGHT 1924 BY BURGVERLAG, FERDINAND ZÖLLNER, WIEN
AI.LE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER ÜBERSETZUNG IN ANDERE SPRACHEN VORBEHALTEN
DRUCK DER ÖSTERREICHISCHEN STAATSDRUCKEREI IN WIEN 350322
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IH ^' INHALTSVERZEICHNIS.
Seite
1. Rückblick auf die Geschichte der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer. 3— 14
a) Der Fund von el-Fajjüm und die späteren Enverbungen. 3— 7
b) Die wissenschaftliche Bearbeitung der arabischen Stücke der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer. 7— 14
2. Überblick über die bisherigen Veröffentlichungen arabischer Stücke. 14-17
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik. 17— 88
a) Allgemeine Begriffe. 17—21
b) Merkmale der Urkunden. 21— 88
a) Äußere Merkmale. 21— 85
1. Der BeschreibstolT. 21— 64
a) Papyrus. 22—51
b) Leder. . 51— 54
c) Pergament. 54—58
d) Papier. 58
e) Linnen. 59— 60
f) Holz. 60— 63
g) Knochen. 63
h) Tonscherben. 63—64
2. Das Schreibgerät. 64
3. Die Schreibflüssigkeit .. 65
4. Die Schrift. 65— 75
5. Die Rollung und Faltung. 75— 77
6. Das Siegel . 77— 85
ß) Innere Merkmale. 85— 88
c) Entstehung und Überlieferung der Urkunden. 88
4. Umfang der dritten Reihe des Corpus Papyrorum Raineri.. 89—90
5. Richtlinien für die Herausgabe der arabischen Texte. 90—93
Nachträge. 94
Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen. 95—96
Verzeichnis des verwerteten Urkundenmaterials. 97— 99
Eigennamen- und Sachverzeichnis. 100—104
Wörterverzeichnis: a) Arabische Wörter. 105—106
b) Hebräische und aramäische Wörter. 106
c) Syrische Wörter. 106
d) Griechische Wörter. 106
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN.
Seite
Abb. 1. Querschnitt durch den Papyrusstengel. 30
» 2. Stempel auf Linnen in Rotdruck PER Inv. Ar. L. 1. 59
» 3. Schreibtafeln: a Gl. 335 (Amulett), b PER Inv. Ar. P. 10009. c PER lnv. Ar. P. 10042. d aus Cod. Ar. AF 9 fol. 170v . 01
» 4. Schematische Darstellung der Blattrollung. 70
» 5. Adreßzeichen von: a PERF no771 v , b PER Inv. Ar. P. 1233'\ c PER Inv. Ar. P. 849'', d PER Inv. Ar. P. 1225',
e PER Inv. Ar. P. 9004 v , / W. E. Crum, Coptic Manuscripts brought from the Fayyum, Tnf. 3, n" XIV, g P. Bcrol. 5500 v 77
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ALLGEMEINE
EINFÜHRUNG IN DIE ARABISCHEN PAPYRI.
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1. RÜCKBLICK AUF DIE GESCHICHTE DER SAMMLUNG
PAPYRUS ERZHERZOG RAINER.
a) Der Fund von el-Fajjüm und die späteren Erwerbungen.
Im Sommer 1877 hatte der damalige Konsul des Deutschen Reiches in Kairo, G. Travers, zum
ersten Male eine Sammlung unansehnlicher Papyrusfragmente, die ihm aus dem Fajjüm gebracht worden
waren, an das Ägyptische Museum in Berlin gelangen lassen. 1 Travers hatte sich damit in zweifacher
Hinsicht ein Verdienst erworben. Erstlich war der europäischen Wissenschaft neuer Stoff zur Forschung
zugekommen, dann aber — und dies war damals nicht minder wichtig — wurden die Finder dieser
Stücke und ihre Vermittler wiederum auf deren Wert aufmerksam. Einerseits war hiedurch der Zerstörung
von aufgefundenen Papyri gesteuert, so daß ihnen das traurige Schicksal erspart blieb, das der erste
Fund im Fajjüm vom Jahre 1778 erlitt, der etwa 50 Papyrusrollen zutage forderte, die die Fellachen
bis auf eine einzige verbrannten, weil der europäische Kaufmann, dem sie angeboten wurden, den Ankauf
ablehnte,* oder der Fund von Damiette vom Jahre 1780, der über 100 Bände ergab, die auf Geheiß der
Sehs von Kairo ins Feuer wandelten; 3 anderseits war aufs neue der Anreiz geboten, Papyri aufzustöbem
und zum Verkauf anzubieten, wenn auch die Art und Weise, wie die Finder dabei vorgingen, sehr
oft keineswegs zu billigen war.
Noch im Winter des Jahres 1877—1878 stießen ägyptische Bauern, die die nördlich von Medinet
el-Fajjüm gelegenen Schutt- und Scherbenhügel und die alten Müllhaufen der Stadt Krokodilopolis-Arsinoe
nach Dungerde und nebenbei auch nach alten Ziegeln durchwühlten, wie G. Schweinfurth neun Jahre
später bei seinem Besuche der Ruinenstätte von Arsinoö erfuhr, beim Leeren der inneren Räume des
höchsten Teiles des Köm el-Harjäna, es-Säga genannt, auf große Haufen von Papyrus. 4 Diese Fundstelle
scheint allerdings erst später bekannt geworden zu sein; denn noch aus einem Briefe, den R. LepsiÜS
1 Ludwig Stern, Faijumische Papyri im Ägyptischen Museum zu Berlin: ÄZ 23 (1885), S. 23.
2 C. Paoli, Del Papiro specialmente considerato come materia che ha servito alla Scrittura: Pubbl. del R. Istituto di
studi superiori pratici e di perfezionamento in Firenze 14 (1878), S. 47. W. R. v. Härtel, Über die griechischen Papyri Erzherzog
Rainer, Vortrag gehalten in der feierlichen Sitzung der Kais. Akademie der Wissenschaften am 10. März 1886: Feierliche Sitzung
der Kais. Akademie der Wissenschaften (Wien 1886), S. 23. V. Gardthausen, Griechische Paläographie * I (Leipzig 1911), S. 82.
U. Wilcken hatte in seiner Dissertation Obscrvationes ad historiam Aegypti provinciae Romanae depromptae e papyris graecis
Berolinensibus ineditis (Berlin 1885), S. 5 Anm. 1 die Vermutung ausgesprochen, daß dieser Fund aus dem arsinoitischen
Archive und demnach aus dem Fajjüm herrühre und nicht aus öize. Vgl. auch W. R. v. Härtel, a. a. O., S. 65 Anm. 5 sowie
B. P. Grexfell, A. S. Hunt and D. G. Hogarth, Fayüm towns and their papyri (London 1900), S. 17 und U. Wilcken, Die
griechischen Papyrusurkunden (Berlin 1897), S. 10.
3 C. Wf.sskly, Prolcgomcna ad Papyrorum Graccorum novam collcctionem edendntn (Wien 1883), S. 4.
4 Zur Topographie der Ruinenstätte des alten Sehet (Krokodilopolis-Arsinoe). Von G. Schweinfurth, nebst Zusätzen von
U. Wilckf.n: ZGE 22 (1887), S. 65. Die Sabbähtn betreiben das Graben auf Dungerde (Sahara) gewerbsmäßig, geradeso wie die
Zicgelsucher; siehe ebenda S. 61. Vgl. auch J. Karabacek, Papyrus Erzherzog Rainer, Führer durch die Ausstellung (Wien 1894),
S. Xlf; A. Bauer, Inschriften, Handschriften und neue Papyrusfunde: ZAG 4 (1887), S. 420f.; J. Karabacek, Der Papyrusfund
von el-Faijüm: DAW 33 (1882), S. 207, Die Theodor Graf sehen Funde in Ägypten. (Der Papyrusfund von el-Faijüm. Die textilen
Gräberfunde.) (Wien 1883), S. 7, Katalog der Theodor Graf’schen Funde in Ägypten: MÖM 18 (1883), S. 394 und Neue Freie Presse
n° 6674 vom 28. III. 1883; A. Bauer, Neue Funde aus Ägypten: Beilage zur Allgem. Zeitung n° 104 vom 14. IV. 1883, Die Presse,
38. Jahrg. n<> 37 Vom 7. II. 1885, S. 1; J. Bock, Papyrus Erzherzog Rainer: Centralblatt f. d. österr.-ung. Papierindustrie 3 (1885),
S. 167; W. R. v. Härtel, Über die griechischen Papyri Erzherzog Rainer, S. 20; M. Maas, Papyrus Rainer: Frankfurter Zeitung,
57. Jahrg. n<> 36 vom 5. II. 1913, S. 1; C. Wessely, Die österreichische Papyrusforschung: ÖMFO 40(1914), S. 96 und Aus der
Welt der Papyri (Leipzig 1914), S. 6; R. Beer, Der Papyrus Erzherzog Rainer: ZFB 1 (1897/98), S. 538.
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4
1. Rückblick auf die Geschichte der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer.
am 14. Oktober 1882 an J. Karabacek richtete, erfahren wir über die Herkunft des Fundes von el-Fajjüm,
daß dieser Schatz von einem Beduinen in den Ruinen von Mit Färis gefunden worden sein soll, teils in
großen Töpfen, teils freiliegend oder zusammengepackt in einer großen Kammer. 1 Wie dem auch sei,
die gefundenen Papyri wurden in Kairo zum Verkauf angeboten und G. Travers erwarb wiederum
bis zu seiner Versetzung nach Kanton im Laufe der nächsten zwei Jahre (1877—1879) wohl die Mehrheit
dieser Stücke für das Ägyptische Museum in Berlin. 2 Neben ihm gelang es H. Brugsch und dem englischen
Konsul in Kairo, E. T. Rogers , 3 eine Anzahl dieser Stücke zu erwerben; zwei aus einer fürs Ausland
bestimmten, aber von der Zollbehörde in Alexandria beschlagnahmten Sendung kamen in das Museum
ägyptischer Altertümer in Büläq, 4 eine Reihe anderer, meist koptischer Stücke in den Louvre, drei
arabische Papyri dieses Fundes erwarb O. Loth 5 im Winter 1879 in Kairo; ein Teil sehr gut erhaltener
Stücke fiel hier leider einer Feuersbrunst zum Opfer.® Die Sammlungen von H. Brugsch und E.T. Rogers
gingen durch die Bemühungen L. Stern’s im Jahre 1881 in den Besitz des Berliner Museums über, 7 das
sich durch diese Erwerbungen einen kostbaren Schatz von Urkunden und literarischen Texten sicherte.
Inzwischen war in Wien der Orientalist Josef Karabacek auf diese Funde aufmerksam geworden.
Sein Interesse für Erzeugnisse orientalischer Web- und Teppichkunst hatte ihn mit einem Manne zusammen¬
geführt, der, selbst begeisterter Sammler, damals in Wien eines der größten Teppichgeschäfte errichtet
hatte, Theodor Graf. Dieser Großkaufmann hatte sich jahrelang in Ägypten aufgehalten, wo er in Kairo
als Vorsteher der Kommandite eines großen Alexandriner Handelshauses seine Laufbahn begonnen hatte.
Diese Betätigung hatte ihm reichlich Gelegenheit geboten, sich mit den Verhältnissen des Tandes, seiner
Sprache und den Sitten seiner Bewohner vertraut zu machen, und seinem scharfen Blicke war nicht
entgangen, welche Werte in den Erzeugnissen des Kunstgewerbes der vergangenen Epochen dieses Landes
steckten und zu heben waren. Sein Interesse hatte sich unter anderem vor allem den Erzeugnissen der
Teppichkunst zugewendet und er wußte nach Wien Teppiche zu bringen, wie man sie bis dahin noch
1 ÖMFO 11 (1885), S. 161. Th. Mommsen: Monatsberichte der K. preuß. Ak&d. d. Wiss. zu Berlin 1870 (Berlin 1880), S. 501
Anm. 1 sagt nur, daß die Funde aus dem F&jjüm kamen und Näheres über den Ort und die Umstände der Auffindung nicht
bekannt sei; vgl. auch W. R. v. Härtel, Über die griechischen Papyri Erzherzog Rainer, S. 25, 66 Anm. 8. A. Bauer: ZAG 1
(1884), S. 219, 227 gibt Medinet el-Faris als Fundstätte an, ebenso L. Stern: ÄZ 23 (1885), S. 23, R. Lefsius im Jahrb. d. K. preuß.
Kunstsammlungen l (1880), S. XXXIII Medinet Färis; in der Beilage zur Allgem. Zeitung n<> 104 vom 14. IV. 1883 aber gibt
A. Bauer Medinet el-Fajjüm als Herkunftsort an, was natürlich nur insofern zutreffen kann, als dies die Hauptstadt des Fund-
gebictes ist, aus der die Funde durch Vermittler nach Kairo kamen; siehe auch U. Wjlcken, Die griech. Papyrusurkunden, S. 14, 47.
Ein Teil der zuerst auf den Kairener Markt gebrachten Papyri stammte übrigens nach Angabe der arabischen Händler, wie
A. Bauer: ZAG 4 (1887), S. 422 berichtet, aus Mit-Raliine von der Stelle des alten Memphis. Dies erinnert uns daran, daß auch
die allerersten arabischen Papyri, die in Europa bekannt wurden — drei Stücke, die in Silvestre de Sacy’s Hände kamen —
in der Umgebung von Memphis, genauer bei den Pyramiden von $aqqära gefunden wurden; vgl. MIRF 9 (1831), S. 67. Auch
S. E. guiHELL war dort vom Finderglück begünstigt. Er fand 1908 im Jercmiaskloster unter anderen Stücken ein sehr gut erhaltenes
arabisches Protokoll, wie ich aus einer Mitteilung von B. Moritz entnehme. Vgl. ferner U. Wilcken: Hermes 22 (1887), S. 142,
A. Bauer, Neue Funde griechischer Papyrusrollen in Ägypten: ÄZ 16 (1878), S. 108. Daß Papyri in Töpfen verwahrt gefunden
wurden, ist uns auch aus anderen Fällen bekannt; siehe S. 43 Anm. 3.
2 L. Stern: ÄZ 23 (1885), S. 23. R. Lefsius: Jahrb. d. K. preuß. Kunstsammlungen 1 (1880), S. XXX f. J. Karabacek:
DAW 33 (1882), S. 207, Die Theodor ÜRAF'schen Funde in Ägypten S. 7, MÖM 18 (1883), S. 394f. G. Ebers: MÖM 18 (1883),
S. 515. A. Bauer: ÄZ 16 (1878), S. 108, Beilage zur Allgem. Zeitung n° 104 vom 14. IV. 1883, ZAG 1 (1884) S 218f 4 (1887)'
S.420. W.R. v. Hartei., Über die griechischen Papyri Erzherzog Rainer, S. 05 Anm. 0. Wiener Allgem. Zeitung n»’2257 vom
10. VI. 1880, S. 4. F. G. Kenyon, The Palaeography of Creek Papyri (Oxford 1899), S. 5f. M. Maas: Frankfurter Zeitung, 57. Jahre
n° 36 vom 5. II. 1913. ° °
3 The Academy 14 (1878), S. 244, 15 (1879), S. 391, 16 (1879), S. 1771.
4 J. Karabacek: DAW 33 (1882), S. 207.
5 O. Loth, Zwei arabische Papyrus: ZDMG 34 (1880) S 685
• A. Bauer: ZAG 1 1 (.884), S. 230. Wahrscheinlich gehörte auch die kleine Sammlung von Papyri aus dem Faiiüm au 5
der A Merx, Documenta de paleographie hebraYque et arabe (Leiden 1894), S. 55-57 zwei arabische Papyri veröffentlicht^ zu
demselben Fajjumer hunde, wie die Erwerbungen von G. Travers u a PY nuichte,
S 230 ’ Nac?A RN BA Ä uL 23 Neu.^Vunde 'T "<»•'«• IP™ 8 - Kunstsammlungen 3(1882), Sp. XIV. A. Bauer: ZAG 1(1884),
der SamX Rouers ’in old E «TJfiT % 104 ^ “ ,V ' 1883 - Te«
The Fayoum Papyri in the Bodlai.n I k “ F agment ' aus dem Fa Ö um . die sich nach Wallace M. Linus*y,
meist solche in grLnsch.r Kurslli «7 Vh' n ° 30,9 VOm 5 ' Se P‘- I885 - S. 304 in der Bodl.ian. befinden,
unter dem ^ ^ P< “* ri ha ‘ D S - Maeoouout..
Papyr. of the Bodleun Library reproduced by the collotype process (London 1893) veröffentlicht.
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a) Der Fund von el-Fajjüm und die späteren Erwerbungen.
5
nicht gesehen hatte. Eines der schönsten Stücke hatte Karabacek zum Gegenstand eindk* eingehenden
wissenschaftlichen Untersuchung gemacht, 1 2 3 und er hat es auch verstanden, den ebenso tatkräftigen als
gewandten Kaufmann für die Verfolgung bestimmter Ziele zu gewinnen, so daß Graf nun mit jeder
seiner Geschäftsreisen in den Orient auch wissenschaftliche Zwecke verband.
In Karabacek, der sich von 1870 bis 1880 eingehend mit mittelalterlichen Geweben, vor allem
orientalischer Herkunft, beschäftigt hatte, 8 war der Wunsch rege geworden, wirklich unzweifelhaft antike
Gewebe in die Hand zu bekommen, und so hatte er die Frage aufgeworfen, wo denn die nach der
Pharaonenzeit dahingegangenen Generationen der Griechen und Römer lägen. Der trockene Boden
Ägyptens mußte ja wenigstens Reste der Leichen erhalten haben. Karabacek machte nun Graf - zum
Vertrauten seiner Erwägungen, und dieser trat mit der ihm eigenen Tatkraft und Umsicht an die
ebenso gefahrvolle als schwierige Aufgabe heran, ein Leichenfeld aus römisch-griechischer nachchristlicher
Zeit zu finden. Anfängliche Mißerfolge schreckten ihn nicht ab, und knapp vor Ausbruch der
revolutionären Bewegung im Jahre 1882 gelang es, das gewünschte Leichenfeld zu entdecken.*
Schon 1881/82 waren die ersten Textilfunde mit arabischen Papyrusfetzen untermischt nach Wien
in das österreichische Museum für Kunst und Industrie gekommen. Karabacek machte Th. Graf auf
die Wichtigkeit dieser zufälligen Proben arabischer Papyri aufmerksam, 4 und es gelang Graf, jenen
damals in seiner Art einzigen Papyrusschatz aus dem Fajjümer Funde zu erwerben, der zusammen mit
Funden aus Ehnäs (Heracleopolis) als sogenannter erster Fajjümer Fund mit gegen 10.000 Stücken
in sechs Sprachen, davon allein über 3000 in arabischer Sprache, den Grundstock der Wiener Papyrus¬
sammlung bildet Theodor Graf brachte sowohl die textilen Gräberfunde als auch den Papyrusfund
von el-Fajjüm im Jahre 1882 nach Wien, wo beide im österreichischen Museum für Kunst und Industrie
in der Wohnung des damaligen Direktors R. R. v. Eitelberger unterbracht wurden.
J. Karabacek, der so viel für das Zustandekommen dieser Sammlung getan hatte, übernahm im
Vereine mit C. Wessely und J. Krall die Bearbeitung der Theodor GRAF’schen Sammlung. Aus seiner
Feder und der C. Wessely's stammen, wie wir sehen werden, die ersten Veröffentlichungen aus der
Sammlung, aus der J. Karabacek im Frühjahr 1883 eine Auswahl in den Räumen des österreichischen
Museums zur Ausstellung brachte, die er am 27. März 1883 mit einem Vortrag über die Bedeutung
der Funde eröffnete. Diese Ausstellung der Funde Th. Graf’s im österreichischen Museum hat nicht
wenig dazu beigetragen, diese damals ganz einzigartige Sammlung für Wien zu erhalten. Die Textilien
wurden 1883 durch die Bemühungen R. R. v. Eitelberger’s vom österreichischen Museum erworben; 5 der
Papyrusfund von el-Fajjüm schien bereits für Österreich verloren, als der damalige Protektor der Akademie
der Wissenschaften, Erzherzog Rainer, sich im selben Jahre entschloß, die Sammlung zu erwerben. Sie
blieb in den Direktionsräumen des österreichischen Museums aufbewahrt. 6
Inzwischen waren im Fajjüm neue Papyrusfunde gemacht worden, über die freilich nichts Genaueres
in die Öffentlichkeit drang. So war 1883 in es-Säga ein ganzer Korb voll Papyri aufgefunden worden,
1 Die persische Nadelmalerei Susandschird (Leipzig 1881), S. 9.
2 J. Karabacek, Die liturgischen Gewänder mit arabischen Inschriften aus der Marienkirche in Danzig: MÖM 5 (1870),
S. 141—147, 191—204. Merkmale zur Bestimmung sarazenischer Kunst- und Industriedenkmäler, ebenda 10 (1875), S. 301—309.
Über einige Benennungen mittelalterlicher Gewebe, ebenda 14 (1879), S. 273-283, 301—309, 343—349, 15 (1880), S. 77—80,
97—103.
3 J. Karabacek, Die Theodor Grafsehen Funde in Ägypten, S. 24f. G. Ebers, Theodor Graf’s Entdeckung antiker Gewand¬
stoffe: MÖM 18 (1883), S. 515—517. Nach G. Schweinfurth: ZGE 22 (1887), S. 71 hatTii. Graf die Sammlung von Geweben,
die heute im Österreichischen Museum in Wien und im Kunstgewerbe-Museum in Berlin aufbewahrt werden, aus Köm el-'Azäme,
der Begräbnisstätte von Arsinoe, zuwege gebracht. A. Riegl, Die ägyptischen Textilfunde im k. k. Österreichischen Museum (Wien
1889), S. Vf. weiß hievon merkwürdigerweise nichts, sondern gibt nur an, daß die textilen Gräberfunde, die im Jahre 1882 durch
Ankauf von Theodor Graf in das österreichische Museum gelangten, aus einem Leichenfelde nächst $aqqära 'hervorgescharrt
seien. Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, daß Graf später auch auf einem bei Ahmim gelegenen Leichenfelde reiche Beute
machen konnte, die er zum Teil dem österreichischen Museum schenkte. Eine ähnliche Divergenz tritt ja auch in den
Angaben über die Fundstelle der Papyri von el-Fajjüm zutage. Doch von diesen steht wenigstens fest, daß sie aus dem alten
Krokodilopolis stammen, wie aus den inneren Merkmalen der Urkunden hervorgeht. Bei Geweberesten fehlen solche, und die
Zuweisung der einzelnen Stücke an die eine oder andere Fundstätte bleibt dem freien Ermessen des Forschers überlassen.
4 C. Wessely: ÖMFO 40 (1914), S. 90.
* MÖM 18 (1883), S. 572.
6 MÖM 19 (1884), S. 1 f.
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6
1. Rückblick auf die Geschichte der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer.
und später sfnd auch an der Westecke des Köm Färis sowie am Köm et-Tajjä 1 * 3 - wiederholt Papyri
zutage gefördert worden; G. Schweinfurth selbst fand hier 1886 etliche Papyri. 1 So konnte Th. Graf,
der sich auch weiterhin eifrig um die in Kairo zum Verkauf auftauchenden Papyrusfunde bemühte,
Nachträge zum ersten Fajjümer Fund erwerben, die als zweiter Fajjümer Fund 1884 abermals von
Erzherzog Rainer erworben wurden. 1886 folgte dann die Erwerbung von Stücken aus el-Usmünejn
(Hermopolis Magna), darunter einer großen Anzahl von Papieren, 1891 kamen die Papyri aus Dimeh
(Soknopaiu Nesos) nebst wenigen älteren Funden aus dem Fajjüm und aus el-Usmünejn nach Wien und
wurden hier 1893 wieder von Erzherzog Rainer erworben. Den größeren und schöneren Teil hatte das
British Museum von Th. Graf in Wien angekauft. 1896 endlich konnte noch eine Nachlese aus den
von Tu. Graf gesammelten Stücken erworben werden, die aus allen genannten Fundorten in Graf’s
Besitz gekommen waren. 2
Alle diese vier Ankäufe des Erzherzogs Rainer wurden im österreichischen Museum untergebracht
und an drei Tagen der Woche waren die ausgestellten Stücke für die Besichtigung freigegeben.* Nach
dem Tode R. R. v. Eitelberger's übersiedelte die Sammlung am 8. Februar 1886 in dessen ehemalige
Dienstwohnung im II. Stocke des österreichischen Museums. Hier wurde nun auch ein Studierzimmer
eingerichtet, für die Konservierungsarbeiten geeignete Räume zur Verfügung gestellt 4 und auf dem im
September in Wien tagenden VII. internationalen Orientalistenkongresse bildete der Besuch der neu-
aufgestellten Sammlung, die nunmehr unter der Leitung J. Karabacek’s stand, einen der Haupt¬
programmpunkte. 5 In den folgenden Jahren konnte die Zahl der ausgestellten Stücke erheblich erweitert
werden, und 1891 wurde aus der Sammlung eine Auswahl von mehr als 1000 Stück getroffen, die
nun unter Glas in sechs Zimmern Aufstellung fanden. Diese neue Ausstellung wurde am 16. Februar 1894
eröffnet und durch einen gedruckten Führer auch weiten Kreisen verständlich gemacht. 6
Auch von anderer Seite erhielt die Sammlung eine nicht unbedeutende Bereicherung. So spendete
L. Reiniscii eine Totenbuchrolle und zwei koptische Papyri, A. Wiedemann 1885 eine Sammlung
demotischer und koptischer Ostraka, Fr. Trau im Jahre 1892 Holztafeln mit griechischen und demotischen
Inschriften, griechische und küfische Papyri und Pergamente, prächtige Gewandstoffe mit Stickereien in
Gobelintechnik, C. Wessely verschiedene Homer-Fragmente. 7 Aus dem Besitze J. Krall’s wurde 1899
eine schöne Sammlung von Ostraka erworben, die er bei seinem Aufenthalt in Ägypten 1885 zustande¬
gebracht hatte. 8
Als die Expedition der Wiener Akademie der Wissenschaften nach Südarabien ging, ergriff J.Karabacek
diese Gelegenheit, um C. Graf Landberg mit dem Ankäufe von arabischen Papyri zu betrauen, den
dieser im Herbste 1898 in Kairo durchführen konnte. 9 Es gelang ihm, einige tausend Papyri und Papiere
zu erwerben, die, nach der häufigen Erwähnung von el-Usmünejn in ihnen zu schließen, wohl aus
diesem Orte stammen dürften. Das Papyrusmaterial dieser Stücke zeichnet sich vielfach durch große
Feinheit, einen eigenartigen braunen Farbton und Glätte aus, wie ich es unter den Stücken des alten
Bestandes der Sammlung nur sehr selten angetroffen habe. Damit war der letzte größere Ankauf
abgeschlossen.
1 G. Schweinfürth: ZGE 22 (1887), S. 66, 08, 78. Vgl. auch A. Erman, Die Herkunft des Faijumpapyrus: Hermes 21
(1886), S. 587.
2 C. Wessely: ÖMFO 40 (1914), S. 97. Die dort enthaltenen Angaben konnte ich nach mündlichen Mitteilungen
ergänzen, die mir C. Wessely am 9. April 1918 zukommen ließ. Vgl. auch C. Wessely, Une Notice relative a la colonie juive
ä Arsinoe en Egypte: Actes du XIVc Congres international des Orientalistes Alger 1905 (Paris 1907), S. 17f.
3 J. Böck, Papyrus Erzherzog Rainer: Centralblatt f. d. öst.-ung. Papierindustrie 3 (1885), S. 168.
4 MÖM NF 1 (1886/87), S. 58 f.
b ÖMFO 13 (1887), S. 74. National-Zeitung (Berlin), 39. Jahrg. n<> 619 vom 5. Nov. 1886. MPER 1 (1886/87) S 1°9
« MÖM NF 3 (1890/91), S. 369, 5 (1894/95), S. 76.
7 Diese Angaben entnehme ich zum Teil einem Entwürfe zu einem Bericht aus dem Nachlasse J. Karabacek’s, der wie
die anderen schapirographicrten Originalbcrichte, die in MÖM und ÖMFO abgedruckt wurden, für eine dieser Eilschriften bestimmt
war, aber nicht zur Veröffentlichung gelangte, zum Teile den Akten der Nationalbibliothek.
8 Akt no 710 ex 1899 der Nationalbibliothek.
9 C. Graf Landberg, Die südarabische Expedition der Kaiscrl. Akademie der Wissenschaften in Wien (München 1899), S. 10.
Die neben griechischen euch tausende arabischer Stücke zählende Sammlung, die in Schachteln unteigebrach« ist, ist erst im
I-aufe der Zeit unter den griechischen Beständen der Papyrussammlung, die von C. Wessely verwaltet wurden, zum Vorschein
gekommen und auf meine Veranlassung durch Dr. Th. Seif in die orientalische Abteilung übertragen worden.
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b) Die wissenschaftliche Bearbeitung der arabischen Stücke der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer.
7
Am 18. August 1899 ging die Papyrussammlung als Geburtstagsgeschenk des Erzherzogs Rainer
für die Hofbibliothek in den Besitz Kaiser Franz Josefs über. Zwei Tage vorher war J. Karabacek
zum Direktor der Hofbibliothek ernannt worden und konnte nun auch hier wieder seinen künstlerischen
Geschmack bei der Ausgestaltung der Räume der Sammlung betätigen, die im zweiten Stocke des an
die Augustinerkirche stoßenden Traktes der Hofbibliothek untergebracht wurde. Die Übersiedlungs¬
arbeiten zogen sich noch in das Jahr 1900 hinein.
Karabacek hat auch weiterhin noch für Neuerwerbungen gesorgt, allerdings nur für sein eigenes
Forschungsgebiet. Die aus dem Fonds der Akademie der Wissenschaften durch C. Graf Landberg
erworbenen Papyri waren noch 1899 in die Sammlung gekommen. 1911 erwarb Prof. Dr. Hermann
Junker eine ganze Anzahl von Ostraka, darunter auch zehn arabische, in Edfü für die Sammlung und
außerdem noch eine Reihe koptischer Papyri. 1 * * Eine Schachtel mit arabischen Papyri und Papieren, die
H. Junker 1914 in Kairo kaufte, wird zurzeit noch bei der Akademie der Wissenschaften in Wien
verwahrt. Bei der Erweiterung der Hofbibliothek zur jetzigen Nationalbibliothek wurde die Papyrus¬
sammlung, die nun seit Ostern 1921 in zwei Abteilungen — eine griechische und eine orientalische —
geschieden ist, im anschließenden Friedrichpalais auf der Augustinerbastei untergebracht
b) Die wissenschaftliche Bearbeitung der arabischen Stücke der Sammlung
Papyrus Erzherzog Rainer.
Was in Berlin sowohl wie in Wien am meisten an den Papyrusfunden aus dem Fajjüm aufflel,
war deren sprachliche Mannigfaltigkeit. Die Stücke sind mit Texten beschrieben, die nicht etwa einem
Alphabete oder einer Sprache, sondern den verschiedensten Alphabeten und Sprachgruppen angehören.
So wies bereits im Jahre 1879 der Berliner Anteil an diesem Funde acht Sprachen mit ihren entsprechenden
Alphabeten auf (Griechisch, Lateinisch, Ägyptisch, Koptisch, Pahlawi, Hebräisch, Syrisch, Arabisch),*
während in Wien zuerst nur fünf Sprachen (Griechisch, Koptisch, Pahlawi, Arabisch und Hebräisch)
durch die Funde vertreten waren.* Nach diesen Sprachen wurden die Stücke zuerst sortiert, soweit
dies möglich war. War doch der Fund von el- Fajjüm zunächst nur eine chaotische Masse von allen
möglichen Beschreibstoffen, in allen möglichen Sprachen, und die einzelnen Stücke waren oft in einem
Zustande, der fürs erste überhaupt nicht erraten ließ, daß es sich dabei um Urkunden handeln
könne. Schöne, gesiegelte Stücke fanden sich nur vereinzelt, die große Masse bot einen trostlosen
Anblick. Zerrissen, zerfetzt und zerknittert, als lose Blätter, die oft der Wurm benagt hatte oder die bis
zur Unkenntlichkeit entstellt waren, zu Röllchen gewickelt oder zu harten, mit Erdreich oder Mörtel
bedeckten Knäueln geballt, zum Teil noch mit Bast- und Wollfäden umwunden oder am linken Rande
mit Wollfäden zu Heften zusammengenäht, 4 aber auch bereits geglättet und zwischen Papier gelegt
— sogenannte papyrus en chemise — so waren die Schriftstücke einer langen Reihe von Generationen
der alten Krokodilsstadt zu uns gekommen. Es galt nun vor allem, den Stücken ihre frühere Gestalt
wiederzugeben, sie zu entfalten, zu glätten, vom Sande, Schmutz und Erdreich zu reinigen und aus
Tausenden von Fragmenten die zusammengehörigen herauszusuchen. Diese Arbeit, die wohl die meisten
Anforderungen an die Geduld des Forschers stellt, hat J. Karabacek auf sich genommen, der in der
Folge unter Mitwirkung von D. H. Müller, D. Kaufmann und G. Bickell die Stücke der semitischen
Gruppe und die Pahlawi-Stücke zur Bearbeitung übernahm, während die griechischen C. Wessely, die
ägyptisch-koptischen J. Krall zufielen. Karabacek suchte die gerollten und gefalteten Stücke anfangs
durch Erweichen über heißen Wasserdämpfen aufzuwickeln, ging aber sehr bald zum nassen, kalten
l Akt n° 1061 ex 1911 der Nationalbibliothek.
* Th. Mommsen: Monatsberichte d. K. preuß. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1879 (Berlin 1880), S. 501 Anm. 1 R. Lepsius:
Jahrb. d. K. preuß. Kunstsammlungen 1 (1880), S. XXXI.
« J. Karabacek: DAW 33 (1882), S. 209.
4 Vgl. J. Karabacek: DAW33 (1882), S.213, 239, Die Theodor Giarschen Funde, S. 11, MÖM 18 (1883), S.564; W.R. v. IIartel,
Über die griechischen Papyri Erzherzog Rainer, S. 24; G. Schweinfürth: ZGE 22 (1887), S. 66. Ein Teil der arabischen und
hebräischen Stücke befand sich noch io diesem Zustand, als ich die Leitung der orientalischen Abteilung der Papyrussammlung
übernahm. Zum Teil handelte es sich dabei um jene Erwerbungen, die erst nach 1893 gemacht und noch in Blechkassetter.
untergebracht waren.
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1. Rückblick auf die Geschichte der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer.
Verfahren über, wie es bereits G. Travers in Ägypten geübt hatte. 1 So wurde in angestrengter Arbeit in
das anfängliche Chaos Ordnung gebracht, die zerknüllten, geballten und zerknitterten Stücke entfaltet, die
zu Röllchen gefalteten und gesiegelten Urkunden aufgewickelt und daraus oft außerordentlich wichtige
Texte gewonnen.
Zugleich mit dieser vorbereitenden Arbeit schritt Karabacek an die Inventarisierung. Der ganze
erste Fajjümer Fund wurde zum Teil unter Glas, zum Teil in Papierumschläge gelegt und mit fortlaufenden
roten Nummern versehen.* Bereits im Jahre 1882, also annähernd zur gleichen Zeit mit C. Wessely’s
Prolegomena (siehe S. 3 Anm. 3), konnte J. Karabacek fünf arabische Papyri (PERF n° 597, 695, 782, 789,
811) veröffentlichen 3 und hatte im Frühjahr 1883 die Sichtung, Konservierung und Entzifferung der ihm
zugefallenen Stücke so weit gefördert, daß er an die Ausstellung von Proben des ersten Fajjümer Fundes
schreiten konnte. Aber nicht nur diesem hatte seine rastlose Arbeit gegolten, auch die Textilien, die
Theodor Graf aus den Gräbern des Köm el-'Azäme geholt, hatte er so weit bearbeitet, daß sie, gereinigt,
zugerichtet und nach ihrer Herstellungsart, Verwendung und stofflichen Zusammensetzung bestimmt, zur
Schau gestellt werden konnten. So wurde die Ausstellung der Theodor GRAF’schen Funde, die
J. Karabacek mit feinem Geschmack zu einer der besten im österreichischen Museum zu gestalten
gewußt hatte, in dessen Vortragssaal und Saal IX sie untergebracht war, bereits am 27. März 1883
eröffnet. Karabacek faßte die wichtigsten Ergebnisse seiner Beschäftigung mit diesen Funden in einem
Vortrage 4 zusammen, den er bei Eröffnung der Ausstellung hielt und legte die Früchte seiner Arbeit
i Vgl. A. Bauer: ZAG 1 (1884), S. 210. J. Karabacek: DAW 34(1882), S. 214 beschreibt den Vorging wie folgt: »Man
lege die Rolle zwischen zwei dichte Lagen stark feuchter, doch gut ausgewundencr Flanelltücher und sehe vorsichtig zu, bis die
obersten Lagen entsprechend weich und biegsam geworden, was alsbald geschieht. Nun beginne man behutsam, soweit die Wirkung
der eingedrungenen Feuchtigkeit es zuläßt, mit der Abwicklung, welche dann, falls der Papyrus keine besonderen Klebestoffe
enthält, um so leichter fortgeht, als man sehr bequem die trockenen Lagen des vor sich hinzulegenden Röllchens fortwährend
mit dem feuchten Flanell bedeckt halten kann. Dasselbe Verfahren ist mit Vorteil auch bei den schon geöffneten, aber verkrüppelten
oder runzeligen Blättern anzuwenden: ein paar Augenblicke des Verweilens derselben zwischen den Flanelltüchern genügen, um die
Glättung zwischen zwei Glastafeln vornehmen zu können.« Ein etwas anderes Verfahren empfiehlt G. Schweinfurth: ZGE 22 (1887),
S. 66 f.; nach ihm ist das Papyrusstück in kaltes Wasser zu legen, dem durch behutsames Heben und Lüften der Falten auch
der Zutritt zu den inneren Teilen vielfach eingeschlagener Konvolute zu ermöglichen ist, bis der Papyrus gänzlich ausgebreitet
auf dem Wasser schwimmt, der dann gespült, geschwenkt und mit einem weichen Pinsel abgefegt wird. Das aus dem Wasser
genommene Stück wird auf Löschpapier ausgebreitet, geglättet und zwischen nachträglich zu wechselnden Fließpapierlagen getrocknet
Freilich eignen sich, wie ich beobachten konnte, nicht alle Papyri für diese Methoden. Manche werden durch nasse Behandlung
brüchig und dunkeln stark nach, wiewohl die Schrift dabei meist stark hervortritt. Recht gute Erfahrungen machte ich auch mit trockener
Behandlung der Papyri. Lediglich die Falten werden mit dem Finger, an dem etwas Feuchtigkeit haftet, leicht überstrichen und
lassen sich nun mühelos ausbreiten. Dies Verfahren hat auch C. Wessely mit gutem Erfolge durchgeführt. Bringt man den
Papyrus dann sofort unter Glas, so ist er in kurzer Zeit geglättet. Die Arbeit erfordert freilich große Vorsicht. Am schwierigsten
sind jene Stücke zu behandeln, die schon am Fundorte unter Feuchtigkeit gelitten haben, da sie morsch und brüchig zu uns
gekommen sind. Mit Geduld lassen aber auch sie sich erhalten. Über die beiden gefährlichsten Schädlinge der Papyri, den
Schwamm und die Kristalle, hat J. Karabacek in MPER 1 (1886/87), S. 117f. gehandelt
* Vgl. die Konkordanz dieser roten Nummern mit den Ausstellungsnummem von 1883, den jetzigen Inventamummem und
den Nummern im Führer am Schlüße von Bd. II.
3 J. Karabacek: DAW 33 (1882), S. 215—242. Hier sowohl (S.209) wie auch in seinem Vortrage Die Theodor GraTschen
Funde in Ägypten (1883), S. 10, ferner in MÖM 18 (1883), S. 394, 19 (1884), S. 2, und in ÖMFO 11 (1885), S. 160 hat J.Karabacek
die Ansicht vertreten, daS der Papyruslund von el-Fajjüm ein (Provinzial)archiv vorstelle, bzw. aus einem solchen stamme. Er
T. *“ dieSem SCWUSSe dUrCh in " er * Merkmal * der Urkunden ’ "«• *• B- «rchhralische Registraturvennerk., gelangt A. Bauer
schlot sich in seinem Aufsätze in der Beilage z. Allgem. Zeitung n« 104 vom 14. IV. 1883 und ZAG 1 (1884), S 218
dieser Ansicht an. Auch A. Erman hat sie anfangs in DLZ 4 (1883), Sp. 1265 stillschweigend angenommen, »ich aber dann
zusammen mit G. Schwe.neurth durch eigene Anschauung an Ort und Stell, davon überzeugt, d.6 der Fund nicht aus einem
Provmzialarchive stammte, sondern aus den Trümmerhügeln des alten Ai-sinn? „«h .«inan e u
vel Hermes 21 (iRfm q *qq w u aes a,ten Arsmoe und seinen Mullhaufen hervorgezogen wurde;
Faiiümer Fund als eine Art äff tr h u t J artel, ber die griechischen Papyri Erzherzog Rainer, S. 25 betrachtete den
Erman" und Schwe‘J^r^ üh ^ d “ ^ und Gau " chiv und Karabacek hat trotz
gehalten gIIll P Fi. S , * AusfÜhrUn .* en auch * PERF S. XII an seiner ursprünglichen Ansicht fest-
irroBe Menvan „„„ p ■ y * memt ’ daB Ka * ai,aceks Ansicht wahrscheinlich insofern ein Körnchen Wahrheit enthält, als
sfÄ” rr™ ——Ur.
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b) Die wissenschaftliche Bearbeitung der arabischen Stücke der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer.
9
außerdem in einem ausführlichen »Katalog der Theodor Graf sehen Funde in Ägypten« 1 2 nieder. Den
beiden Gruppen, die diese Funde bilden, entsprechend, beschreibt der erste Teil des Katalogs die
textilen Gräberfunde des III. bis IX. Jahrhunderts n. Chr. (n° 1—455), der zweite, der den Papyrusfund
von el-Fajjüm (V. bis X. Jahrhundert n. Chr.) behandelt, bringt unter den Nummern 456—750 eine
Auswahl aus den wichtigsten Urkundengruppen, Briefen und literarischen Texten des ersten Fajjümer
Fundes, darunter 107 arabische Papyri, 19 arabische Papiere, 12 Pahlawi-Urkunden und 3 hebräische
Papyri.
Als dann der erste Fajjümer Fund in den Besitz Erzherzog Rainer’s übergegangen und damit
Wien erhalten geblieben war, konnte die wissenschaftliche Erschließung dieses Schatzes mit erneuter Kraft
am österreichischen Museum fortgesetzt werden, und J. Karabacek erstattete nun vom 1. März 1884 an bis
zum 15. Oktober 1886 neun anfangs ziemlich rasch aufeinanderfolgende Berichte über den Fortgang der
Arbeit, die in den Mitteilungen des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie und in der
österreichischen Monatsschrift für den Orient erschienen und zum Teil auch von anderen Zeitschriften
abgedruckt wurden.* Nach dem ersten Berichte waren bis zum März 1884 schon 1500 Papyri geordnet
und bestimmt, aus dem zweiten entnehmen wir, daß bis zum 1. Juni 1884 über 1000 Stück, darunter
25 Urkunden mit Originalsiegel, entziffert waren, aus dem fünften, daß bis 15. November 1884 200 Papyri
unter Glas gebracht waren. Karabacek hatte nämlich die beiderseits beschriebenen präparierten Papyri
zwischen zwei Glasplatten von bestimmter Größe gebracht, die mit schmalen Streifen am Rande
zusammengeklebt waren. Auf der Rückseite unbeschriebene Stücke hatte er leider auf dünnem weißen
Karton aufgeklebt, der zwei Glasplatten zum Schutz erhielt. Diese Glastafeln wurden in vier großen
Kästen untergebracht, von denen drei je zwölf Fächer enthielten, einer acht einfache und zwei Doppel¬
facher, von denen jedes 20 Tafeln in einem auf Rollen laufenden, gezähnten Gestell aufnahm, so daß
im ganzen 920 Tafeln untergebracht werden konnten, abgesehen von jenen Stücken, die in Vitrinen
ausgestellt waren.
Die Früchte seiner Forschung trug Karabacek auch vom Vortragstische aus in die Öffentlichkeit.
Im Wintersemester 1884/85 hielt er am 22. Jänner im österreichischen Museum für Kunst und Industrie
einen Vortrag über den Papyrus Erzherzog Rainer, nach dem die Sammlung damals bereits 30.000 Stücke
in neun Sprachen zählte. 5 Am 18. November 1885 sprach Karabacek in der Numismatischen Gesellschaft
über die Anfänge des islamischen Münzwesens und die Papyrusprotokolle, deren etliche auch ausgestellt
waren, 4 auf dem 1886 in Wien tagenden VII. internationalen Orientalistenkongresse über »Paläographische
Ergebnisse aus dem arabischen Papyrus Erzherzog Rainer«. 5 Am 29. Mai 1889 faßte dann Karabacek
in der feierlichen Sitzung der Akademie der Wissenschaften die Ergebnisse aus den Papyrus Erzherzog
Rainer in einem Vortrage zusammen,® aus dem wir (S. 98) entnehmen, daß Karabacek damals die
Sammlung auf etwa 100.000 Papyri und über 20.000 Papiere schätzte. Daß erstere Summe zu hoch
gegriffen ist, zeigt die von mir gegebene Übersicht.
i MÖM 18 (1883), S. 394—405 (no 1—113), 421—432 (n<> 114—207), 445—454 (n° 208—286), 474—479 (n<> 287—344),
494—498 (no 345—373), 517—521 (no 374—409), 541—543 (n® 410—422), 562—568 (no 423—750). Der Katalog ist auch
im selben Jahre in Sonderabdruck im Verlage des österreichischen Museums für Kunst und Industrie ausgegeben worden. Vgl. die
Konkordanz der arabischen Stücke dieser ersten Ausstellung mit den roten Inventamummem des ersten Fajjümer Fundes, den
jetzigen Inventamummem und den Nummern des Führers am Schlüsse von Bd. II.
* I: MÖM 19 (1884), S. 63f. ÖMFO 10 (1884). S. 95f. Vgl. auch Berliner philologische Wochenschrift 4 (1884), Sp. 344—346.
II: MÖM 19(1884), S. 132—134, ÖMFO 10(1884), S. 152. III: MÖM 19 (1884), S. 183f., ÖMFO 10(1884), S. 172. IV: MÖM 19
(1884), S. 199—201, ÖMFO 10 (1884), S. 211. V: MÖM 19 (1884), S. 277—279, ÖMFO 10 (1884), S. 279f. VI: MÖM 20 (1885),
S. 437f., ÖMFO 11 (1885), S. 138. VII: ÖMFO 11 (1885), S. 159—165, 179—186. VIII: MÖM. 20 (1885), S. 527f. IX: ÖMFO 12
(1886), S. 188.
3 MÖM 19 (1884), S. 206. Vgl. den Bericht im Lokal-Anzeiger der Presse, 38. Jahrg. Beilage zu n° 24 vom 24. Jänner 1885.
Eine genaue Aufstellung über den damaligen Stand der Sammlung gab Karabacek in seiner Besprechung von L. Stern, Faijumische
Papyri im Ägyptischen Museum zu Berlin: ÖMFO 11 (1885), S. 113.
4 Monatsblatt der Numism. Gesellsch. in Wien 1885, S. 1141.
3 Berichte des VII. internationalen Orientalisten-Congresses (Wien 1889), S. 55. Nach W. R. v. Härtel, Über die griechischen
Papyri Erzherzog Rainer, S. 64, umfaßte die Sammlung im Jahre 1886 weit über 40.000 gezählte Stücke.
e Die feierliche Sitzung der k. Akad. d. Wiss. (Wien 1889), S. 93—116.
2
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10
1. Rückblick auf die Geschichte der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer.
Übersicht über die Bestände der Papyrussammlungen von Wien und Berlin . 1
Berlin
Wien
Wien
Bezeichnung der Stücke
1885
1885
1022
Arabische
5—600
gegen 4000
Ostraka 10
Linnen 28
Papyri 18.274
Pergamente 320
Papiere 28.000
Hebräische
22
23
Papyri 44
Pergamente 28
Leder 3
Syrische
3
2
Papyri 3
Pergamente 4
Pahlawi
gegen 100
über 300
Papyri 375
Pergamente 167
Leder 30
Hieroglypbische
1
1
Hieratische
>
5
1 47
Demotische
gegen 40
10
837
Koptische
300
an 1000
5.003
Griechische
gegen 2500
gegen 15.000
15.860
Griechisch-arabische
Stempelschrift (Protokolle)
gegen 50
an 200
407
Tachygraphische
7
über 200
301
Lateinische
3
34
30
Koptisch-arabische Geheimschrift
10
6
0
Papiere VIII.—X. Jahrhundert. 2
162
Zeichnungen und Malereien
61
208
Summe
3636
21.004
70.063 3
1 Ich hatte die Absicht, den Stand der Berliner Papyrussammlung vom Jahre 1885 mit dem heutigen Stande zu vergleichen,
wie ich es für die Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer getan habe. Prof. Dr. W. Sciiubart teilte mir auf meine Anfrage mit,
dafi die Papyrussammlung der staatlichen Museen zu Berlin gegenwärtig ungefähr 13.000 inventarisierte Stücke umfaßt, jedoch
noch viel ungesichtetes Material des Präparators harrt. Ein Überblick über die Verteilung dieser Summe auf die einzelnen von
mir angeführten Rubriken ist zurzeit nicht möglich, da die Stücke ohne Rücksicht auf ihre sprachliche Zugehörigkeit mit fort¬
laufenden Eingangsnummern versehen wurden und noch nicht durchwegs nach Sprachen gesondert werden konnten.
2 Die Zahl der Papiere aus dem angeführten Zeiträume läßt sich noch nicht überblicken.
3 Bei dieser Summe ist zu beachten, daß die unter der Bezeichnung Protokolle, Zeichnungen und Malereien zusammen-
gefaßten Stücke zum Teil zu den griechischen, zum Teil zu den arabischen Inventamummern gehören, die tachygraphischen
unter die griechischen, die Stücke mit koptisch-arabischer Geheimschrift unter die arabischen Inventamummem aufgenommen
sind, so daß sie für die Berechnung der Endsumme ausscheiden. Bei der Inventarisierung der orientalischen Abteilung der
Wiener Papyrussammlung wurden wertlose Bruchstücke nicht in dos Inventar aufgenommen, sondern gesondert aufbewahrt.
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b) Die wissenschaftliche Bearbeitung der arabischen Stücke der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer. 11
Auch wenn man alle, selbst die kleinsten und wertlosen Fragmente mitzählt, dürfte diese Zahl
nicht zu erreichen sein. 1 Der aus dem Vollen schöpfende Forscher hat hier wohl in seiner Freude
nicht das richtige Maß gefunden. Das zeigt sich auch in der Überschätzung des Wertes des Einzelstückes,
dem Karabacek a. a. O. auf alle Fälle den Wert des Unikums beimaß.
So ist es auch begreiflich, daß schon frühzeitig der Plan auftauchte, die Sammlung in großzügiger
Weise durch die Veröffentlichung in würdiger Form zugänglich zu machen. Bereits zu Ende des
Jahres 1884 ließ sich Karabacek einen Voranschlag für die Publikation eines Corpus Papyrorum Rainen
von der österreichischen Staatsdruckerei ausarbeiten, 1 und im folgenden Jahre schritt man bereits an die
Herausgabe des ersten Bandes.® War damit das Erscheinen der von C. Wessely bearbeiteten griechischen
Texte gesichert, so mußte vor allem auch die große Masse der bis dahin ja nur in wenigen Stücken
bekannten arabischen Papyri zur Publikation drängen, und es war ein glücklicher Gedanke, auf den zweiten
Band mit koptischen Texten J. Krall's als dritten arabische Texte folgen zu lassen. Nach dem S. 6
Anm. 7 erwähnten ungedruckten Bericht über den Papyrus Erzherzog Rainer sollte dieser dritte
Band des Corpus 350 arabische Urkunden aus dem VII. bis X. Jahrhundert n. Chr. enthalten. Der Druck
ging neben dem der Mitteilungen aus der Sammlung der Papyrus Erzherzog Rainer her, die den
Mitarbeitern des Corpus Gelegenheit zur Veröffentlichung von Aufsätzen und Vorarbeiten über die Papyri
1 Noch höher sind die von R. Beer, Der Papyrus Erzherzog Rainer: ZFB 1 (1807/08), S. 575 mitgeteilten Zahlen. Er zählt
hier unter den 130.000 Stücken der Sammlung 70.000 griechische, 30.000 arabische, 5000—8000 koptische, 50—60 lateinische,
auf S. 573 gibt er die Zahl der Papiere auf 20.000 an. Ein Inventar der Sammlung hat Karabacek nicht angelegt, nur der
erste Fajjümer Fund und die arabischen Papiere wurden von ihm fortlaufend numeriert, letztere bis 8500. Als Karabacek dann
den Führer durch die Ausstellung zusammenstellte, erhielten die einzelnen Stücke neue Inventamummem, wobei jeder Beschreibstoff
seinen eigenen Numerus currens hatte, z. B. Inv. Ar. Pap. n<> 12016 (Papyrus), Inv. Ar. Perg. n<> 0 (Pergament), Inv. Ch. Ar. n<> 2
(Papier), Inv. Ar. L. n<> 19 (Leinwand). Die von Karabacek gegebenen Zahlen konnten aber, da eine tatsächliche Durch¬
zählung aller Stücke nicht vorlag, natürlich nur fiktive sein, das heißt, das ausgewählte Stück bekam, falls es nicht schon eine
Nummer hatte, eine freigcwählte »Inventarnummer«, wobei oft recht hoch gegriffen wurde. Da Karabacek sich hiebei aber
mehrmals auch nicht an schon vorhandene Nummern hielt, so weisen nun einzelne Stücke mehrere Inventamummem auf.
PERF n° 82 z. B. gehört zum ersten Fajjümer Funde und trug hier die rote Nummer 1273, erhielt aber dann die Nummern 41 und 1276.
Als Karabacek das Stück in den Führer aufnahm, erhielt der Papyrus die Inventamummer 4006, trägt also jetzt mit der Führer¬
nummer fünf Signaturen, zu denen als sechste noch die Nummer 182 in der ersten Ausgabe des Führers kommt Wären von
Karabacek Konkordanzen seiner verschiedenen Zählungen aufgestellt worden, so wäre dies belanglos. Da dies aber nicht der
Fall war, mußte ich, schon weil in der Literatur die Stücke von Karabacek selbst oft unter den alten Nummern angeführt
sind, die Konkordanz selbst hersteilen. Hiezu boten die mit den alten Nummern versehenen Umschläge, auf denen Karabacek den
Inhalt der eingelegten Stücke mit kurzen Angaben charakterisiert hatte, ein wertvolles Hilfsmittel, das freilich manchmal im Stich
läßt, wenn der Nummer keine oder nur ganz allgemeine Angaben folgen. So konnte der erste Fqjjümer Fund zum großen Teil
wieder rekonstruiert werden, da es sich hier nur um rote Nummern handelte und viele Papyri noch in den alten Umschlägen
stecken. Jene Stücke des ersten Fajjümer Fundes, die von J. Karabacek aus den alten Umschlägen genommen und 1884 unter
Glas gebracht wurden, um dann 1891 wieder aus den Glastafeln herausgenommen und in die Ausstellung aufgenommen zu
werden, konnten freilich nur zum Teil als einstige rote Nummern identifiziert werden, soweit alte Umschläge mit Inhaltsangaben
vorhanden waren. Und doch wäre gerade hier Vollständigkeit sehr erwünscht gewesen, schon um den Fundort festzustellen. Zwar
hat Karabacek eine große Anzahl von Papyri mit den Siglen P I—IV und PS 93 für die einzelnen Käufe versehen, aber oft
fehlen auch solche Angaben, so daß wir jetzt nicht wissen, woher das Stück stammt Oft waren ganze Pakete von Papyri unsigniert
und ohne Bezeichnung des Fundorts, der so erst aus inneren Merkmalen der Urkunden, wie Nennung von Ortsnamen, dem Dialekte
der mit den arabischen Papyri untermischten koptischen Stücke usw. erschlossen werden kann, wobei jedoch stets eine gewisse
Unsicherheit vorwaltet, ob die Stücke dann auch tatsächlich miteinander am betreffenden Orte gefunden wurden, oder nicht von
zweiter und dritter Hand aus verschiedenen Funden zusammengemischt sind. Dazu kommt noch, daß Hunderte von arabischen
Papyri, darunter zahlreiche vollständige Stücke, vielleicht deshalb, weil einige griechische Buchstaben daraufstehen, ja auch viele
rein arabische von C. Wessely unter die griechischen Papyri aufgenommen und vielfach in den griechischen Fonds eingerechnet
wurden. Dadurch wurde die Übersicht über die arabischen Bestände ganz außerordentlich erschwert, und es wird noch jahrelange
Arbeit nötig sein, um alle Stücke, die nicht in die griechische Abteilung gehören, aus dieser in die orientalische zu übertragen.
So sind z. B. etwa 100 arabische Protokolle, die von Karabacek in einer Schachtel zusammengelegt worden waren, von
C. Wessei.y zu etwa 80 byzantinischen Protokollen gelegt und mit den Inventamummem G. 25025—25105 versehen worden.
Zum Glück kam ich noch rechtzeitig, freilich knapp vor dem Druckbeginne dieses Bandes, auf diese eigenartige Inventarisierung
und konnte die Stücke dort einreihen, wo sie hingehören. Leider ist aber nun dadurch, daß sie aus ihrem ursprünglichen
Zusammenhänge gerissen wurden, bei vielen die Angabe ihrer Herkunft verlorengegangen. Auf ähnliche Weise wird sich auch
das Verschwinden von arabischen Stücken, die noch Karabacek Vorlagen, erklären. Sie sind wahrscheinlich in die griechische
Abteilung gewandert und zurzeit unauffindbar,* da C. Wessely bei der Umsignierung keine Konkordanz der alten, von Karabacek
aufgetragenen Inventamummem mit den von ihm den Stücken gegebenen neuen Nummern hergestellt hat
* Akt n<> 4819 der Staatsdruckerei in Wien vom 13. XII. 1884.
3 ÖMFO 11 (1885), S. 138. MÖM 20 (1885), S. 438, 382.
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1. Rückblick auf die Geschichte der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer.
bieten sollten. Die beiden ersten Hefte des ersten Bandes erschienen gerade recht, um von Karabacek
dem 1886 in Wien tagenden Orientalistenkongresse gewidmet zu werden, 1 * und hier legte er auch
Probedrucke der zu einem Bande vereinigten 71 Lichtdrucktafeln arabischer und griechischer Papyri
vor, die er im dritten Bande des Corpus zu behandeln dachte und die in den Jahren 1885 bis 1888
fertiggestellt wurden, wie aus den Imprimatur-Korrekturen Karabacek’s hervorgeht. 3
Schon im Jahre 1891 war mit der Eröffnung der neu aufgestellten Sammlung auch die Ausgabe
eines Führers durch die Ausstellung in Aussicht genommen worden. 8 Im selben Jahre hatten bereits
die Vorarbeiten für diesen Führer eingesetzt, den Karabacek in Verbindung mit C. Wessely und
J. Krall ausarbeitete. Der erste Teil wurde 1892, wie die Widmung besagt, zu Ehren des IX. inter¬
nationalen Orientalistenkongresses in London als Manuskript gedruckt 4 * Er enthielt eine Auswahl aus
jenen Stücken, die die zwei Jahre später zur Eröffnung der Sammlung erschienene Ausgabe des Führers
bringt. 6 Erst 1895 erschien dann der erste Band des Corpus Papyrorum Raineri fast gleichzeitig mit dem
zweiten Bande. 6 Obwohl aber schon in den Jahren 1894—1896 etwa 336 Nummern des dritten Corpus-
bandes gesetzt waren — freilich oft ohne Übersetzung und durchwegs ohne Kommentar —, so blieb
doch, trotz wiederholter Betonung der Wichtigkeit des Erscheinens gerade dieses Bandes, das Corpus mit
seinen ersten beiden Bänden ein Torso, und doch hatte C. Wessely schon 1885—1886 genügend Stoff
für zwei weitere griechische Bände geliefert. 7 Auch die »Mitteilungen« wurden nach dem im Jahre 1897
erschienenen sechsten Bande nicht mehr fortgesetzt, obzwar für einen siebenten Band zwei zum Teil
schon gesetzte Beiträge aus der Feder Karabacek’s Vorlagen. 8 C. Wessely hat in Erkenntnis der
Aussichtslosigkeit weiteren Zu Wartens vom Jahre 1901 an seine »Studien zur Paläographie und Papyrus¬
kunde« herausgegeben, von denen bis jetzt 22 Bände erschienen sind, und konnte für die Ver¬
öffentlichung der griechischen Texte sorgen und nach J. Krall’s Tode (26. April 1905) im Aufträge
der Direktion auch koptische Bestände heranziehen. Die Bearbeitung der arabischen Papyri blieb nach
wie vor in den Mappen Karabacek’s, der nur gelegentlich, wie z. B. in seiner Abhandlung über die
arabischen Papyrusprotokolle, 9 Stücke aus der Sammlung mitteilte.
Das mehrfache Drängen der Staatsdruckerei auf endliche Herausgabe des arabischen Corpusbandes
veranlaßte dann 1912 Karabacek, sich in seinem Schwiegersöhne Dr. Karl W. Hofmeier einen tüchtigen
Mitarbeiter heranzubilden. Bereits im folgenden Jahre konnte Hofmeier durch seinen ersten Beitrag
zur arabischen Papyrusforschung, 10 der auf dem Wiener Material aufgebaut war, unsere Kenntnis des
arabisch-ägyptischen Steuerwesens erheblich erweitern. Hofmeier 11 * plante in diesen Beiträgen eine
Reihe von Untersuchungen und Studien zu veröffentlichen, die teils auf die Publikation der arabischen
Urkunden aus der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer, deren ersten Band er in nächster Zeit
erscheinen lassen wollte, vorbereiten, teils dieselben begleiten sollten. Auch dieser Band, der in der
Hauptsache Papyri enthielt, die auch Karabacek in sein Corpus aufgenommen hatte, 13 blieb auf
11 Druckbogen mit 40 Urkunden beschränkt, die Hofmeier ausarbeiten konnte. 13 Der Krieg riß ihn
i Berichte des VII. internat. Orientalistenkongrcssus (Wien 1880), S. 126.
3 Vgl. auch Akt n<> 5073 ex 1005 der Staatsdruckerci.
5 MÖM NF 6 (1801), S. 360.
4 Papyrus Erzherzog Rainer, Führer durch die Ausstellung, I. Teil, Wien 1802. Vgl. C. Wessely: ÖMFO 40(1014), S. 08.
6 Papyrus Erzherzog Rainer, Führer durch die Ausstellung, mit 20 Tafeln und 00 Textbildcrn, Wien 1804.
* Corpus Papyrorum Raineri Archiducis Austriae Vol. I Griechische Texte, herausgegeben von Carl Wessely, I. Band
Rcchtsurkunden, unter Mitwirkung von Ludwig Mitteis, Wien 1805. Vol. II Koptische Texte, herausgegeben von Jakou Krall,
I. Band Rechtsurkunden, Wien 1805.
7 ÖMFO 40 (1014), S. 08.
8 Akt n° 5073 ex 1005 der Staatsdruckerei. Die beiden Aufsätze behandelten Älteste Zcugdruckc (10 Seiten) und Arabische
Epistolographie: Das Falten und Rollen, Die Adresse (11 Seiten).
9 Zur orientalischen Altertumskunde von J. v. Karabacek. II. Die arabischen Papyrusprotokollc. (Mit 5 Tafeln und
20 Abbildungen im Texte): SBAW 161/1 (1008), S. 1 — 103.
10 Beiträge zur arabischen Papyrusforschung von Karl W. Hofmeier. I. Das System arabischer Stcucrverrcchnung im
0. Jahrhundert n. Chr.: Islam 4 (1913), S. 07—120.
» A. a. O., S. 07 Anm. 1.
i* Siehe die Übersicht am Schlüsse von Bd. II.
13 Das Tafelmaterial — 52 Lichtdrucktafeln — für den ersten Bond liegt fertig vor. Auch von diesem sind die meisten
Stücke schon von Karahacek 1885—1888 in Lichtdrucken wiedergegeben worden.
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b) Die wissenschaftliche Bearbeitung der arabischen Stücke der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer.
13
mitten aus dem Schaffen; im September des Jahres 1915 ist Hofmeier in den Karpathen gefallen, ln
ihm hatte Karabacek eine wertvolle Stütze verloren und mußte nun wieder selbst an die Aufnahme der
Arbeit denken. Er wollte nun als erstes Heft des ersten Bandes die arabischen Papyrus-Protokolle und
die die Eroberung Ägyptens durch die Araber behandelnden Urkunden samt Kommentar herausgeben. 1 2
Diese beiden Urkundengruppen, die ja gar nichts miteinander zu tun hatten, waren wohl deshalb aus¬
gewählt worden, weil die Vorbereitungen zur Veröffentlichung gerade dieser Stücke verhältnismäßig
am weitesten gediehen waren und die Texte selbst ja noch aus dem Jahre 1894—1896 Vorlagen.
Allein diese selbst unterblieb. Karabacek schied am 14. März 1917 aus der durch 18 Jahre von ihm
geleiteten Palatina und wandte seine ganze Arbeitskraft nun jenem Gebiete zu, das ihn in den letzten
Jahren immer enger an sich gefesselt hatte, der islamischen Kunstgeschichte.
Den letzten der von ihm veröffentlichten Papyri (PERF n°574) hat er in seine letzte Arbeit, die
knapp vor seinem Tode (+ 9. Oktober 1918) erschien, aufgenommen* und so den Plan für die Anlage
der arabischen Bände des Corpus Papyrorum Raineri, das unter so glänzenden Auspizien begonnen
worden war, mit sich ins Grab genommen. Nur zwei flüchtig hingeworfene Brouillons geben eine
Vorstellung davon, wie er sich seinerzeit, abgesehen von seinem 1916 gefaßten Plane, den Inhalt des
ersten Bandes dachte. Die Einleitung zum Textbande sollte zunächst die Umstände des Fundes und
den Umfang des Wiener Bestandes besprechen, soweit der bisherige Überblick es gestattete, belegt durch
die griechischen und arabischen Jahreszahlen der Stücke. Es sollte dargetan werden, daß der Fund aus
einer Archiv-Bibliothek stammt, wie weit diese reichte und wann sie zugrunde ging, in welcher Form
die Stücke gefunden wurden (mit Abbildungen der knollenartigen Stücke usw.) und in welcher Weise
sie wiederhergestellt, von Kristallen und Schimmel befreit wurden, die museale Einrichtung der Papyri,
die Katalogisierung, die Karabacek regestenartig zu gestalten dachte, die Fälschungen (mit Abbildungen),
und endlich sollte die bereits entstandene Literatur aus seiner eigenen, aus Hartel/s, Wessely’s und Krall’s
Feder erwähnt werden. Darauf sollte Allgemeines besprochen werden; zunächst die Beschreibstoffe.
I. Papyrus. Hier sollte die Erzeugung unter Beigabe von Pflanzenbildem, des Papyrusstemes
PERF n° 25, und des Papyrussiegels aus Flechtwerk PERF n° 18 behandelt, dreischichtige, gröbste, feine
Stoffe, womöglich unbeschriebene Flächen sollten nebeneinander abgebildet werden, dann sollten die Fabriken
unter den Arabern besprochen, die Signaturen (Protokolle) abgebildet, die Größe, Formate, Preise, der
Handel mit Papyrus, die Fabrikationsplätze, das Falten, Siegeln (mit Abbildungen der Tonsiegel und
des geflochtenen Siegels), das Siegelmaterial und Bastband behandelt — von gerollten und gesiegelten
Papyri sollten Abbildungen gegeben werden —, auf deren Eigentümlichkeiten, wie Adreßzeichen usw.
eingegangen und endlich über die Tinte, Federn, Palimpseste gesprochen werden. Hierauf sollten
II. auch die anderen Beschreibstoffe: Leder (mit Abbildung eines großen Stückes), Leinwand,
Pergament (mit Abbildung einer Qur’änhandschrift), Papier (mit Abbildung des jüngsten Stückes vom
Jahre 953/4 n. Chr. = PERF n° 992) zur Darstellung gelangen. Außerdem gedachte Karabacek die Tran¬
skription zu besprechen und gegen die Vorschläge der Genfer Kommission Stellung zu nehmen. Die
Einleitung zum Tafelbande sollte sich vor allem mit technischen Fragen der Zurichtung der Papyri
und ihren Schädlingen befassen.
Die meisten der hier angeregten Punkte hat Karabacek selbst in verschiedenen seiner Arbeiten,
besonders in den Mitteilungen und im Führer, später auch in seiner Abhandlung über die arabischen
Papyrusprotokolle und seinem unveröffentlichten Aufsatze über die arabische Epistolographie (siehe S. 12
Anm. 8) erörtert. Daß er aber tatsächlich ernstlich daran dachte, die angeführten Punkte im Corpus zu
besprechen, zeigen die uns vorliegenden Tafeln, von denen eine die Abbildung ungesiegelter und
gesiegelter Papyrusrollen bringt, eine andere zu Knäueln und Bündeln geformte, zerrissene und ver¬
knitterte Papyri, wie sie von Ägypten nach Wien kamen. Ich bin einzelnen Anregungen dieses
Publikationsplanes Karabacek’s im 3. Kapitel dieser Einführung gefolgt, in dem ich die allgemeinen
Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik bespreche. In J. Karabacek’s Nachlaß fand sich
1 Akt n<> 2853 ex 1810 der Staatsdruckerei.
2 Abendländische Künstler zu Konstantinopel im XV. und XVI. Jahrhundert. I. Italienische Künstler am Hofe Muhammcds II.
des Eroberers 1451—1481 von Josef von Karabacek (mit 9 Tafeln und 55 Textbildem): DAW 02/1 (1918), S.07—09. Auch
hier noch — S. 08 — behält sich Karabacek die paläographische Würdigung des Stückes für seinen ersten Band des Corpus
Papyrorum Raineri vor.
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2. Überblick über die bisherigen Veröffentlichungen arabischer Stücke.
noch manche Notiz, die in diesem Rahmen zu verwerten war und das umfangreiche, von mir selbst
gesammelte Material in glücklicher Weise ergänzte. Daß Karabacek’s geistiges Eigentum hiebei durch¬
wegs als solches kenntlich gemacht wurde, versteht sich von selbst.
Es erübrigt nun noch, über die von Karabacek für den dritten Band des Corpus ausgewählten
Texte der Sammlung zu sprechen. Ich kann mich hier kurz fassen, da das Verzeichnis der Corpus-
nummern Karabacek’s am Schlüsse des zweiten Bandes ohnehin eine genaue Vorstellung vom Inhalte
vermittelt. Wie man sehen wird, sind hier literarische Texte, Rezepte, Briefe, Protokolle, Erlässe, Steuer¬
urkunden verschiedenster Art neben Urkunden des Privatrechts, kurz Proben aus allen möglichen
Gebieten des öffentlichen und privaten Lebens in einem Bande vereinigt. Vor zwanzig, ja noch vor
zehn Jahren hätte eine solche Veröffentlichung einen Markstein in der arabischen Papyrologie bedeutet
und als eine Art von Papyruschrestomathie der Wissenschaft gewiß neue Jünger gewonnen. Heute ist
das sowohl von Karabacek wie auch von Hofmeier hinterlassene Material nicht mehr in der Form
zu veröffentlichen, wie es beide Gelehrte zu tun gedachten. Das bedarf der näheren Begründung, und
hiezu muß etwas weiter ausgeholt werden.
2. ÜBERBLICK ÜBER DIE BISHERIGEN
VERÖFFENTLICHUNGEN ARABISCHER STÜCKE.*
Als Silvestre de Sacy* im Jahre 1825 die beiden ersten arabischen Papyri, die nach Europa
kamen, veröffentlichte und damit den Grundstein zur arabischen Papyrologie legte, da hatte für die
arabische Paläographie und Diplomatik eine neue Ära begonnen. Wohl mußte der Blick noch am ein¬
zelnen Papyrus haften bleiben, aber neues, ungeahntes Material war erschlossen und damit waren der
Forschung auch neue Probleme gestellt worden. Schon zwei Jahre später konnte Silvestre de Sacy
zwei weitere Papyri in Übersetzung, beziehungsweise im Auszuge veröffentlichen, die aus der
Sammlung H. Salt’s in den Besitz des Königs Ludwig XVIII. von Frankreich gekommen waren, und
bei dieser Gelegenheit neuerdings auf das Problem der Entstehung und Entwicklung der arabischen
Schrift eingehen. 5 Einer dieser Papyri — ein Paß vom Jahre 133 d. H. — wurde dann von
J. B. Silvestre 4 mit der Lesung Reinaud’s wiedergegeben und ging auch in die von Sir F. Madden
veranstaltete englische Ausgabe des Werkes über. 5 Das Stück kam dann ins British Museum und
wurde von W. Wright zugleich mit einer Quittung aut Pergament samt Umschrift und Übersetzung
veröffentlicht. 6 In den Jahren 1878 bis 1879 teilte dann E. T. Rogers einen Papyrus aus seiner
Sammlung und zwei von H. Brugsch erworbene Papyri in Übersetzung mit, 7 und 1880 folgten die
beiden von O. Loth herausgegebenen Fajjümer Papyri. 8 Im Jahre 1882 veröffentlichte dann J. Karabacek
1 In dieser Übersieht sind die Veröffentlichungen von Protokollen nicht einbegriffen, da hierüber ausführlich in Bd. I, 2,
S. XIII—XV gesprochen wird. Auch sind nur zur Gänze veröffentlichte Stücke angeführt, blofi teilweise zitierte nicht berücksichtigt.
* Memoire sur quelques papyrus ecrits en arabe et rccemment decouverts en Egypte: Journal des Savans 1825,
S. 462—473, MIRF 9 (1831), S. 66—85 (mit 2 Tafeln).
* Nouveaux aperfus sur l’histoire de l’ecriture chez les Arabes du Hidjaz: JA 10 (1827), S. 209—231.
4 Paleograpbie universelle, Collection de Facsimile d’ecritures de tous les peuples et de tous les temps tires des plus
authentiques documents de l'art graphique, cbartes et manuscrits existant dans les archives et les bibliotheques de France,
d’Angleterre, d'Allemagne et d'Italie publies d’aprcs les modeles ecrits, dessines et peints sur les licux memes par Silvestre
et accompagnes d'explications historiques et descriptives par Champollion Figeac et Aime Champollion fils, graves
par Girault dedie ä Ml Jh. M«. Massani de Rome, Paris 1839. Premiere partie. Peuples Orientaux, Taf. 1 zu 190—192.
3 Universal Palaeography: or, Fac-similes of writings of all nations and periods, copied from the most celebratcd and
authcntic manuscripts in the libraries and archives of France, Italy, Germany, and England, by J. B. Silvestre. Accom-
panied by an historical and descriptive text and introduction, by Champollion-Figeac and Aime Champollion, Fils.
Translated from the French, and edited, with corrections and notes, by Sir Frederic Madden I (London 1850), S. 84 f.
6 The Palaeographical Society, Facsimiles of Manuscripts and Inscriptions (Oriental Scrics) cd. by William Wright,
London 1875—1883, Taf. 5, 34.
7 Siehe S. 4. The Academy 14 (1878), S. 244, 16 (1879), S. 177.
R Siehe S. 4 Anm. 5.
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2. Überblick Uber die bisherigen Veröffentlichungen arabischer StUcke
15
die ersten fünf Papyri der Sammlung Theodor Graf , 1 1884 die Übersetzung von PERF n° 763 9 und
PER Inv. Ar. Pap. 5557 * Im Jahre 1886 veröffentlichte er PERF n° 839 und 656, 4 1887 zwölf Stücke, zum
Teil mit Abbildungen, 5 im folgenden Jahre weitere zwei Stücke. 8 D. S. Margoliouth veröffentlichte
dann 1893 zwei arabische Papyri der Bodleiana, 7 Karabacek siebenunddreißig neue Stücke der
Wiener Sammlung im Jahre 1894 im Führer durch die Ausstellung, 8 zum Teil in Lichtdruck meist
aber in Übersetzung.
Im selben Jahre erschienen auch zwei arabische Papyri in A. Merx’s 9 Documents de paleographie
hebralque et arabe, S. 55—57 und Taf. 7. Dann folgte 1896 die Veröffentlichung von PERF n° 823
durch J. Karabacek 10 und die Herausgabe des ersten Heftes der arabischen Urkunden der Museen zu
Berlin durch L. Abel mit vierzehn Urkunden, dem 1900 das zweite Heft mit weiteren acht Urkunden
folgte, 11 so daß im ganzen zweiundzwanzig Texte aus der Berliner Sammlung bekanntgemacht wurden.
Zwei bilingue (griech.-arab.) Texte teilte dann B. P. Grenfell und A. S. Hunt 18 1897 mit Abbildungen
von zwölf arabischen Papyri, Lederstücken und Pergamenten aus der Bibliotheque Khediviale in Kairo
gab dann 1905 B. Moritz . 18
All das wurde aber übertroffen durch C. H. Becker’s 14 Veröffentlichung arabischerund arabisch-
griechischer Papyri, die 1906 erfolgte. Hier wurden zweiundzwanzig Papyri der Sammlung Schott-
Reinhardt in Heidelberg und zwölf Papyri der Universitätsbibliothek in Straßburg, sämtliche aus der
Kanzlei des Statthalters Qurra b. Sank, geboten. Als Nachtrag hiezu veröffentlichte C. H. Becker 15 im
selben Jahre elf weitere Papyri aus der Kanzlei des Qurra b. §arik, die zum Teile Ergänzungen der
schon veröffentlichten Stücke aus dem Londoner Bestände des Aphroditofundes darstellten. Hier wurden
auch sechs schon seinerzeit von Moritz abgebildete Papyri aus Kairo neuerdings behandelt Zwei Papyri,
darunter ein Protokoll, veröffentlichte L. Caetani in Lichtdruck zu seinem Artikel Origine della Scrittura
araba. 18 Ein Jahr später konnte C. H. Becker 17 hiezu noch einen Qurra-Papyrus aus dem Berliner Museum
veröffentlichen und P. Casanova 18 elf arabische Stücke aus dem Ägyptischen Museum in Kairo der
Wissenschaft erschließen, die aus dem Fajjüm, Mit Rahme und Behnesä stammen. Durch D.S. Margoliouth 19
1 Siche S. 8.
* ÖMFO 10 (1884), S. 172. MÖM 19 (1884), S. 183.
* ÖMFO 10 (1884), S. 280. MÖM 19 (1884), S. 278.
4 MPER 1 (1886/87), S. 126.
* Das arabische Papier: MPER 2/3 (1887), PERF n® 667 (S. 102), 978 (S. 160), Ihv. Ch. Ar. 8035 (S. 161), PERF n® 889
(S. 162), Inv. Ar. P. 3102 (S. 162), PERF n® 996 (S. 162), Inv. Chart. Ar. 7850 (S. 164), PERF n® 1075 (S. 165 f.), 1092 (S. 167),
Inv. Chart. Ar. 2096 (S. 168), PERF n® 1181 (S. 169), Inv. Ar. P. 13812 (S. 174).
« Neue Quellen zur Papiergeschichte: MPER 4 (1888), PERF n® 983 (S. 80), PERF n® 641 (S. 107).
7 Siehe S. 4 Anm. 7.
8 PERF n® 77 (Tafel 4), 618, 625, 631, 649, 653, 659, 663, 668 (Taf. 14), 670 (Übersetzung und Tat. 14), 687, 698, 700,
708, 727, 728, 729, 730, 741, 760, 777, 790, 791, 792, 810, 840, 848, 856, 883, 946 (Übersetzung und Autotypie), 948, 954
(Übersetzung und Autotypie), 1014 (Taf. 18), 1121 (Taf. 19), 1143, 1323 (Autotypie), Inv. Ar. L. 19, S. 228 (Übersetzung und
Autotypie). Zum zweiten Male veröffentlicht sind hier: PERF n® 763, 782, 788, 789, 811, 983, 1092, 1181.
9 Vgl. J. Karabacek: WZKM 8 (1894), S. 293f.
1® Die Involutio im arabischen Schriftwesen: SBAW 135/5 (1896), S. 24f.
u Ägyptische Urkunden aus den Königlichen Museen zu Berlin, herausgegeben von der Generalverwaltung, Arabische Urkunden.
I. Band, I. Heft, Berlin 1896, I. Band, II. Heft, Berlin 1900. Vgl. J. Karabacek: WZKM 11 (1897), S. 1—21.
l* Greek Papyri Ser. II, New classical fragments and other Greek and Latin Papyri (Oxford 1897) n® 105f., S. 154—156.
13 Publications of the Khedivial Library, Cairo n® 16. Arabic Palaeography. A collection of arabic texts from the first
Century of the Hidjra tili the year 1000 (Kairo-Leipzig 1905) Taf. 43, 101—106, 112—116. Taf. 100 enthält drei Protokolle.
Vgl. J. Karabacek: WZKM 20 (1906), S. 131—148.
14 Papyri Schott-Reinhardt I mit Unterstützung des Großherzoglich-Badischen Ministeriums der Justiz, des Kultus und
Unterrichts, herausgegeben und erklärt von C. H. Becker. Mit 12 Tafeln in Lichtdruck, Heidelberg 1906 (Veröffentlichungen a. d.
Heidelberger Papyrussammlung III). N® 21 Ist ein bilingues Protokoll.
13 Arabische Papyri des Aphroditofundes: ZA 20 (1906), S. 68—104.
1® Annali deU’Isläm vol. II. tom. I (Milaiio 1907) neben S. 696 und 704.
17 Papyrusstudien I: ZA 22 (1908), S. 149—152.
15 Note sur des papyrus arabes du Musee Egyptien: ASAE 9 (1908), S. 193—203.
i» Select Arabic Papyri of the Rylands Collection, Manchester: Florilegium Melchior de Vogüe (Paris 1909), S. 407 —417.
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2. Überblick über die bisherigen Veröffentlichungen arabischer Stücke.
und W. E. CRUM 1 2 3 wurden uns dann 1909 auch die ersten arabischen Papyri aus der Rylands Collection
in Manchester zugänglich gemacht. Ersterer veröffentlichte acht Papyri, letzterer sechs Papyri und
zwei Papiere zum Teil mit Tafel, beziehungsweise Faksimile. Vier medizinische Stücke teilte E. Seidel*
in den Jahren 1910—1912 mit. Im selben Jahre veröffentlichte B. Moritz zu seinem Artikel »Arabische
Schrift« in der Enzyklopädie des Islam I (1910) auf Tafel 2, 3, 6 drei weitere Papyri aus der Bibliotheque
Khediviale in Kairo, darunter einen Qurra-Brief und ein arabisches Protokoll. Im Jahre 1911 konnte
C. H. Becker mit def Veröffentlichung von fünfzehn Papyri des Aphroditofundes® den Schlußstein zu
seiner Edition der Qurra-Urkunden legen. Hier sind elf Stücke zum ersten Male veröffentlicht, vier waren
schon bekannt, konnten aber erst hier richtig zusammengesetzt oder ergänzt werden. Dann trat in der
Veröffentlichung arabischer Papyri eine längere Pause ein, bis 1918 Karabacek wieder nach langer Zeit
einen Papyrus aus der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer mitteilte. 4 Zwei Jahre darauf konnte ich drei
weitere Papyri dieser Sammlung, darunter zwei aus dem I. Jahrhundert d. H. als Beigabe zu meinem
Aufsatze »Konnte Muhammed lesen und schreiben?« in Lichtdruck der Forschung zur Verfügung stellen. 5
So sind bis jetzt etwas mehr als zweihundert arabische Texte auf Papyrus, Pergament, Leder oder Papier
aus dem Boden Ägyptens der Forschung erschlossen worden, zu denen noch rund 90 Protokolltexte
aus arabischer Zeit kommen, die ich im zweiten Teile dieses Bandes S. XIII—XV zusammengestellt habe. 6
Wie man aus den bisherigen Veröffentlichungen arabischer Papyri ersieht, galt das Interesse der
Forscher vor allem deren Inhalte, den Texten an sich oder der äußeren Erscheinung der Stücke; die
Form kam fast nie zu ihrem Rechte.
Für Silvestre de Sacy waren seine Papyri in erster Linie in schriftgeschichtlicher Beziehung
wichtig und erst in zweiter Linie kam der geschichtlich bedeutende Inhalt zur Geltung.
Auch bei O. Loth trat die paläographische Betrachtung stark in den Vordergrund, die in den
Arbeiten von J. B. Silvestre, W. Wrigiit, A. Merx, B. Moritz und L. Caetani zum Endziele wurde.
Für J. Karabacek kam vor allem der Inhalt in Betracht, er suchte die von ihm behandelten Stücke
in einen historisch antiquarischen Rahmen zu stellen, ihm war die geschichtliche Auswertung der
Stücke die Hauptsache, die damit sozusagen nur als Illustrationsmaterial in diesem Rahmen erscheinen.
E. Seidel wählte nur für sein Forschungsgebiet interessante Stücke aus, E. T. Rogers, L. Abel und
I). S. Margolioütii erschlossen aus den ihnen zugänglichen Sammlungen eine Auswahl von Stücken,
wie dies auch Karabacek in seinem Papyrusfunde von el-Faijüm getan hatte. F. G. Kenyon, J. Krall,
P. B. Grenfell, W. E. Crum und H. I. Bell hatten arabische Texte nur soweit aufgenommen, als sie
sich auf griechischen oder koptischen Stücken fanden.
Dazu kommt noch, daß die Veröffentlichungen der Stücke an einzelne Sammlungen gebunden
und damit vom Zufall abhängig waren, der bei ihrer Auffindung und Erwerbung obwaltet hatte. Wie
wir schon oben S. 4 gesehen haben, sind nun solche Papyrusfunde dadurch, daß sie zumeist in den
Handel kamen, oft auf mehrere Sammlungen verteilt, so daß zusammengehörige Stücke jetzt in
verschiedenen Sammlungen untergebracht sind und ebensoviel Spürsinn als Geduld dazu gehört, das
Zusammengehörige wieder zu vereinigen und aus zwei, drei und mehr verstreuten Bruchstücken die
ganze Urkunde herzustellen. Hiezu ist aber nicht nur Scharfsinn und Finderglück erforderlich, sondern
auch die Schulung in jener Methode der Urkundenbearbeitung, die die mittelalterliche Urkundenlehre
ausgebildet hat Diese drei Eigenschaften vereinigt C. H. Becker in sich, dem wir, zusammen mit
H. I. Bell, die Erschließung der Korrespondenz des Statthalters Qurra b. Sank verdanken. 7 Nicht nur
in seinen einzelnen Veröffentlichungen der Qurra-Urkunden, sondern auch in seiner Entgegnung auf
1 Catalogue ot thc Coptic Manuscripts in the Collection of the John Rylands Library Manchester (Manchester 1909)
n° HO (S. 63), 309 (S. 144), 372 (S. 174), 377 (S. 170), 388, 390 (S. 180), 401 (S. 183), 404 (S. 235).
2 Medizinisches aus den Heidelberger »Papyri Schutt-Reinhardt« I-IV: Islam 1 (1910), S. 145—152, 238—203, 2 (1911),
S. 220—231, 3 (1912), S. 273—291. Hier sind PSR 70, 707, 709, 711 behandelt, PSR 70 ist in Lichtdruck beigegeben.
3 Neue arabische Papyri des Aphroditofundes: Islam 2 (1911), S. 245—268.
4 Siche S. 13 Anm. 2.
5 Museion, Veröffentlichungen aus der Nationalbibliothek in Wien, Programmbuch (Wien 1920), S. 9, 30—33, Taf. 2
6 Bei obiger Zusammenstellung habe ich von kurzen, wenige Worte umfassenden arabischen Beischriften auf griechischen
oder koptischen Urkunden, wie sie J. Krai.l, CPR II n« 102 und 228, F. G. Kenyon, Greek Papyri in the British Museum
Facsimiles I, III, Taf. 100, 96, W. E. Crum, CMRL n° 214 (S. 105), veröffentlicht haben, abgesehen.
7 Siehe S. 15.
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3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
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J. Karabacek’s Arbeit über die arabischen Papyrusprotokolle 1 hat er das ganze ihm zugängliche
Urkundenmaterial zusammengetragen, verwertet und übersichtlich dargestellt und damit für die arabische
Papyrologie bahnbrechend gewirkt. Er hat gezeigt, daß das einzeln auftauchende Stück, die einzelne
Sammlung nicht von vornherein als etwas Selbständiges anzusehen und zu veröffentlichen ist, sondern
ihre Veröffentlichung erst dann an Wert gewinnt, wenn sie alle erreichbaren Stücke einer Gruppe, die
entweder aus einer Kanzlei stammen oder einem Aussteller ihre Entstehung verdanken oder inhaltlich
zu einer Gruppe gehören, zusammenfaßt. Daß diese Arbeitsweise das Verständnis des einzelnen Stückes
sowohl wie auch ganzer Urkundengruppen auf das nachhaltigste fördert, ist ohne weiteres klar. Aus ihr
ergibt sich aber auch als notwendige Folge, daß nicht die Auswahl von einzelnen Stücken, wie sie
J. Karabacek und K. W. Hofmeier zu veröffentlichen planten und wie sie uns Karabacek in
seinem Führer durch die Ausstellung Papyrus Erzherzog Rainer vorführte, den Anforderungen der
Wissenschaft genügen kann. Denn eine solche Auswahl kann erst dann wirklich von Wert sein,
wenn alle Urkundengruppen, ja überhaupt alle Arten von Texten durch typische Beispiele vertreten
sind, und dies konnte bei der von beiden genannten Gelehrten getroffenen Auswahl schon deshalb
nicht zutreffen, weil von ihnen nicht einmal die Wiener Sammlung zur Gänze überblickt und durch¬
gearbeitet werden konnte.* Auch wäre eine solche Auswahl nicht auf eine Sammlung zu beschränken,
da ein Überblick über die Verwaltung, das wirtschaftliche Leben und das Urkundenwesen im
arabischen Ägypten — und darauf käme es doch wohl in erster Reihe an — nur durch die Zusammen¬
fassung aller einschlägigen Stücke zu gewinnen ist, und auch literarische Texte nur dann mit der
nötigen Kritik bearbeitet werden können, wenn das gesamte bekannte und zugängliche Material verwertet
wird. Dies erfordert aber die Durcharbeitung aller Sammlungen, nicht die Beschränkung auf eine einzelne.
Von diesen Erwägungen ließ ich mich leiten, als ich im November 1918, auf eine Anfrage der
Österreichischen Staatsdruckerei, die mir die Leitung des Corpus Papyrorum Rainen übertragen hatte,
das von J. Karabacek im Satz hinterlassene Material als nicht geeignet bezeichnen mußte, den ersten
Band der arabischen Reihe des Corpus Papyrorum Raineri zu bilden, weil es eben nach meiner Auf¬
fassung unmöglich war, eine allen Anforderungen der Wissenschaft genügende Auswahl von Stücken
zu bieten. Diese Auswahl kann erst dann in Frage kommen, wenn eine genügend große Zahl von
Texten bekannt ist. Sie kann und soll als eine Art Chrestomathie und Einführung in die arabische
Papyruskunde nach dem Vorbilde von L. Mitteis’ und U. Wilcken’s Arbeit die Veröffentlichung der
Bestände der einzelnen Sammlungen abschließen, aber heute sind wir noch weit davon entfernt, diese
Arbeit leisten zu können. Läge es doch viel näher, an eine Zusammenfassung aller arabischen Papyri in
einem großangelegten Corpus Papyrorum Arabicorum zu denken, das mir als Aufgabe für die Zukunft
vorschwebt, und als dessen Vorstufe ich auch die mit diesem Bande begonnene Veröffentlichung auffasse.
Diese gedenke ich so einzurichten, daß ich aus dem Bestände der Sammlung zunächst das ganze
Urkunden- und Aktenmaterial und sonstiges inhaltlich Einschlägiges herausgreife, während Stücke lite¬
rarischen Inhalts und Privatbriefe in Dr. Theodor Seif ihren Bearbeiter finden sollen.
3. ALLGEMEINE BEGRIFFE UND GRUNDLAGEN
DER ARABISCHEN DIPLOMATIK.
a) Allgemeine Begriffe.
Bevor ich nun auf die Grundsätze, die die Herausgabe der Urkunden bestimmten, eingehe, wird
es vielleicht nützlich sein, die Grundbegriffe der Urkundenlehre in ihrer Anwendung auf die arabischen
Urkunden zu erörtern. 8
1 Das Lateinische in den arabischen Papyrusprotokollen: ZA 22 (1908), S. 166—193.
2 Große Bestände arabischer Papyri konnten erst in allerletzter Zeit von mir aus der griechischen Abteilung der Papyrus¬
sammlung in die orientalische Abteilung übertragen werden (siehe oben S. 6 Anm. 9, 11 Anm. 1) und etwa hundert Pakete mit
Papyri, die in Papierumschlägen lagen, sind von beiden Gelehrten zum Teil gar nicht, zum Teil nur flüchtig durebgesehen worden.
8 Sehr gute Dienste leisteten mir hiebei neben A. Giry’s Manuel de Diplomatique (Paris 1894) O. Redlich’s Einleitung zur
Urkundenlehre in Below und Meinecke's Handbuch der mittelalterlichen und neueren Geschichte Abt. IV, I (München 1907),
S. 17—36, sowie die Arbeiten von L. Schmitz-Kallenberg, H. Steinacker und R. Thommen in A. Meister’s Grundriß der
3
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3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
Den literarischen Texten stehen als eine eigene Gruppe von schriftlichen Aufzeichnungen die
sogenannten Schreiben (litterae, «-*5^ kntub, Sg. kitdb) gegenüber, deren Arten nachstehende Übersicht
veranschaulicht.
Schreiben (litterae)
mit Rechtsinhalt ohne Rechtsinhalt (epistolae)
Urkunden Akten (acta)
Diplome (diplomata) Mandate (mandata)
Alle schriftlichen Aufzeichnungen eines Ausstellers, die in mehr oder weniger festgesetzten Formen
abgefaßt sind, gleichgültig, ob sie nun an eine bestimmte Person oder an die Allgemeinheit gerichtet
sind, bezeichnet man als Schreiben. 1 Den Gegenstand der Diplomatik bilden aber- nur die Schreiben
mit Rechtsinhalt, nicht die Briefe. Diese Einschränkung des Gegenstandes der Diplomatik ergibt sich
aus den nachfolgenden Begriffsbestimmungen der verschiedenen Arten von Schreiben.
1. Der Brief (epistola, kitdb) ist die schriftliche Äußerung eines Ausstellers, die immer in
festgesetzte Formen gekleidet erscheint, jedoch kein Rechtsgeschäft behandelt. Das Wesen des Briefes
ist also nur durch die Form bestimmt
2. Der Akt ist eine in festgesetzten Formen abgefaßte schriftliche Aufzeichnung über ein Rechts¬
geschäft, es mangelt ihm gegenüber der Urkunde lediglich die Zeugniskraft. Zielt er auf die Ausfertigung
einer Urkunde ab, so bezeichnet man ihn als Vorakt.
3. Die Urkunde kitdb) ist das schriftliche, in festgesetzten Formen abgefaßte Zeugnis über
ein Rechtsgeschäft.
Sofern eine Urkunde in die Form eines Befehls an einen oder mehrere bestimmte Empfänger gekleidet
ist, nennt man sie Mandat (mandatum, Jft, sigill, cifUXtov), ist sie an die Allgemeinheit gerichtet, Diplom
(diploma, wtSj kitdb). Ein Zweifel bezüglich der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe könnte wohl nur bei
Rechnungs- und sonstigen Geschäftsbüchern von Privaten aufkommen, die, sofern ihnen Zeugniskraft
innewohnt, zu den Urkunden, im anderen Falle zu den Akten zu rechnen sind.
Alle Schreiben, mögen sie nun Briefe, Akten, Diplome oder Mandate sein, zerfallen in
a) öffentliche, das heißt solche, die von öffentlich-rechtlichen Personen ausgestellt sind, die natürliche
oder juristische Personen sein können, und
b) private, das heißt jene, die von Privatpersonen ausgestellt sind.
Aus der Beziehung der Urkunden zum Recht erwächst noch eine zweite Unterteilung,
nämlich die in
a) Beweisurkunde (notitia, hugga) und
ß) Geschäftsurkunde (carta).
Erstere ist das schriftliche Zeugnis über eine durch Formalakt oder mündliche Erklärung vorge¬
nommene Rechtshandlung, deren Vollziehung sie im Falle späterer Bestreitung als geschehen erweisen
soll, und zwar entweder unmittelbar und für sich allein vermöge der öffentlichen Glaubwürdigkeit des
Herstellers (öffentliche Urkunde im juristischen Sinne), oder aber mittelbar durch Erleichterung des
Beweises mittels Aussage und Eid des Urkundenproduzenten und der Zeugen (Privaturkunde im
juristischen Sinne). Die Geschäftsurkunde ist jene Urkunde, die nicht nur als Beweismittel, sondern
Geschichtswissenschaft I (Leipzig 1006), S. 131—266. H. Steinacker hatte die Liebenswürdigkeit, mir die Korrekturbogen der
zweiten Auflage seiner Lehre von den nichtköniglichen (Privat-)Urkunden vornehmlich des deutschen Mittelalters, die auch auf die.
Papyri Bezug nimmt, zur Einsicht zu überlassen. Manchen wertvollen Wink zur Methodik der Urkundenausgabe verdanke ich
auch Herrn Dr. Emil Wallner an der Nationalbibliothek in Wien, der sich zurzeit eingehend mit den Urkunden der Kreuzfahrer¬
staaten beschäftigt.
1 Diese allgemeine Bezeichnung für »Schreiben«, die ebenso für ein Buch wie für die Urkunde und den Brief verwendet
wird, erinnert an das deutsche boc, das gleichfalls Buch und Urkunde bezeichnet In der Verbindung s —(kitdb sigill).
»Intabulierungsurkunde« (PERF n<> 967 e , 984 s , PER Inv. Ar. P. 1085 a ) und lAj (kitdb bar da), »Quittungsurkunde«
(PERF n<> 670 2 , 765 a ) tritt der allgemeine Begriff, den darstellt, klar zutage.
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a) Allgemeine Begriffe.
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auch zugleich dazu dient, das beurkundete Rechtsgeschäft zu vollziehen, also das gewollte Rechts¬
verhältnis nicht nur beweist, sondern auch begründet
Die Personen, die mit dem Urkundenakt in Beziehung stehen, können als Urheber, Aussteller,
Schreiber, Zeugen und als Empfänger beteiligt sein. Jene Person, von der die beurkundete Rechts¬
handlung ausgeht, gleichviel, ob sie an der Herstellung der Urkunde persönlich mitgewirkt, sie selbst
geschrieben oder unterschrieben hat, oder nicht, gilt als Urheber. Aussteller der Urkunde ist jene
Person, in deren Namen und auf deren unmittelbaren Auftrag die Urkunde hergestellt wird. Der Schreiber
ist jener, der das Schreibergeschäft besorgt, falls der Aussteller die Urkunde nicht eigenhändig ausfertigt.
Die in der Urkunde angeführten Zeugen bezeugen nicht die Urkunde, sondern das Rechtsgeschäft
Der Empfänger ist jene Person, für die die Urkundenausstellung erfolgt und die daher
die zum Abschluß des Rechtsgeschäftes oder zum Beweise dafür dienende Urkunde empfängt
Es ergibt sich in der Praxis, daß auf der einen Seite gelegentlich mehrere dieser Funktionen in
einer Person vereinigt sind, andererseits wieder mehrere Personen dieselbe Funktion übernehmen.
So können gelegentlich zwei, ja auch mehrere Personen als Aussteller erscheinen, wenn das
beurkundete Rechtsgeschäft sich auf sie erstreckt. Die Steuerquittung PERF n° 725 r z. B. ist von zwei
Beamten gesiegelt, in PERF n° 554 wenden sich zwei Leute aus Onne an den Pagarchen Flavios
Christophoros. Noch häufiger sind mehrere Personen als Empfänger der Urkunde genannt. So beinhaltet
PERF n° 784 eine Quittung für Sulajmän b. Dä’üd und Zubajda Ibnat Zajd, durch PERF n° 573
bestätigen zwei Beamte den Empfang von Steuergeldem an Chael und die Leute der Ortschaft Porios,
ebenso bestätigt in PERF n° 570 Menas den Bewohnern des Dorfes Kerkesuchos Oros den Empfang von
Grundsteuern, die älteste arabische Urkunde PERF n° 558 wendet sich an zwei Pagarchen, PERF n° 624
richtet sich an die gesamten Bewohner der Küra Ehnäs. Der Urheber braucht nicht selbst bei Ausfertigung
der Urkunde mitzuwirken, sondern kann sich, wie dies in PERF n° 570 geschieht, vertreten lassen.
Ebenso ist es keineswegs Regel, daß der Aussteller der Urkunde diese selbst schreibt Besonders die
obersten Stellen der Behörden bedienen sich hiezu fast ausnahmslos ihrer Kanzlei. Zweisprachige Urkunden
haben dann auch zwei Schreiber, so z. B. PERF n° 558, 573, 585. Nicht selten geschieht es, daß von
zwei Ausstellern einer für den anderen, der nicht schreiben kann, unterfertigt (PERF n° 554); besonders
bei Zeugenunterschriften ist es durchaus nicht ungewöhnlich, daß einer für einen anderen, oder für zwei
andere seine Unterschrift unter die Urkunde setzt (PERF n° 695n, 698i ? , 757), um ihr Zeugnis zu bestätigen.
Umgekehrt fehlt freilich auch die ausdrückliche Versicherung, daß jemand eigenhändig unterfertigte, nicht,
sondern ist sogar recht häufig in Urkunden zu finden. Neben dem Schreiber erscheint gelegentlich
auch der Kopist (jpÜ, ndsih ), der die Urkunde für das Archiv der Kanzlei abgeschrieben hatte, namentlich
in der Urkunde angeführt. So z. B. in P. Cair. Aphrod. 8, 9, 1 P. Br. Mus. Or. 6231 (1).* Manchmal verrät
freilich nur der bloße Registratur-Vermerk »kopiert« 1 nusthaf) die Tätigkeit dieses Mannes. Daß
auf den Urkunden außerdem noch kurze, schlagwortartige Angaben des Inhalts zu Archivzwecken 4
oder der Kanzlei-Vermerk »richtig« (£?, sahha )* erscheint, sei nur nebenbei bemerkt.
Je nachdem der Aussteller der Urkunde in der ersten Person redend eingeführt wird oder in der
dritten Person auftritt, wird die Urkunde als subjektiv oder objektiv bezeichnet Es ist aber durchaus
nicht selten, daß in einer und derselben Urkunde der Aussteller zuerst von sich in der ersten Person
redet und zum Schlüsse von ihm in der dritten gesprochen wird. 1
i C. H. Becker: Islam 2 (1911), S. 260, 262.
* C. H. Becker: ZA 20 (1906), S. 73.
3 So auf den beiden Legitimationsscheinen v. J. 133 d. H. in MIRF 9 (1831), S. 68—71.
< Z. B. >1 i-5 auf PER Inv. Ar. P. 219.
PERF no 910«, 1317, PER Inv. Chart. Ar. 25661, BAU I n° 14, PSR 611. In PER Inv. Chart Ar. 7850, 11630 steht
in PER Inv. Chart. Ar. 7900^^. Vgl. J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 164, 168; al-MaqrIz!, Kitäb al-Mawa'iz wa-l-ftibur
bi-dikr al-Hifat wa-l-Atar I (Büläq 1270), S.484 10 . Für die Verwendung dieses Vermerkes auf türkischen Urkunden siehe F.Kraelitz,
Osmanische Urkunden in türkischer Sprache aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, ein Beitrag zur osmanischcn
Diplomatik: SBAW 197/3 (1922), S. 40.
« PERF no 698, 759.
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3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
Es kommt auch gar nicht selten vor, daß sich weder der Aussteller noch der Schreiber mit
Namen nennt, 1 * sondern nur der Empfänger genannt wird, wie z. B. in PERF n° 752, 753, 885- Gelegentlich
hat der ungenannte Aussteller nur mit seinem Handzeichen unterfertigt, wie in PER Inv. Ar. P. 2400.
Ganze Gruppen von Urkunden sind aus Kanzleien der Ämter hervorgegangen, in deren Ressort
ihre Ausstellung fiel, wie der Statthalterei und des Schatzhauses in al-Fustä{ oder der Provinzial¬
steuerämter. Es lag im Wesen dieser organisierten Beurkundungsstellen, die Äußerungen der Regierungs-
Verwaltungs- und Rechtstätigkeit ebenso in festgesetzte Formen zu kleiden, wie es schon unter der
byzantinischen Verwaltung üblich gewesen war. Nach der Eroberung Ägyptens durch die Araber
wurde ja zunächst nichts an den bestehenden Verhältnissen geändert. Neu war nur die Verwendung
des Arabischen in den Urkunden, das nun neben das Griechische und Koptische trat. Schon in der
ältesten bilinguen Urkunde aus arabischer Zeit PERF n° 558 (22 d. H. = 643 n. Chr.) überwiegt der
arabische Text inhaltlich und räumlich den griechischen. Er wirkt nicht etwa als Glosse, sondern bringt
Einzelheiten, die im griechischen Texte fehlen. Gleichwohl steht dieser am Anfang der Urkunde. Meines
Erachtens ist aber der arabische Text, obwohl er an zweiter Stelle steht, als Originaltext, der griechische
als Übertragung zu betrachten. Daß diese die Urkunde eröffnet, muß als Zugeständnis an die noch
durchaus griechisch geführte Verwaltung des Landes gewertet werden, an der zunächst nichts geändert
wurde. Aber der Umschwung kam bald. Schon die nächste zweisprachige Urkunde der Wiener Sammlung
PERF n° 573 (57 d. H. = 677 n. Chr.) zeigt eine geänderte Praxis. Hier steht der arabische Text
bereits an erster Stelle, die griechische Übertragung an zweiter, und ebenso auch in PERF n° 585
(75 d. H. = 694 n. Chr.) und 591 (87 d. H. = 706 n. Chr.). Im Jahre 87 d. H. setzte angeblich der
Prinz 'Abd Allah b. *Abd al-Malik als Statthalter von Ägypten das Arabische als Kanzleisprache an Stelle
des bisher gebrauchten Koptischen. 8 Tatsächlich ist PERF n®592 (90 d. H. = 709 n. Chr.) bereits rein
arabisch abgefaßt. Aber auch nach dieser Reform hat man zunächst den Urkunden noch eine griechische
Übersetzung beigegeben. Das zeigen die Qurra-Urkunden vom Jahre 91 d. H. Allein diese wurde, wie
C. H. Becker 3 gezeigt hat, erst in der Hauptstadt der Kura hinzugefügt, von den Zentralstellen in al-Fus(äf
scheinen seit 87 d. H. an die Beamtenschaft nur arabisch geschriebene Urkunden in Verkehr gesetzt
worden zu sein. Eine Sonderstellung nehmen hier die Texte auf den Protokollen der Papyrus¬
rollen ein, die zuerst unter c Abd al-'Aziz griechisch-arabisch abgefaßt, unter seinen Nachfolgern ab¬
wechselnd bald arabisch-griechische, bald griechisch-arabische Textfolge aufweisen und erst unter dem
Finanzlandesdirektor ‘Ubajd Allah b. al-Habhäb ausschließlich arabisch aufgetragen werden. In den Provinz-
ämtem sind auch im II. Jahrhundert d. H. noch rein griechische oder koptische Urkunden ausgefertigt
worden (z. B. PERF n° 91 v. J. 164 d. H. = 780/81 n. Chr.). Das ist erklärlich, da die Beamtenschaft
hier, wie wir schon aus dem Namen schließen können, zum großen Teil aus Nichtarabern bestand,
die das Griechische oder Koptische bei Abfassung der Urkunden noch nach alter Tradition beibehielten,
und da die Empfänger oft nur diese Sprachen beherrscht haben mögen. Erscheint doch noch im
Jahre 345 d. H. (956/57 n. Chr.) ein koptischer Steuerbeamter. 4 5 So dürfen wir uns nicht wundern,
wenn neben der Sprache auch am alten Brauche lestgehalten wurde und die formalen Muster und
Vorbilder vielfach aus der griechischen Verwaltung in die arabische herübergenommen werden. 6 Das gilt
nicht nur für amtliche arabische Urkunden und Akten, sondern wenigstens zum Teil auch für die
1 Der Brauch, daß sich der Schreiber am Schlüsse der von ihm hergestellten Urkunde nennt, geht angeblich aut Ubajj b. Ka'b,
einen der vielen Sekretäre Muhammads, zurück. Vgl. 'All Dede, Mubacjarat al-Awä’il wa-musämarat al-Awäljir (Büldq 1300) S. 2731 f.:
dlP dil) kS°J Cf. 4 ^ Es steht wohl außer Frage, daß eine ganze Reihe
von Nonnen für die Abfassung von Urkunden schon in der Staatskanzlei des Propheten in al-Madina ausgebildet wurde und
nicht nur für die Staatskanzlei seiner Nachfolger, sondern auch für die arabischen Kanzleien in den Hauptstädten der Provinzen
maßgebend wurde. So erklärt sich auch die Übereinstimmung im Eingangs- und Schlußprotokoll einzelner Urkundenformulare der
Papyri mit jenen, die wir aus der Frübzeit des Isldms, ja gelegentlich sogar noch aus mekkanischen Urkunden vor Muhammad
kennen, der wahrscheinlich vielfach selbst auf alte Muster zurückgegriffen haben wird.
8 Al-MaqrIz!, Hitat I, S. 98^, 302 n . Abü-l-Mahäsin, an-Nugüm az-Zähira fi mulük Mi$r wa-l-Qähira ed. T. G. J. Juynboll
ct B. F. Matthes I (Leiden 1855), S. 233 10 . P. Heid. III,’ S. 28.
3 P. Heid. III, S. 28. An die einzelnen Dorfgemeinden werden zweisprachige Formulare ausgegeben; siche ZA 20 (1906), S. 70.
4 Al-Maqr!z1, Hi(at 1, S. 7335f. Über den Einfluß koptischer Schreiber vgl. auch ebenda I, S. 862 ff., 406i5f.
5 Vgl. auch Marian San Nicolö, Die Schlußklauseln der altbabylonischen Kauf- und Tauschverträge: MBZP 4 (1922), S. 32.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 1. Der Beschreibstoff.
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arabischen Privaturkunden, deren Formulare sich teilweise als Übertragungen griechischer oder koptischer
Formulare erweisen. Auch hier waren ja die Schreiber vielfach Kopten, wie uns ihre Namen zeigen. 1
Soviel ich bis jetzt sehe, mußte zwar die Herstellung von Privaturkunden nicht durch Notare erfolgen,
wie dies für die griechischen und koptischen Privaturkunden gesetzlich bestimmt war, aber gerade das
Festhalten am Formular, die Verwendung von Notariatszeichen und der Stil sprechen vielfach für die
Teilnahme geschulter Kräfte an der Urkundenherstellung, mögen dies nun Araber oder Kopten
gewesen sein.
Es liegt in der Natur der Sache, daß die urkundlichen Erzeugnisse einer ordentlich arbeitenden
Kanzlei zu bestimmten Zeiten auch bestimmte Merkmale erkennen lassen, deren Inbegriff wir als
Kanzleimäßigkeit bezeichnen. Eine Urkunde, die dann alle diese Merkmale aufweist, ist kanzleigemäß.
So können wir die Urkunden nach der Art ihrer Herstellung in kanzleimäßige und nichtkanzleimäßige
scheiden. War an der Herstellung der Urkunde nicht die Kanzlei oder das Amt allein beteiligt, sondern
wirkten auch noch andere, außerhalb der Kanzlei stehende oder nicht berufsmäßige Schreiber mit, wie
z. B. der Empfänger oder Gelegenheitsschreiber, so wird der Begriff der Kanzleimäßigkeit eine mehr oder
minder starke Einschränkung erfahren, und bei einer ganzen Anzahl von Privaturkunden, vor allem den
formlosen, nur das Tatsächliche vermerkenden Aufzeichnungen über Rechtshandlungen, die gar nicht
zu förmlichen Urkunden gestaltet werden sollten, wie den Notizen, wird überhaupt nicht von Kanzlei¬
mäßigkeit die Rede sein können. In beiden Gruppen, den kanzleimäßigen sowohl wie auch den nicht¬
kanzleimäßigen, läßt sich die Herstellungsart oft noch weiter bestimmen, je nachdem der Aussteller,
Empfänger oder ein Dritter hiebei beteiligt war, als: Herstellung durch den Aussteller, den Empfänger oder
den Dritten. Freilich werden diese Unterscheidungen vielfach nur in der Theorie möglich, an bestimmten
Fällen aber nicht mit der erwünschten Sicherheit zu machen sein, wie dies schon aus dem S. 19 f.
Angeführten zu ersehen ist, zumal sich für gewisse Gruppen von Urkunden der Schreiber überhaupt nicht
feststellen läßt. Für das Vorhandensein einer Kanzlei und kanzleimäßige Herstellung ist in jenen Fällen,
in denen wir nicht von vornherein durch die handelnden Personen jedes Zweifels enthoben sind, wie
z. B. bei den Urkunden der Steuerämter u. ä., die Übereinstimmung der Urkunden desselben Ausstellers
für verschiedene Empfänger das Entscheidende. Können wir aber in den Urkunden verschiedene Aussteller
für denselben Empfänger oder in den Urkunden des Empfängers als Aussteller für andere Empfänger
eine Übereinstimmung feststellen, so wird man auf nicht kanzleimäßige Entstehung schließen dürfen,
besonders, wenn 7die Hände wechseln oder sich bestimmte Schreiber nicht erkennen lassen. Im ersteren
Falle gibt also der Brauch der Kanzlei, im letzteren die Herkunft der Hand und des Diktates den
Ausschlag.
b) Merkmale der Urkunden.
Jede Urkunde trägt eine Reihe von Merkmalen an sich, die zum Teil am Texte der Urkunde
haften, also auch aus einer genauen Abschrift ersichtlich sind (innere Merkmale), zum Teil aber
nur am Original erkennbar werden (äußere Merkmale).
<x) Äußere Merkmale.
Zu den äußeren Merkmalen gehört:
1. Der Beschreibstoff.
Daß hier vornehmlich der Papyrus in Frage kommt, neben dem Leder, Pergament, Papier, Linnen,
Tonscherben und Knochen als BeschreibstofTe völlig zurücktreten, wurde bereits gesagt. Die Wichtigkeit
dieses Beschreibstoffes für das Urkundenwesen im arabischen Ägypten rechtfertigt es wohl, wenn ich
ihn hier ausführlicher behandle und über die übrigen Beschreibstoffe wenigstens das Wichtigste mitteile.
l In PER Inv. Ar. P. 2149, dessen Rectoseite von der Hand des koptischen Schreibers Merkure herrührt, erscheint
in verso sogar eiA großes, flott gezeichnetes Kreuz als Symbol des Bekenntnisses des Schreibers neben dem arabischen Texte,
aber nicht etwa als symbolische Invokation. Vgl. auch S. 87.
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3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
a) Papyrus.
Die Papyrusstaude ( Cyperus Papyrus L., Papyrus Antiquorum Willd.) 1 ist uns aus der arabischen
Literatur unter mehreren Namen bekannt Neben {bardi) 8 und ö*/) (abardt), 1 welch letztere Form
9
sich nun auch aus den arabischen Papyri belegen läßt, 4 erscheint noch (litis)* als Bezeichnung für
die Papyrusstaude. Hingegen bezeichnet (Aa/a*), das Ibn al-Bajtär 6 und al-Asma *! 7 bardt gleichsetzt,
nicht die ganze Pflanze, sondern nur einen Teil, und zwar deren emporrankenden Weichstengel 8 oder
die Wurzel.®
Das arabische al-bardi ist in das Spanische als albardin , in den Dialekt von Valencia als
albardi, 10 in das Maltesische als bordi 11 übergegangen. Bei den Ägyptern, die die Pflanze auch unter dem
Namen (fdfir) 19 kannten, hat sich so neben den übrigen arabischen Bezeichnungen auch der griechische
i Neben dieser wichtigsten Art sind noch genannt: P. laxiflorus Spreng, P. odoralus Willd., P. latifolius Willd. und
P. comosus Humb. Vgl. J. S. Ersch und J. G. Grubkr, Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste III. Sekt., 11. Teil
(Leipzig 1838), S. 230, Artikel Papyrus.
* Ibn al-Bajtär, Kitäb al-öämi* li-mufradät al-Adwija wa-l-Agdija I (Büläq 1201), S. 8627 fr. Grolle Zusammenstellung ’
über die Kräfte der bekannten einfachen Heil- und Nahrungsmittel von Abu Mobammed Abdallah ben Ahmed aus Malaga bekannt
unter dem Namen Ebn Baithar, aus dem Arabischen übersetzt von J.v.Sontheimer I (Stuttgart 1840), S. 127. Ibn SInä, Kitäb
al-Qänün fi-t-Tibb Libri quinque canonis medicinae Abu Ali Principis filii Sinae alias corrupte Avicennae quibus additi sunt in fine
ciusdem libri Logicae, Physicae, et Metaphysicae Arabice nunc primum impressi (Romae 1503), S. 148. Kitäb al-Fihrist hg.
v. G. Flügel I (Leipzig 1871), S. 21 10 f. Ta’rilj al-Hind, Alueruni's India. An account of the religion, philosophy, literafure, chrono-
logy, astronomy, customs, laws and astrology of India about A. D. 1030. Edited in the Arabic original by Dr. Edward Sachau
(London 1887), S. 81 g . Ibn Hauqal, BGA II, S. 86. Al-MaqkIz!, Hi|a| I, S. 43 S6 , 18639. Al-HerawI, Kitäb al-Abnija f an baqä'iq
al-Adwija ed. F. R. Seligmann (Wien 1850), S. 57. Al-Asma*1, Kitäb an-Nabät wa-s-§agar ed. A. Hafener (Bajrüt 1808), S. 38.
In Ägypten heifit die Pflanze noch heute berät. Vgl. P. Ascherson-G. Schweinfurth, Illustration de la flore d’Egyptc: MIE 2 (Cairo
1880), S. 157, 107; F. Woenig, Die Pflanzen im alten Ägypten (Leipzig 1886), S. 75. Prosper Alpini, der Ägypten im XVI. Jahr¬
hundert bereiste, hörte die Pflanze von den Arabern berd nennen; siehe C. Paoli, Del Papiro, S. 13.
3 Vgl. W. Behrnauer, Memoire sur les institutions de police chez les Arabcs, les Persans et les Turcs: JA V. ser. tom. 17
(1861), S. 10 Anm. 1 (Sep. S. 174 Anm. 1).
* Siehe S. 26 Anm. 1.
5 Ibn al-BajjAr, öämi* I, S. 86 2J , Übersetzung v. J. v. Sonthkimer, 1, S. 127. R. Dozy, Supplement aux dictionnaires
9
Arabes I (Leiden 1881), S. 412. Mubit al-Mubit I, S. 80 führt die Bezeichnung yy>» auf die Ähnlichkeit des Blattes der Papyrus¬
staude mit jenem der Palme zurück, die auch Ibn al-BajjAr, öämi* I, S. 8628 hervorhebt, der II, S. 8027f. für angibt:
k£\ Lj pjJlj Js^\ darunter also die Blätter der Palme, von Borassus Qabclliformis L., von
Cocos nucifera L. und ähnlichem versteht. Vgl. die Übersetzung von J. v. Sonthkimer, I, S. 400.
6 öämi* II, S. 25 gl Übersetzung v. J. v. Sonthkimer, I, S. 313.
7 Kitäb an-Nabät, S. 38. , ^
* Nach brieflicher Mitteilung von Prof. Dr. R. Geyer. Al-FIrüzAbAd!, Qämüs 1 (Büläq 1280), S. 14 ö sagt: UsL|
JÖi cS-Ül
"i\
J
Jt
9 f -* •
»U L ji. Lisän al-*Arab I, S. 51of.:
Lll y. JJ, jjIÜ1
JTy ^il| JaA | *Lol y. JJ, Cb \r^ J OlT U JJ, *£.' j f b U Vgl. auch al-Asma*!, Kitäb
an-Nabät, S. 38 Anm. 3.
3 Al-Öauhar!, Kitäb täg al-Luga wa-$ibäb al-*Arabijja I (Büläq 1282), S. 83 f.: UsÜ;
siehe auch die vorhergehende Anm.
10 R. Dozy-W. H. Engelmann, Glossaire des mots espagnols et portugais derives de l’Arabe (Leiden 1860), S. 66 f.
11 J. Löw, Aramäische Pflanzennamen (Leipzig 1881), S. 54 Anm. 2.
1* Nach Sulajmän b. HassAn bei Ibn al-Bajtär, Öämi* I, S. 8Ö27f. ap^sJj y öLL»
Aelälb. Der Büläqer Druck hat fälschlich hier und in der weiter unten angeführten Stelle Sonthkimer in seiner Über¬
setzung, I, S. 127 das richtige jA»U)I. Der gleichfalls von Ibn al-BajtAr, Öämi* I, S. 8630-33 angeführte Abü-l-'AbbAs an-NabAt!
wendet den Namen joUJl für die von Dioskorides beschriebene Art der Papyrusstaude an, die auf SizUien vorkommt:
Uäkj (Druck ^p-Jl aLj ^J jjl
►1) y y aLaIj jWl j yXay^ >)U| JaIj
Vgl. auch R.Payne Smith, Thesaurus Syriacus II (Oxford 1870), Sp. 3205: jä>\ aL jl
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b) Merkmale der Urkunden, a) Außere Merkmale. I. Der Beschreibstoff. a) Papyrus.
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Name irdicupoc erhalten, der wohl auf einen altägyptischen zurückgeht 1 Auf Sizilien wurde die Papyrus-
- •
Staude (babtr )* und (barbtr)* genannt. Zum ersteren, von Abü-l-'Abbäs an-Nabät! als volks¬
tümlich bezeichneten Namen, ist wohl das von M. Guilandino 4 erwähnte papero zu stellen, womit die
Bewohner Siziliens, Calabriens und Apuliens die Papyruspflanze bezeichnen, das noch zu Anfang des
XIX. Jahrhunderts von Rosario Gregorio in der Form pampera oder papera aufgezeichnet wurde. 6
Vorkommen. Im Verbreitungsgebiete der Papyrusstaude nahm Ägypten seit jeher eine bevorzugte
Stellung ein; hat man doch hier seit alters her die Pflanze auf die mannigfachste Art zu verwenden gewußt
und geradezu als Kulturpflanze in Plantagen gezogen. Vor allem das sumpfige Delta war mit seinen
stehenden Gewässern nach dem Zeugnis des Plinius® und Strabo 7 von Papyrusdickicht bestanden;
ersterer 8 hebt noch im besonderen die Stadt Sais und eine Landzunge bei Alexandria, letzterer 9 die
Umgebung von Alexandria hervor, und der Zufall wollte es, daß wir nun über eine Papyrusplantage aus
der Umgebung dieser Stadt einen umfangreichen Pachtvertrag aus der Zeit des Augustus besitzen. 10
In arabischer Zeit werden sich die Verhältnisse gegen die Zustände in der Antike kaum wesentlich
geändert haben, solange die Papyruserzeugung in voller Blüte stand. Leider fehlt es uns aber gerade
für diese Zeit, die um die Mitte des X. Jahrhunderts ihren Abschluß fand, an Nachrichten über das
Vorkommen dieser so wichtigen Pflanze in Ägypten. Nur Ibn Hauqal 11 spricht von der Papyrusstaude
in Ägypten im Zusammenhänge mit der Papyruserzeugung in seinem 977/78 n. Chr. geschriebenen
Reisewerke. Zwar kennt sie auch Sulajmän B. HassAn , 18 der eine kurze Beschreibung der Pflanze
gibt, in dieser Verwendung, nennt aber Ägypten nicht ausdrücklich als ihre Heimat, wenn auch der
Zusammenhang erkennen läßt, daß ihm ihr Vorkommen dort bekannt war.
Abü-l-'Abbäs an-Nabät !, 18 der 1216 n. Chr. nach Ägypten kam, sagt, daß die Papyrusstaude hier
an einigen Orten wachse. QalqaSandI 14 (f 1418 n. Chr.) kennt noch die Papyruspflanzen deß Sees von
el-Fajjüm als gewinnbringende Nutzpflanzen und al-MaqrIzI 16 (f 1442 n. Chr.) spricht von ihrem Vor¬
kommen in Oberägypten (a$-§a*id) und im Wadi an-Natrün. Fraglich scheint es, ob wir aus dem Orts¬
namen U^i aLüu ( Madtnat Qartasä ), den al-MaqrIz ! 16 unter den Städten des Delta auflührt, einen
Schluß auf das Vorkommen von Cyperus Papyrus daselbst ziehen dürfen. Wir können aber wohl
annehmen, daß dies Qartasä in ähnlicher Beziehung zu qirfäs und x&PTfle stand, wie der Name des
Kastells Papyris in Isaurien 17 zu TtÄiropoc. Wenn dort wirklich die Herstellung des xäpTflC geübt wurde,
i Vgl. J. H. Bondi, Ägyptologfsches aus der rabbinlschen Litteratur: ÄZ 33 (1805), S. 64.
* Siehe S. 22 Anm. 12.
3 Ibn Hauqal, BGA II, S. 86 .
4 Papyrus, hoc est Commentarius in tria C. Plinij maioris de papyro capita (Venetüs 1572), S. 108: Hoc Sari, üla est
ptanta, quam Sicilia, in qua copiose nascitur, Calabria, ct Apulia vulgo paperum nominal C. Paoli, Del Papiro, S. 13 Anm. 3 weist
darauf hin, daß Guilandino den sizilianischen Papyrus mit dem papyrusähnlichen Sari des Theophrast verwechselt hat.
6 C. Paoli, Del Papiro, S. 16.
6 Nat. Hist. XIII, 11,71 ; vgl. K.Dziatzko, Untersuchungen über ausgewählte Kapitel des antiken Buchwesens (Leipzig 1900),
S. 58 f., 72.
7 Geographica XVII, 800.
8 Nat. Hist. XIII, 12, 76; vgl. K. Dziatzko, Untersuchungen, S. 60 f., Th. Birt, Das antike Buchwesen in seinem Verhältnis
zur Litteratur (Berlin 1882), S. 249, V. Gardthausen, Griechische Palaeographie 8 I (Leipzig 1911), S. 49.
8 Geographica XVII, 800.
io BGU IV no 1121. Vgl. V. Gardthausen, Griech. Pal.* I, S. 53.
ii BGA II, S. 86.
1* Siehe S. 22 Anm. 12.
13 Bei Ibn al-BajtAr, öämi' I, S.87j
MPER 2/3 (1887), S. 101.
; vgl. die Übersetzung von J. v. Sontheimer, I, S. 127, J.Karabacek:
i* F. Wüstenfeld, Calcaschandi's Geographie und Verwaltung von Ägypten: AGWG 25 (1879), S. 29.
16 Hitat I, S. 43, 6 , 186 M .
io Hi(at I, S. 129 4 , 170 n . Nach J.Maspero-G. Wist, Materiaux pour servir ä la geographie d’Egypte, Liste des provinces, villes
et villages d’ßgypte cites dans les tomes I et II des Khitat de MaqrIz! : MIFAO 36/1 (Cairo 1914), S. 86 f. lag Qartasä nördlich
ganz nahe bei Damanhör. A. Giggeius, Thesaurus III, Sp. 1173 gibt s. v. (qartas) Regio quaedam Aegypti an, die
beiden Ortsnamen sind wohl identisch.
1 7 V. Gardthausen, Griech. Pal.* I, S. 50.
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3. Allgemeine Begriffe und Grundlegen der arabischen Diplomatik.
so mag es wohl auch in der Nähe Papyruspflanzungen gegeben haben. Der Name erinnert übrigens
auch an das syrische (Bit Kartisö) Beth Charta, das bei R. Payne Smith 1 als Ortsname
angeführt ist.
Wir müssen annehmen, daß die Kultur der Papyrusstaude mit dem Aufhören der Papyruserzeugung
stark zurückging und die Pflanze nach und nach fast gänzlich aus dem Vegetationsbilde Ägyptens
verschwand. Savary sah sie noch 1777 bei Dimjäf (Damiette) und am Menzalesee, doch gehörte sie
schon damals im Delta zu den Seltenheiten. Auch W. G. Brown erwähnt 1796 ihr Vorkommen bei
Damiette, nach H. M. v. Minutoli war sie 1820 und 1821 dort aber nur mehr in geringen Mengen erhalten
und dürfte 1829 schon gänzlich aus dieser Gegend verschwunden sein; denn Ciiampollion der Jüngere
sagt im Anhang Nr. 1 zu seinen in diesem Jahre abgeschlossenen Briefen aus Ägypten und Nubien, daß
der Papyrus in Ägypten nicht mehr vorkomme 2 . Heute ist diese einst intensiv kultivierte Pflanze nur
mehr als Zierpflanze in den Gärten der vornehmen Ägypter anzutreffen. 8
Von den Berichten aus dem Altertume über das Vorkommen der Papyrusstaude außerhalb Ägyptens
sei die Nachricht des Plinius 4 hervorgehoben, der versichert, sie wachse auch am Euphrat bei Babylon.
Diese Angabe gewinnt für uns insofern an Bedeutung, als durch sie die Möglichkeit der Beschaffung
von Material für die 836 n. Chr. zu Sämarrä errichtete Papyrusfabrik aus dem Lande selbst wahrscheinlich
gemacht wird, da wir doch wohl annehmen können, daß die Papyrusstaude in den seit Plinius verflossenen
acht Jahrhunderten dort kaum eingegangen sein wird. Sämarrä ist vom alten Babylon, wie mir
Prof. Dr. A. Musil mitteilt, 190 km entfernt, also in drei Tagen mit Maultiertransporten leicht zu erreichen.
Musil hält es auch für möglich, daß in der Umgebung von Sämarrä selbst Cyperus Papyrtis künstlich
angebaut worden sein könnte, um das nötige Material zur Verfügung zu haben. Auch boten die
stagnierenden Gewässer des Euphrat, der gerade damals seinen Lauf änderte, für das Fortkommen der
Papyrusstaude gewiß im Ganzen dieselben Vorbedingungen, wie jene des Nils. An einen Transport von
Papyrusstengeln aus Ägypten oder Syrien nach Sämarrä zum Zwecke ihrer Verarbeitung zum Beschreib¬
stoffe, wie dies J. Karabacek 6 annahm, wird ernstlich nicht zu denken sein.
Die Papyruspflanze ist auch des öfteren bei arabischen Dichtem erwähnt. Al-A'SA®, der vor der Higra
starb, vergleicht die Schöne ihrer anmutigen Bewegungen halber mit der Papyrusstaude des Tümpels
mitten im Röhricht, wenn das Wasser ihren Oberstengel trifft, und ähnlich läßt sich auch ein anonymer
Beduinendichter 7 über die Geliebte aus, die er ihrer Anmut halber mit dem Stengel einer Papyrusstaude
vergleicht, die die Standtümpel getränkt haben. Die meiste Vertrautheit mit dieser Pflanze scheint der
Dichter SA'ida b. Öu’ajja al-Hudal ! 8 zu verraten, der die Schopfbüschel der zarten (Papyrus-)Ranke f
die ein Tümpel emporhält, während an seinen Seiten die Sumpf linsen sich ausbreiten, zum Vergleiche mit
der Schönen heranzieht. Bezeichnend ist hier vor allem der Gebrauch des Ausdrucks Ady »Stimlocke«
* Thesaurus I, Sp. 1820.
* F. Woknig, Pflanzen, S. 123—125.
* Ebenda S. 125. Vgl. auch P. Ascherson-G. Schweinfurth, Flore d’Egypte, S. 157.
4 Nat. Hist XIII, 11, 73.
ft MPER 2/3 (1887), S. 08.
* Al-ÖauharI, $ib&b I, S. 21327f. Lisän al-'Arab IV, S. 54241., Tag al-'Arüs II, S. 30l32f. (in R. Geyer’s unter der Presse
befindlichen Ausgabe des Diwäns Al-A‘sä’s XII 6):
»Ul Aj^aT
7 Al-Mubarrad, Al-Kit&b al-Kämil hg. v. W. Wright I (Leipzig 1874), S. 414 0 :
f 9 > , -
S*M & UAfJLbjcfe.
Vgl. auch den anonymen Vers in Lisän al- f Arab I, S. 51 11 : e»oder des zarten Jugendtriebes der Papyrus¬
staude unter der Stengelranke«. R. Geyer, dem ich diesen Hinweis verdanke, hält den Vers für möglicherweise nicht alt
ft Al-Asma% Kitäb an-Nabät, S. 38, Lisän al-'Arab I, S. 51 ia :
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 1. Der Beschreibstoff. a) Papyrus.
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für die haarartigen Fasern der vollen Krone, die die Spitze der Papyrusstengel schmückt, die auch von
Theophrast 1 als Kdpn, von Strabo 8 als x°fal bezeichnet und noch jetzt von den Sizilianern perucca
genannt werden 8 .
Ob die genannten Dichter ihre Bilder einer ägyptischen oder babylonischen Landschaft entlehnten,
ist nicht festzustellen. Al-A*§A schildert, wie mir R. Geyer mitteilt, in seinen Gedichten sehr oft
babylonische Gegenden und Verhältnisse und ist sicher auch öfter in Ägypten gewesen, und der unmittel¬
bare Räwija des SÄ'lDA, Abü Du’ajb al-Hudal! starb im Jahre 28 d. H. (648/49 n. Chr.) in Ägypten, so
daß die Annahme gerechtfertigt erscheint, daß SÄ'ida, der mit seinem Oberlieferer doch in fortwährender
Verbindung gestanden sein muß, Ägypten sehr gut kannte, ja vielleicht sogar mit ihm zusammen den
Feldzug des Statthalters von Ägypten *Abd Alläh b. Sa'd mitmachte. Daß die Papyrusstaude auch in
Arabien vorkäme oder in alter Zeit vorgekommen sei, ist zwar nicht undenkbar, aber nicht zu erweisen.
Die Reisenden erwähnen sie nicht, auch A. Musil hat sie nie gesehen. Doch hält er es nicht für
unmöglich, daß sie in den vom Grundwasser gespeisten Tümpeln an der Küste des Roten Meeres im Higäz
gedeihen könnte.
Die Papyrusstaude ist aber nicht auf Vorderasien und Afrika beschränkt geblieben, sie hat auch
im südlichen Europa auf Sizilien eine neue Heimat gefunden. Ibn Hauqal 4 * , der zwischen 972 und
973 n. Chr. Palermo besuchte 6 , fand die Papyrusstaude (barbir) im sumpfigen Niedergrunde um die
Stadt reichlich vertreten. Auf Sizilien kennt sie auch der S. 22 Anm. 12 erwähnte AbÜ-l-'Abbäs an-NabätI,
der berichtet, sie wachse hier in einem Teiche vor dem Schlosse des Sultans.® Die Papyruspflanze
gedieh damals bei Palermo in den Tümpeln eines Flüßchens, das zur Zeit der Normannenherrschaft
den Namen Papireto erhielt und die Stadt Palermo durchfloß. Nach ihm wurde ein Teil von Palermo
Transpapyretum genannt. Noch im XIII. Jahrhundert waren die Papyrusplantagen bei Palermo eine
Einnahmequelle für den Staat Das Flüßchen wurde dann 1591 trockengelegt, die Ebene, die es durch¬
flossen hatte, erhielt aber gleichwohl seinen Namen Papireto. 7 Im östlichen Teile Siziliens kommt die
Papyrusstaude bei Syrakus am Ufer des Anapo beim Quell Ciane (Cyana, jetzt Pisma genannt) bei
San Cosimano, am Flusse Cantara, am Freddo und bei Spaccaformo und Calatabiano vor. 8
Verwendung. Schon im alten Ägypten war die Papyrusstaude eine Nutzpflanze ohnegleichen
gewesen. Von der Wurzel bis zur Krone blieb nichts unbenutzt Die Araber haben sich auch in dieser
Hinsicht die Erfahrungen der von ihnen unterworfenen Träger der in Ägypten heimischen Kultur zunutze
gemacht und wenigstens die wichtigsten Arten der Verwendung dieser Kulturpflanze beibehalten. Der schon
von Theophrast 9 betonte Nährwert der Pflanze, der auf dem Stärkegehalt ihrer Zellen beruht, ist auch
ihnen nicht unbekannt geblieben; sie verwendeten die frische, weiße Wurzel zur Nahrung. 10 Ferner
stellten die Araber in Ägypten ebenso wie in Sizilien aus der Papyrusstaude Stricke und SchifTstaue
her. 11 * 13 * In Ägypten, besonders im Wädi an-Nafrün, flochten sie aus Papyrusschilf Matten, 18 eine Industrie,
die sich in Dimjät noch im Jahre 1796 erhalten hatte, wo nach W. G. BROWN fabriksmäßig Schlafmatten
aus Papyrusschilf hergestellt wurden. 18
All das blieb aber weit an Bedeutung hinter jener Verwertung der Papyruspflanze zurück, die
deren Ruhm in die Welt hinausgetragen hat, der Erzeugung des Papyrus, jenes Beschreibstoffes, der
durch mehr als vier Jahrtausende der Vermittler des geistigen Lebens Ägyptens gewesen ist und lange
1 Hist plantarum, ed. F. Wimmer (Leipzig 1854), IV, 8,3.
2 Geographica XVII, 799.
2 V. Gardthausen, Gricch. Pal. 2 * I, S. 48.
4 BGA II, S. 86.
6 M. Amari, Storia dei Musulmani di Sicilia II (Firenze 1858), S. 294.
6 Bei Ibn al-Bajtär, Ö&mi* I, S.87j: OUaLJl j~ai> (Druck aJüuo)^) jüLLsaij. J. v. Sontiif.imf.r, Übers. I,
S. 127 hat die Stelle gänzlich mißverstanden.
1 C. Paoli, Del Papiro, S. 16. F. Woenig, Pflanzen, S. 127f. V. Gardthausen, Griech. Pal. 2 I, S. 81.
8 C. Paoli, Del Papiro, S. 16. F. Woenig, Pflanzen, S. 128 f.
» Hist Plant. IV, 8, 4. Vgl. F. Woenig, Pflanzen, S. 81 f.
10 Siehe S. 22 Anm. 8, 9.
n Ibn Hauqal, BGA II, S. 86. Mubit al-Mutft I, S. 80.
19 Al-MaqrIzI, Hitat I, S. 186». Mubit al-MubU I, S. 80.
13 F. Woenig, Pflanzen, S. 124.
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3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
Zeit hindurch der Träger der antiken Kultur blieb. Auch der jungen, aufstrebenden islamischen Kultur,
die in Ägypten nachhaltige Anregungen erhielt, hat er durch etwa drei Jahrhunderte das wichtigste
Material zum schriftlichen Verkehr geliefert. Nicht nur die ältesten Urkunden aus der großen Eroberungs¬
epoche, auch die ältesten literarischen Erzeugnisse, die uns handschriftlich überliefert sind, sind uns auf
ihm erhalten geblieben.
Ebenso wie die Papyruspflanze führt auch der aus ihr erzeugte Beschreibstoff mehrere Namen.
Echt arabisch ist zunächst der Ausdruck »Rohrblatt« Jjj (tvaraq al-Qasab ), der auf dem
Briefchen PER Inv. Ar. P. 8391 zusammen mit »Papyrusblatt« Jjj (tvaraq al-Abardt) erscheint 1
Am häufigsten sind die Ausdrücke qartäs , qirfäs, qurtäs und qartas oder qirtas ,* das durch Ver¬
mittlung von aramäischem Dövp aus dem griechischen x^pnic entlehnt ist* Es bedeutet »Papyrus«,
»Papyrusblatt« und vor allem auch »Papyrusrolle«, 4 später eine Düte zum Einwickeln von Spezereien, 5 6
in welcher Bedeutung es als alcartaz in das Spanische übernommen wurde.® Mit der Ausbreitung
der Papierfabrikation ist dann qirtds zusammen mit tvaraq und tümär in die Terminologie für »Papier«
aufgenommen worden, und in dieser Bedeutung hat sich qartäs auch im Portugiesischen cartaz
erhalten.
Wir dürfen vermuten, daß schon im vorislämischen Arabien Papyrus kein unbekannter Beschreib¬
stoff war, schon darum, weil wir von engen Handelsbeziehungen Innerarabiens mit Ägypten und Syrien
wissen. 7
Auf etwas festerem Boden scheinen wir für die Zeit Muhammads zu stehen. Im Qur’än, Sure 6,
Vers 91 ist aller Wahrscheinlichkeit nach bei .wohl an ein Buch aus Papyrus
zu denken; denn al-BIrÜn! 8 erklärt qarätts zunächst durch tawämir und bemerkt dann ausdrücklich,
daß der Papyrus in Ägypten aus dem Marke der Papyrusstaude hergestellt werde. Wir dürfen so wohl
1 Das Briefchen, allem Anscheine nach aus dem VIII.—IX. Jahrhundert n. Chr., ist leider sehr schlecht erhalten. Ziemlich
deutlich sind die ersten beiden Zeilen:
b 'J tjjfc wvjSl 1
Jjj 3 2
Der Ausdruck Jjjj ist genau so zweideutig, wie unser Blatt, da er das eine Mal die beschriebene Schreibfläche zu bedeuten
scheint, das zweite Mal aber vielleicht als Packpapier gefaßt werden kann. Jj jj ist aus diesem Stücke, das aus dem ersten
Fajjümer Funde stammt und die rote Nummer 423 trug, von J. Karabacek: ÖMFO 11 (1885), S. 163 angeführt.
2 Al-ÖauharI, $ibäb I, S. 469i5ff. Ibn SIda, Kitäb al-Muha§§a§ XIII (Büläq 1320), S. 824- A. Giggkius, Thesaurus III,
Sp. 1173. J. Golius, Lexicon, Sp. 1888.
2 S. Frankel, Die aramäischen Fremdwörter im Arabischen (Leiden 1886), S. 245. Vgl. auch die syrischen BUdungen
und Talmudisch Ersteres bedeutet nach R. Payne-Smith, Thesaurus I, Sp. 1820 im Syrischen nicht
nur Charta, sondern auch syngrapha debiti, chirographum, libellus, tractatus, scriptum und wird von den Glossatoren nicht nur
„ • • m „ im
,JfS\ ***** gleichgesetzt, sondern auch durch »Papier« erklärt.
4 Vgl. J. Karabacek, Prot. S. 8 ff. Bei al-MaqrIz!, Hitat, I, S. 11 23 w ää erzählt, daß man in Der Abi Hermis ein Grab
ausgrub, in dem man einen Toten in seinen Leichentüchern fand, der auf der Brust eine in Tuchstreifen eingewickelte Papyrus-
rolle (Jj j >* trug. Den Hinweis verdanke ich einer Notiz J. v. Karabacek’s.
6 Siehe S. 46.
0 R. Dozy-W. H. Engelmann, Glossaire, S. 87.
7 A. Sprenger, Das Leben und die Lehre des Mohammad III (Berlin 1865), S. XL, XCII glaubt nicht, daß es lohnte,
Papyrus in Arabien zu importieren, und nimmt an, daß er wahrscheinlich dort zur Zeit Muhammads unbekannt war. L. Caetani,
Annali dell Islim II/1 (1907), S. 711, § 227 Anm. 1 b meint, daß Papyrus in Arabien damals außerordentlich selten war.
8 Tarih al-Hind, S. 8l7f.: ^ Cj* 0^2 äljR2.
Al-BajdawI, Anwar at-Tanzil wa-asrär at-Ta’wil ed. H. O. Fleischer I (Leipzig 1846), S. 299 13 erläutert u —durch
AZ-ZAMAysARl, Kaäsaf I (Kairo 1307), S. 302.^ setzt AcLl» und gleich. Der Ausdruck
ist, wie wir gesehen haben, ebenso auf Papyrus wie Pergament und Papier anzuwenden.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äuflere Merkmale. 1. Der BeschreibstofT. a) Papyrus.
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annehmen, daß auch QuFän, Sure 6, Vers 7 J UiS" im selben Sinne zu fassen ist. 1 Auch eine
Tradition über die Offenbarung des Qur’äns, nach der dieser in der sogenannten Lajlat al-Qadr vom
Engel Gabriel auf Papyrus geschrieben in Buchform herabgebracht wurde, 8 zeigt uns, daß man voraus¬
setzte, daß die Araber den Papyrus damals bereits kannten. Freilich scheint man damals diesem Beschreib¬
stofT noch etwas fremd gegenübergestanden zu sein; denn als Abü Bakr die Sammlung des Qur’äns
auf Papyrusblättem oder Rollen vornehmen wollte und Zajd b. Täbit darüber befragte, wies dieser dies
Ansinnen zurück und war erst auf 'Umar’s Vermittlung hin dazuzubringen, die Abschrift auf Papyrus
vorzunehmen.* Gegen Pergament, das gleichfalls durch bezeichnet wird, hätte Zajd wohl sicher
nichts einzuwenden gehabt, da man damals schon ziemlich allgemein darauf schrieb. Wahrscheinlich
schien Zajd das gebrechliche Material für die Abschrift der göttlichen Offenbarung, die doch dauerhaft
sein sollte, ungeeignet. Später hat man jedesfalls derartige Bedenken fallengelassen; denn die Papyrus¬
funde in Ägypten haben auch Bruchstücke von Qur’änhandschriften auf Papyrus zutage gefördert. 4
Freilich war damals der Papyrus noch sehr wenig in Gebrauch, wie wir auch aus einer Bemerkung
bei Ibn al-AtIr ersehen, 5 der ausdrücklich sagt, daß die Araber auf Schulterknochen von Tieren
schrieben, weil es bei ihnen nur wenig Papyrus gab. Mit dem Vordringen der Araber in die reichen,
hochkultivierten Provinzen des byzantinischen Reiches wird ihnen auch dieser BeschreibstofT rasch
vertraut So stellt Hälid b. al-Walid die Sicherheitsurkunde für die Bewohner von Damaskus im
Muharram 14 d. H. (März 635 n. Chr.) bereits auf Papyrus aus 6 und *Amr b. al-*A? schreibt aus Ägypten
um 20 d. H. (640/41 n. Chr.) einen Brief auf Papyrus an den Halifen c Umar. 7 Auch in al-Madina scheint
nun der Gebrauch von Papyrus häufiger zu werden. Als nach der großen Hungersnot vom Jahre 639 n. Chr.
*Amr b. al- f A§ im Jahre 20 d. H. (641 n. Chr.) auf Befehl des Halifen TJmar 20 Schiffe Getreide von
al-Qulzum nach al-Gär, dem Hafenplatz von al-Madina, abgesandt hatte, beauftragte ‘Umar den Zajd
b. Täbit, eine Konskription der Bevölkerung durchzuführen und für sie Anweisungen auf Papyrus aus¬
zustellen, die er unten mit seinem Siegel versah. 8 In der Folgezeit wurde dann die Korrespondenz
der Halifen auf Papyrus erledigt, da es nicht möglich ist, das darauf Geschriebene auszuradieren oder
zu verändern, ohne daß er zugrunde geht. Das galt bis fast in die Zeit al-BIrÜnFs (f 1048 n. Chr.), 8
1 Al-BajdAw!, Anwar at-T&nzil I, S.2844 und az-ZamahsarI, Kassäfl, S. 28024f. erklären auch hier durch
M. Quatrem&re, Histoire des Mongols de la Ferse echte en Persan par Raschid-eldin I (Paris 1836), S. CXXXIII übersetzt
in Qur’än, Sure 6, Vers 7 fälschlich mit »Papier«.
3 L. Marracci, Prodromus ad refutationem Alcorani (Romae 1601), I, Praefatio, S. 240: Credunt, in mense Rhomadan,
Moslemorum ieiunijs sacro, in nocte quadam, quam vocantjJüdl Ili noctcm potentiae... eumdem Alcöranum dcmissum fuisse
per Gabrielem a Throno, sive ab essentia Dei, usque ad Li jJl Ul Caelum infimum, nempe Caelum lunae, scriptum in Charta
papyracea, in unica summa, seu volumine.
3 As-SüjötI, al-Itqän fi *ulüm al-Qur’an ed. Sadeedood-Deen-Khan and Basheerood-Deen : Bibtiotheca Indica 13 (Calcutta
1857), S. 137j| f.: D p ■■ ^ w*jL Jl« ^
Vgl. auch A. Sprenger, Leben III, S. XL, L. Caetani, Annali dell' Isläm lf/1 (1007), S. 711, § 227 Anm. 1 a.
4 B. Moritz, Ar. Pal. Taf. 43. PER Inv. Ar. P. 1687 enthält nur die Fätiba und in verso eine Urkunde aus dem Jahre
277 d. H. PER Inv. Ar. P. 2368 enthält Sure 105.
8 Ed. Pocockius, Specimen hlstoriae Arabum (Oxoniae 1650), S. 157: w>l^*Ll J ö£» m cJuÜI
pAXt J1 DiJ Ai öy^i 1jjilf vj, jJlj *>».
6 Al-BalAdurI, Kitäb futub al-Buldän ed. M. J. de Goeje (Leiden 1866), S. 121 9 . Die hier verwendete Phrase DjJj. .
kehrt nun stereotyp immer wieder; vgl. J. Karabacek, Prot. S. 21 Anm. 1.
7 Muhammad b. Muhammad al-Mu'izz, Kitäb Qi??at al-Bahnasä wa-mä fihä min al-'Agä’ib wa-l-üarä’ib (Kairo 1200),
S. 18iif.: «—»UÖill ^ il^Ju älc DJl i jZoj ^ Ich verdanke
den Hinweis auf diese Stelle einer Notiz J. v. Karabacek’s.
8 Al-Ja*qöb1, Ta’rih ed. M. Th. Houtsma II (Leiden 1883), S. 177: l|ÜL1 "je ^ UC Ol ^
JlUl JU ^ JL> Jjl oiö.
• Ta’rih al-Hind, S. 8l8f.: A» JuJu Al« »£ jÜL Sl LjLj ^ ^jl »UljLt Cjj Juo
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3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
vom dem diese Nachricht stammt. Waren doch auch die Register in den syrischen Diwanen, sowie die
an die Umajjaden gerichteten Schreiben über die Steuererträgnisse u. a. auf Papyrus geschrieben und
erst der Halife as-Saflah oder al-Man§ür führte darin eine Änderung ein. 1 So wurde im Ragab des
Jahres 60 d. H. (April 680) Jazid b. Mu'äwija durch ein Schreiben auf Papyrus von der Todeskrankheit
seines Vaters verständigt, dessen er in dem bekannten Verse* gedenkt:
*Es brachte die Post ein Papyrusblatt, durch das das Herz in Aufruhr geriet,
da es voll Angst aus dem Papyrusblatte einen Gedanken faßte.«
Der erste Halife, der auf Papyrus schrieb, soll al-Waltd b. 'Abd al-Malik (705 bis 715 n. Chr.)
gewesen sein.® Sein Nachfolger, der Halife Sulajmän b. *Abd al-Malik (f 10. Safar 99 d. H. = 22. Sept.
717 n. Chr.) verlangte auf dem Totenbette ein Papyrusblatt, um die Thronfolgeurkunde aufzusetzen. 4 Auch
die Kanzlei der Halifen *Umar b. *Abd al-'Aziz 6 (717 bis 720 n. Chr.) und Jazid b. 'Abd al-Malik 6 (720 bis
724 n. Chr.) bediente sich dieses Beschreibstoffes. Ersterer hielt seine Beamten zu wiederholten Malen
strenge zur Sparsamkeit mit dem keineswegs billigen Papyrus an, 7 und wir dürfen wohl annehmen, daß
dessen Gebrauch in Syrien nicht auf den Hof und die Staatsämter beschränkt blieb. Wenigstens gedenkt
der Umajjadendichter A*§Ä ban! Ta'laba in einem seiner Verse eines Schreibens auf Papyrus, das an
den Stamm Qudä'a gerichtet war. 8
Hierin änderte sich zunächst nichts, als die Dynastie der Umajjaden von jener der 'Abbäsiden im
Chalifate abgelöst und das politische Schwergewicht von Syrien nach dem *Iräq verlegt wurde. Als der
spätere Wezir Hälid b. Barmak unter as-Safläh 132 d. H. (749/50 n. Chr.) als Vorstand des Rechnungs¬
amtes für Steuerwesen und Heeresversorgung die Umgestaltung der Diwane durchfiihrte, bei der die
Rollenform der Kataster zugunsten der Buchform fallengelassen wurde, behielt er den Papyrus neben
dem Pergamente bei, 9 das in dem unter persischem Einflüsse stehenden 'Iräq eine wichtige Rolle spielte.
1 Al-Balädur!, Futüfy, S. 4052 ff. AL-MAQRtzf, Hitat I, S. 9129ff. Siehe S. 53 Anm. 8 sowie unten Anm. 9.
2 Ihn ai.-AtIr, Kitab al-Kämil fi-t-Ta’rih cd. C. J. Tornbkrg IV (Leiden 1870), S. 5nf„ at-Tabar!, Ta’rilj ar-Rusul wa-
1-Mulük cd. M. J. de Goejk Scr. 11/1 (Leiden 1881—83), S. 2033f., Kitab al-Ag&ni XVI, S. 33a, 347:
. ^ ^ ^ ^ ^
y wJlaii Al ^li^il JjyJl sltx.
' '' *
Ich verdanke die angeführten Stellen einer Notiz J. v. Karabacek's. ^ z > •
3 Ibn 'Abdös, Kitab al-WuzarA wa-l-Kuttab, Codex Mxt. 916 der Nationalbibliothek in Wien, fol. 22jj f : y
4 As-Sujöfl, Ta’rih al-HuUfä ed. W. N. Lus and Mawlawi Abu al-IIaqu (Calcutta 1857), S. 227: Icji»
jLfJI vgl. J. Karabacek, Prot. S. 20 Anm. 8. ”
5 At-Tabar!, Ta’rih II/3, S. 13703f. (101 d.H. = 719/20 n. Chr.). Ich verdanke diese Stelle einem Briefe D. H. MülCer's an
J. v. Karabacek aus dessen Nachlasse.
6 Ibn 'Abdüs, Kitab al-Wuzara, fol. 33^ : LALji^ (<jUJ| JuP J jUi (^iL, ^i) y JU
7 Ibn'Abdös, Kitab al-Wuzarä,fol.24j 6 _ 25 : ÄJbjX y\t J» JuP y \J&$
( 25r ) ^ Ot ud sß". CJ, ^ jp Ci
j ^ Aili piill ol v/ ^ aJI
* ü* C jib ö\ AJuP. Vgl. auch Ibn al-Gauz!, Manaqib 'Umar b. 'Abd al-'Aziz
hg. v. C. H. Becker (Berlin 1900), S. 39ioff., 48ioff„ P. Heid. III, S. 25.
8 Ibn KatIr, Badäja wa-Nihija, Codex NF 187 der Nationalbibliothek ‘ in Wien (siehe G. Flügei., Die arab., pers. und türk.
Handschriften der k. k. Hofbibliothek zu Wien II [Wien 1865] n<> 813)1, fol. 254j:
l^p U aU| y_J + j ipUaÜ jLl
»Bring Qu<jA'a auf dem Papyrus die Nachricht, daß sie,
wenn sie nicht Verbündete der Religion Gottes wären, sich nicht behaupten könnten.«
Die Stelle hat mir R. Geyer aus seiner in Druck befindlichen Ausgabe von A'sA’s Diwän zur Verfügung gestellt.
» Ibn'Abdös, Kitab al-Wuzarä, fol. 45j ?f At-Ta'Alib!, Kitab hqa’if al-Ma'arif ed. P. de Jong (Leiden 1807), S. 15; vgl.
J. Karabacek: MPER2/3 (1887), S. 152 und oben Anm. 1.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 1. Der BeschreibstofT. a) Papyrus.
29
Schon der nächste Halife, al-Man§ür (754—775 n. Chr.), hat ernstlich daran gedacht, den Papyrus,
wegen der Gefahren, die der Tätigkeit der Ämter aus einer Unterbindung der Zufuhr des Papyrus aus
dem unzuverlässigen und stets zu Aufständen geneigten Ägypten erwachsen konnten, 1 gänzlich durch
einen anderen BeschreibstofT zu ersetzen, und es war natürlich, daß man nach persischem Muster —
wie dies Hälid b. Barmak getan — zunächst an Pergament und Häute dachte. Ich setze den Bericht
des Ibn c Abdüs, dessen Buch der Wezire und Staatssekretäre wir die Kenntnis dieser Tatsachen
verdanken, im Wortlaute hieher, da ich noch mehrmals im Verlaufe der hier angestellten Untersuchungen
auf ihn zurückgreifen muß. Er erzählt: 8
»Es erkundigte sich Abü öa'far (d. i. al-Man$ür) über die Menge der Papyrusrollen in seinen
Magazinen und ließ den Sälih, den Verwalter der Hauskapelle, kommen und sagte zu ihm: ,Ich habe
angeordnet, daß man die Summe der Papyrusrollen in unseren Magazinen herausbringe, und da fand
ich, daß es eine ganz beträchtliche Sache ist. So veranlasse ihren Verkauf und wenn für jeden Jürnär
nur 1 Däniq gegeben wird, so ist die Flüssigmachung seines Wertes ihm selbst vorzuziehen/ Nun
erzählt Sälih: »Der Tümär kostete nämlich zu jener Zeit einen Dirham. Da ging ich von ihm in
dieser Absicht. Doch als der nächste Morgen kam, ließ er mich rufen. Ich ging zu ihm, und er sagte
zu mir: ,Ich habe über unsere Urkunden nachgedacht: sie sind ja auf Papyrus ausgefertigt, und man
darf sich nicht für gesichert halten vor einem Zwischenfall in Ägypten, durch den die Papyrusrollen
uns unzugänglich werden, und so wird es nötig, daß wir auf etwas schreiben, an das wir unsere Beamten
noch gar nicht gewöhnt haben. So laß’ denn die Papyrusrollen, indem du nachdenkst, von ihnen und
dieser Schwierigkeit loszukommen*. Die Perser pflegten nämlich auf Häute und Pergament zu schreiben
und zu sagen: ,Man schreibt nicht auf etwas, was nicht in unserem Lande ist*.«
Leider wird uns nicht berichtet, wann diese Unterredung stattfand und inwieweit Sälih den Wunsch
seines Herrn erfüllen konnte. Doch zeigt uns eine ganze Reihe von späteren Nachrichten, daß der
Papyrus am Hofe, in den Staatskanzleien und bei Privaten noch weiter in Gebrauch blieb. Ich führe
hier noch drei Belege aus der Zeit al-Man§ürs an, wobei ich allerdings bemerke, daß für ihr chrono¬
logisches Verhältnis zur oben geschilderten Begebenheit keine Anhaltspunkte vorliegen. So erfahren wir
vom Sekretär des *Abd Alläh b. 'Ali, Jüsuf b. Subajh, der eines Tages aus dem Diwän als Schreiber
zum Halifen al-Man§ür geholt wurde, daß dieser ihm ein Viertel einer Papyrusrolle zuwarf und befahl,
zu schreiben, aber die Buchstaben hübsch aneinanderzurücken, gehörige Zeilenspatien zu lassen, den
Schriftzug beisammenzuhalten und nicht den Papyrus zu verschwenden. 8 Man dürfte demnach doch
auch am Hofe und in den Staatsämtern mit dem BeschreibstofT gespart haben.
Von Papyrus ist dann weiters in der Erzählung des Ibn 'Abdüs 4 über den Betrug die Rede,
den Muhammad b. al-Walid, der Sekretär des Wezirs Abü Ajjüb al-Marzubäni, im Jahre 140 d. H.
i Um sich vor solchen Zufällen zu sichern, ließ al-Mu'ta$im zu Samarrä eine eigene Papyrusfabrik errichten. Siehe S. 39.
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3 Ibn 'Abdös, Kitab al-Wuzara, fol. 75J 3 ^ J QS. iSV f
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4 Ibn *Abdüs, Kitäb al-Wuzarä, fol. 54J gff —154J: ^ U» j» J3U Jlkil äl JUa Jyyi\ y) b^9
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30
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
(763/64 n. Chr.) ausführte, indem er vom Postmeister von Ägypten durch einen gefälschten Zahlungs¬
auftrag seines Herrn 100.000 Dinar herauslockte. Von ganz allgemeiner Vertrautheit mit dem Papyrus
zeigt es aber, wenn Abü Duläma, ein Zeitgenosse des al-Man§ür, auf die Frage, wer er sei und welchen
Glaubens, von sich sagen konnte: 1
»Mein Glaube richtet sich nach dem Glauben der 'Abbäsiden,
so lange man auf Papyrus mit Ton siegelt.«
Auch über Ahmad b. Marwän, den Freigelassenen des Halifen al-Hädi (785—786 n. Chr.) erfahren
wir, daß er auf Papyrus schrieb. 2 In Bagdad gab es ja eine »Papyrusstraße« J/ll im Viertel
al-Karh, in der die die wir uns ebensogut als Papyrushändler wie als öffentliche Schreiber
vorstellen können, ihr Geschäft betrieben. Die Straße wird nicht nur in einer Anekdote des Sulajmän, 8
des Räwija des Dichters Abü Nuwäs (f um 810 n. Chr.) sondern auch bei at-Tabar! 4 unter dem
Jahre 201 d. H. (816/17 n. Chr.) erwähnt. Allein schon unter al-Hadi’s Nachfolger Harun ar-Rasid wird
in Bagdad die erste Papierfabrik errichtet, und zwar, wie J. Karabacek 5 annahm, zwischen 794 und
795 n. Chr. Das Papier tritt nun im 'Iräq in scharfen Wettbewerb mit dem Papyrus, vermag ihn aber,
wie dies ja beim konservativen Charakter der orientalischen Wirtschaftsverhältnisse zu erwarten war,
nicht mit einem Schlag aus dem täglichen Gebrauche zu verdrängen, und wir begegnen dem Papyrus
zunächst auch nach der Einführung der Papierfabrikation im *lräq in der Literatur. So ersehen wir aus
einer Anekdote, die unter Harun ar-Rasid (786—809 n. Chr.) zu al-Ba§rä spielt, daß hier Papyrus damals
noch in Gebrauch stand. 6 Der Dichter Abü Muhammad at-Tajm! schrieb in Bagdad ein Gedicht auf den
Barmakiden al-Fadl b. Jahjä (f 808 n. Chr.) auf ein Papyrusblatt, um es ihm überreichen zu lassen, 7 und
erwähnt Papyrus auch in dem Klagegedicht auf seinen jung verstorbenen Sohn Hajjän. 8 Es fehlt auch
nicht an Nachrichten über den Gebrauch des Papyrus am Hofe des Halifen. Härün ar-Rasid verlangt
gelegentlich diesen Beschreibstoff, 9 al-Ma’mün (813—833 n. Chr.) erwähnt ihn in einem Gedichte 10 und
i* .
Jf J! jloj
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~ # o • ' fr *' - -fr* fr y fr ^ - # *•
' : * » *'
1 Agani IX, S. 120u:
'Je v ^aÜ| U 4* iJjX
- Agüni XVIII, S. 53 M : SljJo lPji.
3 Al-ÖAhiz, Kitäb al-Mabäsin wa-l-A<fdäd ed. G. van Vloten (Leiden 1808), S. 336is, 3373.
4 Ta’rih I1I/2, S. 999i2f.; vgl. J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), 09.
5 MPER 2/3 (1887), S. 121.
6 Al-Öauiz, Kitab al-Mabasin, S. 31718, 3249r.; vgl. J. Karabacek, Prot. S. 20 Anm. 8, 21 Anm. 1. Auch in einer anderen
Anekdote aus der Zeit ar-Rasid’s bei Ibn 'Abdös, Kitab al-Wuzarä, fol. 171 r ist vom Gebrauch des Papyrus die Rede: Ipji
1 Agani XV11I, S. 11820-23.
« Agäni XVIII, S. 11521:
LilL^» JJdl ax» Jlp-f 41 Ur . r . C > JJJI ^j\ .
»Ich verbrachte sorgenvoll die Nacht im Anblicke der Nachtgcstime
ich hielt seine Bärin in der Nacht für einen Papyrus.«
9 Agani IX, S. 41 ; vgl. J. Karabacek, Prot. S. 21 Anm. 1.
10 Ibn 'Abd Rabbihi, al-'Iqd al-Forid II (Büläq 1293), S. 221 5 :
vl~l
jJlS Ulf.
»Wie wenn dem Papyrus sich genähert hätten, als er mit Schrift geziert ward,
drei Rohre statt des einen Rohres.« (?)
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 1. Der Beschreibstoff, a) Papyrus.
31
bedient sich des qirtds auch einmal in Marw. 1 Al-Mu*ta$im billäh läßt sogar in Sämarrä 836 n. Chr. eine
Papyrusfabrik errichten und die Arbeiter für sie aus Ägypten kommen.* *Al1 b. Öabala* erwähnt den
Papyrus als Beschreibstoff in einem Gedichte, das er bei einem Besuche bei Abü Dulaf (f 839/40 oder
840/41 n. Chr.) vortrug, und al-QazwIn! 4 hat uns eine Notiz erhalten, in der Abü Na$r Bisr b. al-Häri|
(f 842 n. Chr.) erzählt, wie er in Bagdad auf dem Boden ein Papyrusblatt fand, auf dem der Name Gottes
stand, das er auflas, mit Rosenwasser wusch und mit Moschus parfümierte. Den Dichtem Abü Tammäm
HabIb b. Aus at-TA’! 6 (f 842/43 oder 845/46 n. Chr.) und al-Buhtur! 6 (f 897 n. Chr.) ist der Papyrus
ein geläufiger Beschreibstoff; seiner bedient sich auch der Halife al-Mutawakkil 7 (847—861 n. Chr.) und
at-Tabar! 8 erwähnt ihn in seinem Berichte über den Thronverzicht des Prinzen al-Mu’ajjad im Jahre
248 d. H. (862 n. Chr.). Noch zu Beginn der Regierung des Halifen al-Mu'tadid billäh (892—902 n. Chr.)
ist Papyrus neben Pergament und Papier in den Dtwänen in Gebrauch gewesen. Das ersehen wir aus der
Pachtungsurkunde des Steuerpächters Ahmad b. Muhammad at-Jät, in der ein Posten neben der Besoldung
der Beamten auch die Materialtaxe für diese Beschreibstoffe aufführt 9 Ja, noch unter dem zweiten
Wezirate des Abü-l-Hasan e Ali b. al-Furät (304 d. H. = 917 n. Chr.) wurde in der Rechnungskanzlei des
i As-Su jöyl, Ta'rib al-Hulafä, S. 324: lii. Zu dieser Stelle und vielleicht auch zur vorangehenden
in S. 30 Anm. 10 ist jedoch zu bemerken, daß in beiden Fällen möglicherweise bereits das Papier bezeichnen könnte. In
Hurftsän, wo Marw lag, ist damals das Papier wohl schon der gebräuchlichere Beschreibstoff gewesen.
* Siebe S. 30.
* Agäni XVIII, S. 109g:
* r * ' - ' 1' ' '
»Vom Todesengel an Qftsim
eine Botschaft im Innern eines Papyrusblattes«.
(Aus J. Karabacbk's Aufsatz »Das Falten und Rollen«). ^ 9
4 'Agä’ib al-Mahlüq&t ed. F. Wöstenfeld II (Göttingen 1848) S. 214m.: A-b Jaß\ Js> LU^i JUAj
jLJb iülkj J>jj UW* \ 11 JUt.1 1 toJkgJs JW; vgl. J. Kara-
bacek : MPER 2/3 (1887), S. 99.
& Dlwän S. 258 4 , Ibn *Abd Rabbihi, ( Iqd II, S. 220*:
jiu j *jw * jJji, a) jßi\ li)
C *
11 f *Iqd
»Wenn er (der Qalam) den reichen (glänzenden) Geist strömen läßt und sich
seine Speereisen gegen den Papyrus richten, während sie (nach) unten (geneigt) sind.«
^ Diwan I (Kairo 1329), S. 206? , Ibn c Abd Rabbihi, Tqd II, S. 225h:
ff , 'A m ff f * t M "
Juy*,' i jßb • y ^>l i ^ 4l» Q , V « p | L
»Was früh morgens von ihm ankommt im Innern der Papyrusrollen
und was die Rücken der Posttiere tragen«.
(Aus J. Karabacek’s Aufsatz »Das Falten und Rollen«).
* Agdni XVIII, S. 17321.
8 Ta’rih III/3, S. 14870.
» Hiläl a 9 -$äb!, Kitäb tubfat al-Umarä fi ta’rih al-Wuzarä ed. H. F. Amedroz (Leiden 1904), S. 20 ult.: JCj
JkpQGl} yj* Vgl. A.v.Kremer, Über das Einnahmebudget des Abbasidenreiches vom Jahre 306 H. (918—919): DAW36 (1888),
S. 35024. Bereits A. v. Kremer, Culturgeschichte des Orients unter den Chalifen I (Wien 1875), S. 178 hatte unter eine
Papiertaxe verstanden. J. Karabacek, Prot. S. 19 Anm. 5 faßt es als Papyrustaxe auf, d. h. als Matcrialtaxe bei der Ausfertigung
von Urkunden, und C. H. Becker: Islam 4 (1913), S. 313 faßt den Ausdruck enger als gleichbedeutend mit den ßarä’a-Sporteln,
dem Preis für die Quittungsblätter der Steuerbehörde. Diese Abgabe für das Schreibmaterial, das die Behörden im Interesse des
Publikums verbrauchte, ist nicht etwa erst unter der arabischen Verwaltung eingelührt worden, sondern bestand schon unter der
byzantinischen und führte hier wahrscheinlich den Namen xapnip4 (U. Wilcken, Griechische Ostraka aus Ägypten und Nubien I
[Leipzig 1899], S. 404, §215; F. Zucker: Philologus 70 (1911), S. 97 hält xapTBpä für eine Steuer auf die Herstellung von
Papyrus) und xapTumKÖv (V. Gardthausen, Griech. Pal.* I, S. 72; vgl. auch Z. v. Lingenthal: Monatsber. d. kgl. Preuß. Akad. d.
Wiss. zu Berlin 1879 [Berlin 1880], S. 148 chartaiicunt). In der Steuerquittung PERF n<> 580 ist in die Entrichtung der Steuersumme
(brmodivv) auch der Preis für den für die Quittung gebrauchten Papyrus (öirtp tipfjc x^pTOu) mitberechnet. In diesem Sinne
faßt U. Wilcken nach brieflicher Mitteilung die Urkunde auf.
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32
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
Sawäd für die Bezahlung der Beamten und die Kosten für Papier und Papyrus gegen 7000 Dinäre
monatlich in Rechnung gestellt. 1 Aber Abü-l-Hasan selbst scheint schon ersteren Beschreibstoflf bevor¬
zugt zu haben, dessen Preise denn auch sprunghaft in die Höhe gingen.*
So lagen die Verhältnisse im 'Iräq. In Ägypten tauchen die ersten Proben von Papier erst zu
Ende des II. Jahrhunderts d. H. auf. 8 Hier blieb die Papyrusindustrie, die ja im Lande von altersher
wurzelte und den schreibseligen Ägyptern seit Jahrtausenden den gewohnten Beschreibstoff geliefert hatte,
nach dem Zeugnis des al-Kind! (f 860 n. Chr.) 4 bis in die Mitte des III. Jahrhunderts d. H. ohne
Konkurrenz und al-GAhiz (f 864/65 oder 868/69) sagt, daß die Papyrusrollen Ägyptens für den
Westen dieselbe Bedeutung hätten, wie die Papiere Samarqands für den Osten, 6 ja selbst Ibn AL-
FaqIh al-Hamadän ! 6 konnte in seinem um 903 n. Chr. geschriebenen geographischen Werke noch
sagen, daß die Papyrusrollen Ägyptens außerhalb des Wettbewerbes stünden. Sie bildeten auch damals
noch einen der wichtigsten Exportartikel Ägyptens. Auch IbrähIm b. Wa§§äf 7 (IX. Jahrhundert n. Chr.)
und al-Mas'üd !, 8 der sein Werk 956 n. Chr. schrieb, erwähnen den Papyrus noch unter den Erzeugnissen
Ägyptens. Papyrus stand neben dem Pergamente und Papier noch zu Anfang des IV. Jahrhunderts d. H.
in Gebrauch. Das ersehen wir auch aus jener Charakteristik der Rohrfedern, die 'Al! b. Sahl b. al-Azhar
Abü-l-Hasan al-Isfahän! (f 919/20 n. Chr.) in seinem an einen Freund gerichteten Briefe gibt. 9 Aber
nun geht es unter dem Einfluß der immer schärferen Konkurrenz des Hadernpapieres rasch mit diesem
alten Industriezweige Ägyptens zu Ende. at-Ta'älib ! 10 (f 1468) erwähnt die Verdrängung der Papyrusrollen
und Pergamente durch die Samarqander Papiere bereits als vollzogene Tatsache 11 und Abü-l-'Abbäs
an-Nabät !, 12 der 1216 n. Ch. Ägypten bereiste, sagt ausdrücklich, daß zu seiner Zeit die Papyrus¬
erzeugung bereits völlig unbekannt war. Sie muß um die Mitte des X. Jahrhunderts n. Chr. erloschen sein. 18
Wohl bediente sich die päpstliche Kanzlei noch bis in die Mitte des XI. Jahrhunderts n. Chr. zur Abfassung
ihrer Bullen des Papyrus, und zwar bis zu Anfang des XI. Jahrhunderts mit Ausschluß jedes anderen
Beschreibstoffes 14 — die jüngste Bulle auf Papyrus ist jene Victors II vom Jahre 1057 n. Chr. — doch
schöpfte sie damals wohl nur mehr aus alten Papyrusbeständen, die die Kanzlei noch auf Lager hatte.
1 Hilal as-$Ab!, a. a. O., S. 31 16 _ 18 .
2 Miskawajhi, Kitäb tagärib al-Umam wa-ta'äqib al-Himam ed. L. Caktani: E. J. W. Gibb Memorial Series VII/5
(Leiden 1913), S. 210 8 _ 11 . Ibn AT-TiQT A Qä. al-Faljri fi-l-Ädäb a$-§ultanijja wa-d-Duwal al-Islämijja hg. v. W. Aiilwardt (Gotha
1860), S. 312 0 _j 5 . HilAl as-§Ab1, a. a. 0., S. 63 I4 _ 16 . *Ar!b, §ilat taVih at-Tabari ed. M. J. de Gokjk (Leiden 1897), S. 61 ]7 f
Ibn al-At1r, al-Kämil VIII, S. 113isf.. G. Weil, Geschichte der Chalifen II (Mannheim 1848), S. 550. Qirfäs bedeutet hier, wie die
Gleichsetzung mit k&gid zeigt, bereits Papier.
3 Siebe S. 58.
J 4 As-SujötI, Kitäb ljusn al-Mubäcjara fi ahbar Mi$r wa-l-Qähira II (Kairo 1299), S. 230i2ff.:
vgl. J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 98, Th. Chr. Tychsen, De chartae papyraceae
in Europa per medium aevum usu eiusque termino: Commentationes soc. reg. scient. Gottingensis recentiores 4 (Gotting. 1820), S. 191.
B At-Ta*AlibI, Lata'if, S. 97. Vgl. auch as-SujOtI, Husn al-Mubä<Jara II, S. 238iof.; J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 99.
« BGA V, S. 66; vgl. J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 99.
7 Th. Chr. Tychsen: Comment. soc. reg. scient Gott. 4 (1820), S. 191.
3 Kitab at-Tanbih wa-l-Isräf, Notices et Extraits des manuscrits de la bibl. imper. VIII (Paris 1810), S. 146; vgl. Th. Chr.
Tychsen, a. a. O., S. 191. Vgl. auch as-SujötI, IJusn al-Mubäcjara I, S. 5h>: JU.
3 Ibn ( Abd Rabbihi, ‘Iqd II, S. 22324ff.; vgl. J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 99, Prot. S. 19 Anm. 6.
to Latä’if, S. 126; vgl. J. Karabacek, Prot. S. 19 Anm. 6 .
11 Daß Bücheriiebbaber und Sammler, wie jener zu al-IJadita, in dessen Bücherkiste der Verfasser des Kitab al-Fihrist
(geschrieben 987/8 n. Chr.) Handschriften auf Papyrus, Pergament und Leder sah, auch später noch Papyruscodices besaOen,
beweist nichts gegen diese Tatsache; vgl. Kitäb al-Fihrist I, S. 40 u. S. 54.
12 Bei Ibn al-BajjAr, öämi* I, S. 87j 0)11 -X3^; vgl. die Übersetzung von J. v. Sontheimer, I, S. 127.
i* Th. Chr. Tychsen: Comm. soc. reg. scient Gott. 4(1820), S. 191 f. nimmt an, daß die Papyruskultur und Erzeugung
der Charta zwischen dem X. und XII. Jahrhundert n. Chr. aufgehört habe, was vielleicht mit der ungeheuren Not zusammen¬
hing, die Ägypten nach der Mitte des XI. Jahrhunderts traf. Gegen diese späte Zeit spricht aber der Umstand, daß wir keinen
einzigen Papyrus aus Ägypten aus dem XI. Jahrhundert haben, das letzte datierte Stück der Sammlung Erzherzog Rainer stammt
nach J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 98 aus dem Jahre 935 n. Chr. Der jüngste Papyrus der John Rylands Library ist
vom Mubarram 319 d. H. (Jänner-Februar 931 n. Chr.) datiert (W. E. Crum, CMRL n<> 372r, S. 174.), PSR 611 vom Jahre 311 d. H.
(923/24 n. Chr.).
l* A. Giry, Manuel de Diplomatique, S. 009.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 1. Der Beschreibst«)!?, a) Papyrus.
33
Papyrus ist auch gelegentlich in den Urkunden und Briefen der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer
erwähnt. So sagt im Briefe PER Inv. Ar. P. 8786 r der Schreiber, daß er das Papyrusblatt, das er
in Eile schrieb, in den Beutel stecke. 1 Der Schreiber des Briefes PER Inv. Ar. P. 1170 T verlangt die
Zusendung einer Papyrusrolle * und auch im Briefe PER Inv. Ar. P. 1945 r ist von einer solchen die
Rede.* In dem Verzeichnis von Waren PER Inv. Ar. P. 857 v erscheint eine reine (d. h. unbeschriebene)
Papyrusrolle 4 als Posten. Von einer solchen reinen Rolle verlangt der Finanzdirektor al-Hasan b. Said
in seiner 1. Muharram 190 d. H. (23. Sept. 811 n. Chr.) datierten Anweisung ein Drittel Tümär. 5 Im Briefe
PER Inv. Ar. P. 7386 T sind neun Papyrusrollen genannt, die in einen Tuchstreifen gewickelt und mit
einem Strick verschnürt sind. 6 In dem für den Komhändler Ahmad b. Müsä bestimmten Lieferschein
PERF n° 983 (X.—XI. Jahrhundert n. Chr.) sind zwei verschnürte und gesiegelte Papyrusrollen erwähnt,
die sich in einem Tragkorbe befinden. 7 Im Papier PER Inv. Chart Ar. 7293 v ist von einem Futtersacke,
in dem sich Papyrusrollen befinden,* die Rede, und auch in dem wohl noch aus dem IX.—X. Jahr¬
hundert n. Chr. stammenden Papiere PER Inv. Chart Ar. 25600 r Z. 2 sind Papyrusrollen erwähnt.
Papyrus war ein verhältnismäßig teurer Beschreibstoff und Sparsamkeit damit nicht nur bei
Privaten, sondern sogar am Hofe geboten (siehe S. 29). Die Materialverschwendung, die Ämter und Privat¬
personen sich noch im I. Jahrhundert d. H. gestatten konnten, hat sehr bald aufgehört. Wir .sehen aus
den Stücken der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer, wie sehr man den knappen Stoff bis aufs äußerste
ausnutzte, und wiewohl Rolle und Blatt ursprünglich nur auf einer Seite beschrieben werden sollten,
haben wir doch genug Beispiele von sogenannten opisthographen, d. h. auf beiden Seiten beschriebenen
Stücken, die in allen drei Gattungen vertreten sind, die U. Wilcken 9 aufgezählt hat Hieher gehören
zunächst alle Stücke, die die Adresse auf der Rückseite tragen. 10 Dann konnte der Schreiber einen
längeren Text auf einem kleineren Stücke unterbringen, wenn er, sobald die eine Seite vollgeschrieben
war, das Blatt wendete und den Schluß des Textes auf die Rückseite setzte. Ich habe hiefür bis jetzt
nur zwei Fälle gefunden. 11 Endlich konnte die leere Rückseite von Blättern, die auf einer Seite
beschrieben waren, zur Aufnahme von Texten herangezogen werden, die mit jenem der anderen Seite
oft in gar keinem Zusammenhang stehen. Es kam allerdings auch vor, daß der Empfänger die leere
Rückseite eines Briefes für die Antwort verwendete, was allerdings auch im Orient nicht als Zeichen
besonderer Höflichkeit gewertet wurde. 1 *
Die Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer hat eine ganze Reihe von Stücken, die beiderseits mit
verschiedenen Texten beschrieben sind. Ich hebe aus diesen nur jene Fälle heraus, in denen der Schreiber
mit der Formel »entschuldige mich wegen des Papyrus« um Nachsicht für die Ver¬
wendung derartigen Briefpapieres bittet
l Z. 8: J S &cSÜI
* Z. 6: m J\ J^lj.
* Z. 4: j V*
4 Z. 3: "JA 1 Vgl. S. 34 und jL1\ bei J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 147.
6 Vgl. J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 102.
6 Z. 8: JoJj Jä. J l^L JlP £•£
I Z. 2/3: (3) oJ> ^\Uli i\ J\ vgl. J. Karabacek: MPER 4 (1888), S. 80:
Z. 5: i$ÄSy, vgl. J. Karabacek: MPER 4 (1888), S. 80.
» Hermes 22 (1887), S. 487.
10 Die Adresse konnte auch auf dieselbe Seite, wie der Text des Briefes geschrieben werden, was gleichfalls oft vorkommt;
dies Stück des Blattes wurde dann so gefaltet, daß es nach außen kam. Siehe S. 76, 86.
II PERF no 658, 834.
i* Ich verweise hier zu dieser Gepflogenheit auch auf Muhammad b. \Abd al-Mu't! b. abI-l-Fath b. Ahmad AL-IsHÄQt
al-Manüf!, Lafalf ahbär al-Awwal fi man ta$arrafa fi Mi$r min arbab ad-Duwal HS. der Konsularakademie in Wien MS. I D 45
(siehe A. Krafft, Die arab., pers. und türk. Hss. d. k. k. Oriental. Akademie zu Wien [Wien 1842] S. 96, n<> CCLVII), fol. 98 r , 106
Im ersteren Falle zerriß der Halife al-Mu'ta§im einen Brief des byzantinischen Kaisers und ließ auf die Rückseite eines Fetzens
seine Antwort schreiben, um dem Kaiser seine Verachtung zu zeigen, im zweiten beantwortete der Wezir Abü-l-Farag Muhammad b.
öa'far eine Eingabe kurz und bündig auf der Rückseite.
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3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
_ So ist PERF n° 845 v auf die Rückseite einer Tributarierrolle geschrieben. 1 Der Brief beginnt
Jlji J pf (!)• In PSR 240 v entschuldigt sich der Schreiber
mit unmittelbar nach der Basmala in Z. 1, weil er ein bereits in recto beschriebenes
Blatt verwendete. PER Inv. Ar. P. 1031 weist gleichfalls zwei Texte auf. In recto stehen die drei ersten
Zeilen eines Briefes in großen dicken Zügen. In verso hat eine geschulte Hand einen Brief, der leider
nur zur Hälfte erhalten ist, geschrieben, und an dessen Spitze über die Basmala zwei Zeilen gesetzt,
deren erste lautet: j *1)1 I. Darauf folgt die Adresse. Diese beiden Zeilen wurden
bei der Faltung des Briefes umgebogen und kamen nach außen, so daß die Entschuldigung dem
Empfänger sofort in die Augen fiel. Der Schreiber von PER Inv. Ar. P. 1171 v , der gleichfalls einen
alten Brief verwendete, setzte in die zweite Zeile über die Eingangsformel die Worte: U
j »Entschuldige mich, oh mein Herr, wegen des Papyrus; doch es war kein
unbeschriebener zur Hand.« Dieselbe Entschuldigung bringt der Schreiber von PSR 151 v am Ende
seines Briefes in der vorletzten und letzten Zeile unmittelbar vor der Grußformel mit den Worten:
j* JÜ) (9) pl Ail» (8) »Entschuldige mich wegen des Papyrus;
ich hatte eben zur Stunde, als ich an Dich schrieb, keinen unbeschriebenen Papyrus zur Hand«. Abu
Ga'far, der Schreiber von PER Inv. Ar. P. 1951 v , verwendete die Rückseite eines an ihn gerichteten
Briefes, dessen Text vollständig in recto erhalten ist, um darauf die Antwort zu schreiben und
entschuldigte sich in Zeile 8 des Briefes mit LX ^ / ä\ j
Um zu sparen, ging man schließlich so vor, daß man alte Texte ab wusch, um für neue Platz zu
gewinnen. Solche Papyruspalimpseste sind gar nicht selten. So zeigt PER Inv. Ar. P. 8119 auf der einen
Seite einen verblaßten koptischen Grundtext, den ein zweiter Schreiber wahrscheinlich abzuwaschen
versuchte, um einen arabischen Text darauf zu schreiben, und endlich kam ein dritter, wusch auch diesen
ab und schrieb mit schwarzer Tinte einen Brief auf das Blatt. Daß man es oft gar nicht für nötig
hielt, den alten Text abzuwaschen, sondern gleich darüberschrieb, sei nur nebenbei erwähnt, auch vor
den Protokolltexten hat diese Gepflogenheit nicht halt gemacht
Mit den Opisthographen hängt auf das engste die Frage nach Recto und Verso zusammen, die
gleichfalls U. WlLCKEN 2 eingehend behandelt hat. Seine Feststellung, daß die Horizontalseite, d. h. jene,
auf der die Fasern die Selisklebungen rechtwinklig schneiden, die ursprünglich zum Schreiben bestimmte
Seite des Papyrus ist, während die Vertikalseite, wenn überhaupt, nur nachträglich dazu benutzt wird,
hat, soviel ich sehen konnte, auch für die arabischen Papyri Geltung. Allerdings sind Fälle, in denen
sich dies mit Hilfe der Klebungen feststellen läßt, ziemlich selten, und an einem Blatte, das aus dem
Mittelstück zwischen zwei Klebungen stammt, werden Vertikal- und Horizontalseite wohl kaum zu
unterscheiden sein. Hier müssen, soll die zeitliche Aufeinanderfolge zweier Texte ermittelt werden,
andere Hilfsmittel, vor allem paläographische, herangezogen werden, um den älteren Text vom jüngeren
zu unterscheiden und so die zuerst beschriebene Seite festzustellen.
Dabei ist es gleichgültig, ob die Schrift zu den Fasern parallel läuft oder sie schneidet. Auch
in arabischer Zeit hat man, wohl nach byzantinischem Vorbild, für längere Texte die Rolle herumge¬
dreht und die Zeilen parallel zu den Selisklebungen (transversa Charta) angeordnet Die Stücke, die
man zum täglichen Gebrauche aus der Rolle schnitt, waren oft sehr klein. 2 Auch hat man mehrere
Lagen von Blättern übereinander gelegt, in der Mitte gefaltet und dann am Rande mit Papyrusstreifen
geheftet und auf diese Weise handliche Hefte (kurräsä) gewonnen, deren die Sammlung Papyrus
Erzherzog Rainer etliche besitzt. 4 Auch spärliche Reste von Papyrusbüchern literarischen Inhalts haben
1 Es ist mir bei der Durchsicht der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer aufgefallen, daß ziemlich häufig die RUckseite von
Steuerkatasterblättem und Ähnlichem zu privaten Mitteilungen verwendet wurde. Ich vermute, daß man die Behelfe der Steuer¬
behörde, die ja öfters erneuert wurden, von Zeit zu Zeit skartiert und wohl als Makulatur verwendet hat, sofern sie nicht auf
den Misthaufen wanderten und verkamen.
2 Hermes 22 (1887), S. 489; vgl. H. Ibscher's Beobachtungen bei der Papyrusaufrollung: Arch. 5 (1909—1913), S. 191.
8 Einige Beispiele mögen dies veranschaulichen. PERF n«> 644: 2-2X3*4 cm. 645: 4‘3X2*2 cm, PER Inv. Ar. P. 387:
3-2X26 cm, 400: 4-1X2 1 cm, 401: 27X4*4c«i.
* Inv. Ar. P. 1389: 11*2X0*lm, 4 Blätter; 1400 (nicht mehr vollständig); 1603 (nicht mehr vollständig); 1731 5 Blätter (nicht
mehr vollständig); 1760 (nicht vollständig); Inv. Ar. P. 10137 (nicht mehr vollständig). Inv. Ar. P. 10138: 6-8X6'6 ctH bestand aus drei
Lagen zu sechs Blättern, von denen jetzt das letzte fehlt. Die Blätter sind aus einem griechischen Papyrus herausgeschnitten worden,
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 1. Der Beschreibstoff, a) Papyrus.
35
sich hier erhalten, ferner ein Blatt aus einem Steuerkataster in Großquart, Inv. Ar. P. 5999, im Formate
59 3 x30 a», das an Größe von keinem anderen Stücke der Sammlung erreicht wird.
Herstellung des Papyrus. Daß die Erfindung des Papyrus tief in das Altertum zurückreicht,
war auch den Arabern bekannt, die sie dem biblischen Josef zuschreiben. 1 Leider haben uns gerade
die älteren arabischen Schriftsteller keine Nachricht über den Vorgang bei der Herstellung des Papyrus
aus arabischer Zeit erhalten. Der Verfasser des Kitäb al-Fihrist 8 , das 377 d. H. (987/88 n. Chr.) geschrieben
ist, sagt nur, daß der Papyrus aus dem Rohre der Papyrusstaude hergestellt wurde. Al-BIrönI* erwähnt
in seiner um 1030 n. Chr. verfaßten Beschreibung Indiens nur, daß der Papyrus in Ägypten aus dem
Marke der Papyrusstaüde hergestellt werde. Spätere Schriftsteller waren mit der Erzeugung des Papyrus
so wenig vertraut, daß sie behaupten konnten, er werde aus der Wurzel der Papyrusstaude hergestellt. 4
Der einzige arabische Schriftsteller, der uns einen ausführlicheren Bericht über die Herstellung
des Papyrus bei den Ägyptern in früheren Zeiten erhalten hat, ist Abü-l-'AbbAs an-NabätI 6 , dessen
Worte ich hier jenen des Plinius* gegenüberstelle.
Abü-l-'Abbäs an-Nabät!
»Sie pflegen die Langstieligen der Gattung (der
Papyrusstaude) zu nehmen, sie vom Anfang bis
zum Ende in zwei Hälften zu spalten und davon
Streifen für Streifen abzutrennen. Nun wird jeder
Streifen hievon auf eine Tafel aus glattem Holze
an die Seite des ihm zunächst folgenden gelegt.
Dann nehmen sie die Samen des blauen
Lotus, 7 die sie im Wasser auf lösen, und tragen
dann diesen Klebstoff auf die Streifen auf und
lassen sie liegen, bis sie sehr trocken geworden sind.
Dann klopfen sie sie ganz gelinde mit einem
kleinen Stück Holz, das eine gewisse Ähnlichkeit mit
der Keule besitzt, bis sie von der Rauheit geglättet
Plinius
(74) Praeparatur ex eo (sc. papyro) Charta
diviso acu in praetenues, sed quam latissimas
philyras. principatus medio, atque inde scissurae
ordine. [Hierauf folgt die Besprechung der Papyrus¬
sorten 74—76.]
(77) texitur omnis madente tabula NiÜ aqua,
turbidus liquor vim glutinis praebet in rectum primo
supina tabulae schida adlinitur longitudine papyri
quae potuit esse, resegminibus utrimque amputatis,
traversa postea crates peragit premitur deinde praelis,
et siccantur sole plagulae atque inter se iunguntur,
proximarum semper bonitatis deminutione ad deter-
rimas. numquam plures scapo quam vicinae. [Hieran
wie die einzige Seite, die Schrift trägt, zeigt, und an der Faltung mit feiner Hanfschnur zusammengeheftet, wohl um als Notiz-
büchlein zu dienen. Das Heidelberger Stück PSR 04, 0*7X8'8 cm, besteht aus drei Blättern, da die Hälfte der ersten Lage fehlt.
i *Al! Dede, MuljacJarat at-Awä’ü, S. 13l7f.: «JL»y jjl Vgl. Ibn Qutajba, Kitäb al-Ma’ärif
hg. v. F. Wüstenfeld (Göttingen 1850), S. 274n; Kitäb al-Fihrist, S. 21 u; AS-SujOff, Ijusn al-MubtLJara II, S. 230 20f.; aj-Ta'Alis!,
Lafä’if, S. 5.
* Kitäb al-Fihrist I, S. 21iof.: j*** cW y
3 Ta’rih al-Hind, S. 81 8 .
4 MubU al-MubU I, S. 80. Vgl. auch die arabischen Glossen bei R. Payne Smith, Thesaurus II, Sp. 3205 und S. Löw,
Aramäische Pflanzennamen, S. 54.
3 Bei Ibn al-BajjAr, Gämi* I, S. 87sff.:
£y Jl yy* OyXtM) J y& kLoj
**f?^*3 y& yd IfU ä » l a 3 yf
JJ». hjji\ äJL» ^ AkLaj UJs! I
y y c $y~i
Die Übersetzung Sontheimer’s I, S. 127 f. folgt nicht genau dem Originaltext und ist von mir stillschweigend verbessert,
e Nat. Hist ed. C. Mayiioff XIII, 12, 74—82.
7 ist nach G. Schweinfurth, Arabische Pflanzennamen aus Ägypten, Algerien und Jemen (Berlin 1012), S. 32, 55.
Nymphaea coemlea Sav.
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3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
sind, so daß sie die Konsistenz des reinen, gefüllten schließt sich die Besprechung der Formate und der
Papieres erhalten und man verwendet ihn (d. h. Änderung, die Claudius vornahm (78—80).]
den Papyrus) bei der ärztlichen Behandlung.« 1 (81) Scabritia levigatur dente conchave, sed
caducae litterae fiunt. [Nun folgt die Aufzählung
der Fabrikationsfehler.]
(82) Glutinum vulgare e pollinis flore tempe-
ratur fervente aqua, minimo aceti aspersu, nam fabrile
cummisque fragilia sunt, diligentior cura mollia panis
fermentati colata aqua fervente. minimum hoc modo
intergerivi, atque etiam Nili lenitas superatur. omne
autem glutinum nec vetustius esse debet uno die
nec recentius. postea malleo tenuatur et glutino
percurritur, iterumque constricta erugatur atque ex-
tenditur malleo.
Wenn ich hier zur leichteren Übersicht des Lesers beide Berichte einander gegenüberstelle, so soll
dies nicht den Anschein erwecken, als nähme ich an, daß sie auch nur irgendwie voneinander abhängen.
Das ist sichtlich nicht der Fall, und wir dürfen annehmen, daß Abü-l-‘Abbäs, zu dessen Zeit man ja nach
seinem eigenen Geständnis nichts mehr über die Erzeugung des Papyrus wußte (siehe S. 32), seine Nachrichten
darüber aus einer Quelle schöpfte, die nur die Fabrikation in arabischer Zeit im Auge hatte. So würden
sich die Abweichungen von dem fast 1200 Jahre älteren Berichte des Plinius erklären, in welchem Zeitraum
das Verfahren bei der Herstellung des Beschreibstoffs sich in Einzelheiten wohl geändert haben mochte.
Leider trägt auch der Bericht des Arabers, obwohl er wertvolle neue Angaben enthält, nichts wesentliches
zur Klärung jener Fragen bei, die für uns in der Papyruserzeugung noch immer als offene gelten müssen.
Hieher gehört zunächst, daß uns beide Berichte keine klare Vorstellung über die ersten Handgriffe bei
der Gewinnung der Markstreifen vermitteln. Neu ist hier die Angabe des Abü-l-‘AbbAs, daß die Papyrus¬
stengel zuerst der Länge nach in zwei Hälften gespalten werden, um dann Streifen für Streifen abzutrennen,
während Plinius nur von der Zerlegung in sehr feine aber möglichst breite Markstreifen spricht
Wie dies erfolgt sein soll, wird leider nicht gesagt, und wir sind lediglich auf Vermutungen an¬
gewiesen. So können wir annehmen, daß der Zentralschnitt, der den im Querschnitte annähernd drei¬
eckigen Stengel in zwei Hälften teilen sollte, wahrscheinlich von einer der drei Ecken aus zur Gegenseite
(x y), geführt wurde, wodurch wirklich eine Teilung in zwei Hälften
erfolgte. Zwar ist es auch möglich, durch einen parallel zu einer der
drei Seiten geführten Schnitt dem Rauminhalte nach gleiche Stücke zu
gewinnen, doch scheint der Ausdruck »Hälften« doch eher auf die erste
Möglichkeit schließen zu lassen. Wollte man nun Markstreifen ablösen, so
konnte dies entweder so geschehen, daß man in jener Art, wie man von
einem Stamme Bretter gewinnt, entweder parallel zum Schnitte x y oder
zu einer der drei Seiten Streifen für Streifen abtrug. Verzichtete man aber
auf die Gewinnung mathematisch genauer Parallelplatten und begnügte sich
mit Markstreifen von keilförmigem Querschnitt, so konnte man von einer
beliebigen Ecke aus in der Richtung zur Gegenseite die Abtragung vor¬
nehmen. Wollte man möglichst breite Streifen gewinnen, so empfahl es
sich, die Schnitte von einer der drei Ecken aus in der Richtung der Gegenseite zu führen, was schon
K.Dziatzko 2 zum Plinianischen Bericht annahm. Um nun über das eingeschlagene Verfahren Klarheit
zu gewinnen, ließ ich durch Herrn Dr. Christian Wimmer im pharmakognostischen Institute der Wiener
Universität eine genaue mikroskopische Untersuchung einer ganzen Anzahl von Proben verschiedener
1 Vgl. Ibn al-Bajtär, öam? I, S. 87, Übersetzung von J. v. Sontheimer, I, S. 127 f.; Ibn SIna, Kitib st-Qanün fi-{-Trt»b,
S. 148; al-Heraw!, Kitab al-Abnija, S. 57, 197; W. Behrnauer: JA V. ser. tom. 17 (1861), S. 10 Anm. I*; J. Karabacrk*
MPER 4 (1888), S. 79 f.
* Untersuchungen, S. 76.
Abb. 1.
Querschnitt
durch den Papyrusstengel.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 1. Der Bescbreibstoff. a) Papyrus.
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Papyrusblätter aus arabischer Zeit vornehmen, da ich vermutete, daß sich aus der Beschaffenheit der
Markstreifen vielleicht doch Aufschlüsse über die bei ihrer Gewinnung befolgte Arbeitsmethode gewinnen
ließen. Das Ergebnis war überraschend. Wie schon ein Blick auf den von J. Wiesner 1 gegebenen Quer¬
schnitt durch einen Papyrusstengel zeigt, stehen im peripheren Teile die Gefaßbündel dicht gedrängt,
während sie im mittleren Teile in großen Abständen verteilt sind. Der Siebteil der einzelnen Gefäßbündel
liegt gegen die Peripherie zu, während der Holzteil gegen das Zentrum des Stengels zu liegt Bei Annahme
eines zentralteilenden Schnittes im oben gegebenen Sinne müßten nun infolgedessen die Gefaßbündel
eines Papyrusblattes, die sogar dem freien Auge als Fasern sichtbar sind, zonenweise — wo zwei Mark¬
streifen aneinanderstoßen — dichtgedrängt, und zonenweise — in der Mitte der Markstreifen — in weiteren
Abständen verlaufen, es sei denn, daß man annähme, daß vor Gewinnung der Markstreifen die peripheren
Teile, in denen die Gefaßbündel dichter stehen, entfernt wurden. Auf jeden Fall aber mußten bei zentraler
Schnittführung in einer oder der anderen angegebenen Weise die Siebteile der Gefaßbündel der einen Hälfte
des Markstreifens nach rechts, die der anderen nach links gerichtet sein. Eine zonenartige Anordnung der
Gefäßbündel war aber weder mit freiem Auge noch bei Vergrößerung bemerkbar. Was nun die erwähnte
Orientierung des Sieb- und Holzteiles der Gefaßbündel betrifft, so war mindestens in sehr vielen Fällen
zu erkennen, daß Siebteil und Holzteil der einzelnen Gefaßbündel senkrecht auf die Fläche der Markstreifen
orientiert sind, was nur unter Annahme einer tangentialen Schnittführung möglich ist, auf keinen Fall aber
bei einer Schnittführung im Sinne des Abü-l-'Abbäs. Ob in anderen Fällen zu beobachtende anders
gerichtete Gefaßbündel aus einer anderen Art der Schnittführung zu erklären wären oder nur dem Umstande
ihre Richtung verdanken, daß sich die Gefäßbündel in dem lockeren Parenchymgewebe leicht durch
mechanische Einflüsse aus ihrem ursprünglichen Verbände loslösten und dann nach der einen oder anderen
Richtung drehten, das müßten erst neuerliche Untersuchungen an noch reichlicherem Material ergeben.®
Da wir nach diesen Beobachtungen im ganzen lediglich mit einer tangentialen Schnittführung zu
rechnen haben, erübrigt nun noch die Frage, wie diese erfolgte und welches Instrument man dazu verwendete.
G. Seyffarth 8 ging hiebei so vor, daß er das Schaftstück von seiner grünen Hülle befreite und in viele
Markstreifen zerlegte, indem er mit einem Korkmesser von jeder der drei Seiten des dreieckigen Schaftes
zuerst den äußeren Streifen ablöste, dann einen zweiten von der äußeren Schale entfernter liegenden
und so fort bis zur Mitte, bis so schmale Streifen entstanden, daß sie nicht mehr zu brauchen waren.
Die Spitze des Messers wurde stets in derselben Ecke eingesetzt, indem es nach der Hand zu bei
jedem Schnitte etwa die Dicke eines Messerrückens weiterrückte, so daß sich keilartige Streifen mit
einem sehr dünnen und einem dicken Rande ergaben. Um mehr Markstreifen gleicher Art zu bekommen,
wurden mehrere solcher Schaftstücke auf gleiche Weise zerlegt und die gleichartigen geschieden. Aus
den Streifen, die zunächst unter der grünen Schale sich befunden hatten, wurde ein Papyrus gefertigt.
Einen zweiten lieferten die Markstreifen, die um eine halbe Linie näher der Achse gelegen hatten, und
so fort. So entstanden acht verschiedene Bogen Papier, wovon der erste die äußeren, der Schale am
nächsten liegenden Streifen enthielt, der letzte aber die innersten, angeblich feinsten. Diese acht Sorten
Papier waren jedoch nicht voneinander zu unterscheiden, weder der Farbe, noch ihrer Feinheit nach.
Noch feinere und gleichmäßigere Markstreifen ließen sich aber mit jenem Verfahren gewinnen,
durch das die Chinesen das Reispapier gewinnen und auf das mich Dr. Chr. W t immer aufmerksam
machte. Der Arbeiter legt die Markstäbe von Aralia tetrapanax papyrifera geradeaus vor sich auf eine
Bank, macht dann mit einem langen Messer mit breiter, scharfer Klinge einen schwachen Einschnitt
der Länge nach in den Markstab, hält nun das Messer fest und rollt ihn langsam und regelmäßig in
entgegengesetztem Sinne des Uhrzeigers so gegen die Schneide des Messers, daß sich spiralenförmig
zwei und mehr Fuß lange Blätter von gleichmäßiger Dicke ablösen, bis der Markstab aufgebraucht ist. 4
1 Die Rohstoffe des Pflanzenreiches 2 II (Leipzig 1003), S. 457.
2 Nur ganz schlecht gearbeitete Stücke zeigen sichtlich die Merkmale des Vertikalschnittes. So besteht PER Inv. Ar. P. 2370
aus einer auffallend starken Markschicht von 2*5 mm Dicke, auf die eine feinere quer aufgelegt wurde. Die dicke Markschicht
ist sichtlich durch Vertikalschnitt (x y) gewonnen. Solche Stücke bilden aber seltene Ausnahmen und sind entweder Beispiele der
schlechtesten Sorte oder vielleicht gar nicht fabriksmäßig erzeugt, sondern für den Hausgebrauch von irgend jemanden verfertigt,
der sich seinen Beschreibstoff selbst zurecht machte. Die durch die Untersuchung am normalen Beschreibstoff gewonnenen Ergebnisse
können durch solche Ausnahme jedenfalls nicht beeinflußt werden.
3 Serapeum 3 (1842), S. 51, 54.
4 Hooker’s Journal of Botany 2 (London 1850), S. 28, 253 und Tafel 9, 5 (1853), S. 81.
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3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
Eine andere Arbeitsmethode, die J. Moeller 1 beschrieben hat, besteht darin, daß man auf einer hori¬
zontalen Unterlage ein scharfes Messer hobelartig befestigt. Gegen dieses werden die zylindrischen,
etwa 4 cm dicken Markstücke angedrückt und um die Achse rotiert. Dadurch wird das Mark gewisser¬
maßen geschält und in eine kontinuierliche, bandartige Papierrolle verwandelt, die dann in quadratische
Blätter geschnitten wird.
Leider sagt uns Plinius nichts über das Instrument, das zu seiner Zeit für die Ablösung der Mark¬
streifen def Papyrusstengel verwendet wurde, sein diviso acu ist zu allgemein, um etwas Bestimmtes
in dieser Richtung vermuten zu lassen. Soviel aber ist sicher, daß man durch die Ablösung von Streifen
in tangentialer Richtung mit einem Messer oder spiralenförmig mit Messer oder Hobel* die feinsten und
gleichmäßigsten Streifen bekam, und nur so verstehen wir, wieso Plinius sagen kann, daß den Vorrang
die Mitte habe und von da nach der Folge der Schichten (principatus medio, atque inde scissurae orditte).
Denn nur durch Spiralschnitt konnte man aus der Mitte gleichmäßige, feine und zugleich genügend breite
Streifen abtragen, nicht aber durch Schnitte, die vom Rande durch die Mitte laufen. Die Worte des Plinius
hätten allein schon darauf führen müssen, daß man nur tangential Vorgehen konnte, wollte man das feine
Mittelmark in jener Weise ausnutzen, wie es für die Erzeugung der feinsten Sorte (augusta) nötig war,
und genügend breite Markstreifen gewinnen. Durch jede andere Abtragungsart waren ja aus der Mitte
des Markes nur sehr schmale feine Streifen zu gewinnen, und jedes Blatt hätte aus einer großen Anzahl
solcher Streifen zusammengesetzt werden müssen, während beim Spiralschnitt nur wenige und viel breitere
Streifen aneinandergereiht werden konnten. Das paßt auch weit besser zu den bisher ermittelten Breiten
der Markstreifen, die zwischen 3—4* beziehungsweise 1*5—8 cm schwanken. 4
So verstehen wir ferner auch, wieso die taeneotische Sorte, die aus dem der Schale zunächst
liegenden Markteil entnommen wurde, als minderwertiges Schreibpapier galt; denn hier liegen ja die
Gefäßbündel ganz enge beisammen, und diese nur wenige Millimeter breite Markzone konnte nur tan¬
gential oder spiralenförmig abgetragen werden, wollte man sie nutzbringend verwerten.
Die nächste Arbeitsphase war nun, daß man die so gewonnenen Markstreifen auf einer Tafel
aneinanderreihte, in jener Weise, wie dies Plinius beschreibt. Der Araber unterläßt es, von einer Hori¬
zontal- und Vertikallage zu sprechen und geht gleich zur Leimung über. Daß darunter aber nicht die
Verbindung der Streifen untereinander oder die Bindung der beiden Lagen durch Leim verstanden
werden kann, etwa in jener Art, wie Seyffarth 5 seinen Papyrus herstellte, der als Klebemittel zuerst
Gummi und dann gewöhnlichen Stärkekleister oder in Essig aufgelösten Kleber verwendete, 6 hat schon
K. Dziatzko 7 festgestellt. Auch der Sirakusaner Gerichtspräsident Ritter Saverio Landolina hat bei
der seit 1780 unternommenen Herstellung von Papyrus keinen Leim zur Bindung der Lagen verwendet,
sondern sich seiner nur zur Satinage der fertigen Blätter bedient. 8 Die mikroskopischen Untersuchungen,
die Dziatzko anstellen ließ, haben uns darüber völlige Klarheit gebracht. Die kreuzweise gelegten
1 Botanische Zeitung (hg. v. A. de Bary) 37 (1879), Sp. 721.
2 Auch V. Gardthausen, Griech. Pal. 2 I, S. 54 Anm. 4 denkt an eine Art Hobel.
3 Vgl. F. Woenig, Pflanzen, S. 94
* Von H. Ibscher an den Berliner Papyri beobachtet. Die Breite von 8 cm wurde von ihm, wie er mir mitteilte, bei den
aramäischen Papyri festgestellt. Die schmalen Markstreifen stammten wohl aus dünnen Stengeln.
3 Serapeum 3 (1842), S. 54 f. Die Markstreifen wurden von ihm so aufeinandergelegt, daß die dickere Seite des zweiten
die dünnere des ersten um eine Linie bedeckte, wobei Gummi zwischen die einander bedeckenden Ränder gebracht wurde, was
so lange fortgesetzt wurde, bis die beabsichtigte Höhe des Bogens erreicht war. Dann klebte er einen mit dem Bindemittel bestri¬
chenen Streifen links am Rande vertikal auf die darunter horizontal laufenden Streifen. An den ersten vertikalen Streifen schloß
sich dann ein zweiter ebenso, wobei wieder die stärkere Seite des Streifens auf die schwächere des ersten zu liegen kam und
diese etwa eine Linie bedeckte. $o fuhr er fort, bis die horizontalen Streifen ganz von den vertikalen bedeckt waren, glättete
dann den Bogen und brachte ihn unter die Presse. Wie solche Papyrusblätter ausgesehen haben mögen, davon konnte ich mir
eine Vorstellung machen, als ich in der Wiener Papyrussammlung ein in Privatbesitz befindliches Papyrusblatt aus der Werkstatt
des Salvadore Politi zu sehen bekam. Durch das Licht betrachtet, sieht dies wie ein Gitter mit viereckigen Öffnungen aus, da
die Markstreifen am Rande in etwa 1 ent Breite übereinandergeklebt wurden und die Überkreuzung der beiden Lagen nun ein
quadratisches Muster ergaben. Der Papyrus, der 25-3X23 cm groß und etwa 50 Jahre alt ist, hat sich aber tadellos erhalten.
Vgl. auch V. Gardthausen, Griech. Pal.* I, S. 81. Er trägt oben in der rechten Ecke mit Tinte die Aufschrift 11 Papiro di
Siracusa p. Salvadore Politi und in der Mitte eine Pianta dell* antica Siracusa.
6 Serapeum 3 (1842), S. 55.
7 Untersuchungen, S. 83—85.
8 J. H. Bartels, Briefe über Kalabrien und Sizilien III (Göttingen 1792), S. 71, 74.
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Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 1. Der BeschreibstofT. a) Papyrus.
39
Papyrusstreifen wurden lediglich durch Pressung miteinander verbunden. Ob dies der Zuckergehalt der
Markstreifen und etwa darin vorhandene harzige Bestandteile bewirkten oder der Stärkegehalt der
Zellen des Parenchymgewebes, vermag ich nicht zu entscheiden. Schon Landolina war ja der Leim¬
gehalt der Pflanze aufgefallen. 1 Dr. Chr. Wimmer, der bei der Untersuchung der ihm von mir zur
Verfügung gestellten Papyrusproben auch diesen Dingen seine Aufmerksamkeit zuwandte, hat in den
Parenchymzellen, besonders den Zellen der Gefäßbündelscheide, in vielen Fällen reichlich Stärke von
der für Cyperus Papyrus typischen Form nachgewiesen. Eine Kleisterschichte zwischen der Horizontal-
und Vertikallage konnte in keinem Falle beobachtet werden, wohl aber zeigte die Oberfläche einzelner
Papyri eine deutliche Kleisterauflage, in der sogar einige wohlerhaltene Stärkekörner 2 auf Verwendung
von Weizen oder Gerste zur Kleisterbereitung hinwiesen. Der Bericht des Abü-l-*AbbAs erwähnt die
Verwendung von Lotussamen für die Kleisterbereitung, die offenbar gleichfalls ihres Stärkegehaltes
wegen benutzt wurden. Sie mögen neben den Körnern des Weizens oder der Gerste Verwendung
gefunden haben, nachgewiesen sind sie bis jetzt an arabischen Papyri nicht. Bei der durch Klopfen
erzielten Glättung der fertigen, trockenen Papyrusblätter wurde nach Plinius ein Schlägel (malleus)
verwendet, Abü-l-'Abbäs vergleicht ihn mit einer Keule. Die bei Plinius erwähnte Glättung mit dem
Zahn oder einer Muschel hat er wohl nicht in seiner Quelle gefunden.
Fabriken. Von den alten Fabriken scheint auf jeden Fall jene von Alexandria 3 beibehalten
worden zu sein, von der wir wissen, daß sie im VI. Jahrhundert n. Chr. auch Frankreich mit Papyrus
versah. Ob Memphis 4 * , Sais 6 , und der Sebennytische Gau 6 auch in der arabischen Zeit Papyrus¬
fabriken besaßen, wissen wir nicht. In arabischer Zeit sind uns aus den arabischen Quellen Wastma 7
und Büra 8 als Fabrikationsstätten des Papyrus bekannt, letzteres ist auch auf einem arabischen Protokoll
genannt (siehe Bd. I, 2, n° 162s und S. 158). J. Karabacek vermutet auch in el-Fajjüm eine Papyrusfabrik, 9
das dürfte aber auf einem Mißverständnis der von J. Karabacek nicht angeführten Quelle 10 beruhen.
In den Protokollen ist häufig al-Afragün, mit seinen Nebenformen al-Afrakün und al-Afragin, das alte
«frponrövtc 11 genannt, ferner al-Fär (siehe Bd. I, 2, n° 204 3 und S. 200); alle diese Orte lagen im Delta.
Einige andere Ortsnamen sind entweder nur zum Teil erhalten und daher unverständlich, oder wohl
vollständig, aber nicht zu enträtseln.
Außerhalb Ägyptens befand sich in arabischer Zeit eine Papyrusfabrik in Sämarrä, die der Halife
al-Mu'tasim billah anläßlich der Verlegung seiner Residenz dahin, die im Jahre 221 d. H. (836 n. Chr.)
erfolgte, errichten ließ 12 . Auf Sizilien wurde um 972/73 n. Chr. der bei Palermo vorkommende bardi
vermutlich in dieser Stadt am Hofe des Fürsten zu Papyrus verarbeitet, jedoch nur, soweit der Bedarf
des Fürsten es erforderte 13 .
Ich habe schon an anderer Stelle 14 ausgeführt, daß die Papyruserzeugung unter staatlicher Kontrolle
stand. Ob es sich dabei, wie dies F. Zucker 15 für die byzantinische Zeit annahm, um ein Monopol des
1 Ebenda S. 74.
2 Vgl. K. Dziatzko, Untersuchungen, S. 84.
3 Vgl. Ersch und Gruber, Allgemeine Enzyklopädie 1II/11, S. 237; C. Paoli, Del Papiro, S. 25, 32; V. Gardtiiausen,
Griech. Pal. 2 I, S. 58; siehe auch Band I, 2, n<> 124 5 .
4 K. Dziatzko, Untersuchungen, S. 78, Anm. 1; C. Paoli, Del Papiro, S. 33; V. Gardtiiausen, Griech. Pal. 2 I, S. 58.
3 K. Dziatzko, Untersuchungen, S. 60, 78, Anm. 1; C. Paoli, Del Papiro, S. 25, 31; V. Gardtiiausen, Griech. Pal. 2 I, S.58.
c C. Paoli, Del Papiro, S. 31.
2 Al-Ja'qöbI, Kitäb al-Buld&n ed. T. G. I. Juynboll (Leiden 1861), S. 127: I4I JUu
Vgl. J. Karabacek, PERF S. XVI, Prot. S. 54. “
8 Al-Ja'qöbI, Kitäb al-Buldän, S. 126: ^ ^
Ebenso Ibn Rosteh: BGA VII, S. 338. Vgl. auch A. v. Krrmkr, Culturgeschichte II (Wien 1877), S. 305, J. Karabacek: ÖMFO 11
(1885), S. 164, MPER 2/3 (1887), S. 124, PERF S. XVI, Prot. S. 54, 102.
2 MPER 2/3(1887), S. 124; vgl. auch PERF S. XVI, ÖMFO 11 (1885), S. 164.
10 QalqasandI siehe S. 23 Note 14. Daß diese gemeint ist, ergibt sich aus der schon sehr zurückhaltenden Fassung in
PERF S. XVI und ÖMFO 11 (1885), S. 164.
11 Vgl. J. Karabacek: WZKM XX (1906), S. 140, Prot. S. 54. Band I, 2, n<> II 60 und S. 104.
12 Al-Ja'qübI, Kitab al-Buldan, S. 39, Ta’rih II, S. 577; vgl. J. Karabacek, MPER 2/3 (1887), S. 98 und Anm. 4.
13 Ibn Uauqal, BGA II, S. 86; vgl. J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 104; C. Paoli, Del Papiro, S. 15.
14 Die Papyruserzeugung als Staatsmonopol: Berichte des Forschungs-Institutes für Osten und Orient 111 (Wien 1923), S. 11.
13 Philologus 70(1911), S. 105.
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40
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
des Staates handelt, ist nicht zu ersehen. Wie ich aus den Stücken der Sammlung Papyrus Erzherzog
Rainer entnehme, ist die Erzeugungstechnik des Papyrus in arabischer Zeit dieselbe geblieben, wie in
den vorangehenden Epochen.
Die Formate der Blätter scheinen gegen die griechische Zeit ziemlich unverändert geblieben zu
sein, sofern ein Schluß aus den wenigen Stücken, die zwei Klebungen der Rolle zeigen, zulässig
erscheint. So beträgt die Breite des Blattes zwischen den beiden Klebungen des Stückes PER Inv. Ar.P. 1854
36*3 cm und würde so gut zu der von F. Preisigke 1 ermittelten Breite von 36*5 cm für das zwischen
den beiden Klebungen befindliche Mittelstück eines Straßburger griechischen Papyrus passen. PER Inv.
Ar. P. 5999, eine Großfolioseite aus einem Steuerkataster im Formate 59*3X30 cm, besteht, wie die
die Seite quer überschneidende Klebung zeigt, aus zwei Blättern, deren größeres 37 * 2 cm breit ist.
Wahrscheinlich ist der untere Rand der Seite zugleich der rechte des Blattes der Rolle gewesen, aber
sicher erkennbar ist das nicht mehr und wir können also vielleicht auch mit einer noch größeren
Blattbreite zu rechnen haben; H. Ibscher* hat ja an hieratischen Papyri Blattbreiten von 35 bis 46 cm
bei einer Höhe von 30 cm gemessen. Solchen Großformaten stehen aber auch Blätter mit geringerer
Breite gegenüber. P 10677 von Berlin 8 besteht aus Blättern von 25 cm Breite, die so miteinander
verbunden sind, daß die einzelnen Klebungen einen Abstand von 23 cm haben. PERFn°912 ist 27 cm
(samt Klebung 30*3 cm) breit. PER Inv. Kopt. P. 10992 besteht aus sechs ungleichen Blättern, die zwischen
den Klebungen gemessen die Breiten von 12*6, 14*3, 1J>*8. 17*2, 17*8 und 21 cm aufweisen, und
einem 8*7 cm breiten Fragment des Protokolls, das wohl mindestens doppelt so breit gewesen sein
dürfte. Auch das würde zu Beobachtungen an griechischen Rollen stimmen. Th. Birt 4 * 6 , der ein ausführliches
Verzeichnis der Maße der Papyrusblätter zusammengestellt hat, fand Blattbreiten von 7 bis 27 cm und
W. Schubart 8 gibt als Regel die Breite von 20 bis 25 cm an. Auffällig ist, daß die Protokollblätter.aus
der frühen arabischen Zeit bis ins erste Viertel des II. Jahrhunderts d. H. diesen Breitenangaben gegenüber
schmal erscheinen; einige Messungen mögen dies veranschaulichen.
Bezeichnung des Stückes
Breite in cm
PERF n<> 78
12*7
P. Ryl. Copt. 135
14
Ar. Pal. Taf. 100.1
15*5
PER Inv. Ar. P. 4012
19
PSR 194
20*4
PERF no 77
21
Wie wir aus diesen Angaben ersehen, bewegt sich die Breite der Protokollblätter zwischen 12*7
und 21 cm, bleibt also hinter dem Maximum von 25 beziehungsweise 27 cm griechischer und von
37*2 cm arabischer Papyri erheblich zurück. Leider hat sich in der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer
kein vollständiges Protokoll aus arabischer Zeit an einer Rolle erhalten, das eine Vergleichung mit deren
Blättern zuließe, so daß diese Angaben nur relativen Wert haben. Das Protokoll des Berliner Papyrus 10677
hat eine Breite von 25 cm, ist also gleich breit wie die übrigen Blätter der Rolle. H. Ibscher teilt mir
mit, daß ein regelrechtes Schutzblatt — so bezeichnet er die Protokollblätter — immer die Breite der
übrigen Blätter der Rolle habe. Dann müßten die Rollen, zu denen die in der obigen Tabelle angeführten
Protokolle gehörten, aber weit schmälere Blätter gehabt haben, als selbst die ohnehin schon schmalen
spätägyptischen Papyri (siehe Anm. 4) von 16 bis 20 cm Blattbreite. Es wäre jedenfalls gut, wenn die
1 P. Straßb. I, S. 28; V. Gardthausen, Griech. Pal. 2 3 I, S. 62. S. Birch bei K. Dziatzko, Untersuchungen, S. 95 f. gibt für
die Breite der Blätter demotisclier Papyri zur Zeit der XX. Dynastie 36-68 cm, jener aus römischer Zeit 31*62—35*42 cm an.
2 Arch. 5(1909—1913), S. 193 f.; vgl. V. Gardthausen, Griech. Pal 2 I, S. 139. Der Papyrus Ebers besteht aus Blättern,
die 40—42 cm breit und 30 cm hoch sind. Vgl. V. Gardthausen, Griech. Pal. 2 I, S. 63.
3 C. Schmidt und W. Schubart, Osterbrief des Alexander, Patriarchen von Alexandrien: Berliner Klassikertexte 6 (1910), S.55.
4 Das antike Buchwesen in seinem Verhältnis zur Litteratur (Berlin 1882), S. 272. Spätere ägyptische Papyri haben nach
den Messungen von L. Borchardt: ÄZ 27 (1889), S. 118 Blattbreiten von 16 bis 20 cm.
6 Das Buch bei den Griechen und Römern 2 (Berlin 1921), S. 8.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Außere Merkmale. 1. Der Besch reibstoff. a) Papyrus.
41
Röllenbestände der einzelnen Sammlungen aus arabischer Zeit auf die Blattgrößen hin überprüft würden,
um mehr Material für die Feststellung der gangbaren Formate zu gewinnen.
Auffällig ist, daß die Breite der Protokollblätter in späterer Zeit, im II. und III. Jahrhundert d. H.
erheblich zunimmt Ich koiinte hier Schwankungen von 17 bis 44*5 cm feststellen. 1 *
Bezeichnung des Stückes
Breite in cm
PER Inv. Ar. P. 4351
17
PER Inv. Ar. P. 4257
17-5
PER Inv. Ar. P. 4362
17-8
PERF n<> 90
21-4
PER Inv. Ar. P. 4067
44*5
Das mag damit Zusammenhängen, daß der Protokolltext an Umfang gewachsen war. Leider liegt
mir auch hier für den Vergleich mit den übrigen Blättern der Rolle kein Material vor.
Etwas besser sind wir über die parallel zu den Selisklebungen gemessenen Höhe der Blätter, die
mithin auch zugleich die Höhe der Rolle veranschaulicht, unterrichtet. Ich gebe hier folgende Zusammen¬
stellung:
Bezeichnung des Stückes
Höhe in cm
PER Inv. Ar. P. 5999
30
PERF no 78
35*7
P. Br. Mus. 1513
36
» » > 1515
37
* * * 1473
39
P. Ryl. Old Greek Serics 53
39*4
Ar. Pal. Taf. 100.1
42*7
P. Berol. 10677
45
Bulle v. J. 876 n. Chr.
58
Hiezu "sei bemerkt, daß die an letzter Stelle gegebene Höhe von 58 cm noch nicht das Maximum
darstellt A. GlRY* gibt für die Papstbullen Höhen von 30 bis 75 cm an. Die Maximalhöhe von 75 cm
wurde aber wohl kaum überschritten. Einige Protokolle aus der Mitte des III. Jahrhunderts d. H., vor
allem PERF n°97, haben sie, wie wir noch berechnen können, aller Wahrscheinlichkeit nach erreicht.
Die Papyri aus griechischer Zeit scheinen hinter dieser Höhe erheblich zurückzubleiben. W. SCHUßART»
hat festgestellt, daß die Höhe von 30 cm nur selten überschritten wurde, und nach F. G. Kenyon 4
sind die größten Rollen des British Museum über 15 1 /* englische Zoll, also 39*37 cm hoch. Der Papyrus
Ebers 5 6 hingegen und die von H. Ibscher» präparierten hieratischen Papyrusrollen haben eine Höhe von
nur 30 cm. Wir dürfen annehmen, daß Großformate, wie sie die Rolle, der PERF n° 97 angehörte, sowie
einzelne Papstbullen aufweisen, nicht zu häufig gewesen sein werden, sie dürften aller Wahrscheinlichkeit
nach erst um die Mitte des III. Jahrhunderts d. H. aufgekommen sein. Al- Kind! 7 gibt für die Höhe
der Papyrusrollen eine arabische Spanne, die zwischen Daumen und Zeigefinger gemessen wurde, an.
1 Zur Ergänzung der folgenden Tabelle bemerke ich, daß die Blattbreite von PERF n« 97 mehr als 36*5 cm, jene von
PERF n<> 101 mehr als 28*7 cm betrug, da die Blätter nicht vollständig sind. Die gleichfalls unvollständigen Stucke PERF n<> 87,
PER Inv. Ar. P. 4133, 4360 messen jetzt 20, 22*5, 26 c»* waren aber sicher viel größer.
3 Manuel de Diplomatique, S. 495.
3 Das Buch bei den Griechen und Römern 3 , S. 56.
4 The Palaeography of Greek Papyri (Oxford 1899), S. 18.
3 V. Gardthausen, Griech. Pal 3 I, S. 63.
« Arch. 6 (1909—1913), S. 194.
3 Siehe S. 44 Anm. 2.
6
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42
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
Die einzelnen Blätter wurden so aneinandergeklebt, daß stets jedes Blatt mit seinem rechten Rande
den linken des folgenden bedeckte. 1 Wenn aber W. Schubart an griechischen Papyri eine Deckungs*
fläche von 1 bis 2 cm Breite beobachtete, so konnte ich an arabischen Papyri Deckungsbreiten von
0*5 bis 4*2 cm ermitteln, am häufigsten waren allerdings die Breiten zwischen 19 bis 2*6 cm vertreten. Die
Klebungen sind auch auf den arabischen Papyri sehr oft so gut ausgeführt, daß sie kaum wahrnehmbar
sind und keine Unebenheit in der Schreibfläche entsteht. Das erste Blatt (irpuiTÖKoXXov), das den Protokolltext
trug, wurde hiebei in griechischer und arabischer Zeit, soweit das mir zugängliche Material in Frage
kommt, fast ohne Ausnahme 8 so angebracht, daß seine Fasern parallel zu den Klebungen und im
rechten Winkel zu den Horizontalfasem der Rolle standen, d. h. das Blatt wurde verkehrt eingesetzt
Dieselbe Beobachtung hat H. I. Bell 8 an den Stücken des British Museum gemacht Nun hat
H. Ibscher 4 an zwei hieratischen Rollen (1800—1000 v. Chr.) und einer demotischen Rolle (200 v. Chr.)
Vorsetzblätter 5 festgestellt, die so an den Anfang der Rolle geklebt waren, daß die Vertikalseite
innen, die Horizontalseite außen lag, also wie bei den Protokollblättem. Ibscher vermutet, daß dies
deshalb geschehen sei, um der geschlossenen Rolle ein gefälligeres Aussehen zu geben, was auch
entschieden dadurch erreicht wurde, daß die Fasern sich horizontal um die Rolle spannten, zumal sich
die Horizontalfasern nicht so leicht abgriffen, wie die Vertikalfasern. Ibscher, der diese Vorsetzblätter
als Schutzstreifen oder Schutzblätter anspricht, und die gleiche Bezeichnung auch für das mit dem
Protokoll versehene erste Blatt des Berliner Papyrus 10677 verwendet,® glaubt mit Recht, daß der Zweck
dieser Vorsetzblätter war, die Papyrusrolle gegen Verletzung zu schützen. Da nun die Protokollblätter
auf dieselbe Art angebracht sind, liegt die Vermutung nahe, daß auch sie diesem Zwecke dienten. Es
ist mir aufgefallen, daß diese Protokollblätter oft von minderer Qualität sind, als der Durchschnitt der
Papyri und oft schlechter als das zweite Blatt, das noch am Protokoll klebt, meist dicker und aus
gröberem Markstreifen hergestellt, gelegentlich auch recht wenig sorgfältig gearbeitet, so daß der Ein¬
druck eines bewußt verwendeten Ausschußblattes entsteht, das eben nur die Rolle zu schützen hatte.
Daß man gerade auf diesem Blatte den stempelartigen Text anbrachte, lag nahe, da man sie so am
Anfänge der Rolle hatte, wie ja auch wir Stempel auf den Kopf der Urkunde kleben, und so das sonst
wertlose Vorsetzblatt zugleich ausgenutzt wurde.
l So auch W. Schubart, Das Buch bei den Griechen und Römern *, S. 9.
* Eine solche bilden PER Inv. Ar. P. 4012, 4362 und wahrscheinlich auch 4085, 4264, sowie P. Berol. 12813, P. Cair.
Mus. 8728.
i P. Lond. IV S. 418: »In conclusion, it may be pointed out that protocols were invariably attached to papyrus rolls
the reverse way to the other KoXXf|pcrra composing the roll; i. e. the protocol was written on the verso of the papyrus and the
köXXvhmx containing it faced the samc way as the recto of the other KoXX^paTa.«
* Arch. 5 (1909—1913), S. 193. Vgl. V. Gardthausen, Griech. Pal.* I, S. 55. Auch L. Borchardt: ÄZ 27 (1889), S. 119
hat an ägyptischen Papyri solche Vorsetzblätter beobachtet, die er als Schutzstreifen bezeichnet, die den Rand des Anfangs und
auch des Endes der Rolle zu schützen hatten. H. Ibscher, den ich bat, die von Borchardt untersuchten Stücke zu überprüfen,
hatte die Liebenswürdigkeit, mir nachstehende Beobachtungen zur Verfügung zu stellen, die Borchardt's Angaben zum TeÜ
berichtigen. Das Vorsetzblatt des Berliner Papyrus 3005 hat dieselbe Breite, wie die übrigen Blätter der Rolle (21 cm). Der Schreiber
hat es mitbenutzt, und nur einen freien Raum von 10 cm gelassen. Diesen freigelassenen Teil hat er, nach der Beschriftung, nach
innen nochmals umgeschlagen, so dafi Borchardt annahm, dieser 5 cm breite Streifen wäre der Schutzstreifen. Hiebei deckte
aber der umgeschlagene Teil die Beschriftung und so bog der Schreiber nochmals einen 1 cm breiten Saum nach auflen, so
daß nun der Eindruck erweckt wurde, als sei der Papyrus absichtlich verstärkt Von P. 3013 und 3006 sind die Vorsetzblätter
bei der Konservierung seinerzeit abgeschnitten worden, um dem Papyrus ein gefälligeres Aussehen zu geben, so daß jetzt nur
mehr 10, beziehungsweise 5 cm davon vorhanden sind. P. 3002 hat weder vorne noch hinten einen Schutzstreifen. Auch
U. Wilcken: Hermes 23 (1888), S. 466 hat bei der Bearbeitung der Berliner und Turincr griechischen Papyri solche Schutz¬
blätter am Anfang und Ende größerer Rollen vorgefunden, die mit den Vertikalfasern nach oben (innen) angeklebt waren. Vgl. auch
P. Mon. I, S. 15.
5 Ibscher nennt sie im Arch. 5 (1909—1913), S. 193 Schutzstreifen, in seinem an mich gerichteten Briefe, in dem er seine
veröffentlichten Beobachtungen in liebenswürdiger Weise ergänzte, aber Schutzblätter. Ich wähle den Ausdruck Vorsetzblätter, weU
die von Ibscher beobachteten Schutzblätter ja ähnlich, wie das Vorsetzblatt dem Buche, der Rolle vorgeklebt wurden und denselben
Zweck wie das Vorsetzblatt für das Buch hatten, nämlich die Rolle zu schützen. Ich erwähne übrigens bei dieser Gelegenheit,
daß das byzantinische Protokoll, das das erste Blatt des Papyruskodex MS. Or. 5001 des British Museum bildet (vgl. E. A. W. Budge,
Coptic Homilies in the Dialect of Upper Egypt [London 1910] Taf. 1), hier ja tatsächlich als Vorsctzblatt gedacht scheint. Vgl. auch
H. I. Bell, P. Lond. IV, S. 418.
6 Das ist nämlich der in Arch. 5 (1909—1913), S. 193 erwähnte griechische Papyrus aus dem VIII. Jahrhundert n. Chr. Auch
C. Schmidt und W. Schubart, Berliner Klassikertexte 6 (1910), S. 59 bezeichnen dessen erstes Blatt als Schutzblatt.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 1. Der Beschreibstoff, a) Papyrus.
43
Die Rolle wurde dann so gewickelt, daß man das Protokoll zuletzt einrollte, also die Rolle
damit nach außen schützte. Zur Sicherung des außenliegenden Randes der Schmalseite der Rolle, der
den Selisklebungen parallel lief, und der beim Aufrollen besonders stark abgenutzt werden mußte, klebte
man hier gelegentlich einen etwa 17— 6’Sem brfeiten Papyrusstreifen entweder außen (PERF n°80,
P. Berol. 9176, PER Inv. Ar. P. 4012, 4016, 4056, 4289, 4233) oder innen (PER Inv. Ar. P. 3993, 4264,
P. Berol. 12813) am Rande entlang an, 1 dessen Fasern entweder parallel oder im rechten Winkel zu jenen
der überklebten Seite verliefen. Dieser Vorgang scheint sehr alt zu sein; denn wie mir H. Ibscher mit¬
teilt, befindet sich im Berliner Museum ein hieratischer Papyrus von 27 zu 82 cm, der keine Klebung
aufweist Die Ränder der Schmalseiten sind rechts und links von außen nach innen eingeschlagen, so daß
an beiden Seiten ein 1*5 cm breiter Streifen zur Befestigung der Ränder vorhanden ist. L. Borchardt*
hat an dem Berliner Papyrus 3013, einem kursiven Totenbuch texte, am äußeren Rande des 10 cm breiten
Vorsetzblattes einen holzartigen dicken Papyrusstreifen festgestellt, der ohne Zweifel zur Verstärkung des
Randes der Rolle diente. Das ist schon dieselbe Methode, die ich eben auch für die arabische Zeit
festgestellt habe, und wird wohl als Verbesserung jener aufzufassen sein, die Ibscher an dem
erwähnten hieratischen Papyrusblatte beobachtet hat. Trotzdem blieb aber der Papyrus, wie wir leider
auch in unseren Sammlungen sehen, ein gebrechliches Material. Wer es mit seinen auf Papyrus
geschriebenen Urkunden und Familienpapieren gut meinte, der tat sie in Tonkrüge.* Zum Schutze der
Rollen verwendete man Hüllen aus Pergament; von einer solchen haben sich Reste beim Berliner Papyrus
10677 gefunden. Zur Aufbewahrung der Rollen bediente man sich gläserner Behälter. Fünf solcher
Behälter mittlerer Größe um einen Dinar weniger zwei Drittel Karat sind in einem Geschäftsbriefe aus
dem VII.—IX. Jahrhundert n. Chr. angeführt 4
Nach der Angabe des Plinius 5 wurden stets 20 Blätter zu einer Rolle vereinigt, und
L. Borchardt* hat diese Angabe insofern bestätigt gefunden, als er auf einem Londoner Papyrus am
Ende eines Blattes oben auf der Klebung den Rest eines Zahlzeichens A 10 oder *A 20 und auf dem
Berliner Papyrus 3002 gleichfalls auf einer Klebung über Zeile 95 sowie auf einer solchen über Zeile 348
das Zeichen 'A 20 fand, ersteres zum Teil vom nächsten Blatte überklebt Zwischen diesen beiden
Fabrikszeichen befinden sich nun gerade 19 Klebungen, d. h. 20 Blätter, es ist also ersichtlich, daß die
Fabriken Rollen von je 20 Blättern mit der Zahlangabe *20« versehen in den Handel brachten, und daß
man sich dann aus diesen Rollen nach Bedarf größere zusammenklebte. So konnten Rollen bis zu 43 m
Länge entstehen. 7 Die arabischen Quellen sagen leider nichts über die Anzahl der Blätter, die die Rolle
enthielt. Der Berliner Papyrus 10677, von dem schon öfters die Rede war und der nach dem Protokoll
im Jahre 88 d. H. (707 n. Chr.) hergestellt wurde, besteht aus 20 Blättern und würde also im Sinne
des Plinius eine vollständige Rolle bilden. Seine Länge beträgt 5 nt. Die Rolle, aus der PER Inv. Ar.
P. 1854 herausgeschnitten wurde, müßte bei einer Anzahl von 20 Blättern und unter der Voraussetzung
l Vgl. Bd. I, 2, S. 67, 69, 82, 83, 160, 259, 261; 69, 215, 263.
* ÄZ 27 (1889), S. 119.
* Vgl. Jer. 32 j4 ; A. Erman, Ägypten und ägyptisches Leben im Altertum I (Tübingen 1885), S. 167; Th. Birt, Die Buch¬
rolle in der Kunst (Leipzig 1907), S. 15; K. Dziatzko, Untersuchungen, S. 93 Anm. 1; V. Gardthausen, Griech. Pol.* I, S. 148 f.
So wurden die ersten arabischen Papyri in einem kleinen versiegelten Kruge aus Terracotta im Sande vergraben in einem Grabe
oder Brunnen bei den Pyramiden von §aqqära gefunden; vgl. Silvestre de Sacy: MIRF 9 (1831), S. 67. Auch der Fund von
el-Fajjüm vom Jahre 1877 soll zum Teü in Töpfen verwahrt gewesen sein (siehe S. 4 Anm. 1); im Serapeum wurde eine zusammen¬
gehörige Gruppe von Texten in einem Kruge gefunden, vgl. Mitteis-Wilcken, Grundzüge und Chrestomathie der Papyrus¬
kunde I (Leipzig 1912), S. XVIII. Auch 0. Rubensohn fand auf Elephantine Papyri in Töpfen; siehe P. Eleph. S. 4f., 34, ÄZ 26
(1909—10), S. 21. Ira Jahre 1909 fand ein Bauer in Persiscb-Kurdistan im alten Medien im Zagrosgebirge beim Dorfe Avroman
einen versiegelten Steinkrug, in dem sich mehrere Dokumente auf Leder aus der Arsakidenzeit befanden. VgL Arch. 6 (1920),
S. 369. Die Verwahrung von Urkunden in Krügen ist also jetzt auch für Persien naebzuweisen.
4 PERF n<> 768 r 4 f.: ^ JullP lyjä L .^*.1 ^£1*Jl£l i—wM Oiä-I
i*>j\ II Ifl«.
* Nat Hist XIII, 12, 77. Vgl. K. Dziatzko, Untersuchungen S. 86 f.; V. Gardthausen, Griech. Pal.* I, S. 62, 137.
* ÄZ 27 (1889), S. 120.
7 Vgl. V. Gardthausen, Griech. Pal.* I, S. 140.
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44
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
gleicher Abstände der Klebungen 7*20#« gemessen haben. 1 Nun gibt al-Kind!* (f 246 d. H. = 860 n. Chr.)
als Rollenlänge 30 arabische Ellen an, was J. Karabacek auf 14*5 m berechnet Die Angabe kann
aber nach unseren Erfahrungen, die sich aus der Untersuchung erhaltener Rollen ergaben, nur dann
zutreffen, wenn wir annehmen, daß entweder mehr als 20 Blätter von der uns bekannten Maximal¬
breite verbunden wurden, oder aber die Rolle Blätter von ganz besonders großer Breite, also mindestens
72*5 cm beziehungsweise 73 29 cm , enthielt. Das ist aber recht unwahrscheinlich, und so bliebe nichts
anderes übrig, als anzunehmen, al-Kind! habe eine viel kleinere Elle als Grundlage seiner Messung
benutzt
Die Fabriken lieferten den Papyrus in griechischer und arabischer Zeit nicht in Form einzelner
Blätter, sondern ganzer Rollen, 8 so daß die Rolle qirtäs) die größte gangbare Einheit darstellt Reichte
diese für den Bedarf des Schreibers nicht aus, so klebte er eine neue Rolle an. Wie mir H. Ibscher
mitteilt, wurde hiebei wenigstens in einem von ihm beobachteten Falle unbedenklich die neue Rolle
mit dem Protokollblatte an die erste geklebt, so daß nun in der Mitte der neu entstandenen großen
Rolle ein Blatt in entgegengesetzter Richtung geklebt erscheint. Ein ähnliches Versehen ist auch dem
Manne unterlaufen, der vermutlich aus zwei Rollen das aus 33 Blättern bestehende Buch P. Br. Mus.
1442 zurecht machte. Das Protokollblatt, von dem noch ein Fragment erhalten ist, lag hier zwischen
den Blättern 22 und 23 und kam so unbedenklich in die Mitte des Buches. 4
Noch viel häufiger wird aber der Fall eingetreten sein, daß der Schreiber nur einen Teil der
Rolle brauchte. Am häufigsten scheint das Rollensechstel als kleinster im Handel vorkommender
Abschnitt der Rolle gebraucht worden zu sein. Es wird im Arabischen durch ( tümär ) oder
^(tümär qirtäs) bezeichnet. Ersteres ist Lehnwort aus dem Griechischen (Topapiov), 8 letzteres
die Übersetzung des griechischen Topdpiov xdpTOu. 6 Neben dem sechsten Teile der Rolle bezeichnet
Ttimär aber auch »Blatt, Seite« (LL*C^), 7 und vor allem »Urkunde, Brief«, welch letztere Bedeutung
auch im Äthiopischen vorliegt. 8 Die Bedeutung »Urkunde« ist zuerst in der arabischen
1 Dieser Länge käme auch die Bulle Benedicts III. v. J. 855 n. Chr. mit 6*50 m nahe. Vgl. A. Giry, Manuel de Diplomatique,
S. 495. Leider ist nicht angegeben, wie viele Klebungen die Bulle aufweist.
2 Bei as-Süjöt!, Ilusn al-MubäcJara II, S. 230ior.: yäi { Je>^ j Wtp vgl. J. Karabacek,
MPER 2/3 (1887), S. 98, 103, PERF S. XVI, ÖMFO 11 (1885), S. 164. In KaraBaCEk’s Nachlaß hat sich ein Zettel mit der
Berechnung der von ihm hier zugrunde gelegten Weberelle plp) zu 0*48886 m gefunden. Die Länge der Rolle würde
sich demnach auf 14*6658 m belaufen haben. Legt man die Baladi-Elle (0*58449 nt), die Sawäd-Elle (0*49326 m), die Häsimi-Elle
(0*5926368 in), oder die Architektenelle (0*75796 beziehungsweise 0*710796 in) nach den Berechnungen von Mohamed Moktar
Pacha, Etüde sur l’origine des mesures egyptiennes et leur valeur (Kairo 1891), S. 15, 19 zugrunde, so erhält man für
30 arabische Ellen 17*5347 in, 14*7978 m, 17*779104 in, 22*7388 in beziehungsweise 22*22388 in, und unter Annahme der Elle
des Miqjäs von 0*5407 in (nach E. Zambaur) ergibt sich für 30 arabische Ellen 16*221 m. In MÖM 19 (i884), S. 278 und
ÖMFO 10 (1884), S. 280 sagt J. Karabacek, daß die Normalgröße eines Papyrusblattes (gemeint ist nach der Bezeichnung
Kartäs die Rolle), wie es aus der ärarischen Fabrik kam, im VIII. bis IX. Jahrhundert zirka 2 in in der Länge und 60 cm in
der Höhe betrug. Wie ich aus einem Notizblatte aus dem Nachlaß Karabacek’s ersehe, ist er hiezu durch folgende Erwägung
gekommen. In PER Inv. Ar. P. 5557 Jf. wird von al-Hasan b. Sa f id ein Drittel Tümär für das Abschreiben des Katasters an¬
gefordert. Die Stelle lautet jLjlo (3)£l_j| j (2). Der Papyrus, der die rote Inv.-Nummer 1052 trug und
später von Karabacek umsigniert wurde, ist von ihm in ÖMFO 10 (1884), S. 280 übersetzt worden. Karabacek sagt auf dem
erwähnten Notizblatt: »Wenn nun die Katasterurkunde v. J. 724« (gemeint ist PERF n° 597) »ein Drittel Tomär ist (10:52cm)*
vgl. Pap. arab. 1052, so wäre 1 Kartas = 52 Centim. hoch und 10X18 = 1*80 Centim. breit. Kostet 1 F 70 Kr. (1 Dinar =
13 Francs ä 47 Kr.).« Es versteht sich aber wohl von selbst, daß man die zufällige Erwähnung der Verwendung von Vs Tümär
zur Abschrift eines Katasters nun nicht gleich mit irgendeinem Katasterblatt, das uns gerade zufällig erhalten ist, in Zusammen¬
hang bringen und in diesem nun Vs Tümär sehen darf.
3 U. Wilcken: Hermes 28 (1893), S. 166 f. K. Dziatzko, Untersuchungen, S. 87 Anm. 2. Siehe S. 42.
4 Vgl. H. I. Bell, P. Lond. IV, Addenda S. VII (zu S. 178). Ein analoger Fall auch in P. Lond. V n° 1673, S. 41 f.
5 Vgl. Tu. Biet, Buchwesen, S. 240; E. A. Sophokles, Greek Lexicon, S. 1084 = TÖpoc; ZDMG 51 (1897), S. 299;
J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 102.
6 J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 102. Vgl. TÖpoc xäpxou bei Th. Birt, Buchwesen, S. 239, tomus charticineus bei
C. Paoli, Del Papiro, S. 40.
7 Muhst al-Mubit II, S. 1294. A. Giggeius, Thesaurus III, Sp. 102. Ibn SIda, Kitäb o!-Muha$$a? XIII, S. 8221 .:
8 Vgl. H. Ewald: ZDMG 1 (1847), S. 15, 16 t.
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b) Merkmale der. Urkunden, a) Äußere Merkmale. 1. Der Beschreibslofl. a) Papyrus.
45
Bezeichnung des Stückes
Rolle
<0l»t*s)
Tümtr
Bezeichnung des Stückes
Rolle
(Qirtks)
Tätn&r
PERF no 709? IX. Jh. n. Chr.
■
PER P IV. 1783
2
PERF no 707J IX. Jh. n. Chr.
2
PER Inv. Ar. P. 1714j f VHI.-IX.Jh.n.Chr.
8*
PER LHL Inv. 237
2
3
PER Inv. Ar. P. 2333; f IX. Jh. n. Chr.
»Vs
PER Inv. Ar. P. 7381J
9
PER Inv. Ar. P. 4785; 1. Pachon 196 d.H.
H
PER Inv. Ar. P. 1952J IX. Jh. n. Chr.
101
PER Inv. Ar. P. 23lJ 21. Clioiak 196 d.H.
V,
PERF no 709J IX. Jh. n. Chr.
Vs
PER Inv. Ar. P. 6763 3 4. Tybl 196 d. H.
Vs
PER Inv. Ar. P. 1198, IX. Jh. n. Chr.
Vs
PER Inv. Ar. 1>. 4784; 19. Tybi 196 d.H.
Vs
PER Inv. Ar. P. 6954; IX. Jh. n. Chr.
H
PER Inv. Ar. P. 5557; 26.Pachon 196d.H.
Vs
PERF no 826j IX. Jh. n. Chr.
Vs
PERF no 668; 29. Pachon 196 d. H.
H
PER Inv. Ar. P. 90l3j f 8. Epiphi 196 d. H.
■
1
PERF no 667; 1. Mubarram 196 d. H.
>/$
PER Inv. Ar. P. 2332; 20. Mcchir 204 d. H.
■
1
PER Inv. Ar. P. 2334J 1. Mechir 210 d.H.
Vs
PER Inv. Ar. P. 4156J IX. Jh. n. Chr.
1 Da die vorangehende Zeile am Sei
2 Siehe S. 49.
3 jLJb
»lasse abg
1
gebrochen
PER Inv. Ar. P. 2068$
ist, könnte auch noch eine Einerzahl voran
gegangen
»/.*
sein.
Sicherheitsurkunde (Zeile 8) belegt, die B. Moritz in der Enzyklopädie des Islam I, Taf. 2 zu S. 400
abgebildet hat. Da Urkunden und Briefe zu einem Röllchen gefaltet oder gerollt wurden, um dann
verschnürt und versiegelt zu werden, so bedeutet Jdmdr auch eine solche Urkundenrolle. 1 In dieser
Bedeutung faßt ftlmdr z. B. auch al-BajdäwI in der Erläuterung zu Qur’än, Süre 21, Verö 104* Ttitndr
kommt in den Papyri, wie die unten folgenden Belege zeigen, ziemlich häufig vor. Das griechische
TÖpoc, das »Rolle, Buch, Band, Urkunde« bezeichnet,* ist aus dem Syrischen psioij titmsö 4 das die
arabischen Glossatoren als »Papier, Blatt, Zettel, auf dem man schreibt, oder Stück (Papier) oder
Urkunde oder Sendschreiben« erklären, von den Arabern als ( tdmiis ) entlehnt worden.*
* Vgl. J. Karabacek, Prot S. 20 und Anm. 8 (zu Agäni VI, S. 109 16 _ ]9 ).
* Al-BajdAwI, Anwir at-Tanzil i, S. 625: Ju» U A*U£Jl Jo*.! jL^Ül Cb
* E. A. Sophokles, Greek Lexicon, S. 1084. Nach V. Gardthausen, Griech. Pal. 2 I, S. 141 sind »Abschnitt, Seite, Schrift¬
kolumne einer Rolle« die ursprünglichen Bedeutungen.
4 R. Payne Smith, Thesaurus I, Sp. 1443. Vgl. DlÖ'tt* Dlölü röpoc, »1. Bündel, Band von Schriftstücken 2) Dokument,
Register« bei S. Krauss, Griechische und lateinische Lehnwörter im Talmud, Midrasch und Targum II (Berlin 1899), S. 263.
* Bei H. O. Fleischer, De Glossis Habichtianis in quatuor priores tomos Ml noctium dissertatio critica (Leipzig 1836).
II, S. 72 ist das koptische iutomoc durch wiedergegeben. Vgl. auch R. Dozy, Supplement II, S. 74; J. Karabacek
MPER 2/3 (1887), S. 102.
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46
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
J. Karabacek 1 hat den Zweidrittelabschnitt der Rolle so bezeichnet, gibt aber leider keinen Beleg
hiezu an. Um zu zeigen, welche Abschnitte der Rolle in Gebrauch waren, stelle ich die aus den Papyri
geschöpften Angaben auf S. 45 in Form einer Tabelle zusammen. Man sieht aus ihr, daß von der ganzen
Rolle ein oder zwei Drittel als Teilstücke abgegeben wurden und der Tümar noch weiterhin in die
'Hälfte oder in Drittel geteilt werden konnte, so daß die kleinste Menge nun Vu der Rolle, also etwas
mehr als ein Blatt, ausmachte.
Über einzelne Sorten des Papyrus, wie sie Plinius, Strabo, Isidor, Süeton u. a.* aufzählen,
erfahren wir aus den arabischen Quellen leider nichts. Zwar ist in PER Inv. Ar. P. 1714* von Papyrus-
tümären bester Qualität die Rede und in PER Inv. Ar. P. 6954 6 von blaßgelbem Papyrus,* aber Sorten¬
bezeichnungen, wie etwa Saitica oder Amphitheatritica, fehlen bis jetzt. 4 In PER Inv. Ar. P. 1952n ist
von einer Papyrusdüte Myrobalan die Rede unc * d* e Bezeichnung für »Düte« ist
auch später noch in Gebrauch geblieben, als man sich zum Einwickeln von wohlriechendem Pulver
wohl bereits des Papieres bediente. 6 Man wird sich hiezu wohl nur einer minderen Papyrussorte, die
etwa der alten emporitica entsprach, bedient haben. Sicher ist, daß die Araber an den Papyrus hin¬
sichtlich seiner Qualität dieselben Anforderungen stellten wie die Griechen und Römer. Der Barmekide
Öa'far b. Jahjä (f 803 n. Chr.) richtete an Muhammad b. al-Lajt einen Brief, in dem er um die Beschreibung
der Eigenschaften einer schönen Handschrift ersuchte. In der Antwort stellte Muhammad unter anderem
die Forderung auf, daß der Papyrus fein und von gleichmäßigem Gewebe sein müsse. 6 Der Dichter
Abü Tammäm HabIb b. Aus at-TA’I (f 842/43 oder 845/46 n. Chr.) vergleicht in einem Verse die
Tinte wegen ihrer Schwärze mit den Schwungfedern des Raben und den Papyrus wegen seines Glanzes
mit dem Schimmer der Luftspiegelung. 7 Wir sehen also, daß levor (Glätte) und canäor (Glanz) auch
nach Ansicht der Araber Vorzüge des Papyrus bildeten.
Unter den arabischen Papyri der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer finden wir alle möglichen
Sorten und Abstufungen hinsichtlich der Feinheit und Farbe des Beschreibstoffes. Vom hellsten bis zum
dunkelsten Braun sind wohl fast alle Schattierungen vertreten. Die ganz dunklen rotbraunen Stücke
verdanken ihre Verfärbung wohl dem Einflüsse der Nässe, die sie steif und brüchig gemacht hat. 6
Ganz feine, dünne, helle, ausgezeichnet gearbeitete Stücke mit regelmäßiger Struktur, die keine Leimung
der Blätter mehr erkennen läßt, 9 wechseln mit solchen von gröbstem Stoffe 10 ab. Daß die Fabrikation
nicht immer und zu allen Zeiten auf der Höhe war, ist aus unserem Material ohne weiteres zu
ersehen. Doch wäre es verfehlt, solche grobe Stücke, die die Hand des ungeschulten Arbeiters verraten,
nur in die Verfallszeit verlegen zu wollen oder anzunehmen, gegen das Ende der Papyruserzeugung
sei nur mehr schlechte Arbeit geleistet worden. So zeigen gerade oft die Protokolle, wie PERF n°97,
einen sehr gut gearbeiteten Stoff, was man sonst von Protokollen nicht immer sagen kann. Ganz ver¬
einzelt finden sich in der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer auch Stücke, die aus drei Schichten
1 MPER 2/3 (1887), S. 103.
* Vgl. K. Dziatzko, Untersuchungen, S. 80, 78; C. Paoli, Del Papiro, S. 23—26; Ersch und Grober, Allgemeine Enzyklo¬
pädie III/ll, S. 234f. Vgl. auch W. E. Crum, CMBM S. XIII und Anm. 4.
8 Siehe S. 49.
4 Die Bezeichnung opus regiutn und a^XpaXaxi), die J. Karabacek in PERF n® 77 g erkennen wollte
(siehe PERF S. 19, K. Dziatzko, Untersuchungen, S. 78, V. Gardthausrn, Griech. Pal. 8 I, S. 76), steht nicht auf dem Papyrus.
_ 6 F. Wüstenfeld, Calcaschandi’s Geographie und Verwaltung von Ägypten, S. 189. Al-Maqr!zI, Hitat I, S. 402»:
Al ; vgI - J - Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 101 Anm. 5. Zur Bedeutung »Düte* für
siebe auch R. Dozv, Supplement II, S. 331 und oben S. 26.
• Ibn *Abd Rabbihi, *Iqd II, S. 221 81 f.: \iSj cQy V S L J - Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 100.
7 Ibn ( Abd Rabbihi, *Iqd II, S. 224^:
Vgl. J. Karabacek: ÖMFO 11 (1885), S. 163.
8 Siehe S. 8 Anm. 1.
• Z. B. PER Inv. Ar. P. 1830 (277 d.H.), 1836, 1837, PERF n® 858.
10 Z. B. PERF No 19—24, PER Inv. Ar. P. 888, 1061, 1063, 1900, 1901, 2163, 8054, 8067, 8523
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b) Merkmale der Urkunden, o) Äußere Merkmale. 1. Der Beschreibstoff, a) Papyrus.
47
bestehen. 1 J. Karabacek* wollte in ihnen die EuXoxdpTia der Griechen wiederkennen, was V.Gardthausen*
ablehnt Wir werden es hier wohl mit einem Vorläufer der Papyrus-Kartonnage zu tun haben, von der
die Sammlung etliche beschriebene Stücke aus arabischer Zeit besitzt
Ober die Preise der leeren Papyrusrollen in arabischer Zeit sind wir nun ziemlich genau unter¬
richtet Während der Wert der wenigen Angaben über die Preise dieses Beschreibstoffs aus griechischer
Zeit unter der Unsicherheit der Bedeutung von xdpTffc leidet, das bald scapus gleichgesetzt, bald wieder
als einzelnes Blatt aufgefaßt, ja auch ganz allgemein als unbenutztes Schreibmaterial gedeutet wird, 4
stehen wir in arabischer Zeit in dieser Hinsicht auf festem Boden. Qirfäs bedeutet hier in Verbindung
mit Zahlenangaben zumeist die Rolle, und da uns neben den Preisen der ganzen Rolle auch jene
ihrer Teilstücke angegeben werden, so ist auch die Möglichkeit eines gegenseitigen Vergleichs der
Preisansätze gegeben, die für die griechische Zeit, soviel ich bis jetzt sehe, noch nicht möglich war.
Schon J. Karabacek 6 hat seinerzeit auf Grund von etlichen Stücken des ersten Fajjümer Fundes in
der Wiener Papyrussammlung eine Preistabelle gegeben. Allein diese Tabelle ist nur auf dem Ansätze
1 Rolle = 74 Dinar aufgebaut, und außerdem ist der Dinar durchwegs 12 Dirham gleichgesetzt, eine
Relation, die für die ganze in Frage stehende Zeit als ausgeschlossen gelten muß. 6 Ich habe bei der
Durchsicht der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer außer dem schon von Karabacek verwerteten
Material eine ganze Anzahl von Stücken gefunden, die J. Karabacek offenbar nicht zu seiner Tabelle
benutzt hat, wohl, weil sie zum Teil damals noch nicht in der Sammlung waren und zum Teil sich in
uneröffneten Paketen befanden. Da diese Stücke für die Erschließung der Papyruspreise außerordentlich
wichtig sind, glaube ich der Sache am besten zu dienen, wenn ich zunächst das gesamte Material,
das hier in Frage kommt, vorlege.
Von den elf 7 Anweisungen auf Naturallieferungen auf Papyrus, die aus der Kanzlei des Finanz¬
direktors al-Hasan b. Said stammen, wie wir aus dem an einigen Stücken noch vorhandenen Siegel
dieses Beamten schließen dürfen, und die in den Jahren 190—210 d. H. (811 bis 826 n.Chr.) ausgestellt
sind, kommen hier zwei Stücke in Betracht
PER Inv. Ar. P. 9013. 8. Epiphi 196 d. H.
Heller, feiner Papyrus. 10*8X10*0«#.
In recto Bruchstück eines Briefes aus dem II. Jahrhundert d. H. mit acht Zeilen, die die Vertikalfasem
rechtwinkelig überschneiden, in verso Anweisung auf Naturallieferung von Papyrus, fünf Zeilen
parallel zu den Horizontalfasern in sehr flüchtiger Schrift, beide Texte mit schwarzer Tinte
geschrieben. Siegel abgefallen.
Fundort: el-Fajjüm.
Gut erhalten.
Alte Signatur: Rote n° 1055.
Von J. Karabacek als n° 158 für CPR III bestimmt, dessen Lesung ich mich bis auf Z. 5 anschließe.
* J. Karabacek: DAW 33 (1882), S. 213; vgl. V. Gardthausen, Griech. Pal.2 I, S. 55.
2 Die Theodor Grafschen Funde in Ägypten, S. 10, Neue Freie Presse n<> 6674 (28. III. 1883), S. 1. ÖMFO 11 (1885), S. 163,
PERF S. XV und no 27. Vgl. auch J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 135; J. Bück, Centralblatt f. d. österr.-ung. Papier¬
industrie 3 (1885), S. 168.
2 Griech. Pol.2 I, S. 77. Vgl. C. Paoli, Del Papiro, S. 45f.; Ersch und Gruber, Allgemeine Enzyklopädie III/ll, S. 236
Anm. 19a.
* Vgl. V. Gardthausen, Griech. Pal. 8 I, S. 67 (Crönert); Th. Birt, Die Buchrolle in der Kunst (Leipzig 1907), S. 28
W. Schubart, Das Buch bei den Griechen und Römern 8 , S. 16; K. Dziatzko, Untersuchungen, S. 39—41. K. Dziatzko, a. a. O.
S. 102 hat auf Grund umständlicher Berechnungen für eine leere Rolle mäßigen Umfangs und gewöhnlicher Sorte den Preis von
etwa i/s Sesterz, von einer solchen von feiner Sorte ungefähr 1 Scsterz ermittelt Vgl. auch W. E. Crum, CMBM n° 711, S. 314.
6 MPER 2/3 (1887), S. 103; vgl. MÖM 19 (1884), S. 278, ÖMFO 10 (1884), S. 280, ÖMFO 11 (1885), S. 164, PERF S. XVI.
2 Vgl. dazu die sehr wertvollen Angaben von K. W. Hopmeier: Islam 4 (1913), S. 100.
i J. Karabacek erwähnt ÖMFO 10 (1884), S. 280 11 (1885), S. 164 und MÖM 19 (1884), S. 278 zehn, MPER 2/3 (1887),
S. 103 und PERF S. 174 zu n<> 667 zwölf derartige Stücke. Es ist also eines irgendwo verlorengegangen und zurzeit nich
auffindbar. Die zehn erwähnten Stücke trugen die roten Nummern 1050—1059, gehörten also dem ersten Fajjümer Funde an.
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3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
f -; .
ltj l» liXJI j*5 jl 2
aDI Liü I •
Ä—JmI TI
1 Im Namen Gottes des gnädigen Erbarmers!
2 Übergib dem Überbringer meines Schreibens an Dich 1 Tümär,
3 (sage:) Eines, um 7*4 Dinar • so Gott will!
4 Geschrieben am 8. Epiphi des Jahres
5 196
2. ist defektive Schreibung für s^L».
3. Der Punkt bedeutet, wie man aus PER Inv. Ar. P. 2332 ersieht und wie auch schon J. Karabacek
erkannte, vielleicht das Karat.
4. und 5. wurde von J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 166 zitiert; dort sowohl wie auch auf dem
Korrekturbogen zu CPR III las er statt p f das ich deutlich auf dem Papyrus erkenne, p { 0.
Die Lesung <{ wurde mir auch von C. Wessely bestätigt.
K ' b' 3
A k a . ^ 4
pf < 5
PER Inv. Ar. P. 2332. 20. Mechir 204 d. H.
Hellbrauner, mittelfeiner Papyrus, 10*6x7‘6 cm.
In recto Anweisung auf Naturallieferung von Papyrus, sieben Zeilen parallel zu den Horizontalfasem in
deutlicher Schrift mit schwarzer Tinte. Mitten durch das Stück läuft eine Klebung von 1*8 cm Breite,
der Schreiber hat das Stück, wie die Schnittränder zeigen, aus der Rolle herausgeschnitten und
auf der inneren (Horizontal-)Seite beschrieben. Das Stück war parallel zur Breite gefaltet, ein Stück
des Siegels mit daran hängender Schleife aus Papyrus klebt noch auf der Rückseite.
Fundort: el-Fajjüm.
Gut erhalten.
Alte Signatur: Rote n° 1059.
Von J. Karabacek, dessen Lesung ich folge, als n° 159 für CPR III bestimmt.
l
3
4
5
6
7
Ji fj** J 1
l^|l! AU* pJ
aUI Li 0! • *' v .Uj4
J j
c b
jo*\j • k' b' LjxtS
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b) Merkmale der Urkunden, o) Außere Merkmale. 1. Der Beschreibstoff, a) Papyrus.
49
1 An Hazm, Sohn des Wahb!
2 Im Namen Gottes des gnädigen Erbarm ers!
3 Übergib mir ein Tömär von Papyrusrollen, (um)
4 ein Karat, 7*4 • So Gott will!
6 Geschrieben am 24. Mechir des Jahres
6 204
7 Karat — 7*4 • — eines.
In der Verrechnung der Ausgaben für Truppen in al-Fajjüm und Ahnäs, PERF n° 709 v (IX. Jahr¬
hundert n. Chr.) heißt es:
* <{ j -»4 [j L r , ]'%—> eine Papyrusrolle 6 (Karat) 2
3 iß' ein Drittel Papyrusrolle 2 Karate Via (Dinar). 3
Die Rechnung ist, wie auch die Summe ergibt, in Karaten geführt, in Zeile 3 hat der Schreiber
nach der auch sonst befolgten Sitte die Umrechnung der Karate in die Bruchteile des Dinärs vor¬
genommen, in der Summe aber den Posten nur als 2 Karate gerechnet.
In PERF n° 707 r (IX. Jahrhundert n. Chr.), der Verrechnung für den Haushalt des Statthalters, sind
in Zeile 10 aufgeführt:
r\"> 0*^4^ QJ* »und ein Paar Papyrusrollen 78+748 (Dinar).«
Die Verrechnung ist hier in Dinar geführt.
Sehr wichtig sind ferner drei Bruchstücke von Aufzeichnungen über Naturallieferungen:
PER Inv. Ar. P. 1714 r (VIII.—IX. Jahrhundert n. Chr.) beginnt:
1 ^///////] 0*U Seife. 8 i
2 Otrt* TO märe bester Qualität um zwei Dinäre. 2
Die erste Zeile ist leider stark beschädigt. Da aber nach den erhaltenen Resten nur OW oder ö\J
in Frage kommen kann und ersteres durch den Plural unwahrscheinlich gemacht wird, da man
2 TOmär doch wohl durch den Dual ausgedrückt hätte, so bleibt nur als mögliche Ergänzung.
J. Karabacek hat auf einem blauen Umschläge zu dem Stücke »48 Tümär für 2 Dinare« mit doppelt
unterstrichenem Fragezeichen notiert, also die Lesung 3 t>U] versucht.
PER Inv. Ar. P. 1198 6 (IX. Jahrhundert n. Chr.) lautet:
£1? ^ »ein Drittel Papyrusrolle drei Viertel (Dirham).«
Die ganze Verrechnung ist in Dirham und Däniq geführt, so daß auch hier an Silbergeld, nicht
Gold, zu denken ist.
PER Inv. Ar. P. 6954 6 (IX. Jahrhundert n. Chr.); von J. Karabacek: MPF.R 2/3 (1887), S. 147
Anm. 1 zitiert, heißt:
«Juai Jyu« »Zwei Drittel blaßgelber Papyrusrolle einen halben Dirham.«
So weit die Originale. Ich füge noch zwei Angaben hinzu, die von J. Karabacek auf Umschläge
zu Papyri, die zurzeit fehlen, aufgetragen wurden und offenbar von ihm den in die Umschläge ein¬
gelegten Originalen entnommen sind, die allem Anscheine nach gleichfalls Verrechnungen über Natural¬
lieferungen enthalten haben.
P IV 1783: Jibj fji
^ Inv. 237: a iS#
j »Für ein Paar TOmäre vier Dirham und ein Däniq.«
»Drei Papyrusrollen 1 Dirham.«
7
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50
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
Auf einem weiteren leeren Umschläge ohne Signatur hat J. Karabacek die Notiz auf ~
getragen und neben das Zeichen = 1 Karat geschrieben. J. Karabacek hat schon in seiner Arbeit
Der Papyrusfund von el-Faijüm: DAW 33 (1882), S. 218 in und ^ von PERF n° 597 richtig die
Zeichen für das Karat erkannt. 1 Ich bedaure, daß mir die Vergleichung mit dem Originale nicht möglich
ist, weil es sich bis jetzt nicht gefunden hat, glaube aber, daß diese Angabe doch zu unsicher ist,
zumal unter vielleicht auch der Beschreibstoff in irgendwelchem Umfange, nicht unbedingt lediglich
die Rolle verstanden werden kann. Für die Bestimmung des Papyruspreises ist diese Angabe also nicht
geeignet. Dasselbe gilt auch von drei anderen Stücken, die ich aber der Vollständigkeit halber doch
hier anführe. Auf der Rückseite des Protokolls PERF n° 100, die eine Verrechnung verschiedener Waren
aus dem III. Jahrhundert d. H. enthält, steht in der fünften Zeile Die Geldeinheit ist nicht
angegeben. Da aber unter dieser Verrechnung verschiedene Posten in Dirham aufgeführt werden, so
können wir vermuten, daß auch hier Dirham gemeint seien, also Papyrus um 2 Dirham oder eine
Papyrusrolle um 2 Dirham geliefert wurde. Letzterer Preis würde jenem von PER Inv. Ar. P. 1198
nahekommen. In der nicht mehr gut erhaltenen Warenverrechnung PER Inv. Ar. P. 1950J findet sich
die Angabe Y Leider ist nicht zu ersehen, welche Geldeinheit angenommen ist In Zeile 4
ist deutlich <{' 4'ö? »Feigen */«, Nüsse i / 6 «, das könnte also ebensogut V« Dirham, also 1 Däniq,
sein, wie */• Karat. Demgemäß würde sich der Preis der Rolle auf Vs Dirham stellen können, also
wie in P j_ Inv. 237 oder auf ein Vs Karat = l / 72 Dinar. Ich gestehe, daß mir letzteres ebenso
2
unwahrscheinlich ist, wie die Annahme, daß es sich in dieser Warenverrechnung um Dinare handeln
sollte. Auch PERFn°800 r ist für die Preisbestimmung aus demselben Grunde wie Inv. 1950 v nicht zu
verwerten. Ich setze den Text hieher:
[a] Jjr- 5 } jft* J j a (/ ü» « a 2
1 Im Namen Gottes des gnädigen Erbarmers! Die wohlfeilen Bedarfsartikel (für den Export)
nach al-Fustät:
2 Seife Va, Wachs 1, Papyrusrollen 1, Zucker 1, und Safran Vs» Nüsse, Pistazien und Hasel¬
nüsse 1,.
Auch hier scheint mir die Annahme einer Dirhamrechnung die wahrscheinlichste, wiewohl mich
der Plural befremdet. Das könnte wohl auch Papyrusblätter bedeuten. Übrigens käme dies Stück
schon deshalb nicht für die Preisbestimmung der Rolle in Betracht, weil die Mengenangabe viel zu
unklar gehalten ist. Ich sehe mithin von den vier genannten Stücken ab und fasse die übrigen oben
angeführten Preisangaben zur leichteren Übersicht in der folgenden Tabelle zusammen.
Wenn wir nun festhalten, daß die Rolle 6 Tumär enthält und 1 Karat der vierundzwanzigste Teil
eines Dinars, 1 Däniq der sechste des Dirham ist, so ergeben sich folgende Preise für die Rolle 2 :
Um 800 n. Chr.
Zu Anfang des IX. Jh. n. Chr.
Im IX. Jahrhundert n. Chr.
» 9 »
Ohne Zeitbestimmung:
1 Rolle bester Qualität 1 7s Dinar (PER Inv. Ar. P. 1714 r )
1 » */* » (PERF n° 709 v , PER Inv. Ar. P. 9013, 2332)
1 > 7io+7m » (PERF n» 7070
1 . 2‘A Dirham = 7,,+'/„« Dinar (PER Inv. Ar. P. 1198)
1 . Vi » = 7i« » ( * » » » 6954)
12 V» » (PER P IV 1783)
7, • (PER IiIL Inv. 237).
1 Vgl. auch K. W. Hofmeier, Islam 4 (1903), S. 98.
> Für die Umrechnung des Dirham in den Dinar ist der Ansatz 1 Dinär = 24 Dirham angenommen, der Tür das Jahr 200 d. II.
(873/74 n. Chr.) urkundlich für Ägypten belegt ist und dem mittleren Kurse für das IX. Jahrhundert noch am nächsten kommen
dürfte, der zwischen 22—25 Dirham für den Dinar schwankte. Vgl. K. W. Hofmeier : Islam 4 (1913), S. 100.
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b) Merkmale der Urkunden, o) Äußere Merkmale. 1. Der BescbreibstofT. b) Leder.
51
Preistabelle.
Bezeichnung des Stückes
Rolle
Qirt&s
Tümär
Dinar
Karat
Dirham
Däniq
Sorte
PERF no 709j (IX. Jh. n. Chr.)
1
V's+V.js
6
PERF no707{ 0 (IX. Jh. n. Chr.)
2
P III
PER -Inv. 237
2
3
1
PER Inv. Ar. P. 1198, (IX. Jh. n. Chr.)
Vs
3 /<
PERF no 709J (IX. Jh.n. Chr.)
Vs
Vl2 =
2
PER Inv. Ar. P. 0954 J (IX. Jh. n. Chr.)
*/s
v,
blaßgclb
PER Inv. Ar. P. 9013, f. (811/12 n. Chr.)
1
V 2 4 =
1
PER Inv. Ar. P. 2332,1.(819/20 n. Chr.)
1
V« =
1
PER P IV 1783
2
4-4-
1
PER Inv. Ar. P. 1714{f.(VIII.-IX.Jh.n.Chr.)
8
2
beste
Wir sehen also, daß eine Rolle bester Qualität um die Wende des VIII. Jahrhunderts n. Chr. in Ägypten
mit 1 ! /a Dinar bewertet wurde, während im IX. wohl nur mindere Sorten zu 7ie+7»e Dinar, ja sogar
zu nur s / 4 Dirham (7sz Dinar) verkauft wurden. Diese Preise müssen als verhältnismäßig hoch angesehen
werden, wenn man bedenkt, daß man in der hier in Frage stehenden Zeit für 1 Dinar 1 Feddän Acker¬
boden oder eine Weinschenke für ein Jahr zu pachten bekam, 1 daß ferner zwei Damenroben schon um den
Preis von 7*+7s+7i* Dinar bis 7e+7u Dinär zu haben waren* und ein Wajba Gerste l+Vs+Vn Karat
(also 7*4-4-77* 4 -7*88 Dinar) kostete. 8 Es erklärt sich so auch, warum man mit diesem teuren Beschreibstoff
so sparsam umging, schon beschriebene Papyri immer wieder benutzte und schriftliche Mitteilungen
auf möglichst kleinem Raume unterbrachte und die Schrift zusammendrängte. Im *lräq (Bagdad), kostete
zur Zeit des al-Man?ür, wie wir aus der oben S. 29 angeführten Stelle des Ibn ‘Abdüs ersehen, der
Tümär 1 Dirham, die Rolle also 6 Dirham.
b) Leder.
Leder (|Ol, jJä* adim , gild) ist seit alter Zeit in Ägypten als Beschreibstoff in Gebrauch gewesen.
Wir besitzen hieratische und koptische Handschriften, sogar nubische aus dem südlich von Ägypten
gelegenen Reiche von Meroe, ferner hebräische und Pahlawi-StÜcke aus diesem Beschreibstoffe. Den
Arabern war Leder schon vor dem Isläm als Beschreibstoff geläufig. In Südarabien wurde ja die
Ledergerberei seit alters in großem Umfange betrieben, besonders seitdem die Perser, die bald nach
570 n. Chr. Südarabien beherrschten, bei jeder Städtegründung im Jemen Gerbereien erbauten; 4 Tä’if
Nagrän, §a'da, öuras, San'ä, Zabid 8 waren durch das ganze Mittelalter, zum Teil noch bis in unsere
i PERF no 620, 630, 638.
* PERF no 780, 848.
3 PERF no 709.
4 Ibn al-MuöAwir bei A. Sprenger, Die Post- und Reiserouten des Orients, Abh. f. d. Kunde d. Morgen!., lil,3 (I^ipzig
1864), S. 149 f.
6 Vgl. Ibn Hauqal, BGA II, S. 31; al-MaqdisI, BGA UI, S. 87, 97f.; al-HamdAn!, $ifat öazirat al-'Arab cd. D. H. Müller
(Leiden 1884), S. 11326fr., 67sff., 12022fr.; A. Jaubert, Geographie d’Edrisi I (Paris 1836), S. 52, II 143, 144.
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52
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
Zeit hinein durch ihre Lederindustrie berühmt, die auch erhebliche Mengen für die Ausfuhr erzeugte, deren
bedeutendster Umschlagplatz Mekka gewesen zu sein scheint. 1 Für den Jemen war diese Industrie so
typisch, daß der nordarabische Schönredner Hälid b. §afrän vor dem Halifen Abü-l- f Abbäs as-Saflfäh
(749—754 n. Chr.) von den Jemeniern spottweise sagen konnte, sie seien ja nur Ledergerber und
Mantelweber. 2 Südarabisches Leder wurde aber nicht nur zu Gebrauchsgegenständen verwendet, sondern
lieferte auch vor der Einführung des Papyrus einen durch Glätte und Feinheit ausgezeichneten
Beschreibstoff. 8
Schon der Dichter al-Muraqqis der Ältere 4 vergleicht in jenem Verse, von dem sein Beiname
hergeleitet wurde, die Spuren des verödeten Hofes mit dem Gekritzel des Schreibrohrs auf dem Rücken
des Leders Im Schatze des Halifen al-Ma’mün (813—833 n. Chr.) fand sich eine Urkunde von
der Hand des Großvaters des Propheten ‘Abd al-Mutfalib b. Häsim auf einem Stück Leder (^>1
in der eine Schuldforderung an einen Himjaren in San'ä verbrieft stand. 8 Der Prophet Muhammad
selbst bediente sich mehrmals dieses Beschreibstoffes. 6 Waren ja auch einzelne Teile des QuPäns schon
zu seinen Lebzeiten auf Leder (-üo*) 7 und Lederstücken (^A jjaü) 8 geschrieben.
Auch vom Halifen f Ali (656—661 n. Chr.) hören wir, daß er zur Ausstellung einer Urkunde ein
Stück von einem Ranzen aus seiner Brusttasche zog und darauf schrieb 9 und ein andermal eine
Urkunde auf einem Stück Leder LdaS) ausstellte. 10 Seinem Sohne al-Hasan b.'Ali wird der Ausspruch
zugeschrieben, daß die Ansicht eines Alten mehr wert sei, als das Leder (jJ^) eines Jungen. 11 Der
i Vgl. al-WAqid!, Kitab al-Magäzi ed. A. v. Krkmer (Kalkutta 1856), S. 07; A. Sprenger, Leben III, S. 94 f.
* Ibn ai.-FaqIh al-HamadänI, BGA V, S. 39.
3 A. v. Kremer, Culturgcschichtc des Orients II, S. 304f.
* Agani V, S. 1808,15, at-Ta'Alib!, Lata’if, S. 17, Cn.J. Ly all, Mufa<J<Jalijät (Oxford 1921), n<> 54, Vers 2:
Statt findet sich auch die Variante statt .0*11 auch Zu bemerkt der Kommentar in Agani V,
_ r - l -
S. 189j A JiisLl (Die Agäni-Stelle verdanke ich einer Notiz J. v. Karabacek's).
3 Kitab al-Fihrist I, S. 5 18 _ 20 ; vgl. A. Sprenger, Leben I, S. 130.
3 Ibn al-ÖauzI, Mir’at az-Zamän, Codex Monacensis arab.375™ vol.2 S.2(sieheJ.AuMER,Cat.Cod.Ms.Bibl.Reg.MonacensisI,2
no 937), fol. 165V- j U Vgl. A. Sprenger, Leben II, S. 168. Von den Sendschreiben Mubammads war
jenes an die Banü Zuhajr b. Uqajs auf einem Stück Leder oder Ranzen (u|^k ^A A*laa>) geschrieben, und dasselbe gilt wohl
auch von dem an Sim'än b. *Amr b. Qurajt gerichteten Briefe, mit dem dieser seinen Eimer flickte, was auch von den Banü Harita
b. *Amr b. Qurajt erzählt wird. Die Urkunde Mubammads für die Banü *Uqajl war auf rotem Leder ( 4/ ^»>-i ^A j), auch für Qajla
schrieb er eine Urkunde auf ein Stück roten Leders (^^-1 AjJa» ^j) siehe J.Welliiausen, Skizzen und Vorarbeiten IV (Berlin
1889), n®48, S. 122, »A; n° 52, S. 123, IU; n<> 87, S. 144, R; n<> 102, S. 161, o., Muhammed in Medina S. 388. Ibn Qutajba, Kitab
al-Ma'arif, S. 170i3f. Auch das Sendschreiben des Propheten an *Uman war auf einem Stück Leder (jf^I JULS j) geschrieben,
siehe Jäqüt, Mu'gam II, S. 584|2. Aus diesem Beschreibstoffe bestand auch das Sendschreiben Mubammads an Chosrau ebenso wie
sein Vertrag mit den Juden von Hajbar und die Sicherheitsurkunde der Leute von Adrub; siehe al-B!rün!, Ta’rih al-Hind, S. 8l6f.»
al-MaqdisI, BGA III, S. 178sf. *Ali soll auf Geheiß Mubammads im Jahre 2 d. H. für die Christen in Arabien eine Sicherheits¬
urkunde auf Gazellenhaut niedergeschrieben haben; siehe Fundgruben des Orients V (Wien 1816), S. 67. Die beiden letzten Angaben
verdanke ich dem Nachlasse J. v. Karabacek's. Vgl. auch M. Quatrem&rb, Histoirc des Mongols I, S. CXXXIV.
7 Abü-l-FidA, Ta’rih I (Stambul 1286), S. 166 heißt es von Abü Bakr: Jo
Ebenso L. Marracci, Prodromus I, Praefatio, S. 253, siehe auch die folgende Anm.
8 As-Sujöjt, Itqän, S.137n_i3: J^l jy wwJl Jaj J-Oo. J jäj
t y 137i6f.:J jJ )\j jL jUail Jfcy 138 7 f.: J W JjJllj
Vgl. J. Ciir. Lindberg, Lettre ä M. le Chevalier P. O. Brönstcd sur quelques Mcdailles cufiques dans le Cabinet du Roi de
Dancmarck, recemment trouvees dans lUe de Falster, et sur quelques manuscrits cufiques (Copenhagen 1830), S. 37; A. Sprenger,
Leben III, S. XXXIX; Nöldeke-SchWally, Geschichte des Qoräns II, S. 13 Anm. 7; L^ Caetani, Annali deH’ Islam II/ 1 (1907),
S. 711, § 227 Anm. la.
9 Ibn *Abd Rabbihi, Tqd I, S. 158sof. (Notiz von J. v. Karabacek).
10 Al-BalAdurI, Futüb, S. 274e.
ii Ibn *Abd Rabbihi, *Iqd II, S. 22632.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Auflere Merkmale. 1. Der Beschreibstoff. b) Leder.
53
Traditionarier az-Zuhri (f 743 n. Chr.) schrieb seine Notizen über Traditionen auf seine gelben Stiefel,
wenn er gerade kein anderes Beschreibmaterial bei sich hatte, 1 und übertrug sie dann ins Reine. Aus
der Biographie des Dichters ßü-r-Rumma (f 735/36 n. Chr.) erfahren wir, daß seine Mutter zu al-Hu$ajn
b. *Abda ging, um für ihn ein Amulett schreiben zu lassen. Auf sein Ersuchen hin, ihm Pergament
(Jj) zu geben, meinte sie, ob es nicht auch etwas anderes als Pergament sein könne, und reichte ihm,
auf seine Aufforderung hin, ihm ein Stück Leder (jJk*.) zu geben, ein Stück grobes Leder (lais
auf dem er nun das Amulett aufsetzte.* Ob die alten Perser es waren, die neben dem Leder zuerst auch
eigens für Schreibzwecke hergerichtete Häute verwendeten, ist nicht sicher. Ohne Zweifel aber haben
sie bereits in den königlichen Archiven Dokumente auf Häuten (btcpB^pat) verwahrt; denn schon
Ktesias hat solche für sein Werk benutzt, und der Brauch, auf Häute zu schreiben, ist auch
nicht auf Persien beschränkt geblieben. 8 Die Pahlawi-Stücke, die uns in der Sammlung Papyrus
Erzherzog Rainer erhalten sind, bestehen zum Teil aus lederartig zubereiteten groben Häuten und
Pergamenten, gelegentlich mit einem Loch versehen, um mit durchgezogener Schnur und Siegel ver¬
schlossen zu werden. 4 Aus dem Kitäb al-Fihrist 5 wissen wir, daß die Perser die Häute von Büffeln,
Rindern und Schafen als Beschreibstoffe benutzten, und ai.-BalädurI belehrt uns darüber, daß die Berichte
über das Steuererträgnis bei ihnen auf weiße Blätter (Je* geschrieben wurden und der Steuerdirektor
dem Könige jedes Jahr eine aus solchen Blättern zusammengeklebte Rolle (aLoj* mit dem Steuer¬
erträgnis vorzulegen hatte. Chosrau Parwez nahm am Gerüche dieser Blätter Anstoß und ordnete an,
daß in Hinkunft an den Vorstand des Steueramtes nur Blätter gerichtet werden dürften, die mit Safran
gelb gefärbt und mit Rosenwasser besprengt seien 8 und daß zur Niederschrift des Steuererträgnisses
u. dgl. auf die Blätter, die ihm gezeigt würden, nur mit Safran gefärbtes Material verwendet werden
solle. Diese Sitte scheint auch später im arabischen ( lräq nachgeahmt worden zu sein; denn als §älih
b. *Abd ar-Rahmän die Steuer des 'Iräq verwaltete, wurde an ihn ein Bericht auf gelb gefärbtem Leder (-xU-)
gerichtet und ausdrücklich bemerkt, daß es sich dabei um Nachahmung einer persischen Einrichtung
handle. 7 Als dann die 'Abbäsiden mit Abü-l-'Abbäs as-Saffäh zur Herrschaft kamen, da griff der Wezir Hälid
b. Barmak allem Anscheine nach auf persische Vorbilder zurück, als er die Register der Diwäne, die bisher
aus zusammengerollten Blättern bestanden, nun aus Häuten hersteilen ließ, 8 und unter al-Man$ür
(753—775 n. Chr.) wurden auf Befehl des Wezirs Abü Ajjüb al-Marzubänt die Berichte über die
Steuererhebung auf gelbgefarbte Blätter geschrieben.* Es ist vielleicht auch nicht Zufall, daß gerade
in dem so stark unter persischem Einflüsse stehenden al-Küfa eine verbesserte Behandlung der zu
Schreibmaterial bestimmten Häute aufkam. Während man früher die Häute mit ungelöschtem Kalk
gerbte, wodurch sie sehr trocken wurden, benutzte man in der küfischen Gerberei Datteln, wodurch
die Häute weich wurden. 10 Leder blieb auch noch später neben Papyrus und selbst eine Zeitlang neben
i A. Sprenger, Leben III, S. XCV.
* Agäni XVI, S. 1113 - 5 .
3 Vgi. V. Gardthausen, Griech. Pal.3 I, S. 01 f.
4 Vgl. PERF no 69 f. und Taf. 3. Vgl. auch S. 76.
8 S. 21i2f.
« Al-BalAdurI, Futub, S. 464 m ff.
7 Al-BalAdurI, Futub, S. 46422ff.; vgl. J. Karabacek: MPER 2/3(1887), S. 151.
8 Al-MaqrIzI, Hita( I, S. 9129-33: O* K3 w*üC L* Jj-Xo j
JäÜ Jmt wUjj ijt jllch. aÜ1 X& Al*l CJa A) \
1 jyCi\ J 0> ui ijfz ui ✓***?* Cf CfS^ J
^ aIjI jJj JlpIjOI iieU. At-Ta*Alib!, Lat&’if, S. 15: ^ JJU Ac^Jc! J
JkiltfL 1*1*»*. Vgl. J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 120 und oben S. 28.
• Al-BalAdurI, Futub, S. 4654f.
w MtAb al-Fihrist I, S. 2l20f. Vgl. A. Sprenger, Leben III, S. XCIIf.; J. Karabacek, Zur orientalischen Altertumskunde IV
Muhammedanische Kunststudien: SBAW 172/1 (1913), S. 39 Anm. 3.
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54
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
dem Papiere in Gebrauch, 1 das beide Beschreibstoffe mit der Zeit aus dem Wettbewerb ausschaltete. *
Der Verfasser des Kitäb al-Fihrist* sah in der unvergleichlichen Büchersammlung des Muhammad
b. al-Husajn in al-Hadita eine große Bücherkiste, in der gegen 300 Pfund Pergamente (OÜ?
richterliche Entscheidungen, Papyri, Papiere aus China und der Tihäma, Leder und Papiere
aus Huräsän auf bewahrt waren. 4 In der Vizeköniglichen Bibliothek in Kairo werden zwei Urkunden
auf Leder aus dem Jahre 239 d.H. (854 n. Chr.) auf bewahrt, die B. Moritz, Arabic Palaeography Taf. 112f.
abgebildet hat, und auch die Papyrussammlung der Staatlichen Museen in Berlin besitzt vier schöne
arabische Urkunden auf Leder, nämlich P. Berol. 11953, 32*5X20 cm, einen Kaufvertrag, P. Berol. 11954,
75X31 cm, mit einem Kaufverträge vom Rabl* II 722 d. H. (1322 n. Chr.), P. Berol 11278, 84*8X26*5 cm,
aus Nubien stammend, mit einem Kaufverträge aus dem Jahre 285 d. H. (898 n. Chr.) und P. Berol. 11279,
37*2X24 cm, mit einer Quittungsurkunde aus dem Jahre 302 d.H. (914/15 n. Chr.). Wahrscheinlich
wurden vornehmlich Häute von Schafen und Kälbern zu Beschreibstoffen verarbeitet, wie wir aus den
Pergamenten schließen dürfen. Es fehlt aber auch nicht an Hinweisen auf die Verwendung von Häuten
anderer Tiere. Schon S. 52 Anm. 6 war von Gazellenhaut die Rede und al-BIrün! 5 erwähnt schon für
die alte Zeit Qur’änhandschriften aus Antilopenhaut (»Üäil :>yW).
c) Pergament.
Pergament (j^, 6 Jj, J jj, jJb-, raqq, riqq , qirtäs, waraq, gild) von Schafen, Ziegen und
Kälbern tritt in Ägypten, wie das zahlenmäßige Verhältnis zeigt, stark gegen den Papyrus zurück. Es
war hier erst seit dem II. Jahrhundert n. Chr. neben dem Papyrus als Beschreibstoff in Gebrauch gekommen
und mag während der Besetzung Ägyptens durch die Perser, die sich vorwiegend des Leders und des
Pergaments als Schreibmaterial bedienten — den Papyrus lernten sie wohl überhaupt erst in Ägypten als
Beschreibstoff verwenden — an Bedeutung gewonnen haben. Den Arabern war das Pergament schon in
vorislämischer Zeit bekannt und wurde neben Leder verwendet Bereits in der Qa§ide des Qudam B. QÄD1M
(400—480 n. Chr.) 7 ist von Pergament (Jj) die Rede. TaRAFA vergleicht in seiner Mu'allaqa die Wange
der Kamelin mit dem Pergamente des Syrers ^U^i), 8 LabId redet von sprechendem Pergament
1 Neben Papier und Papyrus ist Leder (j^ls*.) von 'Ali b. Sahl b. al-Azhar Abü-l-Hasan al-I$fahäni f 307 H. (010*20 n. Chr.)
bei Ihn 'Abd Rabbihi, 'Iqd II, S. 2232er. erwähnt. Vgl. S. 32.
2 At-Ta'äub!, Lata’if, S. 126 .
3 Abü-l-Farag Muhammad b. Isbäq; siehe S. 32 Anm. 11.
4 Kitäb al-Fihrist I, S. 4022f..
* Ta’rih al-IIind, S. 8 I 7 .
ß S. Frankel, Die aramäischen Fremdwörter im Arabischen, S. 246 hält J \j für ein abcssinischcs Lehnwort (äthiopisch //+:).
E. Gkiffini, II poemetto di Qudam ben Qädim: RSO 7 (1016), S. 352 Vers 56:
]/\> < 3 ^ üP ^ 0 -t* J zsi
»Oh meine Söhne, schreibet auf das Pergament von mir ein Vermächtnis,
wie ich cs (einst) an Stelle meiner Väter, der Weißgesichtigen, geschrieben habe.«
* K. \. Arnold, Septem Mo'allakät (Lipsiae 1850), S. 46 Vers 31, W. Ahlwardt, Divans n° 4, S. 56 Vers 32:
9 i •'s' ^
♦As wöuA -{1 ^lill
»Und eine Wange, wie des Syrers Pergament, und eine Lippe, wie des Jemenicrs Leder,
dessen Ausschnitt (aber) nicht enthaart ist.« __.
G. Jacob, Studien in arabischen Dichtern III (Berlin 1805), S. 162 vermutet in o-V »Papyrus«. Der Kommentar bei Arnold:
^ lIp i AjI jljl Jjj * ^ Jj LöL> ^ ^ Ujiäk Ad»
zeigt aber, daß der Vergleich der Wange der Kamelin mit dem Pergamente deshalb vom
Dichter gewählt wurde, weil er deren Unbehaartheit und Glätte hervorheben wollte. Die Haut der Wange ist ebenso von Haaren
frei wie das Pergament. Daß das Pergament als syrisch bezeichnet wird, ist beachtenswert und scheint den Schluß zuzulassen,
dem Dichter sei bekannt gewesen, daß die Syrer sich vornehmlich dieses Beschreibstoffes bedienten. Vgl. V. Gardthausbn, Griech.
Pal.* I, S. 02; B. Geiger: WZKM 10 (1005), S. 362L; J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 147 Anm. 1.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 1. Der Beschreibstof!. c) Pergament.
55
** •
(jM* kszM)- 1 Der Ausdruck Tirs bezeichnet Pergament, von dem der ursprüngliche Text abgewaschen
wurde und das dann neuerdings beschrieben wurde;* wir werden darauf noch zurückkommen. Eine
Reihe von Dichtem der vorislämischen Zeit vergleicht die Spuren verlassener Wohnstätten mit Schrift
auf Pergament* Auch HassAn b. TAbit nennt in diesem Zusammenhänge in seinem Gedichte auf die
Schlacht bei Badr (2 d. H. = 624 n. Chr.) glattes Pergament jjM) als Beschreibstoff. 4 Im Qur’än
schwört Muhammad in Süre 52, Vers 2f. bei einem gezeilten Buche, das geschrieben steht auf ausgebreitetem
Pergament (d. h. der Thora). 6 Der Prophet scheint neben Leder auch schon Pergament benutzt zu haben;
denn die Landschenkungsurkunde für die Tamim war von der Hand e Ali’s auf Gazellenpergament
(3i£ Jj) nach küflscher Art geschrieben.® Die Zettel (cl5>) im Nachlasse Muhammads, die Teile des Qur’äns
enthielten, bestanden wenigstens zum Teil auch aus Pergament. 7 Daß der eine oder andere QuPänkodex,
der sich schon zu Lebzeiten Muhammads in den Händen seiner Gefährten befand, aus Pergament bestanden
haben dürfte, geht aus zwei Nachrichten hervor, die aus der Umgebung Muhammads stammen. Nach der
einen wird von 'Abd Alläh b. Mas'üd (f 32 oder 33 d. H. = 652/53 oder 653/54 n. Chr.), der für sich die Süren
des Qur’äns zu einem Qur’ankodex («-•*£**) zusammengestellt hatte, 8 berichtet, er habe einen Vers, den
der Prophet ihn lesen ließ, in seinem Qur’änexemplare auf bewahrt; als er aber am nächsten Morgen den
Qur’änkodex aufschlug, war das Blatt weiß, und als er dies Muhammad meldete, erklärte dieser, der Vers
i A. v. Kremer, Ober die Gedichte des Lebid: SBAW 08 (1881), S. 583.
* Al-ÖauharI, $ibkb I, S. 469i8f.: f JjJl £ H Vgl.
auch Ibn SIda, Kitäb al-Mwha§$a? XIII, S. 82 t f. Der Ausdruck begegnet auch bei späteren Dichtem, siehe Th. Nüldeke, Bei¬
träge zur Kenntnis der Poesie der alten Araber (Hannover 1864), S. 185. 180, 108. Zu Bagdäd schrieb man jahrelang auf
solchen Tunis , die aus den unter Muhammad b. Zubajda geplünderten Diwänen stammten. Siehe Kitäb al-Flhrist I, S. 21j|„ so .
s Al-Ahna3 b. SihAb bei G. W. Freytag, Hamasae Carmina I (Bonn 1828), S. 344, 9 :
wolT jJ\ jj lS & j» oU***
»Der Tochter des Hiftän b. Qajs gehörte eine Wohnstätte, %
(die aussieht), als hätte ein Schreiber den (Buch)titel zierlich auf das Pergament geschrieben.«
'Abda b. at-TabIb bei al-Bakr!, Mu'gam II, S. 505 ft (der Vers ist dort wohl fälschlich dem 'Alqama b. 'Abada zitgeschrieben.
vgl. aber JAqOt, Mu'gam IV, S. 410] fr.):
, s f * " ' '• ^
»An den Flügeln von Sammät, dessen Spuren gleich
dem Pergamente des Künstlers aus zierlich beschriebenem Leder«.
'AbbAd b. *Auf al-MAlik! bei JAqOt, Mu*gam IV, S. 422, 8 :
'S)\j&&ß* c £i ji^\%jj
L . ^ 0 ' ' -
»Gegen al-Mugajmir und das Tal gegen Qatan zu,
so wie beschrieben wird die weiße Fläche des Pergaments mit dem Schreibrolir«.
< H. Hirschfrld, The Diwän of IJassän b. Thäbit (E. J. W. Gibb Mem. Ser. XIII, Leiden 1010) Nr. 15, S. 18 Vers 1 .
woialT 41
»Erkennst Du das Gehöft der Zajnab in al-Kasib,
der Handschrift der Offenbarung gleich auf dem geglätteten Pergament?«
Vgl. Nöldeke-Schwally, Geschichte des Qoräns I, S. 46.
- • t »# v
5 JJj > ~ y. Die Kommentatoren al-BajdAwI, Anwär at-Tanzil II, 288jf. und az-Zama^sarI, Kassäf II,
^ b ' ' i '
S. 41220 erläutern durch A3 jJjLl. Vgl. A. Sprenger, Leben I, S. 542; J. Karabacrk: MPER 2/3 (1887)
S. 148 Anm. 5.
• Ibn Durajd, Kitäb al-I§tiqäq ed. F. Wöstenfeld (Göttingen 1854), S. 226 Anm. b.
1 Siehe S. 52 Anm. 8 . Vgl. auch J. Chr. Lindbero, Lettre, S. 37. A. Sprenger, Leben III, S. XXXIX, Nöldekr-Sciiwai.ly
Geschichte des Qoräns II, S. 13 Note 2. L. Caetani, Annali dell’ Islam II/, (1007), S. 711, 9 227 Anm. 1 a.
* Nöldeke-Schwally, Geschichte des Qoräns II, S. 28, 30 ff.
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56
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
sei am vorigen Tage aufgehoben worden. 1 Da Papier für die damalige Zeit nicht in Betracht kommt,
so bleibt nur Pergament als weißer Beschreibstoff über, und wir dürfen annehmen, daß Ibn Mas'üd seine
Aufzeichnungen auf solches niedergeschrieben hatte. Die andere Nachricht, die Ibn Kat!r nach Ibn Sihäb
bei *Urwa b. az-Zubajr und Müsa b. TJqba bringt, besagt, daß Anas b. Mälik den Propheten an seinem
Sterbetage gesehen habe und sein Gesicht habe das Aussehen eines Blattes einer Qur’änhandschrift
gehabt.* Auf dem Totenbette verlangte Muhammad ein Schreibzeug und Beschreibstoflf, um eine Urkunde
aufzusetzen. Abü-L-fidA* gebraucht bei der Erzählung dieses Ereignisses für den Beschreibstoff den
Ausdruck »weißes«, was wohl auch zu jener Zeit nur auf Pergament oder Leder schließen läßt Als
dann Zajd b. Täbit im Jahre 11 d. H. (632 n. Chr.) im Aufträge des Halifen Abu Bakr aus dem Nach¬
lasse Muhammads den Qur’än zusammenstellte, verfertigte er eine Abschrift, die nach Müsa b. TJqba 4 auf
Pergamentblätter (Jjj) geschrieben war. Dieser Beschreibstoflf ist dann immer häufiger angewendet
worden, ja, nach Ibn HaldOn 6 wurden in den ersten Zeiten des Islams die Früchte wissenschaftlicher
Arbeit sowie die Sendschreiben der Herrscher, Landzuweisungen und Edikte auf Pergament geschrieben,
das auf kunstreiche Weise aus Fellen zubereitet wurde, weil die Wohlhabenheit und die geringe Anzahl
dieser Urkunden dies gestatteten, man den Schreiben ein höheres Ansehen verleihen und ihre Echtheit
und dauerhafte Ausführung sicherstellen wollte.
So wissen wir vom ersten Umajjadenhalifen Mu'awija (661—680 n. Chr.), daß er vorzüglich
Pergament ( Jj) in seiner Kanzlei verwenden ließ, um den aus ihr hervorgehenden Erlässen einen von
den anderen verschiedenen Charakter zu verleihen.® Der Umajjadendichter al-Härit b. Hälid, 7 ein
Zeitgenosse des Marwan b. al-Hakam (f 685 n. Chr.), vergleicht das verödete Gehöft mit dem Pergament
(Jj), und wahrscheinlich sind auch in einem ähnlichen Vergleiche des GarIr (f 728 n. Chr.) unter
i L. Marracci, Prodromus I, Praefatio, S. 277, 279 nach Abu Häsim Hibat All&fa: aU| ^e>j JaÜ| Xe ^
Üjjl lila Je Oj-XPj Jl 1*1. p! JJi\ «JUS-** j 1*1äa*£ aÜI J \y»j Jl» Alt
wv*e3) jUj S y u-* j JlÜ All] JlA*X j
* Ibn KatIr, Badäja wa-Nihäja III, fol. 130 30 - 32 : jl Jl» ^y-j’l ^e Jy^l Cf* ^1 lliJ&-
OtfC“ 0 * AiO jl Ojils Jy* ^1 jl i)lLJl AÜ1 Jljw). Vgl. auch A. Sprenger, Leben III,
S. XL Anm. 3. ( ,
3 Ta’rih I, S. 1 5026 f. Cxil JXü i LllS^pS3 aI^Jü Jl» Ai X ^\ Uj . Vgl. Ibn al-Ward!,
Ta’rih I (Büläq 1285), S. 136i8f.
4 As-Sujöt!, Itqan, S. 1383: JJjjl J ^ jl*J ^1 (jl «V 5 J^ Vgl. A - Sprenger, Leben, III, S. XL.
Nöldeke-Schwally, Geschichte des Qoräns II, S. 24 gibt der Meinung Ausdruck, daß von den verschiedenen Beschreibstoffen, aut
denen sich der angebliche Nachlaß Muhammads befand, nur Leder für die stthuf, die Zajds Qur’ansammlung bildeten, in Betracht
käme. Ich kann hier wohl auf das oben S. 55 Gesagte verweisen, und bin mit Caetani der Meinung, daß wir sehr wohl an die
Verwendung von Pergament für Bücher denken können, auch wenn diese, wie es bei Zajds Ausgabe der Fall war, aus einzelnen
Blättern gleichen Formats bestanden, die zum Schutze zwischen zwei Holztafeln (0c>l^».>) gelegt wurden, wie wir aus
Abü 'Amr *Utmän b. Sa ( Id b. 'UtmAn ad-DAnI, Muhta$ar Il-Muqni* fi rasm al-Qur’än, Handschrift der Wiener Nationalbibliothek
AF 413A (siehe G. Flügel, a. a. O. III, n<> 1624), fol. 2j f : ^ ^ oLsi^l J ;
al-MakIn, Historia Saracenica ed. Th. Erpbnius (Lugd. Bat. 1625), S. 18: Cf* Cf jjl ... U ö\
(ebenso L. Marracci, Prodromus I, Praefatio, S. 256 f.; ,j» ist an beiden Stellen von mir in verbessert) ersehen.
1 Muqaddama (Bajrut 1900), S. 421. Vgl. J. Karabackk: MPER. 2/3 (1887), S. 119.
* Diwan al-Insä bei M. Quatremrre, Histoire des Mongols I, S.CXXXIV; vgl. auch J. Karabacek, MPER 2/3 (1887), S. 152.
7 Ag&ni III, S. 112i9:
Ci» J|jl^ \+Se Cfl «^*^1 jl J^l «-»^J J*
»Erkennst Du das Gehöft, dessen Spur fremd geworden,
wie das Pergament, über das ein Künstler ein Schreibrohr hat gehen lassen«.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Außere Merkmale. 1. Der Beschreibstoff. c) Pergament.
57
»Pergamentblätter« zu verstehen 1 , da der Dichter wohl an die auf Pergament geschriebenen Thorarollen
gedacht haben dürfte, deren verblaßte Schriftzüge ihn an die Spuren der verlassenen Wohnstätte erinnerten.
Aus der Biographie des Dichters Dü-r-Rumma (siehe S. 53) haben wir ersehen, daß Pergament auch
in der Folgezeit in Gebrauch war, und auch zur Zeit des Imams Ahmad b. Hanbal (f 855 n. Chr.)
muß das Pergament noch als idealer Beschreibstoff angesehen worden sein, da er selbst auf die Frage,
was er sich wünsche, antwortete: »Ein gespaltenes Schreibrohr und glänzende Tinte und feine Häute«. 1
AL-MAQDisf,* der sein Werk im Jahre 373 d. H. (985 n.Chr.) verfaßte, sagt von den Bewohnern von Andalusien,
daß alle ihre Qur’änkodizes und Rechnungsbücher auf Pergament (jßj) geschrieben seien. Die Bücherkiste
des Muhammad b. al-Husajn in al-Hadita, die der Verfasser des Fihrist gesehen hat, enthielt auch Pergamente
(cAf^ JjU-) 4 und in der im XI.—XIL Jahrhundert n. Chr. verfaßten TJmdat al-Kuttäb 6 ist Pergament (j^)
neben Papier als Beschreibstoff genannt und auch sonst des öfteren von Pergament in einer Weise die Rede,
die uns zeigt, daß dieses Schreibmaterial dem Autor noch ganz geläufig ist 6 Soweit wir aus dem Vor¬
kommen von Pergamenthandschriften in den einzelnen Sammlungen urteilen dürfen, könnten wir wohl
annehmen, daß das Pergament für literarische Texte mit Ausschluß des Qur’äns seltener gebraucht wurde.
Es ist eben gegen den Papyrus und nachher gegen das Papier im Wettbewerb unterlegen, zumal ja seine
Haltbarkeit durchaus nicht so groß ist, wie man glaubt, und die Erzeugung des Pergaments nicht mehr mit
der gesteigerten Nachfrage nach diesem Beschreibstoffe Schritt zu halten vermochte. Al-Fa<jl b. Jahja b. Hälid
b. Barmak, der Bruder desWeztrs Ga'far, gab die Veranlassung dazu, das Pergament in den Staatskanzleien
durch Papier zu ersetzen, das sich auch deshalb besser für amtliche Zwecke eignete, weil man von ihm die
Schrift nicht so leicht auskratzen und durch andere ersetzen konnte. 7 Das jüngste Peigament der Wiener
Sammlung Inv. Perg. Ar. 185 ist 350 d. H. (907 n. Chr.), das Berliner Stück 8170 (BAU II n° 10) 418 d. H.
(1027 n. Chr.), das Heidelberger PSR 1138 r 451 d. H. (1059/00 n. Chr.) datiert Außer Wien, Berlin und
Heidelberg besitzen auch die Sammlungen von London und Kairo arabische Urkunden auf Pergament
Das Durchschnittsmaterial für die Pergamente der Wiener Sammlung haben wohl die Häute von Schafen
und Kälbern abgageben. Um so wichtiger ist es, daß auf einem arabischen Papiere dieser Sammlung von
Gazellenpergamenten 6 um einen halben Dtnär die Rede ist und auf einem koptisch-arabischen Zauber¬
papyrus der Sammlung Schott-Reinhardt neben Peigament dreimal Gazellenpergament als Beschreibstoff
genannt wird. 1 Damit ist die Verwendung der feinsten Sorte Pergamentes auch für das arabische Ägypten
urkundlich belegt. In Kairo befinden sich in der Bibliothöque Khddiviale mehrere Qur’änhandschriften, die
nach dem Vermerk im Kataloge auf Gazellenpergament geschrieben sind. 10
1 Al-BakrI, Mu'gam II, S. 511| 7 f., Diwin II, n° I48 ie :
3 sfl* Cf 3^* Qf* I
»Zwischen al-Mubaj$in und al-*Azzaf (liegt) eine Wohnstätte
gleich der Offenbarung aus der Zeit des Moses auf Pergamentblättern.«
Vgl. auch den Vers des Hassän b. Täbit, S. 65 Anm. 4.
* 1515) l»lL Ül al-Manüf!, Lat&’if, fol. 100 r . Auch al-ÖauharI, $ib&b II, S. 8528f. setzt das Pergament
4 - 6 * i - »r. &
einer feinen Haut gleich: jij jio» jkj *** L Al-MaqqarPs und Ibn 'AdArI’s Gebrauch von J j läßt gar
keinen Zweifel darüber auf kommen» daß damit nur Pergament gemeint sein kann. Vgl. J. Karabackk: MPER 2/3(1887), S. 148.
* BGA III, S. 239; vgl. J. Karabackk: MPER 2/3 (1887), S. 99 Anm. 7.
* Siehe S. 32 Anm. 11. ,
* Vgl. J. Karabackk: MPER 4 (1888), S. 70.
* Codex Gothanus 1357 fol. llv, Codex Landberg 637 fol. 4?, 24* (Notiz J. v. Karabackk's).
1 J. Karabackk: MPER 2/3 (1887), S. 120, M. Quatrkm&rk, Histoire des Mongols, S. CXXXIV.
* Inv. Chart. Ar. 3046,: jUo vJuoj JJji).
» PSR 500, Z. 19 Jj J A-^J, Z. 0 J]£ Jj J ^4^3, Z. Of. Jl£ Jj J \ CaA Z. 20 J U* Jl»
io Fihrist al-Kutub al-'Arabijja al-Mabfüza bi-l-Kutubhäne al-Hidiwijja I (Kairo 1310), S. 2f. J. Karabackk: WZKM 20 (1900),
S. 135 Note 4 glaubt nicht recht an diese Angabe. Es sei hier übrigens darauf verwiesen, daß az-Zamahsar! (MPER. 2/3 [1887].
S. 148, Anm. 5) Jj durch »ein Blatt aus Gazellenhaut« erläutert.
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58
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
Die Wiener Pergamente führen uns Proben fast aller Arten dieses Beschreibstoffs vor; neben
groben und schlecht bearbeiteten Stücken, die fast lederartig aussehen, finden sich auch solche von
großer Feinheit und sorgfältiger Behandlung. Die Haarseite und Fleischseite wurde ziemlich unter¬
schiedslos benutzt, allerdings die Haarseite wohl öfter zuerst beschrieben und erst wenn diese vollge¬
schrieben war, zur Fleischseite gegriffen. Aber es gibt auch Beispiele dafür, daß man zuerst auf die
Fleischseite schrieb. Die Formate der Stücke variieren zwischen 49 X 24 cm (Inv. Perg. Ar. 58) und
4 * 8 X1 * 8 cm (Inv. Perg. Ar. 53).
Unter den Wiener Pergamenten möchte ich noch zwei hervorheben. Das eine, Inv. Perg. Ar. 220,
ist ein Palimpsest und zeigt uns jene Praxis, die wir oben S. 55 bei den Turüs in Anwendung gesehen
haben. Das Stück trug ursprünglich einen koptischen Text, der abgewaschen wurde, aber noch sichtbar
ist, und wurde dann später von einem arabischen Schreiber benutzt Inv. Perg. Ar. 257 zeigt auf der
Rückseite mit einem spitzen Instrument vorgezogene Blindlinien, die auf der Vorderseite erhaben
erscheinen und das gerade, gleichmäßige Schreiben erleichtern sollten. Die Linien passen aber nicht
zum Texte, sondern sind wohl ursprünglich für einen literarischen Text bestimmt gewesen. Ob einige
stark safrangelbe Pergamente der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer diese Farbe tatsächlich einer
Behandlung mit Safran verdanken oder schon von Natur aus so gefärbt wären, beziehungsweise durch
andere Einflüsse, etwa die Bodenfeuchtigkeit, diese Färbung angenommen haben, vermochte ich nicht
festzustellen. Hingegen vermag ich auf das erste Beispiel für das Blaufarben der Pergamente bei den
Arabern hinzuweisen. F. Martin zeigte mir bei seinem letzten Wiener Aufenthalt ein prächtiges blau¬
gefärbtes Pergamentblatt mit vollendeter, in Gold gehaltener Küfischrift aus dem II. Jahrhundert d. H.,
das angeblich aus einem Qur’änexemplar der Moschee von Meshed stammt.
d) Papier.
Das Papier kägid, waraq, qirtäs ), über das bereits zusammenfassende Arbeiten
von J.Karabacek 1 * * und J. Wiesner* vorliegen, auf die hier verwiesen sei, ist seit dem II. Jahrhundert d. H.
in stetig wachsender Zahl neben den Papyri und Pergamenten vertreten, die ihm dann das Feld räumen
müssen, das dieser Beschreibstoff von der Mitte des IV. Jahrhunderts d. H. an allein beherrscht. Das älteste
Papier der Wiener Sammlung Inv. Chart. Ar. 7161 stammt aus den Jahren 180—200 d. H. (796 bis 816 n. Chr.),
das jüngste aus dem Jahre 790 d. H. 8 (1388 n. Chr.). Die Formate der Papiere hat J. Karabacek 4 * eingehend
behandelt. Das größte Format weist der Qur’än n° 19 der Bibliotheque Khediviale in Kairo auf, dessen
Blätter die Größe 117X98 cm haben. Für Urkunden wurden oft durch Zusammenkleben von einzelnen
Blättern noch größere Formate erzielt und die bereits erwähnte Kairener Bibliothek besitzt einige Schenkungs¬
urkunden von 20 m Länge. 6 Das kleinste Format hat wohl PER Inv. Chart. Ar. 25695, ein in der Mitte
gefaltetes Doppelblatt von 5*3cw Höhe und 9-9cm Breite, das zwei Seiten Text zu je fünf Zeilen,
anscheinend von einem Amulette, trägt, ihm folgt dann an Größe ein Doppelblatt aus einem Qur’äne
PER Inv. Chart. Ar. 25607, das mit 8*3 cm Höhe und 12 cm Breite das kleinste Buchformat innerhalb der
Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer darstellt. Es enthält gleichfalls zwei Seiten Text, zu je sieben
Zeilen. Auch drei Notizbüchlein, die mit feinem Bindfaden an der Faltung geheftet wurden (vgl. oben S. 34),
haben sich in der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer erhalten. 6 PER Inv. Chart Ar. 3361, 25633 und
25700 geben uns Proben mit Bolus rot gefärbten Papieres. 7 Die Farbe hat sich trotz dem hohen Alter
des Stückes, das vermutlich dem IV.—V. Jahrhundert d. H. angehört, tadellos erhalten.
i Das arabische Papier: MPER 2/3 (1887), S. 87—178, Neue Quellen zur Papiergeschichte: MPER 4 (1888), S. 75—122.
t Die Faijümer und Uschmüneiner Papiere: MPER 2/3 (1887), S. 179—260, Über die ältesten bis jetzt aufgefundenen
Hadempapiere. Ein neuer Beitrag zur Geschichte des Papiers: SBAW 168/ 5 (1911), S. 1—26. Vgl. auch V. Gardthausen, Griech.
Pal. * I, S. 109—121.
J MPER 2/3 (1887), S. 90 f. PERF S. 278.
* MPER 2/3 (1887), S. 141—146, 157 f.
4 B. Moritz, Enzyklopädie des Islam I (1910), S. 403.
• Inv. Chart. Ar. 1772 und 3980 bestehen aus zwei Lagen (vier Blättern) vom Formate 4*6X3 ’S cm, bzw. 5*8X4*3«#
Inv. Chart. Ar. 6909 aus drei Lagen (sechs Blättern) vom Formate 5 - 5X4‘6 cm.
7 Vgl. J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 150.
Digitizerf b)
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äußere Meikmola. f. Der Beschreibstoff. ^ Linnen.
e) Linnen,
Linnen (\jS, kattän) war in Ägypten zu allen Zeiten als Beschreibstoff m Gebrauch und auch
in Italien wurde es 2 ü diesem Zwecke verwendet.* Neben Seide** du? .schon m Anfang des Islams als
Beschrcibstoff bekannt war und die die Araber vermutlich'-von- den Indern zu diesem Zwecke benutzen
lernten, sowie .Atlas, der gleicbsfatls gelegentlich als Bcftchreibstoff diente, ist auch Linnen von den
Arabern zu schriftlichen Aufzeichnungen v£p&lndi?t worden. Die ägyptische Textilmanufaktur erzeugte
in Bü$Ir und Samannöd ^ine Gattung Lirinen, »die, wie r AU
H- D.VOd al-HatIh .AL-ÖAÜIIARI berichtet,, in die übrigen
Länder des Islam und der Ungläubigen, angeführt wird,
Und deren sich die- Königet^d'iuidcre. bediettchv,ym.-darauf
2U ScKreiben^ 8 Von den achtundzw’anzig LeinwöndKtückcn
der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer sind inv. Ar, L. 2,
4 f A, 6, 9, 12-17, 21—24, ; 25—28 (==. PERF £5) mit
schwarzerTmte beschrieben. Die Sammlung Schott-Reinhardt,
\n Heidelberg venvahrt einen prächtigen LmnengrAz, dessen:
S^hdftbdrte mit G.oldtintc geschrieben tmd rot erngefaOt ist
(I^SR 1MÖ)'* In der Nahonalbibliothok in Wien ist ein aus
feinstem Linnen verfertigter Turbanschat von 4*Miw Länge
und 7lrm Breite ausgestellt, der den ganzen QubAn in außer¬
ordentlich feiner Schrift enthält. Das Stück stammt angeblich
aus dem ik&itze des Großmoguls Sah öeMn (1628—1659)
und wurde der Bibliothek von Herrn W. RickirJerdRckmcrs
geschenkt. Eine Reihe von Linnenstücke« der Wiener Sammlung diente zum Einwickeln von Geldstücken, 5
deren Umrisse noch heute an dem -Abdruck» den sie im Stoffe hinteylassen haben, erkennbar sind. Die
Umhüllung wurde mit dem Namen des Empfängers versehend Die jÖerliner Papyrussammlung verwahrt
in ihrer Ausstellung ein LmnensUtek (P* Berot 11917); das als Verschluß eines Tonkruges diente und
neben einem Segensspmche die Narrten von Empfänger und Absender enthält; Ähnlichem Zwecke dürfte
auch PER inv. Ar. L. 21 mit der Aufschrift ////// ^ AÜt ^ aS^ (2) jJÜLpj (1) gedient haben.
Urkundenfragmente sind PER Inv. Ar. L. 25, 26, 28 (PERF rP 62 f, 65); PER Inv. Ar L. 27 (PERF n° 64) ist
ein Amulett Die Formate schwanken zwischen 15X6 % md 9*5X6'9cw. PER Inv. Ar. L. 1 ist ein
besonders interessantes Stück fAbb. 2); es zeigt einen roten Stempel, der in kreisförmiger Umrahmung
den Nsmert JnJI düjl des bahfitischen Msmlükcn-Suttins aPMalik aPMa'izz lzz ad-DIn Ajbak «il G&sankir
Abb. 2,
Stempel auf Pinnen m Rotdruck PER Inv. Ar. L 1
* ’V; •GARnriiAOsrN, Criocli. PnlA 1, 5. 1ZI £ W. Scuobast, Einführung In die Papyruskuode (Berlin 1918),- S. 4?..
* Diese BescbteibseWe nmkraq) wurde so hergestctlt, daß man ein Stück weißes Seidentecig in Gummi UnchU
und dann mit einer Jvtiisiih«? glättete, voti der der fleschveibstöft seinen Ramen bekam. Man bediente sich seine«' im Traq
vor der Einführung «fet. PnjrjTusratlleft. Vgl. Tag «l-'Arüs VU, $, ff, Lisa« rd- Amb XU. S. 24T } fT. lPS Sftf*; RU»b sl-Muha??»? XUI*
S. 8 t |ff. Von alter» Dichtem kennen Um aM,I«lrtt b. Dillisa, äf-A'sÄ undftossfüi b. TübU. ciH'h im poetischen ßiiefe des Märih K Aid,
das Ratgebers des sÜäarabiseJisn Königs Qafan. wird tiEftler Vv;obf; ettettbe besehrdbsddc als cm ^pyrnsbiatt m vtt&itUen
sein. Vgl. A; V. Krkmp^, Über di* atidarafeisehs Söge S- '>7. Uh gedenke über dicsan Beschfeibstoff uusfuhrbchcr
im ersten Bande« ftieiöc* tf«; arabischen pAiifograpbi^ in Arfcdt höbe. Dort werden «uch die
Belvge über Jri*-* BtJS&mro&nge&teih sein.
* Ad-Dnrr apTamia *LM*n?Ü«. -fl mh. warada Ö Mi$r waamolUiä bilfju$Ü5 wari'Umüm, Handschrift der Nalionalbibliofhek
in Wien, AF 282 (siehe 0 .FUio^t,, p(e ärdE, pcf?. n. türk ttss. der k. t Hc.fbibi, .zu Wien U, n° 9(7), fol.Ttri
W (foK tjv) vlit ^ J\ JyU ^ L^. Vgl. J. Kara-
; DAVV 38(1882), S. 210 Anm, 8, MEER 2. 3 (1887), S. 116, PERF S, I i f.
* Vgl. F. UciJ. m, S. 6. ,,
& Vgl. PEftF n- 767o Jt5.
« Z. B. Inv. Ar. L. 4:. J> (2) Js?i (1), Inv. Ar. I. 9 X<£ (2 ) (l) t taV. Ar. L .15, ^ (2.) 'jt (I..
TJACSK.
Original from
60
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
at-Turkumäni a$-Sälihi (1250—1257 n. Chr.) aufweist und den damit bezeichneten Stoff für das Verkaufs¬
monopol des Fiskus sicherstellte. 1 Von den übrigen Stücken sind Inv. Ar. L. ll f 18 und 19* mit Seide
gestickte Jiraze. Inv. Ar. L. 18 stammt nach der mit schwarzer Seide eingestickten Inschrift* aus der
Fabrik von Bansä. Auch die Staatlichen Museen in Berlin besitzen in der Papyrussammlung ein Linnen¬
stück mit einem mit blauer Seide eingestickten Jlräz (P. Berol. 7516). Ähnliche Stücke besitzt auch
das South Kensington Museum, 4 und C. M. Fraehn hat einen solchen T*rä z aus russischem Besitze
veröffentlicht. 5
f) Holz.
Holz war in der Form von Tafeln lauft) in Ägypten schon seit alter Zeit als Beschreibstoff
in Gebrauch, 6 und zwar sowohl mit als auch ohne aufgelegte Kalkschichte, ist aber nicht auf Ägypten
und das Gebiet der klassischen Antike 7 beschränkt geblieben, sondern, wie ich nachzuweisen in der
Lage bin, auch im alten Arabien in der Form von Täfelchen als Beschreibstoff verwendet worden.
Schon die alten Südaraber haben kleine Holztäfelchen mit dem Motto »Wadd ist Vater« als Amulett
verwendet. Gl. 335, ein Täfelchen aus Harim im öauf von 6*5 cm Seitenhöhe, das aus dem Holze des
'ölbbaumes (Zizyphus Spina Christi L.) hergestellt ist (siehe Abb. 3a), bietet ein gutes Beispiel hiefür. 8
Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfen wir in diesen Amulettäfelchen wohl Nachbildungen von Schreibtafeln
sehen, deren Gebrauch bei den Sabäern uns durch Theophrast 9 bezeugt scheint. Das mvdiaov
Ypaqpnv fyov, das auf den einzelnen Weihrauch- und Myrrhenhäufchen lag, die im Tempel der Sonne
zum Verkaufe aufgeschüttet waren, und das die Angabe der Menge und des Preises des Weihrauch¬
häufchens enthielt, wird wohl ein Täfelchen ähnlicher Art gewesen sein. Daß im alten Südarabien Holz
vermutlich in Tafelform als Beschreibstoff verwendet wurde, lernen wir auch aus der qatabänischen
Inschrift Gl. 1606, Zeile 21, wo vom Eingravieren eines Erlasses und Gesetzes auf Holz oder Stein die
Rede ist. 10 Aber auch im vorislämischen Nordarabien war vermutlich die Verwendung von Holztafeln zum
Beschreiben nicht unbekannt. Die Offenbarung war wenigstens zum Teil auf Täfelchen (^l^ll) geschrieben. 11
Außerdem wurden gelegentlich auch die Holzstücke der Kamelsänften zu diesem Zwecke verwendet. 13
I Zu diesem Monopole vgl. A. Mez, Die Renaissance des Islams (Heidelberg 1022), S. 118.
3 Abgebildet PERF S. 228.
so liest auch J. Karabacek auf dem Umschlag, in dem das Stück liegt, ln
Prot. S. 30 hat Karabacek: statt Al*«) irrtümlich Vgl. auch PERF S. 228.
4 A. R. Gubst, Notice of Some Arabic Inscriptions on Textiles at the South Kensington Museum: JRAS 1006, S. 387—309
mit vier Tafeln. Aus Linnen sind von den 16 hier behandelten Stücken die Nummern 2— 6 , 8 , 11—14, aus Seide und Linnen
n<> 10, 15, 16, und Seide 1, 7, 0. Vgl. R. Sewbll, Arabic Inscriptions on Textiles: JRAS 1007, S. 163 f.
5 Inscriptiones cuficae acu pictae linteolo inserto: MASP 8 (St Petersburg 1822), S. 572—574.
6 V. Gardthauskn, Griech. Pal . 3 I, S. 35 f. R. Pietschmann, Leder und Holz als Schreibmaterialien bei den Ägyptern I—II,
Sammlung Bibliothekswissensch. Arbeiten, hg. v. K. Dziatzko 8 (1805), S. 105—115, 11 (1808), S. 51—82.
7 Vgl. P. Beudkl, Qua ratione Graeci liberos docuerint, papyris, ostracis, tabulis in Aegypto inventis illustratur. Dissert.
Monasterii Guestfalorum 1911.
3 E. Glaser, Archäologische Forschungen im Jemen 1883 (Manuskript), fol. 32 v . Veröffentlicht von J. H. Mordtmann,
Himjarische Inschriften und Altertümer in den Kgl. Museen zu Berlin: Mitteilungen a. d. orientalischen Sammlung, Heft 7
(Berlin 1893), S. 56 (no 8 ). Vgl. auch Ditlep Nielsen, Der dreieinige Gott in religionshistorischer Beleuchtung I (Berlin 1922),
S. 150, Abb. 8 . Dieselbe Form haben auch demselben Zwecke dienende Täfelchen aus Stein mit der stereotypen Aufschrift
Wadd m Ab 111 bzw. Ab ra Wadd ra im Kunsthistorischen Staatsmuseum in Wien. Vgl. D. H. Müller, Südarabische Altertümer im
Kunsthistorischen Hofmuseum (Wien 1899), S. 61f. (Hofmuseum n° 41—44). Ein Stück aus dem unteren Jafi*-Tale ist im Besitze Major
Merewethkrs, vgl. W. A. Nash, Himyaritic Objects from the Lower Yafi Valley belonging to Major Merewether: PSBA 27 (1005),
S. 184, no 9.
• Hist. Plant. IX, 4, 6 .
w Vgl. N. Rhodokanakis, Der Grundsatz der Öffentlichkeit in den Südarabischen Urkunden: SBAW 177/2(1915), S. 38.
II As-SujOyf, Itqan, S. 136<|_ 41 A* Lm lIc a 1I| All) 4 < J^wj ^y
j i \j töj. Vgl. Nöldeke-SchWALLY, Geschichte des Qorlns II, S. 13; L. Caetani,
Annali dell* Isläm II/ 1 , S. 711, g 227.
13 As-SujCjf, Itqän, S.137nff.: ^ -_
Jub Vgl. L. Caetani, a. a. O., S. 711, § 227 Anm. 1 a.
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bl Merkmale der Urkunden. a) Außere .Merkmale; /. De» BescbjeibftoflT- f) Holz.
Der Prophet selbst soll auf dehv Totenbette zur Niederschrift einer letzt willigen Verfügung eine Schreibtafel
oder ein Schulterblatt verlangt habenln der Folgezeis ist die Holzte fei ebenso wie bei den Griechen
und Ägyptern vor altem als Eibe! ^J) in Gebrauch gewesen, ja zum Teil noch heute in Gebrauch
AM». 3.
^CDieibiftl'cln: .1 Gl, 3$5 (Amulett). b P£g Inv.Ar. P. 10009. c PER Inv. i
[<f Vctkl/ fr~r4 in nat. Gr.}.
geblieben* 1 AvÄa'N#;* knüpft eine nette Anekdote an diesen Gebrauch,, die zeigt, daß auch noch
Erwachsenen das Schreiben auf der Holztafel geläufig war. Die alte, kostbare Handschrift von RarIris
3 Ibn Kat!&< Badäja wa-Nifeajrt Df, fül. 1 V9 T -.ij»r. ' : Jj®* ^ ^ dx ^ Jjjry »J** ^
äJjP v>Lls£ i bfcjf. Vgf. NöLDEKE-ScmvALLV, Geschichte des Qorans h 5. 13«.
J E. Ltttmann sah, wie er mir miUeUte, )tohs,iafeht mebt nur in Ägypten, sondern atich in.Abessinien bei den Mwljft/wne-dancrn
;r* Gebrnuch.,
s Lafa’if, fol 41.
Digitii
Goc *gl<
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3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
Maqämät der Wiener Nationalbibliothek 1 * * zeigt auf fol. 170 v solche Schreibtafeln in der Form der Tabula
ansata in den Händen der Schüler und über dem Helden der Erzählung, Abü Zajd von Sarüg, schwebend.
(S. 61, Abb. 3ä).
In dem arabischen Papiere PERF n° 975 sind neben anderen Gebrauchsgegenständen auch zwei
Schreibtafeln erwähnt. Auf PER Inv. Ar. P. 10009 (Abb. 3 b) sehen wir das Bild einer Schreibtafel
mit knopfartigem Griffe in ziemlich flüchtiger Zeichnung hingeworfen, PER Inv. Ar. P. 10042 (Abb. 3 c)
zeigt eine als Amulett dienende Schreibtafel mit ansaartigem Griff und Zickzackrandmuster, das sich
ebenso auf fast ganz gleichgeformten, schreibtafelartigen, babylonischen Amuletten findet 8 * und das
arabische Stück als nächstverwandten Epigonen der babylonischen Vorläufer erweist. Die Papyrus¬
sammlung Schott-Reinhardt in Heidelberg verwahrt unter der Inventamummer PSR 1205 eine Schreib¬
tafel von 26*5X42*5cw Größe, die mit einer holzhältigen, geweißten Schicht überzogen und bunt
und verziert eingerahmt ist. 8 Ein Ansa-artiger Griff ist hier nicht vorhanden, der obere, zum Teil
beschädigte Rand verläuft vielmehr in einer Geraden. Auf der Vorderseite steht eine Schreibübung
(Qurän, Sure 7, Vers 144—152 Mitte), darunter ein Text, den C. H. Becker mit Recht in die Mamlükenzeit
setzt, auf der Rückseite abermals eine Schreibübung. Ein leider unvollständiges Exemplar einer Holztafel,
deren eine Seite mit Tinte beschrieben ist, während die andere die Sürat al-Fagr eingeritzt enthält,
befindet sich in der Bibliotheque Khediviale in Kairo * . 4 Die Berliner Papyrussammlung hat eine sehr
schön gearbeitete Schreibtafel (P. 10504) vom Formate 35*8 X 19*6 etn ausgestellt. Sie hat dieselbe
Form, die wir auf Abb. 3 d sehen, ist mit einer Kalkschicht überzogen, die mit reichem, ornamentalem
Schmuck versehen ist. Auf der Vorderseite hat ein Schüler das griechische Alphabet mit den 'koptischen
Zahlbuchstaben aufgetragen, die Rückseite trägt eine zweizeilige arabische Schreibübung. Eine zweite,
ähnliche nur einfacher ornamentierte Tafel, deren Ansagriff abgebrochen ist (P. 10505), 33*3X22 3cm
groß, wird im Depot verwahrt. Auch C. Graf Landber 7 g 6 besitzt einige Holztafeln mit Qu’ränversen aus
Ägypten. Außer Holz hat man auch ein kartonartiges Gewebe von Pflanzenfasern, das mit einer Kalkschicht
überzogen wurde, als Schreibtafeln verwendet. Ein Fragment einer solchen Tafel stellt PER Inv. Ar. P. 10139
dar, das nach dem Text, den es enthält, wohl noch ins III. Jahrhundert d. H. gehört. Es besteht aus einem
Fasergewebe, das nach den bisherigen von Dr. Chr. Wimmer durchgeführten Untersuchungen in der
Hauptmasse aus den Fasern einer monokotylen Pflanze gebildet ist, die sich vorläufig nicht näher bestimmen
läßt. Unter diesen Fasern sind auch wenige Leinenfasem und vereinzelte Baumwollhaare zu finden. Auf
diesem Gewebe liegt eine Auflage von kohlensaurem Kalk mit in Säuren unlöslichen Beimengungen.
J. Karabacek 6 und E. Herzfeld 7 haben sich im Zusammenhänge mit der Ornamentik arabischer
Grabsteine auch mit der Form der Schreibtafel beschäftigt. Ich möchte bei dieser Gelegenheit darauf
hinweisen, daß wir bis jetzt, soweit mir zugängliches Material in Frage kommt, zwei Grundformen auf¬
stellen können, die sich nur in der Art der Ausführung des Griffes unterscheiden: die eine, anscheinend
ältere, hat den trapezartigen Griff, der der Schreibtafel das Aussehen der Tabula ansata verleiht,
hieher gehört Gl. 335, Inv. Ar. P. 10042, P.Berol. 10504 und die Abbildung der Schreibtafel in der Maqämen-
handschrift AF 9, fol. 170*; die andere, jüngere Form, vertreten durch Inv. Ar. P. 10009, zeigt einen knopf¬
artigen Abschluß des offenbar rund gedachten Griffes. Erstere Form läßt sich vom minäischen Amulett
Gl. 335 über die ägyptisch-griechischen Mumientäfelchen 8 bis ins islamische Mittelalter verfolgen,* letztere
tritt uns erst mit Inv. Ar. P. 10009 etwa im III. Jahrhundert d. H. entgegen und scheint in der Ornamentik
das Vorbild für die palmettenartige Ausgestaltung der Ansa vermittelt zu haben. 10 Als dritte Form kommt
hiezu jene ohne Ansa-artigen Griff, die durch PSR 1205 vertreten ist.
l AF 9 (siehe G. Flügel, Die arab., pers. u. türk. Hss. der k. k. Hofbibi, zu Wien I, n° 372).
* Vgl. Ditlef Nielsen, Der dreieinige Gott I, S. 152, Abb. 10.'
* P. Heid. III, S. 6f. Vgl. auch M. van Berchkm, Une page nouvelle de 1‘histoire d’Egypte: JA X. ser., tom. 9 (1907), S. 156.
4 B. Moritz, Enzyklopädie des Islam I (1910), S. 402.
6 Etudes sur les dialcctes de l'Arabie meridionale, I Ha^ramoüt (Leiden 1901), S. 345.
* Zur Orientalischen Altertumskunde V, Problem oder Phantom. Eine Frage der islamischen Kunstforschung: SBAW 178/5
(1915), S. 26 f.
7 Die Tabula ansata in der islamischen Epigraphik und Ornamentik: Islam 6 (1915), S. 192—198.
* Vgl. PERF Taf. 2, n® 39, MPER 5 (1889), Taf. 1.
* Vgl. E. Herzfei.d: Islam 6 (1015), S. 197, Abb. 12.
10 Vgl. E. Herzfeld: Islam 6 (1015), S. 196, Abb. 4, 5, 10.
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b) Merkmale der Urkunden, o) Äußere Merkmale. 1. Der Beschreibstoff. g) Knochen, h) Tonscherben.
63
g) Knochen,
Knochen (jJas, *azm) wurden schon früh als Beschreibstoff verwendet. So soll Abü Bakr dem Suräqa
b. Malik b. öu'sum, der den Propheten auf der Flucht verfolgt hatte, eine Sicherheitsurkunde auf einem
• * -—
Knochen (pLic) oder einem Zettel oder einer Scherbe (**£-) ausgestellt haben. 1 Teile des Qur’ans fanden
sich auf Rippen Sg. jU*, diV) geschrieben im Nachlasse des Propheten. 8 Nach dem Fihrist 8 schrieben
die Araber auch auf den Schulterknochen der Kamele (JjÜ Auf diesen und den Schulterblättern
von Schafen war zum Teil auch die Offenbarung geschrieben, die Zajd b. Täbit sammelte. 4 Auf den Bericht
des Ibn KatIr, nach dem Muhammad auf dem Totenbette ein Schulterblatt zum Aufsetzen einer letzt¬
willigen Verfügung verlangte, wurde schon oben S.61 hingewiesen. Auch in der Umgebung des Propheten
hat man sich dieses Beschreibstoffes bedient. So schrieb der nachmalige Halife 'Utmän auf ein Schafschulter¬
blatt, 6 und vom Halifen 'Umar I. wird berichtet, daß er einmal Schulterblätter bei einer Geldabrechnung
zu Notizen verwendete.® Auch in Tausend und einer Nacht ist davon die Rede, daß ein Arzt zwei
Hammelschulterblätter (^1 ^1) zum Aufschreiben von Zauberzeichen und Sprüchen benutzte. 7
Die Sammlung Schott-Reinhardt in Heidelberg verwahrt ein Ziegenschulterblatt (PSR 1204)
mit dem von C. H. Becker® veröffentlichten Anfang eines Briefes, der nach der Schrift wohl noch
ins I. Jahrhundert d. H. gehört. Das Stück ist 18* IX 7*6 cm groß und nur auf einer Seite beschrieben.
Auch die Bibliotheque Kh6diviale in Kairo besitzt einen Schulterknochen, der durchbohrt ist, um ihn
mit einer Schnur aufzuhängen, 9 und das Ägyptische Museum in Kairo hat einen Schafsknochen aus
dem Fajjüm mit einem arabischen Zauberspruche in seiner Papyrussammlung. 10 Wie mir Carlo Conti
Rossini am 26. März 1921 brieflich mitteilte, wurden damals in Kairo gerade etliche Kamelschulterblätter
mit merkwürdiger, sehr alter arabischer Schrift zum Verkauf angeboten. Was mit diesen Stücken geschehen
ist und welcher Art die darauf geschriebenen Texte sind, konnte ich nicht erfahren. Sie sind nach einer
Andeutung Rossini’s vermutlich in englischen oder amerikanischen Besitz übergegangen. In Ostafrika
hat sich bei den Sawähili der Gebrauch von Kamelschulterblättern vor allem in den Elementarschulen
bis in die neuere Zeit erhalten. 11
Ji) Tonscherben.
Tonscherben (i^, «Ju&, hazafa , saqaf) lieferten zu allen Zeiten den billigsten Beschreibstoff. Schon
die alten Ägypter bedienten sich ihrer ebenso wie ihre Epigonen, die Kopten. Die Araber lernten ihren
Gebrauch nicht erst in Ägypten kennen, wie die Suräqalegende (siehe Anm. 1) beweist, sondern
verwendeten Tonscherben schon zu Lebzeiten Muhammads. Eine Reihe hieher gehöriger Belege aus
1 Ibn Hisäm, Sira ed. F. Wüstenfeld I (Güttingen 1858), S. 3324f. Vgl. J.Karabacek: MPER 6 (1880), S. 63.
2 As-SüjötI, Itqän, S. 137 13 : ... Opdl J pjii“ J&y Ad-DänI, Muqni\
fol.2V| f . : %r ^i\ ^ jWjll jjJuo Opäl (.Xp) Jlj. Vgl. auch Nöldeke-Schwally,
Geschichte des Qoräns IT, S. 13; L. Caetani, Annali dell’ Islam II 1 (1007), S. 711, Anm. 1 <?.
3 Kitäb al-Fihrist I, S. 21 13 .
4 As-SujÖTt, Itqän, S. 137iiff. : 1^7 14 *. 3
137|j: \y^S’ Ali! p ^* ^ Zur Erläuterung des Ibn al-AtIr bei
En. Pocockius, Specimcn historiae Arabum, S. 157 zu siche oben S. 27 Anm. 5. Vgl. ferner as-SujötI, Ta’rih al-Hulafä S. 74
(Bericht des Zajd b. Täbit): «■*> Vgl. Jac. Chr. Lindberg,
Lettre, S. 37; A. Sprenger, Leben III, S. XXXIX; Nöldeke-Schwally, Geschichte des Qoräns II, S. 13; L. Caetani, Annali
dell' Isläm II/l (1007), S. 711.
* Ed. Pocockius. Specimen historiae Arabum, S. 157:
® E. Sachau, Über den zweiten Chalifcn Omar. Ein Charakterbild aus der ältesten Geschichte des Islams: SBAB 15 (1002), S.311.
2 Übersetzung von M. Habicht, Fr. H. v. d. Hagen und C. Schall XIII (Breslau 1840), S. 113.
8 P. Heid. III, S. 7. Vgl. auch M. van Berchem: JA X ser., 9 (1907), S. 156.
* B. Moritz, Enzyklopädie des Isläm I (1910), S. 402.
io p. Casanova: ASAE 9 (1908), S. 193f.
u Vgl. Nöldeke-Schwai.ly, Geschichte des Qoruns II, S. 13 Anm. 5.
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64
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
der arabischen Literatur hat J. Karabacek 1 * zusammengestellt. Hinzuzufügen wäre, daß junge Leute
und Bildungseifrige sich zum Dichter Abü-l-'Atähija (f 213 d. H. = 828 n. Chr.) 9 begaben, sich von ihm
seine Gedichte vorsagen ließen und sie auf die Scherben, die bei ihm umherlagen — er hatte Wasser¬
töpfe zum Verkauf — aufschrieben.
Im Gegensätze zu den hieratischen, demotischen, koptischen, griechischen und aramäischen Ostraka,
die in verhältnismäßig großen Mengen vorhanden sind, sind arabische Ostraka bis jetzt recht selten. Die
Berliner staatlichen Museen 3 besitzen 14, die Sammlung Erzherzog Rainer 10, die Bibliotheque Khediviale
in Kairo 4 nur einige wenige arabische Ostraka. E. Sellin 6 hat in Teil Ta'annek auch eine Scherbe mit
arabischer Legende gefunden.
2. Das Schreibgerät.
Die Araber bedienten sich seit alters her des Schreibrohres (^JS, qalam, KaAapoc), für das das
Röhricht der Sümpfe Unterägyptens ein ganz ausgezeichnetes Material lieferte. Schon Al-MaqdisI 6 führt
unter den Spezialitäten Ägyptens die Schreibrohre (^51) auf. In den Papyri ist von ihnen gelegentlich
die Rede, 7 und die Verwendung der gespaltenen Rohrfeder läßt sich aus der Schrift noch mit Sicherheit
nachweisen. 8 Ob allerdings auch ungespaltene Rohrfedern 9 im Gebrauche waren oder etwa jene dünnen,
abgeschrägt geschnittenen Binsen, 10 die die alten Ägypter verwendeten, ist sehr die Frage. Zwei arabische
Ostraka sowie mehrere Papyri der Wiener Sammlung 11 * 13 weisen allerdings derart gleichförmig dicke und
klobige Schriftzüge auf, daß man auf die Vermutung kommen könnte, der Schreiber habe sich hier
keines gespaltenen Qalams, sondern eher der eben erwähnten Schreibgeräte bedient. Der Schnitt und
die Führung des Qalams haben aber so großen Einfluß auf die Form des Schriftzuges, daß derartige
Fälle auch ebensogut durch die Verwendung eines schlechtgespaltenen oder schlechtgeschnittenen und
abgenutzten Qalams ihre Erklärung finden können. Die eigenartige dicke Schrift der Protokolle ist ja
ohne Zweifel gleichfalls auf den gespaltenen Qalam zurückzuführen; es war eben erstlich nicht
gleichgültig, wie stark der Schnitt des Qalams (jJill abgeschrägt und wie lang er geführt wurde,
und dann kam es darauf an, ob der Buchstabe mit der Spitze (^4)) oder der Breite (u^), dem
unteren Teile oder der unteren Spitze ^-») des Qalams gezogen wurde. 19 Daß es freilich
für die Gestaltung des Schriftzuges auch nicht gleichgültig war, aus welchem Boden die Rohrfeder
stammte, zeigt eine andere Notiz des Ibn 'Abd Rabbihi . 18 Fraglich bleibt es, ob etwa auch Erzfedern,
deren Gebrauch J. Karabacek im Bereiche des islamischen Orients nachgewiesen hat, 14 zur Niederschrift
unserer Texte auf Papyrus, Pergament und Papier verwendet wurden. Die gelegentlich sich in feinste
Haarstriche verflüchtigende Schrift mancher Stücke ist wohl auch dem mit außerordentlichem Geschicke
gehandhabten Qalam zuzutrauen. 15
l Arabische Ostraka: MPER 5 (1880), S. 63 f.
* Kitdb al-Agäm III, S. 129 31 _ 23 .
8 U. Wilcken : Beil. phil. Wochenschrift 11 (1891), Sp. 1649, Griechische Ostraka aus Ägypten und Nubien, S. 10 Anm. 1.
C. H. Becker, P. Heid. III, S. 7.
4 B. Moritz, Enzyklopädie des Islam I (1910), S. 402.
6 E. Sellin, Teil Ta'annek: DAW 50/4 (1904), S. 59, Fig. 70.
6 BGA III, S. 203 ia ; vgl. auch MPER 2/3 (1887), S. 100. Auch schon im Altertum lieferte Unterügypten und die Gegend von
Memphis Schreibrohre. Vgl. V. Gardtiiausen, Griech. Pal.* I, S. 191.
I Z. B. PERF no 721 b , Z. 3.
• So z. B. auf PER Inv. Ar. P. 1823 im Worte ^^1 (Zeile 9), dessen ^ die gespaltene^ sich spreitzende Feder in
doppelten Linien auszog. Sehr gut ist die Verwendung des gespaltenen Qalams auch auf dem Papiere PERF n° 1132 sowie
PER Inv. Ar. P. 2110, 2204 zu sehen.
9 L. Mitteis-U. Wilcken, Grundzüge I, S. XXXII.
w W. Schubart, Einführung in die Papyruskunde, S. 43. Vgl. auch J. Karabacek, PERF S. 6, SBAW 167/1 (1911), S. 12
II PERF n<> 722, Inv. Ar. P. 1293, 1294, 2310.
1* Vgl. Ibn 'Abd Rabbiiii, *Iqd II, S. 22126ff. Zu besonderen Formen des Schnittes des Qalams, der den Schnabel oder
Schwanz der Taube nachahmtc, vgl. J. Karabacek: SBAW 167/1 (1911), S. 7.
13 'Iqd II, S. 22 3 24ff., 224)3-10. J. Karabacek, Prot. S. 19 Anm. 6.
1 4 SBAW 167/1 (1911), S. 7, 9. Vgl. auch V. Gardtiiausen, Griech. Pal.* I, S. 195.
1 5 Vgl. J. Karabacek: SBAW 167/1 (1911), S. 12.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Außere Merkmale. 3. Die Schreibflüssigkeit. 4. Die Schrift.
05
3. Die Schreibflüssigkeit
Die Schriftstücke, die hier in Frage kommen, weisen in der Hauptsache zwei Tinten auf: eine
tiefschwarze, der chinesischen ähnliche, die aus feiner Kohle besteht, die wahrscheinlich aus Ruß oder
einem ähnlichen Stoffe bereitet wurde, 1 und eine mehr ins Rostbraune spielende Tinte, deren Haupt¬
bestandteil gerbsaures Eisen bildete und die wohl als Galläpfeltinte änzusehen ist.* Wahrscheinlich
wurde daneben auch noch eine Sepiatinte verwendet, die aus dem Safte des Tintenfisches erzeugt
wurde.* Auffällig ist, daß fast alle Protokolle eine bräunlich-schwarze Tinte zeigen. 4 Gar nicht selten
begegnet uns die Verwendung roter Tinte, 6 die wohl aus Minium bereitet wurde, sowie grüner Tinte; 6
auch blaue Tinte habe ich feststellen können. 7 Daß die Vokale, Lesezeichen, Surenteiler und Pausa-
sowie Absatzzeichen der Qur’änhandschriften auf Pergament und Papier in verschiedenen Farben 8
ausgeführt sind, ist bekannt. Die ziemlich zahlreichen Stücke der Wiener Sammlung weisen Proben
davon auf. So zeigt das Qur’änfragment Inv. Chart. Ar. 2132 rote Vokalpunkte über braunem Text.
Von den farbigen Tinten hat die rote mitunter am stärksten durch den Zersetzungsprozeß, dem
einzelne Stücke ausgesetzt waren, gelitten. Auf etlichen Protokollen sind die in roter Tinte geschriebenen
Züge in auffallendem Lichte kaum zu sehen, treten aber bei seitlicher Beleuchtung ziemlich klar hervor,
und zwar in einer eigenartig ins weißliche schimmernden blaßroten Farbe. Auch auf die braune Tinte
scheint der lange Aufenthalt der mit ihr beschriebenen Stücke in den Müllhaufen nicht ohne Einfluß
geblieben zu sein; soviel ich sehe, hat die braune Tinte einiger Protokolle, z. B. PER Inv. Ar. P. 4132,
4210, 4202, einen metallischen Glanz bekommen. Daß diese braune Tinte wohl wegen des in ihr
enthaltenen gerbsauren Eisens den Beschreibstoff angriff, läßt sich sowohl an Papyri als auch an
Pergamenten und Papieren erkennen, deren Schriffzüge oft wie ausgefressen erscheinen. Sie muß
gelegentlich auch einen Nährstoff, vielleicht Zucker, enthalten haben, da auf einigen Protokollen gerade
die braunen Schriftzüge besonders stark vom Wurm zerfressen sind.
4. Die Schrift.
Es ist eine der wertvollsten Bereicherungen unseres Wissens, daß wir an der Hand der Schätze
der einzelnen Papyrussammlungen, vor allem der Wiener Sammlung, die Entwicklung der arabischen
Schrift nun durch fast acht Jahrhunderte von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, ja oft von Jahr zu Jahr zu
verfolgen imstande sind. Schon J. Karabacek 9 hat zu wiederholten Malen auf den Parallelismus zwischen
Lapidare und Kursive gleicher Zeitepochen hingewiesen. Tatsächlich weist die Schrift, ganz gleich, ob
sie nun auf Münzen, Glaspasten, Eichungsstempeln, auf Stein oder Metall, Holz, Ton oder Papyrus,
» Zur Verwendung der Asche verbrannter Papyrusblätter zur Tintenbereitung vgl. J. Karabacek: MPER 4 (1888), S. 79.
* MPER 2/3 (1887), S. 181. Tintenrezepte liegen bereits in ziemlicher Anzahl vor. In PSR 70, siehe S. 18 Anm. 2, wollte
J. Karabacek eine Anweisung zur Zubereitung chinesischer Tusche äus un<1 Mucker sc ^ en * Ob dies
zutrifft, entzieht sich meiner Beurteilung. Ein interessantes Rezept siebe MPER 2/3 (1887), S. 147 Anm. 3, u. vgl. ebenda 4 (1888), S. 77.
Im Kodex Landberg 637 der preussischen Staatsbibliothek, die den Titel v-A-M t UP fährt, ist in fol. 7™ von
ägyptischer Tinte die Rede, wie ich aus einer Notiz J. Karabacek’s ersehe. Braune Tinte konnte ich fcststellen auf
den Stücken: PER Inv. Ar. P. 40, 48, 85, 86, 171 (neben schwarzer Tinte), 180 (ebenso), 227, 463, 920, 951, 961, 994, 999*, 1014,
1030^, 1093, 1126, 1158, 1163, 1232, 1768, 2021*, 2149, 2152, 2165, 2190, 8260, 8532, Inv. Chart Ar. 2080, 2132, PSR 121,
326, 343*, 405*, 406*, 458, 551. Besonders häufig sind Pergamente mit brauner Tinte, die oft ins Gelbbraune spielt, beschrieben
worden. Als Beispiele erwähne ich PER Inv. Perg. Ar. 217, 222, 225, 227, 228, 231, 233, 237, 240, 242—244, 254, 256 f.,
262—267, 273t., 277, 280 und PSR 1148.
8 Vgl. V. Gardthausrn, Griech. Pal. a I, S. 204.
4 Nur selten ist ihr Text in rotbrauner Tinte ausgefiihrt, wie z. B. in PER Inv. Ar. P. 4076, 4093, 4197, 4212, 4245, 4352.
5 Abgesehen von Protokollen, auf denen sie ziemlich häufig ist, findet sie sich auf PER Inv. Perg. Ar. 218, Inv. Chart. Ar. 1806,
4095f., 4156f., 7214, 7306, 7345, 7346, 25603, 25650f., 25660, 25679 und den Papieren PSR 769, 783, 975, 978. PERF n° 929,
1080, PER Inv. Ar. P. 8379 und PSR 922* (Papier) sind ganz mit roter Tinte geschrieben. Auf dem Katasterblatte PER Inv. Ar.
P. 6000* waren die Zahlen in der Rubrik mit roter Tinte geschrieben, in Zeile 2 hat sich noch a erhalten, das Übrige ist
abgerissen.
6 Außer auf Protokollen, auf den sie oft vorkommt, begegnet sie uns noch auf PER Inv. Perg. Ar. 218.
1 Inv. Perg. Ar. 155, die Protokolle PER Inv. Ar. P. 4238, 4239, 4277 und PER Inv. Ar. P. 2277, Inv. Chart Ar. 6983, 7640.
8 Zu den farbigen Tinten vgl. auch MPER 4 (1888), S. 78f.
8 Beiträge zur Geschichte der Mazjaditen (Leipzig 1874), S. 49.
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3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
Pergament, Linnen oder Papier steht, in ihren charakteristischen Buchstaben stets eine gleichartige
Entwicklung auf, die in gleichen Zeitepochen in derselben Richtung verläuft. Diese Erscheinung
ermöglicht es, die einzelnen Schriftarten, die ohne Zweifel auch Moden unterworfen waren, auf ver¬
hältnismäßig kurze Zeitspannen zu datieren.
Die gleichmäßig fortschreitende Entwicklung hat keine tiefgreifende Spaltung der Schrift in Buch-
und Urkundenschrift auf der einen und jene der Inschriften auf der anderen Seite aufkommen lassen.
Nicht einmal das sogenannte Blumen-Küfi ist auf Steininschriften beschränkt geblieben. Außer der
bekannten Verwendung als Zierschrift in Titeln und Überschriften von Handschriften ist nun durch
mehrere Stücke der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer seine Verwendung auch auf Papyrus erwiesen. 1
Es kann hier nicht meine Aufgabe sein, die fast unbegrenzte Fülle von Schriftarten, die uns in
den arabischen Stücken entgegentritt, auch nur oberflächlich zu besprechen; das würde weit mehr Raum
erfordern, als mir hier zur Verfügung steht. 2 Auch wäre es hier nicht möglich, auf die Frage einzugehen,
inwiefern diese verschiedenen Schriftarten zu jenen in Beziehung stehen, die uns aus den Abhandlungen
der arabischen Gelehrten über die Schrift bekannt sind, die uns allerdings gerade über die älteste Zeit
meist nur recht dürftige Angaben hinterlassen haben. Was hier geboten werden kann, ist lediglich eine
allgemeine Charakteristik der Schrift unserer Urkunden, Briefe und literarischen Texte, die die Hauptzüge
ihrer Entwicklung festhalten soll. Zuvor seien aber einige allgemeine Bemerkungen gestattet, die sich aus
den Beobachtungen bei der Durchsicht der Wiener Papyrussammlung ergaben. Schon oben S. 64 habe ich
auf die Bedeutung aufmerksam gemacht, die die Form des Schnittes des Qalams auf die Schrift hat. Auch
die Beschaffenheit der Schreibflüssigkeit, die dick und zähe oder dünn und leichtflüssig sein konnte, hatte
auf die Formen der Buchstaben und den Gesamteindruck der Schrift Einfluß. Daß es für die Beurteilung des
Duktus nicht gleichgültig ist, ob die Tonscherbe oder eine Holztafel, Papyrus, Pergament, Linnen oder
Papier den Beschreibstoff bilden, braucht wohl nicht erst besonders hervorgehoben zu werden, wiewohl der
Einfluß des Materials nicht überschätzt werden darf. Noch viel wichtiger aber sind jene off so schwer in der
Schrift erfaßbaren Momente, die in der Person des Schreibers begründet sind, und die Umstände, die
bei der Entstehung des Schriftstückes obgewaltet haben. Erstlich ist es durchaus nicht gleichgültig,
welcher Gesellschaftsschicht der Schreiber angehörte und auf welcher Bildungsstufe er stand. Von den
höchsten Stellen der Verwaltung, dem Statthalter, dem obersten Finanzbeamten usw. sind eigenhändige
Erlässe und Urkunden nur in Ausnahmsfällen zu erwarten, sie bedienten sich ja meist ihrer Kanzlei,
aber in diese selbst gewinnen wir doch durch einzelne Urkunden Einsicht. So läßt sich in den Urkunden
des Statthalters Qurra b. Sank, die von etwa einem Dutzend Schreibern geschrieben sind, noch sehr
gut ein im Gesamteindruck zwar ziemlich einheitlicher Duktus feststellen, der aber doch eine unver¬
kennbare Beeinflussung durch die einzelnen Hände erkennen läßt 2 Hier aber, wie auch auf anderen
Schriftstücken aus der Kanzlei der Statthalterei (i>LÜ j\S) in al-Fus{ät, fällt der sorgfältige, deutliche,
große Schriftzug auf, der unverkennbar die geschulte Hand des Beamten verrät Schöne Schrift weisen
auch die Urkunden, Steuerregister und Kataster der Provinzialdtwäne auf und das kann bei der
Wertschätzung, die eine schöne Handschrift bei den Arabern besaß, nicht weiter auffallen. Nicht umsonst
hat IbrähJm aS-Sajbän! die Schrift »die Sprache der Hand« genannt und vom Kätib in erster Linie
eine schöne Schrift gefordert. 4 Ebenso wie die Schrift des Beamten zeigt auch die des Gelehrten und
des Schreibers literarischer Texte meist eine sorgfältige, geschulte Hand. Daß Abschriften des Qur’äns
sich durch besonders sorgfältige Schrift auszeichnen, ist bekannt. Die Wiener Sammlung enthält Proben
aus Qur’änen auf Pergament und Papier vom mittleren bis zum kleinsten Format, die durchwegs in
kalligraphischer Schrift geschrieben sind. Vergleichen wir Urkunden von derselben Hand, so stellt sich
heraus, daß der Schreiber nicht immer gleichmäßig geschrieben hat. Das läßt sich z. B. sehr gut auf
den beiden Qurra-Urkunden aus der Feder des Räsid* und auf den drei Qurra-Papyri von der Hand
1 Inv. Ar. P. 10012, 10016—18. Wir mögen es hiebei vielleicht mit Zeichenvorlagen für die Anfertigung von Fließen oder
Studien zur Ausführung einer Inschrift auf Stein, in Gips oder Holz zu tun haben. Von Papieren erwähne ich PERF n° 042,
1336, Inv. Chart. Ar. 1024-4-25647, 25642, 25652 und die Ausschneidearbeiten Inv. Chart Ar. 14100a, 25636.
2 Das für die arabische Paläographie so bedeutungsvolle Material soll in einem Handbuche der arabischen Paläographie
zusammenfassend verwertet werden, das ich vorbereite.
3 Vgl. P. Heid. III, Taf. 1—11; B. Moritz, Ar. Pal. Taf. 102—5.
4 Ibn 'Abd Rabbihi, 'Iqd II, S. 200 29 .
fr P. Heid. III, n° 5, 6, Taf. 6f.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 4. Die Schrift.
67
des Muslim 1 sowie auf den Bestellbriefen des Finanzdirektors al-Hasan b. Sa*id* feststellen. Es ist eben
nicht gleichgültig, unter welchen Umständen der Schreiber sein Schriftstück abfaßt, ob er Eile hat oder
sich mit Muße seiner Arbeit widmen kann, ob er eine für den Augenblick bestimmte Notiz, die aus dem
Geschäftsverkehr erwächst, schnell hinwirft oder eine Urkunde von bleibendem Werte aufzusetzen hat.
Auch der Empfänger bestimmt vielfach die äußere Form. Briefe, Eingaben u. dgl., die an hochgestellte
Personen gerichtet werden, sind oft in kalligraphischer Schrift geschrieben. Auch das Lebensalter des
Schreibers, das sich allerdings in den meisten Fällen nicht erraten läßt, ist von Bedeutung. In PER Inv.
Ar. P. 868 z. B. lernen wir die Schrift eines Kindes kennen.* An Schreibübungen, Adreßproben u. dgl.
fehlt es in der Wiener Sammlung nicht, so daß man auch die Vorstadien der Schrift, die die fertigen
Urkunden bieten sollen, studieren kann, ebensowenig an Beispielen aus der Schreibstube des Kaufmanns,
die allerdings oft durch ihre schlechte, schleuderhafte Schrift auffallen. Sehr interessant sind die Zeugen¬
unterschriften auf den Urkunden, die uns verschiedene Schriften derselben Zeit und meist wohl auch
annähernd gleichgestellter Personen vorführen. Hier möchte ich auch darauf aufmerksam machen, daß
uns die Nisben dieser Zeugen oft über ihre Herkunft unterrichten, und nicht nur aus den Zeugen¬
unterschriften, auch aus Briefen und Urkunden ersehen wir, daß sich in Ägypten Angehörige fast aller
Provinzen des weiten Halifenreiches aufhielten. Besonders häufig erscheinen Südaraber genannt, eine
Beobachtung, die auch schon N. Rhodokanakis an den Grabsteinen Kairos gemacht hat. 4 Für paläo-
graphische Zwecke empfiehlt sich wohl nur die Vergleichung von Schriften, die annähernd, soweit sich
dies bestimmen läßt, aus derselben Umwelt und unter gleichen oder ähnlichen Voraussetzungen entstanden
sind. Ich beabsichtige dieser Forderung dadurch Rechnung zu tragen, daß ich jeder Gruppe von Urkunden
auch eine Würdigung ihrer Schrift und Schreibweise vorangehen lasse, wie ich es im zweiten Teile
dieses Bandes bei den Protokollen getan habe. Ich kann wohl auf diese Ausführungen und die dort
gegebene Schrifttafel verweisen* und will hier nur einen allgemeinen Überblick über den Werdegang der
Schrift unserer arabischen Urkunden, Briefe und literarischen Texte geben, wobei ich mich vor allem an
die charakteristischen Buchstabenformen halte.
J. Karabacek 6 und C. H. Becker 7 haben die Schrift der Papyri des I. Jahrhunderts d. H. mekkanisch
genannt und J.Karabacek war es auch, der zuerst in seiner Besprechung von Julius Euting’s sinaitischen
Inschriften auf den Zusammenhang dieser Papyrus-Schrift mit der mekkanischen Schrift hingewiesen hat 8
Nach Karabacek ist deren typisches Merkmal die Krümmung des Körpers des Alif nach der rechten
Seite und die Neigung des T& und Alif nach rechts, während Lam sich nach links neigte, sobald es
als Initiale, und zwar am häufigsten in der Nachfolgeschaft des Alif auftrat. 9 Diese für den Charakter
der Schrift bestimmenden Merkmale zeigen nun sowohl die beiden ältesten arabischen Inschriften, die
Trilinguis von Zebed (512 n. Chr.) 10 und die Bilingue von Harrän (568 n. Chr.) 11 , als auch die beiden
1 P. Heid. HI, no 10, 11, Taf. 10f.; B. Moritz, Ar. Pal. Taf. 104.
2 PERF no 667, 668, PER Inv. Ar. P. 4784, 4785, 5557.
3 Dies zeigt nicht nur der ungelenke Schriftzug, sondern auch die Adresse: ... ^* ....
* Islam 2 (1911), S. 325f. Vgl.C.H.BF.cKKR, Beiträge zur Geschichte Ägyptens unter dem Islam II (Straßburg 1903), S. 121 ff.
5 Zum Vergleiche ist auch die von B. Moritz seinem sehr übersichtlich gehaltenen Artikel > Arabische Schrift« voran-
gcstclltc Schritttafcl (Taf. 1) in der Enzyklopädie des Isläm I neben S. 400 hcranzuziehen.
c PERF no 592, S. 149.
^ P. Heid. III, S. 25.
« WZKM 5 (1891), S. 323—25.
* Vgl. die schon von Karabacek: WZKM 5 (1891), S. 323, angeführte Stelle aus dem Kitäb al-Fihrist I, S. 6. Aus welcher
Quelle Karabacek sqne Angabe über das Ja und Läm in der mekkanischen Schrift schöpfte, weiß ich nicht; vgl. auch seine
Beiträge zur Geschichte der Mazjaditen, S. 34 f.
10 Reproduktionen gaben M. A. Kugener, Nouvellc note sur 1’ inscription trilinguc de Zebed: RSO 1 (1907), S. 577 — 86 und
Taf. 1, JA 10 (1907), S. 509—24. M. Lidzbarski, Handbuch der nordsem. Epigraphik II, Taf. 43, 10. M. Barth4lemy : RT 19
(1897), S. 39. E. Sachau, Eine dreisprachige Inschrift aus Zebed: Monatsbcr. d. K. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1881 S. 169—190.
E. Littmann hat in RSO 4 (1911/12), S. 196 mit Recht dargetan, daß nicht zu lesen ist, da der erste Buchstabe kein \o
sein kann und schlägt •jk zu lesen vor. Für die Form des Initial-Hä verweise ich auf Stanley Lane-Poole, Catalogue of Arabic Glass
Weights in the British Museum (London 1891), Taf. 3, no 51 und statt möchte ich mit Rücksicht auf die für ein Medial-Nün
doch zu lange Haste und HAIA im griechischen Texte die Lesung Ua in Erwägung ziehen.
11 Siehe die Abbildung bei R. Dussaud-Fr. Macler, Mission scientiflque dans les regions desertiques de la Syrie Moyenne:
Nouvelles Archives des missions scientiflques et litteraires 10 (Paris 1903), S. 726. E. Littmann: RSO 4 (1911/12), S. 193.
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68
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
ältesten arabischen Papyri PERF n° 558 (22 d. H. = 643 n. Chr.) und PER Inv. Ar. P. 94 1 (um 650 n. Chr.).
Alif und Läm zeigen im Artikel in der Inschrift von Zebed ( L r^^) und * n PERF n° 558 die Neigung, von der
Basis nach aufwärts auseinanderzustreben, in PERF n° 558 ist Alif fast durchwegs vom folgenden Buch¬
staben durch einen außergewöhnlich großen Zwischenraum getrennt, so daß es gar nicht zum Worte zu
gehören scheint (z. B. I, 1). In den beiden Inschriften scheint das Alif nach rechts umzufallen, wie
dies auch in den Papyri (PERF n° 558, PER Inv. Ar. P. 94) der Fall ist. Ebenso ist auch das Tä in der Inschrift
von Harrän wie auch auf PERF n° 558 mit seinem Schafte nach rechts geneigt An einzelnen Buchstaben¬
formen möchte ich die offene Medialform des 'Ajn* auf den beiden Inschriften und PER Inv. Ar. P. 94
(PERF n° 558 6 hat die offene Medialform im unpunktierten und die verschiedenen Formen
des Mim 8 hervorheben. In der Inschrift von Zebed finden wir neben dem runden Mim |*Jl)
das viereckige ^Jl), in der Inschrift von Harrän das runde Mim, das dreieckige (£llj! j«JI) und eine
eigenartige Medialform, die wie ein halbiertes Ei aussieht, (in ^Jü). In PERF n° 558 sehen wir das runde,
das mehr spitzovale Mim (Ä L a J l l«JH, daneben aber auch eine schiefe, ovale Form, in PER Inv. Ar. P. 94 nur
das runde und spitzovale Mim vertreten. Auffällig ist auch die gerade Führung der Schlußform des Tä
in den beiden Inschriften, mit der dieselbe Form des Bä auf PERF n° 558 übereinstimmt. Neben diesen
gemeinsamen Formen fehlt es freilich auch nicht an solchen, die der Gruppe der Steininschriften oder
der Papyri eigen sind, ich werde darauf noch zurückkommen. Im ganzen aber ist die Entwicklung
der Schrift vom nordarabischen Duktus der beiden ältesten Inschriften über den mekkanischen zur
Schrift der Papyri, die mehr als ein Jahrhundert durchlaufen hat, doch so vor sich gegangen, daß wir
ein zähes Festhalten an den schon *in den Inschriften ausgeprägten Buchstabenformen feststellen
können. Dieser Konservativismus beherrscht die Schriftentwicklung bis in die erste Hälfte des II. Jahr¬
hunderts d. H. hinein. Zwar erleiden einzelne Buchstaben leichte Veränderungen, 4 aber der Gesamt¬
eindruck der Schrift des I. Jahrhunderts d. H. bleibt doch ein ziemlich unveränderter. Die Neigung des
alleinstehenden Alif, nach rechts umzufallen, und seine Krümmung an der Basis 5 tritt schon auf PERF
n° 573 (677 n. Chr.) noch stärker hervor® und auf PERF n° 592 und 599 (um 700 n. Chr.) ist sie so
stark, daß Läm und Alif ganz auseinanderzufallen scheinen, während die gleichzeitigen Qurra-Papyri
diese Eigenschaft des Alif und Läm entweder gar nicht oder nur in geringem Maße zeigen. 7 Bei zwei
Stücken bewirken die gerade nach aufwärts strebenden Hasten des Alif, das übrigens fast überall
erheblich weiter von den anderen Buchstaben abrückt, als dies sonst der Fall zu sein pflegt, den Ein¬
druck einer Art Steilschrift; 8 das mag aber Zufall oder aus der Laune des Schreibers erwachsen
J. G. Wetzstein, Ausgewählte griechische und lateinische Inschriften, gesammelt auf Reisen in den Trachoncn und um das Haurän-
gebirge: Abh. d. K. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1863, Nr. HO, S. 296. M. de Vocüt, Syrie centrale 111 Inscriptions semitiques (Paris
1868), S. 117. P. Schroeder, Epigraphisches aus Syrien: ZDMG 38(1884), bei S. 530.
1 Siehe Programmbuch des Museion (Wien 1920), Tafel 2, 1 bei S. 32. Die Schrift dieses Papyrus mutet noch altertümlicher
an, als PERF n° 558, wiewohl das Stück frühestens glcichaltcrig, wahrscheinlich etwas jünger ist.
2 Das offene ‘Ajn ist in den Papyri des I. Jahrhunderts d. H. öfters zu belegen, so in PER Inv. Ar. P. 2129,, 2341,, 8181 5 ,
8333g, P. Berol. 8505j. Es findet sich auch noch auf dem Qur’andruck PERF n° 946 (X. Jahrhundert n. Chr.), der eine viel ältere
Vorlage gehabt haben muß. Auf sogenannten küfischen Qur’änen, wie sie uns B. Moritz, Ar. Pal. in schönen Proben vorführt,
ist diese 'Ajnform ganz gewöhnlich; sie läßt sich auch anderwärts nachweisen.
* Vgl. J. Karabacek, Beiträge zur Geschichte der Mazjaditen, S. 40. Wohl nach diesen Formen des Mim führten zwei
Abzweigungen der mediniseben Schrift im Kitab al-Fihrist I, S. 6 die Bezeichnung jj jjl j
♦ So kommt statt der offenen Form des 'Ajn die geschlossene auf, die schon auf PERF n° 592 n (90 d. H. = 709 n. Chr.)
erscheint, wiewohl sich die offene Form, die uns auch von Inschriften und den sogenannten küfischen Qur’änen (auch
PERF n<> 946) her geläufig ist, daneben noch weiter erhielt, z. B. auf PER Inv. Ar. P. 961, (II/III. Jahrhundert d. H.), 1049 8
(IV/III. Jahrhundert d. H.). Aus der offenen Medialform des ‘Ajn entwickelte sich die herzblattförmigc, die wir z. B. auf dem
279 d. H. (892/93 n. Chr.) geschriebenen Hebräerbrief (ZDMG 15 [1861], S. 385 und Taf. 1) sehen. Einen Ansatz dazu zeigt auch
schon PER Inv. Ar. P. 8333 & .
5 Vgl. die Urkunde vom Jahre 87 d. H. (706 n. Chr.) bei B. Moritz, Ar. Pal. Taf. 101.
6 Hier erscheint auch das nach rechts geneigte T&-
7 Vgl. P. Heid. III, Taf. 1 — 11.
8 B. Moritz, Ar. Pal. Taf. 102 f. Vgl. auch die dort auf Taf. 107—110 gegebenen Inschriften von Antinoe v. J. 117 d. H.
(735 n. Chr.)
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b) Merkmale der Urkunden, ot) Außere Merkmale. 4. Die Schrift.
69
sein. 1 * 3 Hingegen scheint bei PER Inv. Ar. P. 91,* (um 700 n. Chr.) mit seinen nach links geneigten Buch¬
staben Läm und Alif, welch letzteres in der unteren Hälfte stark nach rechts gekrümmt ist, der hiedurch
erweckte Charakter einer Schrägschrift, der noch dadurch verstärkt wird, daß auch die Medialform
des Läm sich nach links neigt, nicht auf Zufall zu beruhen, sondern wohl eine Mode zu sein, der der
Schreiber bewußt folgt In der ersten Hälfte des II. Jahrhunderts d. H. beginnt bereits eine leichte
Veränderung der Schrift zu runderen Formen einzusetzen, wie wir sie auf den von Silvestre De Sacy
veröffentlichten Pässen vom Jahre 133 d. H. erkennen, der so die Schrift dieser Stücke als Nash!
bezeichnen konnte, eine Bezeichnung, die zwar nicht ganz gerechtfertigt ist, aber als Hilfsbegriff gelten
kann, wenn man damit sagen will, daß eine mehr schmiegsame, in ihren Formen freiere Schrift darunter
verstanden werden soll, etwa im Gegensätze zum steifen, eckigen, sogenannten Küft, von dem sich außer
den S. 66 Anm. 1 genannten Beispielen noch einige Proben auf Papyrus und Papier erhalten haben. 8 Die
für die küflsche Schrift der alten Qur’äne so charakteristische Zerdehnung des Körpers der Buchstaben
Dal, Käf, Säd, Tä setzt bei der Initialform des Käf und der Medialform des Säd schon im letzten Viertel
des I. Jahrhunderts d. H. ein. 4 * Sie ist charakteristisch für die Protokollschrift und wird dann im Laufe des
II Jahrhunderts d. H. immer allgemeiner angewendet. 6 Gegen Ende dieses Jahrhunderts ist die Schrift
bereits stark abgerundet und bekommt ein immer einheitlicheres Gepräge. Die mehr eckigen, steifen
Formen erhalten sich noch länger in der Schrift literarischer Papyri, 6 der sie zusammen mit der groß-
bogigen Führung des initialen 'Ajn und dem unter die Schriftlinie gehenden Schluß-Ali! eine starke
Ähnlichkeit mit der Magribischrift verleihen, 7 die sich wohl in der ersten Hälfte des II. Jahrhunderts d. H.
von der älteren Papyrusschrift, die S. 67 f. behandelt wurde, abzweigte und in der sich auch die Neigung
des Tä nach rechts erhalten hat. In Urkunden und Briefen wird die Schrift nun immer flüchtiger und
gestattet immer mehr früher nicht übliche Verbindungen einzelner Buchstaben untereinander, ja ganzer
Sätze, zu einer graphischen Einheit, die dadurch entsteht, daß der Qalam nicht mehr im Zuge abge¬
hoben wird. 8
Jene enge gedrängte Schrift (Qarmafa), die wir z. B. auf PERF n° 789 und PER Inv. Ar. P. 406
(IX. Jahrhundert n. Chr.), sowie PER Inv. Ar. P. 1284 sehen, deutet mit ihren schräg nach rechts geneigten
Höhenbuchstaben wohl ebenso wie die Ta'liq-artige Schrift von PERF n° 751 eine Sonderentwicklung an.
Die Tümär-Schrift finden wir dann in den Monogrammen mamlükischer Emire auf verschiedenen
Papieren, von denen PERF n° 1382, 1389, 1390 Beispiele bringen,* während wir die schöne, oft sehr
1 Der Papyrus bei B. Moritz, Ar. Pal. Taf. 104 weist nach rechts und links geneigte Lämformen aut.
3 Vgl. Tafel 2, 2 im Programmbuchc des Museion (Wien 1920). Dieselbe Eigentümlichkeit zeigen auch noch andere Stücke
der Wiener Sammlung aus derselben Zeit. Ansätze dazu weist auch der P. Berol. 7509 (BAU I n° 2) vom Jahre 143 d. H.
(761 n. Chr.) auf.
3 PERF n<> 930, 934, 9361., 940, 942, 944, PER Inv. Ar. P. 1003, 1744, 1770,2149, 8032, 10013—15, 10019f., Inv. Chart.
Ar. 2079, PSR 774, 778, 855. Ich sehe hier von den Pcrgamentqur’anen ab, die mit einer einzigen Ausnahme — PER Inv. Perg.
Ar. 2 — einem Quranblatte, das mit seiner eigenartigen gedrängten großen Schrift an den Qur’än bei B. Moritz, Ar. Pal. Taf. 44
erinnert, den bekannten Typus zeigen, von dem B. Moritz auf Taf. 42 seiner Arabic Palacography Proben gegeben hat PER
Inv. Ar. P. 1003, 1770 und 2149 sind in einer diesem Küff sehr nahe verwandten Schrift geschrieben.
4 Z. B. PERF no 599. Ansätze hiezu linden sich auch in den Qurra-Papyri und auf unserem ältesten arabischen Papyrus
PERF n<> 558. Wir dürfen aus dieser Erscheinung und der Übereinstimmung der Formen verschiedener anderer charakteristischer
Buchstaben, wie des £, ju (J), J- (0) den Schluß ziehen, daß die alte küflsche Schrift schon sehr früh von der mckkanischen
Mutterschrift abzweigte, wie dies auch aus der im Kitäb al-Fihrist I, S. 6 gegebenen Reihenfolge der al-Makk( t al-Madani . . .
al-Kuß, al-Ba§rt genannten Schriftarten der Qur’änhandschriften hervorgeht
* Vgl. z. B. BAU I no 2.
PERF n° 712, 732, 734, PER Inv. Ar. P. 1687, 1920, 2032, 10000, Inv. Chart. Ar. 13682. PERFno 655 fällt durch den
langgezogenen Körper des Jk, Säd und Kät auf. PER Inv. Ar. P. 1920 zeigt große Ähnlichkeit mit der Herawi-Handschrift AF 340
der Nationalbibliothek in Wien, die im Sawwäl 447 d. H (Jänner 1056 n. Chr.) geschrieben ist Siehe W. Wright, Palaeographical
Soc. Orient. Series, Taf. 8f. Eine etwas ältere Entwicklungsstufe dieser Schrift zeigen die Pergamentkodizes, die H. L. Fleischer:
ZDMG 1 (1847), S. 148—60, 8 (1854), S. 584-87, 15 (1861), S. 385f., 18 (1864), S. 288—91 beschrieben und in Faksimile
wriedergegeben hat und von denen einer 272 d. H. (885/86 n. Chr.), der andere 279 d. H. (892/93 n. Chr.) datiert ist. Sie stehen
der Schrift des Ehepaktes vom Jahre 264 d. H. (877/78 n. Chr.) nahe, den B. Moritz, Ar. Pal. Taf. 114 abbildet.
7 Als Magribi werden wir wohl auch die Schrift von PER Inv. Perg. Ar. 130, 228, Inv. Ar. P. 2032 (II. Jahrhundert d. H.) und
Inv. Chart. Ar. 2132 bezeichnen können.
8 Vgl. MPER 2/3 (1887), S. 93—95, 269.
• Weitere Stücke sind PER Inv. Chart Ar. 25671—77.
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3. Allgemeine begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
zierliche Schrift sorgfältig geschriebener Briefe und Urkunden als eine Art Diwäni bezeichnen können. 1 2 *
Prächtige große Raj hä nt-Schrift, zum Teil in roter Tinte, zeigt PER Inv. Chart. Ar. 25679. Paläographisch
außerordentlich wertvoll ist das kleine Fragment PERF n° 732 r , ein Bruchstück eines wohl amtlichen
Schreibens, dessen Buchstaben mit Mittellänge die Höhe von l*2bisl*4cf» erreichen. Wir haben hier
vermutlich ein Beispiel der Schriftart vor uns, die als Qalam öalil* bezeichnet wurde, und aus der
sich die Sigillät- und Talätin-Schrift entwickelte. Die Schrift der älteren Protokolle zeigt denselben
Typus und ist meist noch größer.
Der Charakter der Schrift ist, wie schon S. 66 bemerkt wurde, stark von der Beschaffenheit der
Schreibflüssigkeit, des Beschreibstoffes und des Schreibrohres abhängig. Aus ihr werden wir die dicke
Schrift ( v ys£ ki.) 8 sowie die dünne und kleine Schrift J*\, £ä-) 4 * erklären können.
Nicht minder charakteristisch als die einzelnen Leitbuchstaben ist auch die Art und Weise, wie
die diakritischen Punkte angebracht sind. Zwar kommt ganz selten 6 auch die Verwendung diakritischer
Striche statt der Punkte in derselben Weise vor, die wir aus den alten QuPänhandschriften 6 und aus einer
der Inschriften von Antinoe kennen, 7 aber in der Regel sind doch Punkte verwendet. Schon PERF n° 558
zeigt vereinzelt Punktation bei den Buchstaben i, j, 0, PERF n° 94 bei c>, häufiger wird sie in
PERF n° 573 (677 n. Chr.). Zwei Punkte sind in den Papyri des I. Jahrhunderts d. H. entweder gerade über¬
einander s angebracht, 8 wie die diakritischen Striche in PER Inv. Ar. P. 8181 (I. Jahrhundert d. H.), wie
dies auch auf Münzen aus derselben Zeit vorkommt, 9 oder schräg übereinander .* oder *. gesetzt, 10
wie die diakritischen Striche der Inschrift von Antinoe. 7 Später wird es üblich, die beiden Punkte
nebeneinander zu stellen. Bei Tä zeigt hier die ältere Anordnung (z. B. PER Inv. Ar. P. 1920) die Punkte
rechts und links von der Zacke. Es kommt aber auch schon auf Papyri des II. Jahrhunderts d. H. vor,
daß die beiden Punkte zu einer kleinen Linie vereinigt werden wie z. B. auf PER Inv. Ar. P. 2149*
1136 \ (z=L±ji\). Im III. Jahrhundert d. H. sind bereits alle drei Methoden nebeneinander in
Verwendung. 11 Ein einzelner Punkt ist regelmäßig entweder gerade oder etwas schief über den Buch¬
staben gesetzt. Eine Ausnahme von dieser Regel zeigt das Gajn, dessen Punkt auf zwei Papyri des
II. Jahrhunderts d. H. 12 in die Höhlung des Buchstaben gesetzt wird, was auch beim diakritischen Strich
des Gajn in auf der Inschrift von Antinoe der Fall ist 13 und später auch auf Münzen und in Qur’änen
vorkommt. 14 * In PER Inv. Perg. Ar. 218 und P. Berol. 11916 steht der Punkt des ?ä nicht über dem
Körper des Buchstaben, sondern links neben der nach rechts geneigten Haste &. Die drei Punkte des
^ sind, soweit ich sehe, stets dreieckförmig angeordnet. 16 Das ^ erhält in den ältesten Papyri, so
schon auf PERF n° 558, seine Punkte auf die drei Zacken und diese Anordnung bleibt durch das ganze
1 Vgl. besonders PER Inv. Ar. P. 348, 449, 015, 002, 914, 2115', 8280, 8318, Inv. Chart. Ar. 1800, PSR 302.
2 Vgl. Ibn ÖauzI, Manäqib *Umar, S. 39 13 .
« Z. B. PER Inv. Ar. P. 1203, 1294, 2100. Vgl. auch S. 04 Anm. 11.
4 Z. B. PERF no 007, PER Inv. Ar. P. 231 (190 d. H. = 8ll n. Chr.), 1109 (II. Jahrhundert d. H.), PSR 533', 1009.
4 PER Inv. Ar. P. 8181 (I. Jahrhundert d. H.), 10130 (II. Jahrhundert d. H.). Siehe auch S. 72.
6 Z. B. PER Inv. Perg. Ar. 180. Vgl. auch B. Moritz, Ar. Pal. Taf. lff.
7 B. Moritz, Ar. Pal. Taf. 100 (117 d. H. = 735 n. Chr.). Vgl. auch PERF no 940.
8 So PERF no 573 (077 n. Chr.), B. Moritz, Ar. Pal. Taf. 103 (90 d. H. = 709 n. Chr.), P. Heid. Ili, Taf. 0, Z. 3.
8 Z.B. bei Stanley Lane-Poolk, Catalogue of Oriental Coins in the British Museum I, S. 1, n° 5, (82 d.H. = 701 n. Chr.).
10 PERF n° 584, 599, 005, BAU I n° 1, 2, P. Heid. III, S. 27 und Taf. 1, 2, 3 (hier erscheinen in Z.30 in die Punkte
nebeneinander gesetzt), 4, 5.
11 So PERF no 050, 051, 708, PER Inv. Perg. Ar. 45.
12 PERF no 005 4 in jj (vgl. Ibn Hisäm, Sira I, S. 307 15 ) und PER Inv. Ar. P. 870 4 Vs. WA
13 B. Moritz, Ar. Pal. Taf. f09, Z. 7.
1 4 J. Karabacek, Ein Koranfragment des IX. Jahrhunderts aus dem Besitze des Seldschukensultans Kaikubad: SBAW 184/3
(1917) S. 24 u. Anm. 3. Auch das von Tischendorf erworbene Bruchstück der arabischen Übersetzung des Hiob (ZDMG 18
[1804], S. 288—91), das H. L. Fleischer in die erste Hälfte des IX. Jahrhunderts n. Chr. datiert, zeigt diese Punktation des Gajn.
18 So PERF n° 049 9 (I. Jahrhundert d. H. = VII. Jahrhundert n. Chr.) jf, 707 a (III. Jahrhundert d. H. = IX. Jahrhundert n. Chr.)
812 5 v (HI. Jahrhundert d. H. = IX. Jahrhundert n. Chr.) 804 (III. Jahrhundert d. H. = IX. Jahrhundert n. Chr.) öfters.
Inv. Perg. Ar. 275 (207 d. H. = 880/81 n. Chr.). Vgl. auch C. H. Becker, P. Heid. III, S. 27.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Außere Merkmale. 4. Die Schrift.
71
I. Jahrhundert d. H. und selbst noch im III. erhalten. 1 Die drei Punkte werden aber auch schon auf
Papyri des I. Jahrhunderts d. H. (VII. Jahrhundert n. Chr.) pyramidenförmig übereinander gestellt, und zwar
entweder & wie in PERF n° 576 (I. Jahrhundert d. H. = VII. Jahrhundert n. Chr.), 751 und 771 (III. Jahr¬
hundert d. H. = IX. Jahrhundert n. Chr.), PER Inv. Ar. P. 863, 2292 (II. Jahrhundert d. H. = VIII. Jahr¬
hundert n. Chr.), Inv. Perg. Ar. 38 (III. Jahrhundert d. H.) oder ••• wie in PERF n° 1132 8 , PER Inv. Ar. P. 8636.
Wo das Sin ohne Zacken als gerader Strich erscheint, sind die drei Punkte in einen leicht schief geneigten
Strich zusammengezogen.* Auf einem Papyrus (PER Inv. Ar. P. 8789) ist aus den drei nebeneinandergesetzten
Punkten eine Wellenlinie geworden = ll). Diese beiden letztgenannten Entwicklungsformen
sind aber nicht mit den gleichen Differenten (siehe S. 72) zu verwechseln. ist im I., II. und auch noch
III. Jahrhundert d. H. unterpunktiert *-? wie im Magrebinischen. 8 Daneben kommt aber auch schon gleich¬
zeitig die Punktierung über dem Kopfe vor. 4 J> ist vom I. bis III. Jahrhundert d. H. geschrieben, 6
für das III. Jahrhundert d. H. ist auch die unterpunktierte Form belegt,® sowie die heute übliche
Schreibung J. 7 Die Finalform des ^ zeigt die Punkte teils unterhalb, 8 teils in der Höhlung.®
l PERF no 558, Z. 6 A& = Sb, hingegen Z. 8 B. Moritz, Ar. Pal. Taf. 105 (91 d. H. = 710 n. Chr.) Z. 13
P. Heid. III, Taf. 6, Z. 3, 7, Z. 4 Ayuli‘1 = A^l (beide 91 d. H. = 709 n. Chr.). PERF n<> 649* (I. Jahrhundert d. H.
= VII. Jahrhundert n. Chr.) PERF n<> 648 5 (III. Jahrhundert d. H. = IX. Jahrhundert n. Chr.)
PER Inv. Ar. P. 799 (II. Jahrhundertd.H.=VIII. Jahrhundert n.Chr.) 1137 1962 a (II. Jahrhundert d. H.)
Es ließen sich noch zahlreiche Belege anfuhren. Vgl. auch P. Heid. III, S. 27. Diese Anordnung der entsprechenden
diakritischen Striche gilt auch für Qur’&nkodizes (vgl. J. Karabacek: SBAW 184/3 [1917], S. 24), die Inschrift von Antinoe
(vgl. B. Moritz, Ar. Pal. Taf. 109, Z. 7) und das S. 70 Anm. 14 erwähnte Hiob-Bruchstück.
* So PERF no 72I C (IX. Jahrhundert) PER Inv. Ar. P. 8279 A^P = 8250, 8275, 8325, =r »b,
8339 — jjA u. a. m.
8 Aus zahlreichen Beispielen PERF no 597 (um 725 n. Chr.), vgl. J. Karabacek: DAW 33 (1882), S. 225 und Tat. 1, Z. 5.
PERF n« 568 14 (I. Jahrhundert d. H. = VII. Jahrhundert n. Chr.) 584 3 , 4 (I. Jahrhundert d. H.) , 649
(I./II. Jahrhundert d.H.) öfters, PER Inv. Ar.P. 175 8 ^3 = 2196,, bbjw = 2122 4 ^^AJ = Inv. Perg. Ar. 45,
JuLaJb = AJUaJb. PERF no 599 4 (um 710n.Chr.)lf*9 =1*9. PERF no 652 6 , 9 (III. Jalirhundert d. H. = IX. Jahrhundert n. Chr.)
^9 = PER Inv. Ar.P. 799 (siehe oben Anm. 1),2020 A-9 = Au9, 10132 = ujy»-, 8333 (I. Jahrhundert d. H.)lfijS =
8270, 8293 J> = J. Vgl. auch B. Moritz, Ar. Pal. Taf. 40, P. Heid. III, S. 25.
4 PERF n® 651 (III. Jahrhundert d. H.)751 und 864 (beide III. Jahrhundert d. H.) durchwegs. Vgl. auch P. Heid. III,
S. 25, J. Karabacek: SBAW 184/3 (1917), S. 25’.
8 PERF no 568 4 (l. Jahrhundert d. H.) JuU = jJaj, 649 (I. Jahrhundert d. H.) öfters, 721 7 (III. Jahrhundert d. H.)
9-\ jil = PER Inv. Ar. P. 175 4 «Ju'U = Jib, 2196 # MJb = »9. P. Heid. III, Taf. 3 no 3 B, Z. 44 JjlJI* = Jülli,
Taf. 4, no 3D, Z. 70 JJ = J-9 (91 d. H. = 710 n. Chr.). Vgl. auch "oben Anm. 1, 3, J. Karabacek: SBAW 184/3 (1917),
S. 25—27 und das von Tisciiendorf erworbene Fragment einer Einleitung zu den Evangelien in ZDMG 8 (1854), S. 686 und
Faksimile III.
« PERF no 655 t (III. Jahrhundert d. H.) cJ>Ia*a 11 = jlijSl, PER Inv. Ar. P. 3496J aW = aUj! und das Hiobfragment
(siehe S. 70 Anm. 14). Vgl. auch das von Tischendorf erworbene arab. Lektionarium auf Pergament aus dem IX. Jahrhundert n. Chr.,
das H. L. Fleischer beschrieben hat, ZDMG 8 (1854), S. 586 und Faksimile II.
l PERF no 775 a (III. Jahrhundert d. H.) JtC, 751 und 864 (beide III. Jahrhundert d. H.) haben durchwegs J, P. Berol. 11916
öfters. Ebenso auf Münzen aus al-Küfa v. J. 279 d.H. (892/3 n. Chr.). Vgl. J. Karabacek: SBAW 184/3(1917), S. 26 Anm. 4.
Karabacek erwähnt ebenda S. 27 auch einen Papyrus des III. Jahrhunderts mit einem 9 für Qäf, also mit zwei Punkten
unten. Ich habe das Stück bis jetzt nicht gesehen.
8 Siehe oben Anm. 1, 4.
« PERF no 767 a (III. Jahrhundert d. H.) J = J, 812* (III. Jahrhundert d. H.) ^ = J>, 902 6 (IV. Jahrhundert d. II.)
PER Inv. Ar. P. 848 J — j» 8306^5 und g. Siehe auch oben Anm. 1.
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72
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
Um die richtige Lesung eines Buchstabens, der von anderen lediglich durch die diakritischen
Punkte unterschieden war, zu sichern, bediente man sich schon früh der Differentialzeichen
Als einfachstes Zeichen gilt wohl ein Punkt, den man unter den Buchstaben setzt; dies System war
uns schon durch die Leidener Handschrift von Abü 'Ubajd’s Garib al-Hadit bekannt , 1 in der die Buch¬
staben ^ yJ e> i io durch untergesetzte Punkte von i, j, J>, Jo, & unterschieden werden. Ein Ansatz
zu diesem Systeme findet sich auch schon in PERF n° 568 (I. Jahrhundert d. H. = VII. Jahrhundert n. Chr.),
wo in Z. 5 ^£*4 = das Sin durch übergesetzten Punkt von Sin geschieden wird, und in
PERF n° 665 r (um 800 n. Chr.), wo in Z. 3 .> in (für J 4 I) durch untergesetzten Punkt von i unterschieden
ist. Auf letzterem Papyrus haben wir aber auch die später übliche Art der Differenzierung durch
Untersetzung desselben kleinen in der unverbundenen Form gegebenen Buchstabens unter jenem, den
man für die Lesung klarzustellen wünscht. So ist in Z. 6 der Name durch untergesetztes
, > c *
kleines ^ sichergestellt und ebenso in Z. 8 \ (-fc»-l). Auch in PER Inv. Ar. P. 10000 (III. Jahrhundert
d. H. = IX. Jahrhundert n. Chr.) ist in Z. 2 und Z. 4 das £ durch untergesetztes kleines ^
verdeutlicht , 2 3 in PERF n° 864(111. Jahrhundert d. H. = IX. Jahrhundert n. Chr.) ist in Z. 3 ein * unter
das \Ajn gesetzt, in PER Inv. Ar. P. 1920 erscheint ein kleines Mim unter der Initialform des Mim in
Auf dem Papiere PERF n° 1327 (XIII. Jahrhundert n. Chr.) tritt uns diese Schreibweise bereits voll¬
ständig ausgebildet entgegen. Sie scheint aber vornehmlich in literarischen Stücken üblich gewesen zu
sein. Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähnt, daß der Druck PER Inv. Chart. Ar. 7259 (um 1000 n. Chr.)
sowohl das kleine als auch unter- und übergesetzte Buchstaben als Differenten verwendet, wie z. B.
in der Basmala 1° Qur’änhandschriften auf Papier ist diese Differenzierung ziemlich häufig,
z. B. in PER Inv. Chart. Ar. 1789 r . Zu Mißverständnissen kann die Art und Weise Anlaß geben, in der Sin
von §in unterschieden wird. In den Papyri findet man nämlich in Wörtern, in denen die Lesung Sin
ganz ausgeschlossen ist, gleichwohl jene Schreibung, die S. 71 erörtert wurde, d. h. Sin ist durch drei
nebeneinander stehende Punkte, die ebenso, wie wir es bei Sin gesehen haben, in eine gerade oder
gewellte Linie zusammenfließen können, als Sin charakterisiert . 4 *
Auf einer ganzen Reihe literarischer Papyri sind auch Vokale in derselben Form zu sehen, wie
sie noch jetzt üblich sind , 6 und vereinzelt kommen sie auch in Briefen und Urkunden vor . 6 Rote Vokale
zeigt PER Inv. Ar. P. 8373. Zu beachten ist dabei, daß schon in den Papyri der Tanwin des Akkusativs
über das Alif geschrieben wird, wie später in guten alten Handschriften, z. B. in PER Inv. Ar. P. 10133.
Eine ganz eigenartige Form des Tanwins zeigt PERF n° 788 r (867 n. Chr.), wo unter dem Vokal
mehrmals ein kleines ^ in Form eines Halbmondes statt der Wiederholung des Vokales erscheint,
z. B Z. 7 *jiJ (für iyj) und Z. 5 41 (für «Jl). Auch in älteren literarischen Papieren erscheinen dieselben
*
1 W. Wright, Palaeographical Soc. Orient. Series, Tat. 6; vgl. J. Karabacek: SBAW 184/3(1917), S. 26, M.J. deGoeje
ZDMG 18 (1864), S. 781—807 (mit Faksimile).
* Diese Differente ist auch auf dem von H. L. Fleischer beschriebenen arabischen Palimpseste der Leipziger Universitäts¬
bibliothek, der wohl ins X. Jahrhundert n. Chr. gehört, nachzuweisen. Siehe ZDMG 1 (1847), S. 158 und Tafel, Zeile 6.
3 Vgl. J. Karabacek: SBAW 178/5 (1915), S. 19—22. Siche auch Anm. 4 am Schlüsse.
4 So in PER Inv. Ar. P. 936, 975, 1065, 1153, 1154 für ^J, PERF n<> 618! (II. Jahrhundert d. H. = VIII. Jahrhundert
n. Chr.) für 627! (II. Jahrhundert d. H.), für ebenso PERF n<> 700 4 (111. Jahrhundert d. H.), PER Inv. Ar.
P. 862 (251 d. H. = 865 n. Chr.), ferner in PERF n° 873 6 (III./IV. Jahrhundert d. H. = IX./X. Jahrhundert n. Chr.) jlm* für
PERF no 713 4 (211 d. H. = 826 n. Chr.) für 751 2 (um 850 n. Chr.) für 767 8 (IX. Jahrhundert n. Chr.)
für 902 3 (IV. Jahrhundert d. H. = X. Jahrhundert n. Chr.) Julfür 903 1S (X. Jahrhundert n. Chr.)
A&lrJl fürl&Ul, PER Inv. Ar. P. 8265 ^**9 mit Wellenlinie für ebenso Inv. Ar. P. 1154 Ak j*“?* v fd- auch
J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 160. In PERF n° 713 ist das Sin im Worte iu*» einmal (Z.7) durch einen kurzen Strich, dos
andere Mal (Z. 5) durch übergesetztes * differenziert.
6 So z. B. PERF n° 665, 712, 734, 735, 788, 812, 864, 872, PER Inv. Ar. P. 33, 38 (II. Jahrhundert d. H.), 104, 233, 437,
460, 759, 1920, 2150, 10112, 10114, 10123, 10124, 10126, 10127, 10134.
6 Z. B. PERF no 903, PER Inv. Ar. P. 8713.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 4. Die Schrift.
73
Vokale, so ist z. B. PER Inv. Chart Ar. 13682 (XI. Jahrhundert n. Chr.) schon vollständig vokalisiert und
mit Lesezeichen versehen, auf den jüngeren sind sie ganz gewöhnlich. Besonders zu erwähnen ist
aber die häufige Schreibung des retrograden Kesra — in PERF n° 864, der wir S. 72 schon in
PER Inv. Chart. Ar. 7259 und PERF n° 1327 begegneten. Daß ältere Fragmente aus Quränen die in
diesen übliche Bezeichnung der Vokale durch rote Punkte aufweisen, sei hier nur nebenbei erwähnt. 1
Das Dehnungsalif ist, wie in den alten Qur’änen, auch in den Papyri sehr oft ausgelassen worden;
so schon in PERF n° 558, wo wir (= ajUs- 0 !) neben (= ilw) finden. Feste Regeln hiefür lassen
sich nicht aufstellen. 2 3 * * *
An Lesezeichen finde ich bis jetzt Tasdid in der alten Form auf PER Inv. Ar. P. 8306
vertreten in der jüngeren w z. B. auf PERF n° 1327, PER Inv. Perg. Ar. 132 (IX.—X. Jahrhundert
n. Chr.). Sukün hat auf PERF n° 1327 (XIII. Jahrhundert n. Chr.) die ältere Form °, in PER Inv. Perg.
Ar. 218 die Kreisform •. Hamza, das schon sehr häufig in iS übergegangen ist, erscheint auf PERF
n°864 (IX. Jahrhundert n. Chr.) in der Form*' und ebenso auf PER Inv. Ar. P. 10126 (^f), PERF
n° 1048 (IX.—X. Jahrhundert n. Chr.), 1327 (XIII. Jahrhundert n. Chr.).
Als Pausazeichen und Interpunktionen 8 steht eine reiche Fülle von Formen des Kreises
mit und ohne Punkt, des Herzblattes und des Dreiecks in Gebrauch; als wichtigere Formen möchte
ich anmerken:
Q PERF n® 712, 734, PER Inv. Ar. P. 814.
O
0
C * PER Inv. Ar. P. 10127, PERF n° 812, PER
1/ Inv. Ar. P. 8204.
PER Inv. Ar. P. 2150.
<3
6
PER Inv. Chart. Ar. 25600, 25750, Inv. Ar.
P. 10106, Inv. Perg. Ar. 216.
PER Inv. Ar. P. 600 als Abschluß.
(Ö PER Inv. Ar.P.2343 als Abschluß eines größeren
*••** Abschnittes.
& PERF n° 812.
<Q) PERF n° 812.
A PERF n° 735, 872, PER Inv. Ar. P. 8772,
w Inv. Perg. Ar. 216, in PER Inv. Ar. P. 8293
bezeichnet es den Abschluß eines größeren
Abschnittes, in PSR 476 scheidet es die
einzelnen Posten der Verrechnung.
/ri PERF n°665.
O PERF n® 665.
fo PER Inv. Chart. Ar. 25608.
/^PER Inv. Chart. Ar. 25604.
A PER Inv. Chart Ar. 25613 (die Höhlung ist
mit roter Tinte gefüllt). In PSR 467 ist
es mit roter Tinte geschrieben.
4
a»
PSR 1129 (Pergament, II. Jahrhundert d. H.),
mit roter Tinte geschrieben.
PERF n° 698 nach der Zeugenunterschrift.
PER Inv. Ar. P. 2206.
^ PSR 938 (Papier) mit roter Tinte geschrieben.
£ £ In PERF n° 763 nach der Adresse, in SAPRC
n° 2 unter dem Text des Mandates, in n° 1
neben der Datierung am Ende des Man¬
dates.
PER Inv. Ar. P. 436 als Abschluß der
Kolumne.
0 CO
In PER Inv. Ar. P. 1770 als Abschluß
eines größeren Abschnittes, in Inv.
Ar. P. 436 als Abschlußzeichen der
Kolumne.
ÄS© In PSR 1103 (literarischer Papyrus) als Ab¬
schluß eines Abschnittes.
1 So PERF n0 728, PER Inv. Chart. Ar. 2132, 25663 (IX.—X. Jahrhundert n. Chr.), 25702.
2 Vgl. P. Heid. III, S. 27.
3 In Urkunden und Briefen wurden Abschnitte sowie der Übergang von den Eingangs- und Wunschformeln zum Inhalte
des Schreibens meist durch leere Zwischenräume angedeutet Wie die obige Zusammenstellung der Pausazeichen zeigt, haben
solche aber auch in nichtliterarischen Texten Verwendung gefunden; so in den Stücken PSR 476, PERF n° 698, 763, SAPRC n° 1, 2.
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74
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
Ganz eigenartige, oft künstlerisch in Farben ausgeführte Versteiler und Perikopenzeichen finden
sich außer den angeführten einfachen Interpunktionen in den Bruchstücken von Qur’änhandschriften
auf Pergament und Papier . 1 2 *
Abkürzungen sind in den arabischen Texten sehr selten und finden sich vornehmlich in
den Protokolltexten (siehe Bd. I, 2, S. XXVI). Aus den Papyri des ersten Fajjümer Fundes hat J. Karabacek
einen Fall von Abkürzung durch Suspension notiert, für auf dem Papyrus mit der roten
Inventamummer 218, den ich bis jetzt noch nicht gefunden habe, so daß ich die Lesung Karabacek’s nicht
nachprüfen kann. Diese Abkürzung würde der noch jetzt in Ägypten für 7* üblichen Sigle * ent¬
sprechen.* Auf der Traditionsrolle PSR 50—53 ist stets ^ für gebraucht 8
Eine Sonderstellung nehmen hier jene oft gebrauchten, formelhaften Sätze ein, die in einem Zuge
flüchtig hingeworfen werden und als Verschleifungen gelten können, da nur der Anfang und das Ende
deutlich geschrieben ist, die dazwischenliegenden Worte aber zu Zick-Zack- oder Wellenlinien vereinfacht
sind. Besonders häufig geschieht dies vom III. Jahrhundert d. H. an mit der Basmala, der Datierungs¬
formel sowie Eingangs- und Schlußformeln der Briefe, wie *111 jU, * 1)1 jlU», j£l| L-*.
u. ä.; vgl. J. Karabacek: MPER 2/3 (1887), S. 93—95, 268 — 270. Die Basmala ist so gelegentlich zu
einer Art Sigle /*"*** zusammengeschmolzen, die als symbolische Invokation gelten kann, mit den
in türkischen Urkunden so häufigen Zeichen für y> aber nichts zu tun hat (vgl. dazu F. Kraelitz :
SBAW 197/3 [1922], S. 14—17).
Als Zahlzeichen sind mit wenigen Ausnahmen durchwegs die griechischen Zahlzeichen
verwendet, die wir aus den griechischen Papyri und Ostraka der byzantinischen und arabischen
Epoche kennen. Mit ihnen wurde auch die Sigle für K€pänov übernommen, die zuerst J. Karabacek
auf PERF n° 597 nachgewiesen hat (siehe S. 50). Den griechischen Zahlzeichen ist oft der Zahlenwert
in arabischer Sprache und Schrift beigefugt (siehe S. 48). Auf PERF n° 649 (VII. Jahrhundert n. Chr.)
hat sich ein arabischer Schreiber zur Übung die griechischen Zahlen 1 —10 in zwei Kolumnen zu¬
sammengestellt und über die ersten beiden den arabischen Zahlwert gesetzt Der Gebrauch
a ß
der griechischen Zahlen hat sich, wie wir aus PERF n° 1281 (513 d. H. =z 1120 n. Chr.) ersehen, bis
zum Anfang des XII. Jahrhunderts n. Chr. erhalten. Beachtenswert ist, daß sie auch zur Paginierung in
Büchern verwendet wurden. So zeigt das Fragment PER Inv. Chart. Ar. 25610, ein Blatt aus einer
Handschrift, in der rechten oberen Ecke in recto die Zahl oß (72), in der linken oberen Ecke in
verso OY (73). Die Verwendung der arabischen Ziffern in den Papyri ist vorläufig auf zwei Fälle
beschränkt, PERF n° 798 (260 d. H. = 873/74 n. Chr.) und BAU I n° 8 (275 d. H. = 888/89 n. Chr .). 4
Vereinzelt sind Zahlen auch durch die arabischen Zahlenbuchstaben ausgedrückt . 5 * *
Die Anordnung der Schrift hängt vielfach vom Inhalte, dem Zwecke und der Bestimmung
des Schriftstückes ab. Urkunden und Briefe sind durchwegs nur in einer Kolumne geschrieben, deren
Zeilen entweder zur Höhe des Blattes (transversa Charta) oder zu dessen Breite parallel verlaufen.
Die Übersichtlichkeit über den Inhalt und die einzelnen Teile des Schriftstückes wird hier gelegentlich
durch Freilassen eines Zwischenraumes zwischen einzelnen Sinnabschnitten gefördert, vor allem ist der
sachliche Belang oft durch solche Zwischenräume vom formelhaften Eingang und Schlüsse getrennt.
Auch das Einrücken von Zeilen war dem arabischen Kanzleistil nicht unbekannt. Amtliche Schriftstücke,
die sich überhaupt durch hübsche äußere Form auszeichnen, sind oft unter großer Raumverschwendung
abgefaßt. Die Beobachtung, die C. H. Becker« bei den Qurra-Urkunden machte, habe ich in zahlreichen
Fällen in Papyri der Wiener Sammlung bestätigt gefunden. Die Zeilen sind durch ausgiebige Zwischen¬
räume voneinander geschieden, auch die Worte stehen meist weit mehr voneinander ab, als auch starke
1 Vgl. B. Moritz, Ar. Pal. Taf. 1, 2, 12, 15 f., 32—36 und PER Inv. Perg. Ar. 186.
2 Vgl. DAW 33 (1882), S. 218.
s P. Heid. III, S. 9.
4 Vgl. J. Karabacek: WZKM 11 (1897), S. 13 und PERF S. 216f. In WZKM 10 (1896), S. 187f. hat J. Karabacek die
Verwendung von arabischen Ziffern auch in einer Fclseninschrift bei Tör nachgewiesen.
« PERF n° 605, 761, 927.
« P. Hkid. III, S. 25.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 5. Die Rollung und Faltung.
75
Anforderungen an die Übersichtlichkeit erheischen würden, ja diese ist hiedurch oft geradezu gestört
Zumal durch den schon S. 68 erwähnten Brauch, das Alif isoliert zu stellen, und durch häufige
Verwendung zerdehnter ßuchstabenformen wird die Schrift in einer Weise auseinandergezerrt, die unser
an ebenmäßige Züge gewöhntes Auge störend empfindet. Schon f Umar b. *Abd al-'Aziz 1 ist gegen diese
Verschwendung eingeschritten und hat verlangt, daß die Zwischenräume zwischen den Buchstaben und
Zeilen möglichst verringert würden. Allein unsere Papyri zeigen, daß man sich in den Kanzleien doch
nicht an diese Weisung hielt, was auch C. H. Becker festgestellt hat Die Mahnung zur Sparsamkeit
erging immer wieder; dem einmal eingerissenen Brauch war aber damit nicht abzuhelfen. 3 Das Zeilenende
fallt sehr oft nicht mit dem Wortende zusammen. Drei Beispiele mögen dies verdeutlichen:
PER Inv. Ar. P. 1742: J\ *111 p_j I
PER Inv. Perg.Ar.53: *111 p-J l PER Inv. Ar. L. 12: p-J l
[^]I*11|2
Diese Zerreißung der Basmalaformel ist allerdings nur vereinzelt vorgekommen. 8 Wortteilungen,
wie in |^JI und |^l sind aber sehr häufig, besonders in Schriftstücken aus den ersten zwei
Jahrhunderten der Higra. Sie finden sich ja nicht nur in unseren Papyri, sondern auch in alten Hand¬
schriften des Qur’äns 4 und anderen literarischen Texten, auf Inschriften, Münzen und Glasgewichten.
Sogar einzelne Buchstaben werden an das Ende oder den Anfang der Zeile gesetzt Ein einzelnes
Wort in letzter Zeile wird oft in die Mitte gerückt Meist trachtet der Schreiber, den Text so anzu¬
ordnen, daß die Anfänge und Enden der einzelnen Zeilen eine gerade Linie bilden, und wo die Zeile zu
kurz geraten könnte, verwendet er lieber zerdehnte Buchstaben, um die Abgrenzung des Schriftraumes
einzuhalten, wie z. B. in PERF n° 624, 695, 872, PER Inv. Chart Ar. 3065.
5. Die Rollung und Faltung.
Hatte der Schreiber den Text auf das vor ihm liegende Blatt gebracht, so las er ihn zunächst
nochmals durch und rollte dann das Blatt zusammen (^p, daraga). Dies geschah auf die einfachste
Art so, daß das Blatt a parallel zur Schmalseite oder Längsseite eingerollt wurde (fc), je nachdem die
Zeilen des Textes parallel zum schmäleren (Hochformat) oder breiteren Rande des Blattes (Querformat)
verliefen. Gar nicht selten ging man aber auch so vor, daß man das Blatt a zuerst in der Mitte parallel
zur Schmal- oder Längsseite faltete ( c ) und dann über den Bug einrollte (d), oder zuerst auf beiden
Seiten einschlug ( e\ dann in der Mitte parallel zur Schmalseite faltete (/) und nun erst einrollte (g).
Diese Arten der Rollung sind schon von J. Karabacek beobachtet und unter Beifügung einer sehr
anschaulichen Skizze (Abb. 4) beschrieben worden. 6 Die beiden letzten mit Faltung verbundenen Arten
haben den Beschreibstoff oft stark mitgenommen, wie wir zum Schaden des Textes feststellen können. 6
Das Blatt wurde aber keineswegs immer gerollt, sondern sehr oft auch auf verschiedene Art
gefaltet (j^>, jatvä). 1 Man faltete das Blatt in der Regel parallel zur Schmalseite und zu den Zeilen
1 Vgl. S. 28 Anm. 7.
s Siehe S. 20 und Ibn *Abd Rabbihi, *Iqd II, S. 221 ult.
3 Selbst die Verteilung der einzelnen Worte der Basmala auf mehrere Zeilen ist selten. Ein Beispiel bietet PERF n° 689:
(- i 1
*M 2
4 Vgl. J. Karabacek: SBAW 184/3 (1917), S. 20—23.
& Falten und Rollen, S. 1, PERF S. 145.
o PER Inv. Ar. P. 406, PERF no 789. Vgl. J. Karabacek: DAW 33 (1882), S. 213, 239 und Taf. 3, Fig. 5a, PERF n« 16).
1 W. E. Crum, CMBM S. XVI, hat beobachtet, daß die koptischen Rechtsurkunden aus Theben meist gerollt, jene aus
el-Usmünejn hingegen mit wenigen Ausnahmen gefaltet waren. Aus den arabischen Stücken läßt sich, soviel ich bis jetzt sehe,
eine Bevorzugung der einen oder anderen Methode nicht mit den Fundorten in Verbindung bringen.
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76 3. .$}?gcuicin« liegrifTo und Gnuidlögcn der Arabischen Diplomatik.'
des Texte ein, seltener erfolgte die Faltung parallel zur Längsseite (Hohe) und reehtwinkelig zu den
Zeilen 4 tiäzt parallel zu den Zeilen.* Gelegentlich wurde das Blatt auch zuerst in der Mitte parallel zur
Schmalseue gefrtHet und dann mehrmals über den Bug ein geschlagen 3 War die Adresse oder eine
kurze fnhaliSangahe nicht auf dev Rückseite, sondern über dem Texte des Schreibens angebracht,
so wurde der betreffende Teil des Papyrus nach au Öen umgeschjagen (siehe S. 86) und kam so bei
der FidUing oder Rollung auf die: Außenseite des Röllchens. Die Faltung et folgte wohl ebenso oft von
oben mich unten, beziehungsweise rechts nach hflks als auch Umgekehrt und hat leider oft erheblich
zur Zerstörung 'des Beschreibstoffa, besonders des Papyrus beigeiragen.
War its Blaff nun gerollt oder mehrmals emg^schlageh, so galt es, das so entstandene Röllchen
zu yersetinureh (fe r $a&f&b 4 Gewöhnlich geschah dies mittels eines schmalen, 0* i—=0-8rw breiten
Papymsstreifens der offen, m der Mitte gefaltet oder strickartig gedreht verwendet wurde. 4
ln PERF n p hat der Äckr&fber den zur Verschnürung beshorifnten Päpyrilsstrei&n aus der/Vertikal-
fäserset^hi zur Innenseite durchgezogen und nun in derselben Art
zur Verschfiäruhg- verwendet, die H* Ißsciißk 0 auch m griechischen Papyri beobachtet hat.
\i)b. 4.
SchcmaltbUhc Darstellung du ÜjüUrullUng,
Außer Papyrus wurden auch SchnüreAus Leinertfaseim, die in germger Monge mit Baunnyollhaarcii
•untermischt sind, zur Verschnürung der f&Üehen verwendet/ ja selbst aus Papier gedrehte Bindfaden
sind benutzt Wörden * hiiufig mH, derartigen. Le;ihenschnüren zusammen*'/,
gebunden, die durch Locher am unteren Rande, an- den Ecken, oder sogar mihen in der Urkunde
gezogen imd verknüpft ' Wurden.’ 3 Gelegentlich wurden • mehrere Schnüre einmal vier '-4. 2 ur Bindung
der Pcrgamhntnjhe verwendet.
Der Anstand erforderte es, keine dicken Streifen zur Verschnürung zu verwenden. Nur Testamente
und richterliche Entscheidungen durften mit dicken Streifen verschnürt werden, weil deren Siegel- und
PeLschafftibdrücke.sich tätige erhalten mußten, was natürlich eher der Fall war, wenn das Siegel auf
einem bretteren Bande angebfächt wurde. Einer der Sieuerbeamten des r Abd Allah b. Tähir, der ein
dickes Band zur VerschniirUng' eines an seinen Vorgesetzten gerichteten Schreibens verwendete, mußte
t % &. !*£» fnv. AL P. fcijS, Ar. 11* 138.
* %. iiJPJdt Inv.fcrg. Ai ID, J9 t ‘ 33, 40, 70, 87, m.
~ Ä. fi PEH Inv.&rg. Ar, Üft r 157,
1 Vg]33- Anm. %, 7 • wjdd 7>. 4tH iafr
,J I Ka f. aba ctfc TäI an* Sauer» Machlas^c die Ereilen 1,2, 3, 4 —5, ß mm notiert. Einfach gclaltete Streifen
butten nach KAf.ATiA.CKfc wie ßrtjic von Ö (zusammen 7) und 6 023**1», <unf- bis sechsmal gedrehte die ftrritt von tö—)2 ü»»i.
* Aich. & (moo— i&$3}; i \%% t yii i &$. u ti* m.
7 PER Inv. Ar. P. 3}^ vgi l KfcK*»ÄC*fcr t>AW 33 <1882), S. 213, Die Theodor Grafischen Fundq, S- 11, PgkF n° 10 T,
* PERF no ß$5,
6 FEE tav Ferg. Ar. 5^4, 170; 311, UtZ. Per Brauch, bei der Verschnürung den Faden durch Löcher im Schriftstück
zu ziehe», war nach Jün .Bau»O rt den Schreibern de« Magrib'gduufig. Vgl. Mti^addam«,, S. 2664 . Statt ist mit M.'Guckin
i*k SlaNk, Pjolegr»iTitfncs bj&epqu'egr dUbn Khakioun: Notice» , et Ejuraiis des Manaserits de ia Bibliothe^ue Imperiale XX/i
.. . ■ . ^ . - ,
(Paris 1805), .$;. 65 Anm. 4 y.u lesen Vgl auch S. 53.
Google
Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 6. Da» Siegel.
77
sich einen ziemlich derben Verweis gefallen lassen. Er wurde zu 'Abd Allah b. Tähir zur Audienz
befohlen und dieser sägte zu ihm: «Wenn du ein Beil mit hast, so hack das Siegel deines Briefes ab,
dann geh wieder an deine Arbeit. Und wenn du es nochmals so machst, so werden wir dich wieder
kommen lassen, damit du es abhacksi« 1
Hatte der Schreiber die Adresse oder eine kurze Inhaltsangabe auf das zu yerschoücendfe H^lkbßn
zu setzen, so mußte er den Text so anordnen, daß das Um die- Rolle laufende Band nicht die Schrift,
verdeckte. In der Regel wurde deshalb zwischen dem; Namen des Absenders uhd Empfängers ein Äeerer
Raum gelassen, z. B. PER Inv. Ar P. 8410: CA Cj* j^L ^1. »An .Abu
Saläm, dessen Güte Gott lange erhalte, von ab Hasan b. Rizq.« oder gelegentlich mich die Ste5lö
um die das Band laufen sollte* durch ein Ornament bezeichnet In. derselben Weise sind auch schon
dje koptischen Schreibet vorge-gangen* und wir dürfen annehfft&h daß die Araber diesen Brauch bei
Anbringung der erwähnten Ornamente übernahmen, von denen ich die wichtigsten Typen in Abi). 5
zusammengeSteltt habe ;
Die enge Verwandtschaft der beiden Adreßzeiched mit StOrchschnabeJornäment e und f 9 deren
ersteres von einem arabischeo Papyrus stammt, während letzteres.'.einen koptischen Papyrus schmückt,
weist wohl auf Übernahme derartiger Zeichen aus dem Bestände koptische?' Schreiber; auch g wird eine
gewisse Ähnlichkeit mit c und d nicht abzusprechen sein. Außer den In Abb, 5 gegebenen Adreßzeichen
i-r r? jsran
ä b c i i e f £
Ahb, 5.
Adreßzctehen *qm d PERF h« 771 *, b PER tfty. Ar. V. .1233», c PER Inv. Ar. \\ d PER Inv. Ar. P. 1225v ? e PER Inv. Ar. P 0»04 %
rWi ß.Csv«, Coptic M»ilusrnpU brought fVotii the Fuyyum. Taf. 3, n» XIV, /IVBcrol. 55Ö0 V .
sind auch zwei gegenständige Wellenlinien !j f wie. z B. in PER inv Ar. P. 8446, 8647, 10140 zur Trennung
der Namen des Absenders und Empfängers verwendet worden; auch diese finden sich äüf einem koptischen
Papyrus CPR II n° 227, S. 176 wieder, vertaten also gleichfalls koptischen Ursprung, Oft genüg hat man
freilich diese Vorsichtsmaßregel außer acht gelassen und so verdeckt auf mehreren Stücken der Wiener
Sammlung das Siegel einen Teil der Adresse. 8
6. Das Siegel.
War der PapyruSstrcifen oder der Faden um das Röllchen ge^chtungen, so begnügte man sich
gelegentlich damit, ihn kunstreich zu verknüpfen, wie dies z. B. bei PERF n 1 - 789, PER jny. Ar. P. 406 der
Fäh war. Meist aber blieb es nicht bei dieser immerhin einfachen Art des Verschlusses, die keine genügende
Sicherheit davor bieten konnte, daß Unbefugte unbemerkt Einblick in den Inhalt des Schreibens bekamen
oder in der Lage waren, Änderungen am Texte vorzunehmen. Um sich gegen derartige Eingriffe zii
schützen, wurde das Band durch die Rolle gezogen und verknüpft, ein Klümpchen Weicher Tonerde
um den Knoten gegeben und ein Petschaft oder Siegelring darauf gedrückt Damit fand die Tätigkeit
des Schreibers ihren Abschluß. Galt es doch als Zeichen krasser Unbildung, wenn der Schreiber nicht
zuerst die Adresse schrieb und dann die Besieglung vornahm, wie es sich gehörte, sondern das Siegel
aufdrückte, bevor die Adresse geschrieben war, geradeso wie es auch nicht fein war, ein zu dickes
Siege) an Zubringern*
\ l 0 N '.Abd Rabphu, *lqd 51, 5,204*-$. Vgl. HeulTU, S. 25.
2 Vgl. W. E.Crum, CMBM. S« XVt n* 383 <S. 179), 380 (5, 181), Coptic Mtmjscripts bro^ghl from üie Fayyum, Ta/. 3,
XIV «nd S. Z&.. Von dem AdreSxnkhett des Jrisr erwähnten Berliner I*. 5560 hat mir B«. Iwchsi eine Pause »«gefertigt (Abb. f>g\
Auf griechischen Pupyrusbriefer« äö& Ägypten ist der Platz: des künftigen Siegels öfters durch ein liegendes Kreus »«gedeutet
siehe L. WenüeaV Artikel trt Piulvs Real'Enzyklopädie, Separetab druefc S. 17.
•4 So s. B. TERF n° 724,. m.
4 IßN * Abd Rabbi m, 'fqd II» S. 204 5 f. X Karasacek, Die Adresse, S- 2 C. H. Becker, P. Heid. Ul r S. 25.
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78
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik
Das Aufdrücken des Siegelstempels oder Siegelrings (häthn, hätam , hatam) auf die weiche
Siegelmasse hitdm) heißt im Arabischen haiama, das gleich tabua gesetzt wird. Das Wort
ist ebenso alt wie die Sache. Schon im Altägyptischen heißt htm »versiegeln«, ebenso im Altsüdarabischen, 1
in den aramäischen und phönizischen Inschriften ist nnn »Siegel« und »Siegelmacher, Siegler« belegt,*
im Hebräischen finden wir onn »Siegel« und onn »siegeln«, im Syrischen entsprechend tio&l und j© l*. Ist
das Wort aus dem Altägyptischen entlehnt, wie J. Barth 8 annimmt, so muß es sich hier um ein 7 sehr
altes Lehnwort handeln. Auch das zweite Wort für »den Siegelstempel aufdrücken, siegeln«, &> geht
ebenso wie das gleichbedeutende hebräische und syrische vielleicht auf altägyptisches db'
»siegeln« zurück, und ebenso dürfen wir wohl hebräisch »Siegelring, Gemme« aramäisch-syrisch
puaj, das als timbn'u, timbuttu ins Akkadische übergegangen ist, als Lehnwort aus ägyptischem db'-t
»Siegel« ansehen. 4
Als Siegelinstrumente sind bei den Arabern seit alter Zeit Petschaft und Siegelring in Gebrauch;
ersteres wird an einer Schnur um den Hals gehängt oder in einem Beutel zusammen mit den Juwelen
des Siegelbesitzers verwahrt, letzterer am Finger getragen. 5 Petschaft und Siegelring sind entweder aus
einem Stücke, oder bestehen aus einem gravierten Steine, der mit einer metallenen Handhabe versehen
oder zu einem Ringe gefaßt ist. 6 Als Metalle sind Gold, Silber, Bronze, Eisen und Stahl in Gebrauch,
für die Siegelsteine verwendet man Jaspis, Achat, Onyx, Sardonyx, Hyazinth, Karneol, Amethyst,
Haematit, Türkis, Korund, Smaragd, Diamant, Nephrit, Bezoar und Bernstein. 7 Von den Metallen war
nur gegen Gold eine gewisse Abneigung vorhanden; die gute Sitte verbot dem Gebildeten, sich eines
Siegels aus Gold zu bedienen, da solches von Frauen, Pagen und Sklavinnen getragen wurde. 8 Auch
hatte der Prophet das Tragen goldener Siegelringe verboten,® er selber freilich soll einen solchen getragen
haben, den er später durch einen silbernen ersetzte. 10 Kluge Leute, die für alle Fälle weder bei den
Orthodoxen Anstoß erregen, noch sich gegen den guten Ton vergehen wollten, wählten den Ausweg,
sich Siegelringe anzuschaffen, die zum Teil aus Gold, zum Teil aus Silber angefertigt waren. 11 Gelegentlich
war im Ringkasten auch ein tötliches Gift verborgen. Einen solchen Ring trug z. B. Abü Jahjä Hälid
b. Barmak, der Wezir des as-Saffäh. 18
1 Siche N. Rhodokanakis, Katabanische Texte zur Bodenwirtschaft: SBAW 104/2 (1019), S. 56, 113.
2 Siehe M. Lidzbarski, Handbuch der nordsemitischen Epigraphik I (Weimar 1808), S. 282.
3 ZDMG 44 (1800), S. 685. Über als aramäisches Lehnwort vgl. S. Frankel, Die aramäischen Lehnwörter im
Arabischen, S. 252.
* Vgl. H. Zimmern, Akkadische Fremdwörter als Beweis für babylonischen Kulturcinfluß 2 (Leipzig 1017), S. 20; A. Ekmax,
Ägyptisches Glossar (Berlin 1904), S. 155.
b Vgl. M.Reinaud, Monumens arabes, persans et turcs, du cabinet de M. Le Duc de Blacas et d'autres cabinets 1 (Paris 1828),
S. 30; J. v. Hammer, Abhandlung über die Siegel der Araber, Perser und Türken (Separatabdruck aus DAW 1 [1850], S. 1—36), S. 1.
® M. Reinaud, a. a. O. I, S. 30. Beide Formen waren auch im alten Südarabien üblich. Ein sehr schönes gefaßtes Petschaft
hat Th. Bent aus tfadramot mitgebracht, zwei Bronzcstempcl E. Glaser (Gl. 326, 1702). Ersterer ist von J. H. Mordtmann,
Himjarischc Inschriften und Altertümer, S. 57, n<> 12 und Taf. 1 veröffentlicht.
7 M. Reinaud, a. a. O. I, S. 2, 4, 7. E. Wiedemann, Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften XXX. Zur Mineralogie
im Islam : SBPMSE 44 (1912), S. 216, 228, 232-35, 247. Abü Tajjib Muhammad b. Ishäq b. JahjA al-WassA’, Kitäb al-Muwassä
ed. R. E. Brünnow (Leiden 1886), S. 125i2—18.
8 Al-Wassä’, Kitäb al-Muwassä, S. 125 17 f.
° Al- c AsqalAn1, Fatb al-Bäri bi-sarb §abib al-Buhäri X (Büläq 1301), S. 266 jol, 14, 22, 24, 32 , 26 7 0 ff., 268 1 — 17 , doch vgl.
ebenda S.27215-17. Aus letzterer Stelle und dem Kommcntaram Rande Z. 15—17 sowie Ibn KatIr, Badäja wa-Nihäja 111, fol. 173f 4 _j 6 ,
ersehen wir, daß Mubammads Zeitgenossen auch Siegelringe aus Bronze und Eisen trugen. Zu letzteren vgl. auch Ibn Qutajba,
Kitäb al-Ma'ärif, S. 12817.
l° Al-'AsqalAnI, a. a. O., S. 266, Sarb Z. 30fT., 267lif., 268 19 f., §arb Z. 5ff., 2e9i6ff., §arb Z. 6flf., 270, 271, 2722-5-
Ibn KatIr, a. a. O. III, fol. 172g|.^ 27-31* *73j. Al-BalAdurI, Futüb, S. 4624- Dieser goldene Ring war angeblich ein
Geschenk des Nagäsi von Abessinien und hatte einen Karneol oder Onyx als Ringstein. Gewöhnlich wird aber als Material des
Prophetenringes Silber angegeben. Siche al-'Asqalän!, a. a. O., S. 268i8-31, Sarb Z. lff., 26930; Ibn KajIr, a. a. O. III, fol. 172^
173£, 173*; al-BalAdurI, Futüb, S. 461 löf., 462s; *AlI Dede, Mubä<jarat al-Awä’il, S. 28 if. Nach einem anderen Berichte,
der auf Mubammads Siegelbewahrer Mu'ajqib zurückgeht, soll der Prophet auch einen mit Silberdraht umsponnenen Ring aus
Eisen getragen haben, siehe al-‘AsqalanI, a. a. O., S. 27125IT.; Ibn KatIr, a. a. O. III, fol. 173f, f Über das Siegel Mubammads
vgl. auch M. Reinaud, a. a. O. I, S. 4—6, 37, 229.
1* Chr. G. v. Murr, Drey Abhandlungen von der Geschichte der Araber überhaupt derselben Münzen und Siegeln
(Nürnberg 1770), S. 86.
12 Al-ManükI, La{ä’if, fol.76 r : ÄlllüH Aj ijj jy Vgl. M. Reinaud, a. a. O. I, S. 127.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Außere Merkmale. 0. Das Siegel.
79
Die Siegelmasse, in die Petschaft oder Siegelring eingedrückt wurde, bestand schon zu Anfang
des Islam aus Tonerde. 1 Dabei brauchte man für den Akt des Besiegeins der Verschnürung von
Urkunden oder Briefen den Ausdruck Olk, tdna* oder ^*kll wllfll wada'a ' ala-l-kitdb at-ftn
»Ton auf die Urkunde legen« 5 oder wUÜi hatama-l-kitdb bi-t-Tin »die Urkunde mit Ton
siegeln« und bezeichnete das Tonklümpchen, das hiezu verwendet wurde, als £*k, tina. 4 Ihr Gebrauch
läßt sich aber auch im 'Iräq literarisch nachweisen. 6 In Ägypten hat man in arabischer Zeit die Urkunden
und Briefe durchwegs mit solchen Tonsiegeln verschlossen.® Wachs (j*w, sanf) wurde schon unter
den Umajjaden als Siegelmasse verwendet und dieser Gebrauch ist auch noch für den Anfang des
XIV. Jahrhunderts n. Chr. bezeugt. 7 J. Karabacek 8 erwähnt ein solches Wachssiegel unter den Stücken
des ersten Fajjümer Fundes, sagt aber nicht, ob es aus arabischer oder griechischer Zeit stammt Ich
habe es nicht zu Gesicht bekommen. Sehr merkwürdig ist das schon von J. Karabacek in PERF n° 18
abgebildete und beschriebene Siegel, das aus einer mit dem Namen beschriebenen Pergamentscheibe,
die von einem aus der Krone der Papyrusstaude gebildeten, zur Befestigung mit Papyrusmarkstreifen
künstlich durchflochtenen Fadenwulste umgeben ist. Falls das Stück wirklich als Siegel diente, was
nicht ganz sicher scheint, kann es sich wohl nur um ein Hängesiegel handeln.
Die noch heute übliche Form des Siegeins von Urkunden und Briefen, die darin besteht, daß
man Petschaft oder Siegelring an der gravierten Stelle mit Tinte oder einer Lösung von rotem oder
schwarzem Ton einreibt und dann auf das Blatt abdrückt, ist zwar, wie wir aus Ibn Haldön 9 ersehen,
im Osten alt, auf den Papyri und Pergamenten aus Ägypten aber, soviel mir bekannt ist, nicht zu
belegen. Nur das ganz junge Papier PER Inv. Chart. Ar. 1790 zeigt ein derartiges aufgedrücktes Siegel.
In den Formen der Siegelsteine und Petschaften herrscht reiche Abwechslung. 10 Am häufigsten
sind runde, ovale und querovale vertreten, ziemlich häufig sind viereckige, die gelegentlich an den Ecken
abgeschrägt oder leicht abgerundet sind, 11 seltener sind spitzovale, 1 * schildförmige unten abgerundete, 15
queroblonge, 14 trapezoide 16 und schildförmige oben und unten abgerundete. 1 ® Sie sind entweder mit einer
figuralen Darstellung oder einer Inschrift versehen, die entweder erhaben oder vertieft gearbeitet ist.
Inschriften sind in der Regel in Spiegelschrift eingegraben, vor allem, wenn der Siegelinhaber das Stück
zum Siegeln verwendet 17 Gemmensiegel mit Darstellungen von Tieren oder Menschen sind bei den
Arabern schon früh in Gebrauch gewesen, nicht nur im südarabischen Kulturlande, sondern auch in
1 Der Halife 'Umar b. al-Haftib soll der erste gewesen sein, der mit Ton siegelte. AxTa'AlibI, Lafä’if, S. 104. Ibn Rostf.h,
BGA VII, S. 1927f. Vgl. J. Karabacek: DAW 33 (1882), S. 213; M. Reinaud, a. a. O. I, S. 108.
2 Al-Öauiiar!, $ib&b II, S. 39113. Al-FIrüzAbädI, Qimüs IV, S. 285io.
3 Al-AzraqI, Kitib ahbir Makka hg. v. F. Wüstenfeld, Die Chroniken der Stadt Mekka I (Leipzig 1858), S. 1010.
4 T». Nöldeke, Beiträge zur Kenntnis der Poesie der alten Araber, S. 186, 189. Ai.-FfRÜzÄBAnf, Qimüs IV, S. 119jr>.
P. Heid. III, S. 24.
6 Siehe S. 30 Anm. 1.
c J. Karabacek: DAW 33 (1882), S. 213, die Theodor Graf sehen Funde, S. 11, MÖM 19 (1884), S. 133 hielt diese Ton¬
siegel zuerst für Bleisiegel. Dieser Irrtum hat bedauerlicherweise auch in V. Gardtiiausf.n’s Griechische Palaeographie 2 I, S. 108
Eingang gefunden.
7 Ibn at-TiqjaqA, ol-Fahn, S. 130of. (Nach einer Notiz aus dem Nachlasse J. v. Karaiiacrk’s.). Vgl. auch M. Reinaud
a. a. O. I, S. 108.
« DAW 33 (1882), S. 213.
0 Muqaddama, S. 2655 f., 2608—11. Der Ton, der dazu verwendet wurde, hieß schon in 'abbisidischcr Zeit plAl
litt al-Hntm und wurde in Nisubür, Nairiz und bei Sirif gefunden. Vgl. ai.-MaqdisI, BGA III, S. 333] f., 443ir>f., IV, S. 293.
(Nach einer Notiz aus dem Nachlasse J. v. Karabacf.k’s.) Siehe auch E. Wif.demann, a. a O., S. 252. Zu und
terra sigillata vgl. al-ÖawAlIqI, Kitib al-Mu'arrab hg. v. E. Sachau (Leipzig 1807), S. 123, S. Fränkei.. Die aramäischen Lehn¬
wörter im Arabischen, S. 252.
10 Vgl. J. v. Hammer, a. a. O., S. 37; Chr. G. v. Murr, a. a. O., S. 85; M. Reinaud, a. a. O. I, S. 23.
11 PERF n<> 589, 595, 001, 602, PER Inv. Ar. P. 9997, 10071, 10090.
12 PER Inv. Ar. P. 10079.
13 PER Inv. Ar. P. 10078.
H PER Inv. Ar. P. 1912.
i f » PER Inv. Ar. P. 10005.
1 « PER Inv. Ar. P. 10077.
17 Vgl. M. Reinaud, a. a. O. I, S. 29.
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80
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
Nordarabien. 1 Nach einer Tradition soll auch der Prophet Muhammad einen Siegelring mit dem Bilde
eines Löwen getragen haben 1 3 und eine andere, die freilich stark angefochten wird, behauptet, auf seinem
Siegelring sei eine menschliche Gestalt dargestellt gewesen. 8
Als dann die Araber nach der Eroberung der reichsten Provinzen des byzantinischen Reiches in
engere Fühlung mit der antiken Kultur kamen, nahmen sie gar keinen Anstoß daran, die alten, von
ihren Vorgängern im amtlichen Verkehre geführten Gemmensiegel weiterverwenden zu lassen und den
griechischen und koptischen Beamten die Versiegelung von Urkunden mit ihren griechischen Gemmen¬
siegeln zu gestatten. 4 Auch Urkunden in arabischer Sprache wurden mit solchen versiegelt, 5 6
ja noch im Jahre 329 d. H. (941 n. Chr.) verwendet ein Steuerbeamter bei Ausstellung einer
Steuerquittung (PERF n°959) sein griechisches Siegel.
In den Siegelinschriften herrscht reiche Mannigfaltigkeit. Wir können nach dem Inhalte vier große
Gruppen unterscheiden:
a) Siegel mit frommen Sprüchen oder Qur’änversen;
b) Siegel mit allgemeinen oder auf bestimmte Verhältnisse abgestimmten Sinnsprüchen;
c) Siegel mit dem Namen ihres Besitzers;
d) Siegel mit dem Namen ihres Besitzers in Verbindung mit frommen Formeln.
Ich kann im Rahmen dieser Darstellung naturgemäß keine erschöpfende Aufzählung aller hier in
Frage kommenden Siegelinschriften geben, sondern muß mich auf jene beschränken, die sich an
arabischen Papyri vornehmlich der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer finden. 8
Aus der ersten Gruppe führe ich drei Beispiele an, die mir bis jetzt untergekommen sind. PER
Inv. Ar. P. 10072 zeigt auf dem Siegel aM »Im Namen Gottes«, in zwei Zeilen geschrieben, die ein
kleines Pentagramm in die Mitte nehmen. 7 Auf PERF n°0 lese ich, gleichfalls in zwei Zeilen verteilt,
aM »Gott ist mein Genüge« 8 . Das Siegel von P. Grenf. II n° 105 und 106 ist zu lesen aUL ^£»1
»Mein Vertrauen beruht auf Gott und seinem Sendboten«.
Die zweite Gruppe ist bis jetzt, soviel ich sehe, gar nicht, 9 die dritte aber ziemlich häufig vertreten.
Die hiehergehörigen Siegel enthalten entweder nur den Namen ( Isni) oder auch noch den Vatemamen
des Besitzers. Zu ersteren gehört PERF n° 699, 757 und 995. 10 Das letzte Stück ist dadurch bemerkens¬
wert, daß der Aussteller sich in der Adresse Johannes schreibt, auf dem Siegel sein Name aber
in der Form Johannä erscheint. Zu letzteren erwähneich PERF n° 725, 758, PER Inv. Ar. P. 1912. 11
Auf dem Siegel PERF n°867 finden wir die in zwei Zeilen verteilte Inschrift a*jaL »Siegel des
Jalahwajh«, darunter ist noch ein Sternchen angebracht.
Auch die vierte Gruppe ist zahlreich vertreten. Die den Namen des Siegelbesitzers begleitenden
Formeln bringen vor allem seinen Glauben an Gott und sein Gottvertrauen zum Ausdruck.
l Vgl. J. H. Mordtmann, Hi mj arische Inschriften und Altertümer, S. 49, n<> 13, S. 50—57 und Taf. 1 ; D. H. Müller, Süd¬
arabische Altertümer, S. 52—57 und Taf. 13; ZDMG 11 (1857), S. 73f. und Taf.; D. H. Müller, Epigraphische Denkmäler aus
Arabien: DAW 37 (1889), S. 20 und Taf. 5; ZDMG 19 (1865), S. 292 und Taf. 35 b, D. H. Müller: DAW 37 (1889), S. 19 und
Taf. 5; F. Hommel, Aufsätze und Abhandlungen II (München 1900), S. 160.
s Al-*AsqalAnI, a. a. O., S. 273if.
3 Ibn KatIr, a. a. O. III, fol. 173g: Jja A-i 0 ^Aj|
4 Vgl. PERF no 556, 559, 565, 566, 667, 571, 580, 587.
5 Z. B. PERF no 593, PER Inv. Ar. P.1434, 1916, 10070, 10079, 10086. Zum Siegel der Qurra-Urkunden (PERF n« 593),
vgl. auch P. Lond. IV no 1346 (S. 19), 1363 (S. 38), 1374 (S. 47), 1385 (S. 59), 1492 (S. 432).
6 Die Legenden der im Führer verzeichneten Stücke sind schon von J. Karabacek gelesen.
7 Zur Legende a 11| , die der Siegelring des Mosrüq trug, vgl. al^AsqalAn!, a. a. 0., S. 276i7, M. Reinaud, a. a. 0. II,
S. 3, no 1.
8 Qur’än, Sure 9iao, 39s». Vgl. av- c AsqalAn!, a. a. O., S. 27620; J. v. Hammer, a. a. 0.,S. 10, 33, 43; D. H. Müller, Süd-
arabische Altertümer, S. 57, n° 164 (Taf. 13, no 43).
9 Vgl. al-WassA , Kitäb al-Muwassa, S. 162—165. Hier sind auch Legenden aus der ersten Gruppe verzeichnet.
10 Vgl. auch M. Reinaud, a. a. 0.1, S. 37; J. v. Hammer, a. a. O., S. 45.
11 Derartige Inschriften wurden bereits sehr früh angebracht. Ein Beispiel aus der Umgebung des Propheten, den Ring des
e Abd Allah b. 'Umar, erwähnt al-'AsqalAn!, a. a. 0., S. 276uf. Vgl. auch M. Reinaud, a. a. O. I, S. 38, II, S. 89, no34;
J. G. Chr. Adler, Museum Cuficum Borgianum Velitris I (Romae 1782), Taf. 9, n° 3, II (Hafniae 1792), S. 40 (in der Mitte unten).
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 6. Das Siegel.
81
So z. B. PERF n° 670:
^y
*An Gott glaubt Jünus
b. 'Abd ar-Rahmän.« 1
oder PERF n»667, 668
PER Inv. Ar. P. 4784:
ö
CS.
aJjwJj aIIIi
»Al-Hasan b. Said
glaubt an Gott und seinen Sendboten.«
PERF n° 698:
iü jJJt
»Gott ist das Vertrauen
des 'U§für« 2
PERF n° 577, 581:
Jwl)
aJJL
cV'j
»Rasid
auf Gott
vertrauend.« 8
PER Inv. Ar. P. 9996, ebenso mit
wechselnden Namen, Inv. Ar.
P. 10061, 10078, PERF n“ 820 bis
824, 866:
alb
P
»Auf Gott
Müsä b. Muhammad
vertraut.« 4
PERF n" 595:
yi jup
Si
»An Gott glaubt
f Abd al-WÄ-
hid und vertraut auf ihn.«
PER Inv. Ar. P. 10067:
<y.
aii i\ ai ii 'xtt.
»Idris b. Hakim
bezeugt, daß es keinen Gott außer Gott
gibt«
PERF n” 717:
X& ^y q9
aU| Jmj
»Farag b. 'Abd Allah,
der um Hilfe durch die Macht Gottes fleht.«
Der Inhaber des folgenden im Führer abgebildeten Stückes hat es für notwendig gehalten, seinen
Namen auch in griechischer Schrift beizugeben.
PERF n° 589: l* »Es nimmt seine Zuflucht Na-
6 id zu Gott
NeriA Negid ‘
Interessant ist das folgende Siegel, das schon J. Karabacek 5 mit Faksimile veröffentlicht hat, als
Beispiel für Involutio.
1 Vgl. Ciir. G. v. Murr, a. a. 0., S. 100f., n° 5; J. v. Hammer, a. a. 0., S. 9 Anm. 4, 10 Anm. 4.
2 Vgl. Chr. G. v. Murr, a. a. O., S. 101, n° 12; J. G. Ciir. Adler, Museum Cuflcum Borgianum II, S. 64 rechts; J. v. Hammer
a. a. O., S. 10 Anm. 1, 9.
2 Vgl. Chr. G. v. Murr, a. a. O., S. 99, n<> 1; J. v. Hammer, a. a. O., S. 10 Anm. 0.
4 Vgl. J. G. Ciir. Adler, Museum Cuflcum Borgianum II, S. 40 rechts und links; M. Rkinaud, a. a. O. II, S. 264, n<> 110
Taf. 4; J. v. Hammer, a. a. O., S. 11 Anm. 7, 12 Anm. 4, 5; ZDMG 18 (1864), S. 20, n« 32.
3 Die Involutio im arabischen Scbriftwesen: SBAW 135/5 (1896), S. lOf.
11
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82
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
PERF n° 572
ist nun zuerst als ^ und dann als
AÜl» ( jd 'Jd zu fassen, so daß sich folgende Lesung
ergibt:
dl (Jd) ^d
»Abü Ha’im b.
Jahjä, errette mich, o Gott.«
Zum Schlüsse erwähne ich noch zwei Siegelinschriften von zwei Papyri, von denen der eine in
Paris, der andere in London verwahrt wird. Ersteren hat Sylvestre de Sacy, 1 letzteren W. E. Crum 8
veröffentlicht. Das Siegel des Pariser Papyrus enthält die Legende: J iA j*}^ was
DE Sacy durch »Djaber a remis tous ses interets au (Dieu) clement (et) miseiicorciieux« übersetzt hat.
Das Londoner Stück trägt die Inschrift: 3
*11
»Sabib b.
Sahm, sein Genüge
ist Gott.«
Der Gebrauch des Siegels war den Arabern jedenfalls schon seit altersher vertraut. Nicht nur in
jenen Gebieten, die zur christlichen Einflußsphäre gehörten und damit auch in engen Beziehungen zur
hellenischen Kultur standen, wie Nagrän, 4 ist das Tragen von Siegelringen schon vor dem Islam üblich
gewesen, auch für das »heidnische« Arabien fehlt es nicht an Hinweisen, die auf den Gebrauch des
Siegels bei den Arabern der öähilijja deuten, 5 ganz abgesehen vom alten Südarabien, von wo wir
noch alte Siegelringe und Siegelstempel besitzen (siehe S. 78). Jedenfalls hat man sich des Siegelrings
ebensowohl als Erkennungszeichen wie zum Versiegeln bedient. In welchem Ausmaße dies der Fall
war, wissen wir freilich nicht; doch gestattet uns die überragende Bedeutung, die das Siegel in späterer
Zeit schon vom I. Jahrhundert d. H. an bis auf die Gegenwart im täglichen Leben und insbesondere
im Geschäftsverkehre einnahm, beim Beharrungsvermögen des Orients in diesen Dingen den Rückschluß,
daß zumindest in den großen Handelsplätzen, wie in Mekka, der Gebrauch des Siegelrings ein ziemlich.
verbreiteter gewesen sein wird. Um so auffallender ist nun die Behauptung, Muhammad sei unter den
Qurajs der erste gewesen, der Briefe siegelte. 6 Als Veranlassung hiezu wird angegeben, der Prophet
habe die Absicht gehabt, an die Könige oder in Sonderheit an den König der Romäer eine schriftliche
Aufforderung zum Übertritt zum Islam zu richten. Da er nun hörte, daß diese nur versiegelte Briele
lesen, habe er sich einen Siegelring angeschafft. Das soll im Jahre 6 oder 7 d. H. (627/28 oder 628/29 n. Chr.)
gewesen sein. 7 Der Siegelring trug die Inschrift aÜI J y»j »Muhammad, der Sendbote Gottes«, 8 oder
1 Journal des Savans 1825, S. 463. Vgl. eine ähnliche Legende bei M. Reinaud, a. a. O. II, S. 112, n° 46; J. v. Hammer,
a. a. O., S. 33 Anm. 1.
2 CMBM n<> 1050, S. 437.
8 Crum gibt den Namen, der im koptischen Texte cenm Y lautet, durch ^*1 www wieder. Richtig ist
Zur Umschrift des Sin durch Sigma vgl. schon MPER 1 (1886/87), S. 123f. Statt Ju*a* las Crum Von a)\, das der Graveur
irrtümlich für *111 setzte, sind nur die unteren Teile vorhanden.
4 Vgl. at-TadarI, TaVihI/ 2 , S. 926ist.
8 Vgl. z. B. Imru’u-i.-Qajs, Diwan n° 324 (bei W. Ahlwardt, The Divans of the six ancient Arabic Poets, S. 136) und
die Biographie des al-Muraqqis des Älteren in Agäni V, S. 10118ff. Ibn 'Abd Rabbihi, *Iqd II, S. 20321-23 erwähnt die Ein¬
führung des Siegeins der Briefe im Zusammenhang mit dem Uriasbrief des al-Mutalammis.
6 *Al1 Dede, MubüUJarat al-Awä’il, S. 27321. Im QuPän ist freilich schon in den mekkanischen Suren 64 «, 3005, 4223, 4522
vom Versiegeln die Rede, allerdings in übertragener Bedeutung.
7 Al-'Asqalän!, Fatb al-Bäri X, S. 273i4f., 27ff., 274 if. Ibn KatIr, Badaja wa-Nihäja III, fol. 1725 j_ 8S . Al-Bai.AdurI,
Futüb, S. 401i5fT. Ibn Haldön, Muqaddama, S. 264jo-12. *Ai.t Df.»e, a. a. O., S. 2732ff. J. Wku.iiausen, Skizzen und Vor¬
arbeiten IV, S. 97. Chr. G. v. Murr, a. a. 0., S. 88 . M. Reinaud, a. a. O. I, S. 229.
« Ai.-'AsqalänI, a. a. O., S. 268i8ff., 269iff., 276n, 2774f. Ibn KatIr, a.a.O.HI, fol. 172, 173f >f ^ 9 r Ibn‘Abd Rabbihi,
f lqd II, S. 248i— 3 . M. Reinaud, a. a. O. I, S. 37. J. v. Hammer, a. a. O., S. 7. Vgl. auch die vorangehende Anmerkung.
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b) Merkmale der Urkunden, a) Äußere Merkmale. 6. Das Siegel.
83
nach Ibn Sa'd 1 aÜI Jjw; xjz. aUI p» »Im Namen Gottes! Muhammad, der Sendbote Gottes*, oder nach
Anas b. MAlik* aUI J \^j aÜI S! aH S »Es gibt keinen Gott außer Gott. Muhammad (ist) der Send¬
bote Gottes« und ging als Reichskleinod auf Muhammads Nachfolger über, bis ihn der Halife 'Utmän
im Jahre 30 d. H. (650/51 n. Chr.) verlor. 8 Es ist kaum zweifelhaft, daß schon Muhammad seinen Siegelring
als eine Art Staatssiegel betrachtete; den Adressaten seiner Sendschreiben sollte durch dessen Inschrift
nicht nur seine prophetische Sendung zu Bewußtsein gebracht werden, sondern er sollte ihnen auch
als Zeichen seiner Souveränität gelten. 4 Bezeichnend ist es auch, daß Muhammad diesen Ring dem
Muajqib, einem seiner Sekretäre, anvertraute, der so sein Siegelbewahrer wurde. 5 Er war eben schon
zu sehr Herrscher, um alle aus seiner Kanzlei auslaufenden Schriftstücke selbst zu siegeln. Von seinen
Gefährten haben mehrere, wie wir aus den Historikern erfahren, Siegelringe getragen. 6 Ihr Gebrauch
wird zu dieser Zeit wohl schon ziemlich allgemein verbreitet gewesen sein.
Die Besiegelung von Urkunden und Briefen erfolgte in zweifacher Art. Man verschloß entweder
den zusammengefalteten Brief durch das Siegel in der Absicht, seinen Inhalt dem Einblick Unbefugter
zu entziehen und diese Funktion des Siegels scheint die ältere zu sein — wenigstens ist sie schon
durch die S. 82 Anm. 5 erwähnte Geschichte des Briefes des Mutalammis bezeugt — oder man setzte
das Siegel unter den Text der Urkunde. In beiden Fällen hat das Siegel gewiß vielfach die Unterschrift
ersetzt 7 und zugleich auch die Beglaubigung ausgedrückt. Die Versiegelung konnte wohl zugleich auch
als eine Art Form Vorschrift gedacht werden, insofern, als die versiegelte Urkunde nur dann und nur
so lange gültig blieb, als das Siegel unverletzt war. Das hätte zugleich auch zur Voraussetzung, daß
das öffnen der Urkunde nur durch eine bestimmte Person oder hiezu berufene Behörde erfolgen durfte. 8
Die Forderung, daß Siegel von Testamenten und richterlichen Entscheidungen für möglichst lange Halt¬
barkeit eingerichtet sein sollten (siehe S. 76), dürfte auf eine derartige Verkettung der Erhaltung des
Siegels mit der Gültigkeit der Urkunde zurückzuführen sein. Trotzdem liegt in Versiegelung und Unter¬
siegelung doch ein feiner Unterschied: durch* letztere erkennt der Untersiegelnde den von ihm als
Aussteller herrührenden Text an und beglaubigt damit auch die Echtheit der Urkunde, ja noch mehr,
nicht nur die Richtigkeit und Gültigkeit des Textes wird durch das Siegel bestätigt, sondern das darin
enthaltene Rechtsgeschäft wird geradezu erst durch das Siegel perßziert und ist ohne dieses ungültig und
nicht perfekt. 9 Derartige untersiegelte Urkunden werden dann oft noch wie andere Urkunden verschnürt
und versiegelt; das zeigt uns deutlich, daß man eben doch einen gewissen Unterschied in der Bewertung
der Anbringungsart des Siegels machte und die Versiegelung in diesem Falle nur den Zweck hatte,
das Briefgeheimnis zu wahren und vor Eingriffen Unbefugter zu schützen.
Die Sitte, durch Untersiegelung die Urkunde zu beglaubigen, geht schon in sehr alte Zeit zurück
und ist nicht vielleicht erst in Ägypten von den Arabern angenommen worden. Schon eine Land-
schenkungsurkundc, die Abü Bakr ausstellte, wurde vom Halifen untersiegelt und trug die Unterschriften
der zehn Zeugen. Abü Bakr’s Nachfolger TJmar sollte gleichfalls seinen Namen unter das Dokument
setzen und damit sein Einverständnis mit dessen Rechtsinhalt bezeugen, weigerte sich aber nicht nur,
t Bei ai.-*Asqalän 1, a. a. 0., S. 27231t.
2 Bei ai.-*Asqalän!, a. a. O., S. 277 i r.; vgl. Ai.-MAKtN, Historia Snraccnica, S. 10.
3 Ibn KatIr, a. a. O. III, fol. 172V24, 173^31-33, IV, fol. 90 r 2l—29.
* Derartige Gedanken schimmern schon bei al-'AsqalänI, a. a. O., S. 27320IT. durch. Zum Ring als Souveränitätszeichen
in der antiken Kultur vgl. V. Gardthausen, Griech. Pal. 2 I, S. 171. Auch Ibn Kai.dün, Muqaddama, S. 2649, 266i3—16 kennt
den Ring als Abzeichen der Herrscherwürde.
3 Ibn 'Abd Rabbiih, c Iqd II, S. 24732. Nach *Iqd II, S. 20433, 205 ir. und Miskawajhi, Tagärib al-Umam: E.J. W. Gibb
Memorial Series VII/1, S. 2922-4, deponierte der Prophet seinen Siegelring auch bei Hanzala b. ar-Rabi\ der immer einsprang,
wenn kein anderer Schreiber zur Hand war.
6 Vgl. al-'Asqalän!, a. a. O., S. 27014—17. Ibn Qutajba, Kiiab al-Ma'ärif, S. 14417-20.
7 Vgl. V. Gardthausen, Griech. Pal. 2 I, S. 170.
8 Vgl. L. Wenger’s Artikel Signum in Paulys Real-Enzyklopädie, Separatabdruck S. 191.
0 Diese Anschauung vertritt Ibn Haldün, Muqaddama, S. 2656-8: iS** Cf*
»Ui JiL
0 **
a. a. O. I, S. 98.
{ 4'<y* cA*3Ul 4 J 4 '“ A» Uj*\ v— I aJI. Vgl. auch M. Reinaud,
- - - " - ' * * ’ .. '
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3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
dies zu tun, sondern löschte auch die Schrift aus und zerbrach das Siegel. 1 'Umar hat dann, als er
das Chalifat übernommen hatte, selbst Getreideanweisungen für die hungernde Bevölkerung untersiegelt
(siehe S. 27). Seinen Nachfolgern ist das Untersiegeln wohl schon durchaus geläufig gewesen. So richtete
der Halife Mu'äwija im Jahre 41 d. H. (661/62 n. Chr.) an al-Hasan auf sein Ansuchen um Frieden
ein weißes von ihm untersiegeltes Blatt und forderte ihn in einem Begleitschreiben auf, seine
Bedingungen auf das untersiegelte Blatt zu setzen, sie seien ihm zugestanden. 2
Von der Versiegelung der Papyri und Pergamente war schon S. 77 die Rede. Es erübrigt sich hier
noch, auf einige Besonderheiten einzugehen, die sich an den Papyri beobachten ließen. Dazu gehört
zunächst die Feststellung, daß dort, wo es sich lediglich um den Verschluß des Stückes handelte, vom
Aufdruck eines Siegelrings auch abgesehen werden konnte. So zeigt PERF n°615, die Eingabe eines
Waisenknaben an den Statthalter, keinen Siegelabdruck auf dem Tonklümpchen, das den Verschluß des
Papyrus bildete, und ebenso ist auch die Kopfsteuerquittung PERF' n° 746 lediglich mit einem wulstartig
gekneteten Tonklumpen ohne Siegelaufdruck verschlossen worden. Im Gegensätze dazu kam es aber gewiß
gar nicht selten vor, daß nicht nur eine, sondern mehrere Personen ihr Siegel auf dem Tonverschluß ab¬
drückten. Ein derartiges Allianzsiegel zweier Beamten sehen wir z. B. auf PERF' n° 724. Zur größeren
Sicherheit hat man wohl auch das Petschaft oder den Siegelring zweimal in den Ton gedrückt, wie wir es
auf PERF n° 867 sehen. Bei schlecht erhaltener oder unleserlicher Inschrift der Siegel können dann derartige
Siegel oft kaum von Allianzsiegeln unterschieden werden. Endlich möchte ich noch auf die Urkunde
PERF' n° 893 verweisen, die dadurch unser besonderes Interesse verdient, weil sich der Aussteller des
von seinem Vater überkommenen Siegelrings bedient hat. Die Praxis, zur Vorbeugung von Fälschungen
den Namen des Sieglers neben das Siegel zu schreiben, ist mir in arabischen Urkunden nicht begegnet.
Da die meisten Siegelringe den Namen des Inhabers eingeschnitten trugen, erübrigte sich wohl ein Hinweis
auf die Person des Siegelinhabers. Mit der Versiegelung war gewiß oft die Absicht einer Ehrenbezeugung
für den Adressaten verbunden, besonders wenn es sich.um eine hochgestellte Persönlichkeit handelte.
Schon L. Wenger, a. a. O., S. 18 hat das Siegel auf PERF n°615 in diesem Sinne aufgefaßt. Die Vor¬
stellung, daß dem gesiegelten Schreiben sozusagen eine höhere Weihe innewohnt, findet sich auch in
der Literatur. Ich verweise hier nur aut die Interpretation von Sure 27 so durch die Kommentatoren, die
4 > $ - ^ 4 9 T-
»ein ehrenvolles Schreiben« durch »gesiegelt« erläutern, da eben in der Versiegelung die
Ehrung inbegriffen ist. 8
Untersiegelung konnte ich auf PERF' n°556, 559, 565, 613, 699 und SAPRC n° 6 feststellen. In
P. Heid. III, S. 24 erwähnt C. H. Becker zwei Fälle von Untersiegelung aus dem Bestände der Qurra-
Urkunden (Taf. 5 n° 3e, Taf. 11 n° 11). Dazu kommt als dritter wohl noch n° 4 auf Taf. 5. Wie H. I. Bell
festgestellt hat, waren die Qurra-Briefe insgesamt untersiegelt und außerdem versiegelt. 4 Unter den Stücken
der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer habe ich kein Beispiel für das Zusammentreffen von Ver¬
siegelung und Untersiegelung gefunden.
Bisher war bei Versiegelung und Untersiegelung immer nur an die Tätigkeit des Ausstellers gedacht.
Man hat aber im arabischen Urkundenwesen auch die Besiegelung von seiten der Zeugen gekannt.
Als der Halife Sulajmän testamentarisch die Thronfolge ordnete, setzte er seinen letzten Willen auf und
siegelte das Blatt. Dann ließ er einige Männer kommen und sagte zu ihnen: »Ich habe bereits meinen
Nachfolger in diesem Blatte ernannt und es dem Raga übergeben und ihn mit der Ausführung meiner
Willensmeinung betraut, die in d(ies)em Blatte enthalten ist. Bezeuget und siegelt das Blatt«. Da setzten
sie ihr Siegel darauf und entfernten sich. 5
1 Annali dell* Isläm 11/2, S. 767 f.
* At-TabarI, Ta*rih II/l, S. 5i7—19- Ibn al-AtIr, al-Kämil III, S. 340i5—17- Ibn Haldün, Muqaddama, S. 265i7_i9.
8 Vgl. Ibn *Abd Rabbihi, e Iqd II, S. 20328 f., 223i9 (Nach einer Notiz J. v. Karabacek’s).
4 P. Lond. IV, S. XLII.
8 Ibn 'AsAkir, Ta’rih Dimisq, Auszug des *Abd ar-Rabman b. Ismä'il ad-Dimisqi, Cod. Berol. Wetzstein 16 (siehe
W. Ahlwardt, Verzeichnis der arabischen Handschriften IX in: die Handschriften-Verzcichnisse der Kgl. Bibliothek zu Berlin XXI
[Berlin 1897], S. 282, no 9782), fol. 102f: JlÜ A-lc 1^-ji AJuü ^ ^ J 14 P (jÜ-)
l*ip 1 yZsl J Uj Jj AJA J ^J^P O.X|C J3 ^
Zur rechtlichen Bedeutung dieser Handlung vgl. L. Wknger, a. a. 0., S. 20—24.
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Original ffn-m
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b) Merkmale der Urkunden, ß) Innere Merkmale.
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Hier hatten die Zeugen die eigenhändig geschriebene Willenserklärung des Testators und die
Richtigkeit der Ausstellung zu beglaubigen. 1 ln den arabischen Papyri, Pergamenten und Papieren ist
mir Beglaubigung von Zeugen durch deren Siegel bis jetzt nicht begegnet, die Beglaubigung durch die
Unterschrift ist freilich oft genug vertreten.
Ebenso wie die Versiegelung von Urkunden dem Zwecke diente, deren Inhalt dem Einblicke
Unbefugter zu entziehen, so sollte das Siegel auch als Verschluß an Sachen 2 vor unbefugten Eingriffen
dritter Personen schützen. Auf diese Weise siegelte man nicht nur Koffer mit wertvollem Inhalt, 3 die man
zuvor verschnürte, sondern vor allem auch Geldbeutel, 4 Geldkisten, 6 Büchsen mit Juwelen 6 und anderen
Kostbarkeiten. In den Papyri sind solche gesiegelte Geldbeutel erwähnt. 7 Die beiden S. 33 erwähnten
versiegelten Papyrusrollen stellten wahrscheinlich unbeschriebenes Schreibmaterial dar, das auf diese
Weise rein in die Hände des Empfängers gelangen sollte. Vermutlich hat man auch jene Beutel, in die
man Briefe steckte, versiegelt. 8
Bei dieser nach allen Seiten hin gewichtigen Bedeutung, die das Siegel besaß und noch besitzt,
werden wir für die alte Zeit gewiß dieselbe peinliche Sorgfalt in der Aufbewahrung des Siegelringes
oder Petschafts voraussetzen können, die uns auch für die Gegenwart im Orient bezeugt wird. 9 Vor
Fälschungen war man freilich auch dadurch nicht geschützt. Hat doch schon unter 'Umar I ein gewisser
Man b. Zä’ida das Staatssiegel (hätam al-Hilä/a) — gemeint ist das Siegel Muhammads — gefälscht
und sich auf diese Weise einen Anteil an der Grundsteuer von al-Küfa herausgeschwindelt. 10 Mu'äwija
suchte derartigen Mißbräuchen durch die Einrichtung eines eigenen Siegelamtes, des Diwan al-Hätam,
vorzubeugen; 11 damit waren zwar die aus der Staatskanzlei auslaufenden Schreiben geschützt, im
privaten Leben und in den Ämtern kamen aber auch fernerhin noch allerlei Schwindeleien vor, schon
deshalb, weil vornehme Herren ihr Siegel ihren Sekretären anvertrauten und damit auf deren Ehrlichkeit
angewiesen waren.
ß) Innere Merkmale.
Der Wortlaut, die Fassung der Urkunde, ihr Stil und ihre Sprache, sowie endlich ihr
Rechtsinhalt sind innerliche Bestandteile und Eigenschaften der Urkunde, die wir aus einer getreuen
Abschrift ebensogut entnehmen können, wie aus dem Originale; sie bilden, vom Rechtsinhalte abgesehen,
die inneren Merkmale.
1 Ich erinnere bei dieser Gelegenheit an Gl. 1605, eine Liste von Zeugen, die mit ihrem Siegel die Ausfertigung irgend¬
welcher dazugehöriger Erlässe beglaubigten. Vgl. N. Rhodokanakis: SBAW 194/2 (1919), S. 55 f.
2 Zum Verschlüsse von Sachen im byzantinischen Ägypten vgl. L. Weng er, a. a. O., S. 8 f. Ich verweise hier noch aut
CMBM n<> 1120, S. 470 b Anm. 3, wo vom Versiegeln von 23 Honigkrügen die Rede ist, und auf die mit einem gesiegelten
Tonpfropfen versehenen Weinamphoren, die schon den vorislämischen Arabern bekannt waren. Vgl. R. Geyer, Mä Bukä’u:
SBAW 149/6(1905), S. 203; G. Jacob, Studien in arabischen Dichtern 111 (Berlin 1895), S. 101; Qur’an, Sure 8325f.; Ibn Hai.dOn,
Muqaddama, S. 26418-23-
3 Vgl. M. Reinaud, a. a. O. I, S. 114—110. Auch Ibn IJaldün, Muqaddama, S. 26521 kennt das Versiegeln von Gegen¬
ständen, die man bei anderen zur Aufbewahrung hinterlegt.
4 Solche gesiegelte Geldbeutel wurden als Ehrengabe an die Dichter verteilt. Vgl. al-MaqrIzI, Hifat I, S. 487 1 r.; Agani XIII,
S. 237-9 (letztere Stelle verdanke ich einer Notiz J. v. Karabacek’s).
3 Al-MaqrIzI, Hitnt I, S. 35221.
1 PERF no 769 4f., 7703,8, PER Inv. Ar. P. 1952s-
3 Siehe S. 33 Anm. 1. Die Sitte erinnert an den Brauch in der Türkei, Depeschen und diplomatische Briefe in Beutel aus
Gold- oder Silberbrokat zu stecken, die mit einer Schnur umwunden und mit rotem Sicgelwachs verschlossen wurden, auf das
das Siegel des Sultans gedrückt wurde. Vgl. M. Reinaud, a. a. O. I, S. 111; ZDMG 20 (1866), S. 373. Vielleicht kann in diesem
Zusammenhang der Ausspruch des ( Abd Allah b. f Abbas (f 68 d. H. = 687/88 n. Chr.) bei Ibn *Abd Rabbihi, ( Iqd II, S. 223 18
dahin gedeutet werden, dafi jeder unversiegelte Brief in eine Umhüllung kam. Dann wäre diese
Sitte schon im I. Jahrhundert d. H. zu belegen.
o Vgl. M. Reinaud, a. a. O. I, S. 117; ZDMG 18 (1804), S. 2; M. Louis Dubeux, La Pcrse (Paris 1841), S. 404.
10 Al-Balädur!, Futüb, S. 46212—46321-
11 At-Tabar!, Ta’rih 11/1, S. 205 15 ff. Ibn al-AtIr, al-Kämit IV, S. 7off. Ibn at-Tiqtaqä, al-Fahri, S. 1305ff. As-Sujöyf,
Ta’rlh al-Hulafä, S. 20071T. Ibn HaldOn, Muqaddama, S. 26522 ff. At-Ta'älibI, Latä’if, S. 12. Über die Einführung des Diwan al-Hätam
und der Registratur nach persischem Muster im 'Iräq durch Zijäd b. Abi Sufjän vgl. al-Bai.ädurI, Futüh, S. 404 7ff.
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3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
Hinsichtlich der Fassung zerfallen die Urkunden in zwei Teile. Der erste, als Protokoll 1
bezeichncfe Teil, der noch weiters in Eingangs- und Schlußprotokoll geschieden wird, enthält die
Formeln zur Kennzeichnung des Ausstellers und Empfängers, sowie die Formeln der Beglaubigung
und Datierung; der andere, Text genannt, umfaßt jene Formeln, die den Sach- und Rechtsinhalt der
Urkunde ausmachen. Kann das Protokoll in Urkunden desselben Ausstellers meist durch einen längeren
oder kürzeren Zeitraum gleich bleiben, so muß der Text entsprechend jeweils der Verschiedenheit des
Empfängers und des Rechtsinhaltes auch bei Urkunden desselben Ausstellers wechseln.
Protokoll und Text bestehen aus einer Reihe von Formeln, für welche die abendländische Diplomatik
bereits eine feste Terminologie ausgebildet hat, die sich auch auf die arabischen Urkunden anwenden
läßt. Wir unterscheiden hier:
A. Eingangsprotokoll. 2 3
I. Invocatio. Die Anrufung Gottes. Sie ist in arabischen Urkunden in der Regel eine verbale, mit
Worten ausgedrückte, und besteht aus der bekannten Basmalaformel ^ »Im Namen
Gottes des Barmherzigen, Gütigen«, die gelegentlich jedoch zu einer Art Symbol verkürzt erscheint
(siehe S. 74). Ein Abgehen von dieser Formel scheint außerordentlich selten, immerhin konnte ich
in PER Inv. Chart. Ar. 4067 an ihrer Stelle die Formel *1^- i *Ul »Gott hat nicht seinesgleichen«
feststellen. Die griechischen und koptischen Texte bilinguer Urkunden werden gelegentlich durch
eine symbolische Invokation, das Kreuzeszeichen oder das Chrismon eingeleitet, mit dem sich
häufig die verbale Invokation verbindet, die aus cuv 0ew, 4v övöpcm toö 0eoO oder der Anrufung
der Dreieinigkeit besteht.
II. a. Intitulatio. Name und Titel des Ausstellers, b . Inscriptio (Adresse), Name und Titel dessen, an
den die Urkunde gerichtet ist, oft verknüpft mit c. salutatio, der Wunschformel für das Gedeihen
des Empfängers. Die Adresse ist oft entweder über der Invocatio wiederholt und kam dann bei
der Faltung nach außen, oder sie wurde auf die Rückseite des Blattes gesetzt Ersteres empfahl
sich vor allem überall dort, wo der Schreiber ein auf der Rückseite bereits beschriebenes Blatt
verwendete. Gelegentlich folgt in letzterem Falle auf die Inscriptio und Salutatio eine kurze
Inhaltsangabe des Schreibens (z. B. PERF n° 669)* oder die Angabe des Wohnorts des Empfängers
(PERF n° 767, 769, 771, PER Inv. Ar. P. 9001, 10140). 4 Es kommt auch gar nicht selten vor, daß
eine kurze inhaltliche Charakterisierung der Urkunde von deren Schreiber auf die Innenseite des
Papyrus über die Basmala der Urkunde gesetzt wird, wie z. B. in PERF n° 621, doch so, daß
zwischen Urkunde und Inhaltsangabe ein breiter Zwischenraum bleibt, so daß der obere Teil des
Papyrus, der diese Inhaltsangabe trägt, bei der Faltung nach außen umgebogen werden konnte.
In PERF n° 700 ist diese auf drei Zeilen verteilte Inhaltsangabe mit der Basmala eingeleitet und
steht ebenfalls, durch einen breiten Zwischenraum getrennt, über dem Texte der Urkunde. 5
B. Text.
III. Arenga. Begründung der Rechtshandlung, Verfügung oder Beurkundung durch Berufung auf das
Gesetz (Qur’än) oder allgemeine Motive.
IV. Publicatio. Kundmachung an die Interessenten.
V. a. Narratio. Erzählung der Umstände, die die Rechtshandlung und Beurkundung veranlaßten. Sie
schließt ein: b. die Petitio des Empfängers, wenn Rechtshandlung und Beurkundung auf sein
Ansuchen erfolgt, c. die Interventionsformel, falls hiebei einflußreiche Personen sich verwendeten.
Auch Vorerhebungen werden in der Narratio erwähnt
1 Um Verwechslungen und Mißverständnissen vorzubeugen, die dadurch entstehen können, daß unter Protokoll in seiner
ursprünglichen Bedeutung das erste Blatt der Rolle (irpurröxoXXov), das ich oben S. 42 als Vorsetzblatt bezeichnet habe,
verstanden wird, werde ich überall dort, wo es sich um dos Protokoll der Urkunde im obigen Sinne handelt, stets vom Eingangs¬
und Schlußprotokoll sprechen.
2 Vgl. O. Redlich, Einleitung zur Urkundenlehre, S. 24 t. •
3 Vgl. auch NPAF no 5 (Islam 2 [1011], S. 258). In koptischen und griechischen Urkunden sind derartige Bestimmungen
des Inhalts sehr häufig, erscheinen aber zumeist in verso. Vgl. P. Lond. IV, S. XLII.
4 Vgl. V. Gardthausen, Griech. Pal. 2 I, S. 167.
3 Vgl. P. Lond. IV, S. XLII.
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b) Merkmale der Urkunden, ß) Innere Merkmale.
87
VI. Dispositio, der wesentliche Inhalt der Urkunde, der Ausdruck der Willensmeinung des Ausstellers,
die Darlegung der Verfügung, des Rechtsgeschäftes, das beurkundet wird. Hieher gehört auch
die Pertinenzformel, die Angabe der zum Objekte gehörigen Bestandteile.
VII. Sanctio oder Poenformel. Strafandrohung für die Verletzung der Verfügung oder der Urkunde.
VIII. Corroboratio. Ankündigung der Vollziehung und Beglaubigung der Urkunde.
C. Schlußprotokoll.
IX. Subskriptionen, a. Subscriptio des Ausstellers. Die Unterschrift kann verbal sein, und das ist
die Regel, oder durch ein Handzeichen vertreten werden. In beiden Fällen kann die Unterschrift
eigenhändig oder nicht eigenhändig erfolgen, b. Subskriptionen und Vermerke der Kanzleibeamten
oder des Urkundenschreibers, häufig mit besonderen Zeichen (Rekognitionszeichen, Notariats¬
zeichen), 1 2 die dem Schreiber die Anerkennung seiner Unterschrift erleichtern und vor deren
Fälschung sichern sollten.* c. Subskriptionen der Zeugen, die meist eigenhändig unterfertigen. Wie
schon oben S. 77 bei den Adreßzeichen sind auch bei den Hand- und Notariatszeichen enge
Beziehungen zu jenen koptischer und griechischer Notare festzustellen. So zeigt das Handzeichen
von PERF n° 782 eine auffallende Ähnlichkeit mit jenem in Stud. Pal. 3 (1904) n° 132i2, S. 42,
das aus byzantinischer Zeit stammt, während das verschlungene, an unser manu propria erinnernde
Notariatszeichen von PER Inv. Chart. Ar. 6961 an jenes auf Stud. Pal. 3(1904), n° 11, S. 4 (VI. Jahr¬
hundert n. Chr.) erinnert. Derartige Ähnlichkeiten sind durchaus nicht dem Zufalle zuzuschreiben,
sondern wir haben vielmehr damit zu rechnen, daß eben koptische oder griechische Schreiber
auch bei der Abfassung von arabischen Urkunden und in arabischen Kanzleien tätig waren. Das
ersehen wir nicht nur aus der in Anm. 1 erwähnten Subskription des Paulos und aus den
koptischen Namen der Urkundenschreiber, beziehungsweise Aussteller (siehe S. 21 Anm. 1), sondern
auch aus PER Inv. Chart. Ar. 2027, auf welchem Stücke uns ein offenbar christlicher Schreiber
Proben des Schreibrohrs hinterlassen hat. Neben der islamischen Basmala erscheint hier auch die
Eingangsformel *7^ f“? Namen des Vaters und des Sohnes und des
heiligen Geistes, des Einigen!« und eine dritte beginnt im Namen des Messias (£~*H ^). Der
Schreiber hatte also für Christen und Muslime zu arbeiten. Auf diese Weise wurde naturgemäß so
mancher Brauch aus dem koptisch-griechischen Urkundenwesen in das arabische übertragen.
X. Datierung, kann verbal oder durch Zahlzeichen ausgedrückt werden, gelegentlich findet sich auch
eine Kombination beider Arten.
XI. Apprecatio, ein Schlußwunsch.
Nicht alle diese Einzelformeln sind in jeder Urkunde enthalten. Meist wird die Dispositio vom
Eingangs- und Schlußprotokoll eingerahmt. Arenga und Publicatio sind sehr selten gebraucht und
dasselbe gilt vermutlich auch für sanctio und corroboratio. Ein abschließendes Urteil über die relative
Häufigkeit der einzelnen Formeln wird sich erst nach eingehenden Untersuchungen am gesamten
UrkundenstofTe geben lassen. Außerordentlich interessant ist die Sprache der Urkunden. Reine, echt
klassische 'Arabijja tritt uns vor allem in den Urkunden der Zentralstellen entgegen. Klassische
Bildung, Adab, gehörte ja hier zu den unerläßlichen Voraussetzungen des Beamten, wie wir schon aus
zahlreichen Stellen und Anekdoten des unschätzbaren Kitäb al-Wuzara wa-l-Kuttäb des Ibn 'AiidÜS und der
verwandten Literatur ersehen. Dem gegenüber steht in Briefen und Urkunden des gemeinen Mannes
jene Volkssprache, die sich auf dem Boden Arabiens und der unterworfenen Provinzen entwickelt hat
1 Solche Hand- beziehungsweise Notariatszcichen konnte ich feststcllen in PSR 92 r , 116 r , 122r, 133 r , 209 r , 257 r , 430 r , 448 v ,
554r, 676, 618, 693. PERFn<>200v (= CPR II n<> 102, S. 87), 782, 789, 839, 862, 971, 1133, 1380, PER Inv. Ar. P. 256, 484,
800, 825, 1148, 1208, 1237, 2151, 2178, 2314, 2336, 2337, 2367, 2400, 4784, 6763, 8259, 8451, Inv. Perg. Ar. 232, Inv.
Chart. Ar. 2481, 6961; zu PERF n° 782 und 789 vgl. J. Karabacek: DAW 33 (1882), S. 235, 241. Eine eigenartige Unterschrift
zeigt PERF n<> 656, vgl. J. Karabacek: MPER 1 (1886/87), S. 126. In PER Inv. Ar. P. 882 ist der Name in eine Umrahmung aus
vier Strichen mit Kreisen an den Ecken gestellt, BAU I n° 8 zeigt »eigenhändig« in einer Umrahmung von Strichen, die
ein flüchtiges Sechseck mit Schleifen an den Ecken darstellen. Vgl. J. Karabacek: WZKM 11 (1897), S. 13. In PF.R Inv. Ar. P. 480
erscheint unter einer arabischen Urkunde n&'irXo? mit Schnörkel.
2 Vgl. V. Gardthausen, Die Griechischen Handzeichen: Stud. Pal. 17 (1917), S. 3.
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88
3. Allgemeine Begriffe und Grundlagen der arabischen Diplomatik.
und die im großen und ganzen ziemlich unverändert bis heute fortlebt. Es würde hier zu weit führen,
wollte ich auch nur ein ganz allgemeines Sprachbild zu entwerfen versuchen oder die unverkennbaren
Vulgarismen und Entlehnungen aus dem griechischen Kulturgebiet zusammenstellen, die sich in unseren
Papyri finden. All dies sowie der Stil oder das Diktat, die Ausdrucksweise und Eigentümlichkeiten
bestimmter Kategorien von Texten, sowie der aus dem Rechtsinhalte sich ergebenden Schlüsse auf die
Rechtspraxis wird Gegenstand der Einleitungen zu den einzelnen Urkundengruppen sein. Den ersten
Versuch in dieser Richtung verdanken wir C. H. Becker. 1
c) Entstehung und Überlieferung der Urkunden.
Die Veranlassung zur Ausstellung einer Urkunde gibt mittelbar oder unmittelbar in der Regel das
Rechtsgeschäft oder die Verfügung, die zugleich die sachliche Grundlage der Urkunde bildet. Gelegent¬
lich kann auch ein besonderer Beurkundungsauftrag erfolgen, in dem ein Höhergestellter einem
Untergebenen vorschreibt, über einen bestimmten Rechtsvorgang eine Urkunde herzustellen. Dies ist
z. B. der Fall in PER Inv. Chart. Ar. 25708. Hier wird der Empfänger des Mandates angewiesen, eine
Quittung für Abü Sahl über einen von ihm bezahlten Betrag auszustellen und dessen Bezüge für den
Monat Barumhät zu berechnen. Das Mandat bildet also die Vorurkunde für die vorgeschriebene Quit¬
tung und den Bericht über die Höhe der Bezüge. Es ergibt sich auch öfters, daß ein Rechtsgeschäft
oder eine Verfügung nicht in einem Zuge mit einer einzigen Urkunde erledigt wird, sondern der Ab¬
fassung der endgültigen Urkunde Erhebungen über Einzelheiten mit ihrem entsprechenden schriftlichen
Niederschlage vorangehen.
Wird eine solche Vorurkunde oder ein Vorakt ganz oder teilweise in einer abschließenden
Urkunde angeführt, so spricht man von Insertion und nennt die eingeschaltete Urkunde Insert. Zu
einer Urkunde gehörige Detailberichte können aber auch, wie dies z. B. in PERF n° 793 geschieht, am
Schlüsse angehängt werden, worauf der Aussteller ausdrücklich hinweist. Es ergibt sich von selbst,
daß man oft zunächst nur einen Entwurf, ein Konzept herstellt, 2 in dem nur das Gerippe der Urkunde
angedeutet wird, bevor man an die Reinschrift schreitet (z. B. PERF n° 631, 727). Sind in einem solchen
Entwürfe aber schon alle Einzelheiten angeführt und der ganze formale Wortlaut der Urkunde ent¬
halten, so bezeichnet man ihn als Vollkonzept. Gehen solche Konzepte aus einer Kanzlei hervor,
so spricht man von Kanzleikonzept. Für die formelle Fassung der Urkunden hielt man sich, wie
schon S. 20f. angedeutet wurde, an Muster, Formulare, die die stehenden Formeln der Urkunde
enthielten, in die der sachliche Belang, die jeweils wechselnden Namen der an der Urkunde Beteiligten
einzufügen waren, um die Urkunde herzustellen. Auf Grund des Konzeptes wurde dann die Rein¬
schrift hergestellt. Häufig wird man sich freilich bei der Herstellung der Urkunde den Umweg über
das Konzept erspart haben und gleich zur Reinschrift geschritten sein.
Den Abschluß der Urkundenherstellung bildet dann die Vollziehung und Beglaubigung. Be¬
teiligt sich der Aussteller eigenhändig an der Herstellung, so wird durch seine Unterschrift, sein Hand¬
zeichen oder Siegel die Urkunde vollzogen, womit zugleich auch wenigstens zum Teile die Beglaubigung
gegeben ist, die durch Kanzleiunterschriften vollendet werden kann. Bevor die Urkunde dem Empfänger
zugeht, wird, soweit es sich um kanzleimäßig ausgefertigte Stücke handelte, wohl auch die Eintragung
einer Kopie oder eines Auszugs in ein Register erfolgt sein. Das Bruchstück eines solchen Registers,
das die Korrespondenz des Statthalters verzeichnete, ist uns in PER Inv. Ar. P. 858 erhalten. W T ir
haben schon S. 19 gesehen, daß vom Original (J-ol, asl) von Amts wegen eine Kopie (üe, nusha)
hergestellt wurde und in solchen Fällen der Kopist neben dem Schreiber im Schlußprotokoll der Ur¬
kunde erscheint. Auch an einer amtlichen Kontrolle, die die ausgefertigten Urkunden einer Revision
unterzog, hat es nicht gefehlt. Die bei der Überprüfung für richtig befundene Urkunde bekam die S. 19
angeführten Vidimierungsformeln.
1 P. Heid. III, S. 27-35.
2 Vgl. E. v. Druffei., Pupyrologische Studien zum byzantinischen Urkundenwesen im Anschluß an P. Heidelberg 311:
MBZP 1 (1915), S. 14 f.
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4. Umfang der dritten Reihe des Corpus Papyrorum Rainer!
89
4. UMFANG DER DRITTEN REIHE
DES CORPUS PAPYRORUM RAINERL
Die dritte Reihe des Corpus Papyrorum Raineri soll die arabischen Texte dieser Sammlung
erschließen, und als arabisch werden alle jene Stücke aufgefaßt, die ganz oder zum Teile in arabischer
Sprache abgefaßt sind, also auch alle zweisprachig ausgefertigten Schriftstücke. Zu Vergleichszwecken
werden, wie noch ausgeführt werden wird, von Fall zu Fäll auch andere Stücke herangezogen. Ich
darf wohl hier schon sagen, daß ich den Titel der Veröffentlichung durchaus nicht so auszulegen
• gedenke, als seien alle Texte, die nicht auf Papyrus sondern auf anderen Beschreibstoffen geschrieben
sind, sowie alle Stücke aus anderen Papyrussammlungen von vornherein von der Verwertung im
Rahmen dieser Veröffentlichung ausgeschlossen. Das würde ja gerade jenen Grundsätzen widersprechen,
die ich hier für die Herausgabe der Texte aufstelle, und wäre durch nichts zu rechtfertigen. Es braucht
also nicht erst gesagt zu werden, daß auch arabische Texte, die auf Leder, Pergament, Linnen, Papier
und Tonscherben geschrieben sind, verwertet werden, sofern sie in den von mir bestimmten Zeitraum
gehören, zumal ja die Zahl dieser Stücke gegenüber der großen Masse der Texte, die auf Papyrus
geschrieben sind und die insgesamt verwertet werden sollen, stark zurücktritt. Wenn dabei den Papyri
schon durch den Titel der Ausgabe ein Vorrang eingeräumt wird, der sich nicht durch den Beschreib¬
stoff an sich rechtfertigen ließe, so bedarf dies einer Begründung. — Wie aus der Übersicht über die
Bestände der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer, die ich auf S. 10 gegeben habe, hervorgeht,
stehen wir, da die literarischen Stücke zahlenmäßig fast ganz in den Hintergrund treten, einer Masse
von etwa 46.000 Urkunden und Briefen gegenüber, die in fast ununterbrochener Reihenfolge vom Jahre
22 bis 790 d. H. (642 bis 1388 n. Chr.) laufen, also einen Zeitraum von rund siebeneinhalb Jahrhunderten
umfassen. Es ist für einen Einzelnen ausgeschlossen, eine solche Masse von Stücken derart zu über¬
blicken, wie es eine Veröffentlichung erfordern würde, die allen Anforderungen der modernen Urkunden¬
lehre gerecht werden soll, bei der ja sozusagen jede einzelne Urkunde dem Bearbeiter stets gegen¬
wärtig sein muß. Dazu kommt noch, worauf ich schon S. 17 hingewiesen habe, daß auch die parallelen
Stücke anderer Sammlungen mitzuberücksichtigen sind, so daß das Material die oben gegebene Zahl
noch erheblich übersteigt. Soll da nicht die Übersicht über das Zusammengehörige verloren gehen, so
muß eine zeitliche Grenze festgelegt werden, über die nur in besonders berücksichtigungswürdigen
Fällen hinausgegangen werden soll. 1 Als solche nehme ich das Jahr 358 d. H. (968 n. Chr.) an, in
dem der Feldherr öauhar Ägypten für den Fä(imiden al-Mu'izz li-din Allah eroberte und den Sitz der
Statthalterschaft (kursi-l-Itndra) nach der neuerbauten Stadt al-Qähira verlegte.* War bisher Ägypten
doch noch wenigstens dem Namen nach zum Chalifate von Bagdad in einem gewissen Abhängigkeits¬
verhältnisse gestanden, so fiel nun jetzt mit dem Sturze des Abü-l-Fawäris Ahmad b. *Ali al-Ih§id der letzte
Rest scheinbarer Abhängigkeit, der sich wenigstens im Kanzelgebete für den 'abbäsidischen Halifen und
in der Münze geäußert hatte, fort, und Ägypten bildet von nun an einen Teil des Reiches der Fa^imiden,
mit dessen weiterem Schicksal auch seines bestimmt wird. Durch diese zeitliche Grenze fallen die Stücke
der Sammlung zwei Perioden zu. Die erste 22 bis 358 d. H. (642 bis 968 n. Chr.) umfaßt in der Haupt¬
sache alle Papyri, fast alle Pergamente und Ostraka sowie die ältesten Papiere, die zweite 359—79Öd. H.
(969 bis 1388 n. Chr.) die überwiegende Mehrzahl der Papiere. Daß die Stücke der ersten Periode an
Wichtigkeit jene der zweiten bedeutend überragen und auch schon aus diesem Grunde die Zusammen¬
fassung zu einem Ganzen gerechtfertigt erscheint, braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu
werden. Gerade die Erkenntnis, daß diese Stücke zur Veröffentlichung drängen und nun doch fast
40 Jahre seit ihrer Erwerbung verflossen sind, in deren Verlaufe sie der Wissenschaft so gut wie
verloren waren, bewog mich, um eine rasche Veröffentlichung zu ermöglichen, von der Zusammen¬
fassung aller Stücke der Sammlung im Corpus vorderhand abzusehen und zunächst nur jene der
ersten Periode zu veröffentlichen, da die Einbeziehung der Stücke der zweiten Periode infolge ihrer
1 Es darf hier wohl daran erinnert werden, daß auch Th. Sickel sich einst zu ähnlichem Vorgehen entschließen mußte.
Vgl. sein Programm und Instruktionen der Diplomats-Abteilung, Neues Archiv d. Gesellsch. f. ältere deutsche Geschichtskunde 1
(Hannover 1876), S. 430.
* Al-MaqrIz!, HitatI, S. 330fl-u. Al-ManöpI, Latä’if, fol. 130r—131L
12
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90
4. Umfang dar dritten Reihe des Corpus Papyrorum Raineri.
Zahl eine Hinausschiebung der Herausgabe des Corpus auf Jahre hinaus nach sich gezogen und auch
den Überblick über die Texte ganz außerordentlich erschwert hätte. Das glaubte ich nach dem traurigen
Schicksale, das über der Veröffentlichung des arabischen Bestandes der Sammlung Papyrus Erzherzog
Rainer gewaltet hatte, um so weniger verantworten zu können, als von verschiedenen Seiten der Wunsch
geäußert wurde, in möglichst kurzer Zeit einen ersten Band Papyri zu veröffentlichen, welcher Wunsch nur
dann zu erfüllen war, wenn der zu verarbeitende Stoff sachgemäß eingeschränkt und eingeteilt wurde. Es
wird sich übrigens öfters Gelegenheit bieten, auch Stücke der zweiten Periode zum Vergleiche heranzuziehen,
wenn z. B. die spätere Entwicklung eines Urkundenformulars oder einer Verwaltungseinrichtung, wie
z. B. des Steuerwesens, an der Hand der Urkunden dargetan werden soll. Für Untersuchungen dieser Art
werden ja auch griechische und koptische Urkunden heranzuziehen sein. Um eine gründliche
Bearbeitung der Texte und ihre Auswertung nach jeder Richtung zu ermöglichen, habe ich den ganzen
Bestand einer Periode nach den Gesichtspunkten und Grundsätzen der modernen Diplomatik der abend¬
ländischen Urkunden des Mittelalters in Gruppen eingeteilt, und bin dabei so vorgegangen, daß zunächst
alle Urkunden einer Ursprungsgruppe, z. B. alle aus der Kanzlei des Statthalters in al-Fustät oder aus
den Steuerämtem stammenden Texte, zu einer großen Gruppe zusammengefaßt und dann nach dem
Inhalte und den Ausstellern in Untergruppen geschieden werden. Aus diesen so gewonnenen Gruppen
hoben sich als Sondergruppe die Protokolltexte ab. Das ganz eigenartige Formular dieser Texte, die mit
dem Inhalte der Urkunde nichts zu tun haben, sondern eigentlich als eine Art Stempel zum Beschreib¬
stoff gehören, rechtfertigt es doch wohl, daß gerade mit diesen Texten, die zugleich auch zu den
schwierigsten des ganzen Bestandes gehören, begonnen wird. Standen sie doch bereits auf der Papyrus¬
rolle, ehe der Schreiber den Beschreibstoff in die Hand bekam.
5. RICHTLINIEN FÜR DIE HERAUSGABE
DER ARABISCHEN TEXTE.
In den Urkundenbüchem zur abendländischen Geschichte ist die Herstellung einer diplomatischen
Abschrift das Ziel der Veröffentlichung. Tafeln werden nur in drei Fällen beigegeben, erstlich, um die
typischen Stücke dem Auge vorzuführen, dann, um Stücke zu zeigen, die dadurch eine Ausnahms¬
stellung einnehmen, daß sie aus der Reihe der geläufigen Typen fallen, endlich, um bei Stücken mit
strittiger Lesung auch Anderen die Möglichkeit zur Nachprüfung zu bieten. An dieses Verfahren halte
auch ich mich, wobei ich bemerke, daß ich den Begriff des typischen Falles nicht nur auf die
äußeren Merkmale beziehe, sondern auch auf die Formulare ausdehne.
Die meisten Stücke, die hier in Betracht kommen, eignen sich vollständig für die Wiedergabe in
Lichtdruck. Doch gibt es einige wenige Fälle, in denen dies Verfahren leider nicht zur Anwendung
gebracht werden kann, weil die Schrift schon zu stark verblaßt ist, so daß auf dem Lichtdrucke
überhaupt nichts dem Auge Faßbares erscheinen würde. Ich werde nun solche Stücke im Texte in
Zinkätzung wiedergeben, die auf folgende Weise hergestellt wird: Auf der Kopie vom Negativ, die man
entsprechend stark auskopiert, werden jene Striche, die das photographische Verfahren nicht genügend
klar wiedergibt, die aber gleichwohl auf dem Originale zu erkennen sind, nach diesem durch Nach ziehen
verstärkt und von dieser retuschierten Kopie die Zinkätzung angefertigt Daß in solchen schwierigen
Fällen meine subjektive Auffassung in Einzelheiten maßgebend sein mußte, sei hiermit ausdrücklich
hervorgehoben. Überdies wird dies Verfahren in jedem einzelnen Falle in den Erläuterungen zum be¬
treffenden Stücke ausdrücklich vermerkt. Auf den Lichtdrucktafeln ist jede Retusche sorgfältig ver¬
mieden, und die Stücke werden so wiedergegeben, wie sie sind, auch auf die Gefahr hin, daß gelegentlich
verblaßte Stellen nicht so deutlich zur Geltung kommen, wie es erwünscht wäre.
Die Notwendigkeit, die Zahl der Tafeln unter dem Drucke der ganz außerordentlich gestiegenen
Herstellungskosten einzuschränken, brachte mich zunächst auf den Gedanken, dem Leser wenigstens
durch die Beigabe der sogenannten paläographischen Abschrift jener Stücke, die nicht in Lichtdruck
oder Zinkätzung wiedergegeben sind, eine Anschauung vom Zustande des Originaltextes zu vermitteln.
Diese paläographische Abschrift hätte die Aufgabe, den Originaltext so wiederzugeben, wie er ist,
also mit jener Verteilung der Buchstaben in ihrem Verhältnisse zueinander und in der Zeile, wie sie
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5. Richtlinien für die Herausgabe der arabischen Texte.
91
in der Urschrift stehen, und in jener Form, wie sie das Original bietet, ohne Hinzufügung von dia¬
kritischen Punkten und Vokalen, die die Schrift des Originals nicht enthält, sowie ohne Auflösung der
vom Originale verwendeten Abkürzungen. Schon die ersten Probedrucke, die ich derart setzen ließ,
haben mir aber gezeigt, daß die Herstellung wirklich originalgetreuer Abschriften in vielen Fällen an
drucktechnischen Widerständen scheitern müßte und die Wiedeigabe der Schrift durch entsprechende
Typen — ich dachte da zunächst an die zerdehnten Buchstaben und Küfiformen der Protokolle —
nur unter großen Kosten möglich gewesen wäre, da derartige Typen erst hätten geschnitten werden
müssen. So mußte ich von der allgemeinen Anwendung der paläographischen Abschrift für die oben
bezeichneten Fälle absehen, werde sie aber bringen, wo ich dies im Interesse des Lesers für uner¬
läßlich erachte.
Es ergibt sich von selbst, daß unter diesen Umständen für die diplomatische Abschrift der
Stücke alle nur mögliche Sorgfalt anzuwenden war, um den Leser durch ein bestimmtes System von
Zeichen instand zu setzen, sich das Original zu veranschaulichen. Sie hat ja die Herstellung eines
lesbaren Textes zum Ziele, der auch den Inhalt schon äußerlich gegliedert wiedergeben will. Hier
wird also der Text durchgehends mit diakritischen Punkten, wo notwendig auch mit Vokalen versehen,
die Abkürzungen werden aufgelöst, sprachliche Zeiteigenheiten werden beibehalten, Dittographien und
andere offenkundige Schreibfehler im Texte verbessert, doch wird auf all dies in den Erläuterungen
hingewiesen. Die Alinea der Originale werden beibehalten, auf die Verteilung der Buchstaben in der Zeile
aber nur in jenen Fällen Rücksicht genommen, in denen eine bewußte und absichtliche Einteilung des
Schriftraumes von seiten des arabischen Schreibers vermutet werden kann. Dies trifft z. B. bei den
Protokollen und in den S. 74 f. besprochenen Fällen zu.
Der Text der Originale ist nach Möglichkeit so weit ergänzt, als dies mit voller Sicherheit nach
den Formularen geschehen konnte. Ich bediene mich hiebei folgender Zeichen.
[ ] bezeichnen Lücken im Original, die dadurch entstanden, daß der Beschreibstoff stellenweise zerstört
wurde, so daß die Schrift gänzlich verschwunden ist. Die von mir an solchen Stellen ergänzten
Buchstaben oder Worte sind nun in eckige Klammem gestellt Kann die Lücke nicht ergänzt
werden, so wird die Zahl der aller Wahrscheinlichkeit nach ausgefallenen Buchstaben in den
Erläuterungen angeführt und im Texte durch Punkte angedeutet Ihre Berechnung erfolgt auf
Grund der durchschnittlichen Buchstabenzahl der Zeile unter Berücksichtigung der Beschaffenheit
der Schrift und des zu erwartenden Textes, insofern nicht noch vorhandene Spuren der ver¬
lorenen Buchstaben eine genaue Berechnung zulassen. Wo dies nicht möglich ist, stelle ich
lediglich die Klammem ohne Punkte hin, um anzudeuten, daß hier etwas fehlt Dasselbe gilt
auch von jenen Fällen, in denen eine sichere Ergänzung nicht möglich ist, und ich den Text
nicht mit einer zweifelhaften Ergänzung füllen will. In den Erläuterungen sind dann die in
Betracht kommenden Möglichkeiten erörtert. In jenen Fällen, in denen nur mit zwei Möglich¬
keiten zu rechnen ist, sei es nun, daß nur eine bestimmte Stelle des Textes eine zweifache
Ergänzungsmöglichkeit eröffnet oder daß die Urkunde nach dem vorhandenen Texte zu zwei
Formularen gehören könnte, halte ich mich im Interesse der besseren Übersichtlichkeit bei der
Ergänzung an jene Möglichkeit, die nach meiner Ansicht die größere Wahrscheinlichkeit für sich
hat. Habe ich unter sonst gleichen Umständen zwischen zwei Formularen die Wahl, so ergänze
ich nach dem längeren, da es nach alter Erfahrung für den Leser leichter ist, sich aus einem
Texte etwas wegzudenken, als ihn nach dem Gedächtnis zu ergänzen. Für jeden Fall ist auch
hier in den Erläuterungen auf die andere Möglichkeit hingewiesen.
< y bezeichnen Stellen, an denen Schrift sichtbar, aber verblaßt, undeutlich oder unleserlich ist. Für
die Ergänzung wird dasselbe Verfahren wie bei der Behandlung der Lücken eingehalten.
( ) umschließen Buchstaben, die bei Auflösung von Abkürzungen, wie z. B. 5C = 0(€O)C oder kA =
eingesetzt werden.
In allen diesen Fällen sind Ergänzungen, die nicht mit voller Sicherheit gegeben werden können,
in arabischen Texten durch ein übergesetztes Fragezeichen, in griechischen durch einen unter den
Buchstaben gesetzten Punkt gekennzeichnet. Konnte keine Lösung gefunden werden, so ist die be¬
treffende Stelle in paläographischer Abschrift gegeben, sofern die Form der Buchstaben keinen Zweifel
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92
5. Richtlinien für die Herausgabe der arabischen Texte.
aufkommen ließ, sonst ist ein auf photomechanischem Wege gewonnenes Faksimile der fraglichen
Stelle beigefügt. Die paläographische Abschrift empfiehlt sich auch dort, wo das Original nur zum Teil
diakritische Punkte und Vokale aufweist, um zu zeigen, inwieweit meine Lesung des Textes in dieser
Richtung über die im Original vorhandene Punktierung und Vokalisierung hinausreicht
Dem Text ist eine Beschreibung des Originals vorausgeschickt, die auf den äußeren und inneren
Merkmalen aufgebaut ist, von denen S. 21 ff. die Rede war. Es ist hier mein Grundsatz, dem Leser lieber
zu viel zu bieten, als zu wenig. Erfahrungsgemäß kommt es bei der zusammenfassenden Behandlung
der äußeren Form von Urkunden sehr oft auf Kleinigkeiten an, denen man zunächst keine Beachtung
schenkt, die sich aber später oft als wertvolle Anhaltspunkte für die Scheidung nach Schreibschulen
oder Kanzleien erweisen. Zur leichteren Übersicht seien hier nochmals jene Gesichtspunkte der Reihe
nach aufgeführt, aut denen die Beschreibung aufgebaut ist.
Zunächst ist nach Angabe der Signatur, der Datierung und des Formulars, zu dem der Text gehört,
vom Beschreibstofte die Rede. Die Qualität des Papyrus ist nur nach den vier Hauptsorten: fein, mittelfein,
stark und grob, und den vier Hauptfarben: hellgelb, gelbbraun, braun und dunkelbraun gekennzeichnet
Für das Format sei ein- für allemal festgestellt, daß die Höhe der Breite vorangeht. Je nachdem die
Zeilen des Blattes zur Schmalseite oder zur Breitseite parallel verlaufen, wird das Format als Hoch- oder
Querformat zu bezeichnen sein. Umfaßt die Urkunde mehr als ein Blatt der Rolle, so wird der vorhandene
Teil des zweiten Blattes und die Deckungsfläche der Klebung vermessen. Hiebei wird nicht nur die
Breite des zweiten Blattes in verso angegeben, sondern auch das hievon auf der Rectoseite sichtbare
Stück der Breite nach gemessen. Um Mißverständnisse zu vermeiden, betone ich, das hiebei von der
Lage des Blattes in der Rolle ausgegangen und unter Breite die Entfernung zwischen den Selisklebungen
verstanden wird, während sonst die Breite nach jener Seite angegeben wird, die den Zeilen des Textes
parallel verläuft. Sind mehrere Blätter vorhanden, so wird deren Zahl und der Abstand der Selisklebungen
angegeben. Der aufgetragene Text wird nicht nur inhaltlich bestimmt, sondern auch die Farbe der Tinte,
mit der er geschrieben ist, der Schriftduktus und die Zeit, in die dieser weist, die Zahl der Zeilen und
ihre Richtung zu den Blattfasern angegeben, und festgestellt, ob der Text in recto oder in verso steht,
bei Pergamenten außerdem, ob er aut der Haarseite oder Fleischseite aufgetragen wurde.
Waren mehrere Schreiber am Texte beteiligt, so wird die Zahl und Aufeinanderfolge der Hände
angegeben; kehrt eine Hand öfters wieder, so ist auf die einzelnen Stücke, in denen sie tätig war,
verwiesen. Hierauf folgen die Angaben über Faltung oder Rollung, Verschnürung und Siegel. Die
Entfernung der Falten voneinander (Faltungsprodukte) wird in cm angegeben, die Legende des Siegels aber
unter dem Texte abgedruckt. Hinsichtlich der inneren Merkmale (siehe S. 85—88) kann in der Beschreibung
von einer Reihe von Angaben abgesehen w^den, weil diese zum Teil aus dem Texte ersichtlich sind,
zum Teil in den Erläuterungen genau behandelt werden. Was jedoch in dieser Hinsicht der behandelten
Urkunde in Sonderheit zukommt, wird auch in der Beschreibung hervorgehoben. Hiezu gehört eine
kurze Charakteristik des sachlichen Belangs (Inhalts), sowie die Angaben über den Aussteller, Empfänger,
gegebenenfalls den Ausstellungsort. Die Datierung ist neben der Angabe des Formulars, zu dem der Text
gehört, über der Beschreibung abgedruckt. Museale Angaben über den Fundort, den Erhaltungszustand
und alte Signaturen des Stückes, sowie dessen Erwähnung in der Literatur und ganze oder teilweise
Veröffentlichung seines Inhalts, endlich Rechenschaft über die Art der Vorlage bilden den Abschluß der
Beschreibung.
Da die vorliegende Veröffentlichung ihrem Titel entsprechend in erster Linie die Stücke der
Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer enthält, so sind die Vorlagen für die Herstellung der Texte in der
Regel die Originale selbst, so daß dies nicht in den Einzelfallen besonders hervorgehoben zu werden
braucht. In verhältnismäßig wenigen Fällen ist allerdings das Original heute leider unauffindbar (siehe
S. 11 Anm. 1) und sein Text nur aus einer Abschrift J. v. Karabacek’s bekannt, die nun das Original
ersetzen muß. Es braucht wohl nicht erst gesagt zu werden, daß die Veröffentlichung des Textes unter
solchen Umständen nur mit allem Vorbehalt gegeben werden kann. Hie und da hat J. v. Karabacek
außer der Textkopie noch eine paläographische Abschrift angefertigt, die fast als Faksimile zu bezeichnen
ist und den Schriftcharakter gut erkennen läßt, so daß eine gewisse Kontrolle ermöglicht wird. Freilich
können auch diese Abschriften nicht mehr als Notbehelfe sein, wenn auch gesagt werden muß, daß
jene Nachzeichnungen, die ich mit dem Original vergleichen konnte, meist gut gelungen sind. Ich habe
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5. Richtlinien für die Herausgabe der arabischen Texte.
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schon S. 89 erwähnt, daß als Vergleichsmaterial oft genug auch Stücke aus anderen Sammlungen
heranzuziehen sind. War mir in diesem Falle das Original nicht erreichbar, so mußte mir dessen
Lichtbild Ersatz bieten. Stellen, für die auch dieses nicht völlig auslangte, ließ ich am Original
nachprüfen, soweit dies möglich war. Auch auf Ausgaben und bereits vorhandene Reproduktionen
einzelner Texte mußte des öfteren zurückgegriffen werden. Ich bemerke zusammenfassend, daß nur
dort eine Angabe über die Art der Vorlage erfolgt, wo ich nicht nach dem Original arbeiten konnte,
sondern eben nur eine Abschrift, ein Faksimile, eine Photographie, eine Reproduktion in Lichtdruck
oder Autotypie oder endlich nur die Textausgabe heranzuziehen in der Lage war.
Das Größenverhältnis der Reproduktion zum Originale wird so angegeben, daß die Höhe des
Originals zur Höhe in der Reproduktion in Beziehung gesetzt wird, sofern letztere nicht in natürlicher
Größe gegeben ist Die Angabe 17 auf 6*5 cm verkleinert, heißt also, daß die Höhe von 17 cm in der
Reproduktion auf 6*5 cm reduziert wurde.
Für die Einordnung der Texte innerhalb einer bestimmten Gruppe (siehe S. 17, 90) war zunächst der
Aussteller oder die ausstellende Behörde maßgebend, für die Aufeinanderfolge das Datum und das
Formular. Stücke, die nur eine annähernde Datierung gestatteten, sind wiederum unter einer Untergruppe
zusammengefaßt, ebenso die undatierten. Letztere sind nach den Formularen angeordnet. Wie schon
oben S. 87 bemerkt wurde, wird jeder Hauptgruppe eine Einleitung vorangeschickt, in der eine allgemeine
Charakterisierung der Stücke nach Form und Inhalt gegeben wird, wie dies in der Einleitung zum
zweiten Teile dieses Bandes geschieht
In der Anlage der Register werden nach Möglichkeit alle Anforderungen an übersichtliche Gestaltung
des Inhaltes berücksichtigt. Sie werden durch Konkordanzen der Nummern der Ausgabe mit den
Inventarnummem der Stücke und umgekehrt, einem Verzeichnis der angeführten Stücke und der
Zusammenstellung der alten Signaturen und Führemummem unter Hinweis aut die jetzigen Inventar¬
nummem und die Nummern oder Seiten der Ausgabe eröffnet. Auf diese folgt ein Verzeichnis der
Aussteller und Empfänger, der Personen- und Ortsnamen, eine Chronographie der Stücke, das Sach¬
verzeichnis und ein Verzeichnis jener Wörter, die durch ihre Bedeutung für das Lexikon von Interesse sind
Jene Seiten, auf denen längere Exkurse über die angeführten Personen oder Orte zu finden sind, werden
durch Fettdruck hervorgehoben. Unter den Ortsnamen sind auch Bezeichnungen von Verwaltungsbezirken,
Domänen, Klöstern, Moscheen, Kanälen u. ä. autgenommen. Da hier nicht nur arabische, sondern auch
griechische und koptische Namen in Betracht kommen, so ist ebenso wie bei den Personennamen von
der Reihung nach dem arabischen Alphabete abgesehen worden.
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NACHTRÄGE.
Zu S. 15 Anm. 12: Beide Texte sind nochmals veröffentlicht von C. Wessely, Stud. Pal. 3 (1904), n° 258f.,
S. 66 f.
» »16 Ein arabisches Brieffragment aus dem Jahre 91 d. H. (709/10 n. Chr.) hat E. Rabel,
Papyrusurkunden der öffentlichen Bibliothek der Universität zu Basel. L Urkunden
in griechischer Sprache: AGWG NF 16/3 (1917), S. 6 nach den Lesungen von
C. H. Becker, B. Moritz, E. Littmann und H. Nützel veröffentlicht
» »28 Von einer eigenartigen Verwendung des Papyrus berichtet al-KindI, Kitäb al-Wulät
ed. Rh.Guest: E.J.W.Gibb Memorial Series XIX (Leiden 1912), S. 329ur. Der Qädi
'Imrän b. *Abd ar-Rahmän hatte im Jahre 89 d. H. (707/8 n. Chr.) ein Schmähgedicht
auf den Statthalter von Ägypten, *Abd Allah b. *Abd al-Malik, verfaßt *Abd Allah ließ
nun ein Hemd aus Papyrus für ihn zurechtschneiden und seine Schandtaten darauf
schreiben, um ihn in diesem Armensünderhemde an den Pranger zu stellen. Die
Ausführung dieser Strafe unterblieb allerdings; denn *Abd Allah wurde inzwischen
abgesetzt
» »52 * 6: Nach AL-BALÄDURf, Futüh, S. 602f. war auch die Urkunde für die Leute von Maqnä
auf rotem Leder (^-1 j) geschrieben.
» »55 Auf eine weitere Belegstelle für die Verwendung von Pergament machte mich
E. Littmann aufmerksam. Bei J. G. L. Kosegarten, Carmina Hudsailitarum I
(Gryphisvaldiae 1854), S. 1152f. heißt es:
jdLL j\ jpT j ^ Jl* jlS \S
o* * iaSff JJt
»Mir ging's nach dem Ausspruche des Verfassers der Schrift auf Pergament, wie es
der Schreiber aufzeichnete: der Gegenwärtige, ruhig Beobachtende weiß von einer
Sache mehr, als der fern davon Weilende.«
Vielleicht ist von Pergament auch die Rede im folgenden Verse des *Umar
B. Ab! RabPa (643 bis 720 n. Chr.), der einen an ihn gerichteten Brief beschreibt.
Es heißt dort nach P. Schwarz, Der Diwan des ‘Umar Ibn Abi Rabi*a I (Leipzig 1901),
n° 32 3 , S. 30:
l
cJlo OyU! jJlm» Lhy*
- * - " ' # -
»Sein Beschreibstoff ist aus Qühistän und zugebunden ist er mit einer Schnalle
aus reinem Hyakinth und Edelgestein.« , ,
Da nach Lisän al-'Arab XVII, S. 429 5f . aber eine Art weißen persischen
Stoff darstellt, so könnte vielleicht auch an feines Beschreiblinnen gedacht werden.
Vgl. auch A.Mez, Die Renaissance des Islams, S. 440 Anm. 1.
» » 60, Zeile 5: Der Tiräz P. Berol. 7516 ist abgebildet bei W. Schubart, Das Buch bei den Griechen
und Römern 8 , S. 3, Abb. 1.
* » 60 Anm. 4: A.R.Guest hat seine Arbeit inzwischen fortgesetzt unter dem Titel »Further Arabic
Inscriptions on Textiles«: JRAS 1918, S. 263—265 (mit einer Tafel), 1923, S. 405 — 408
(mit Tafel 5, 6), behandelt hier aber nur in Stoffe eingewebte Tiräze.
95
VERZEICHNIS DER VERWENDETEN ABKURZUNGEN.
ÄZ =ss Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde.
AGWG = Abhandlungen der königlichen Gesellschaft der Wissen¬
schaften zu Göttingen.
Anz. Wien = Anzeiger der kaiserlichen Akademie der Wissen¬
schaften in Wien (phil.-hist. Klasse).
Arch. = Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete.
Ar. Pal. = Arabic Palaeography. A Collection of Arabic Texts
from the first Century of the Hidjra tili the year 1000
ed. by B. Moritz in Publicatlons of the Khediviat Library,
Cairo n» 16, Cairo 1905.
ASAE s=s Annales du Service des Antiquites de l'ßgypte.
b. = ben (Sohn des).
BAU = Aegyptische Urkunden aus den königlichen Museen zu
Berlin hg. v. d. Generalverwaltung. Arabische Urkunden
hg. v. L. Abel I—II, Berlin 1896—1900.
BGU = Aegyptische Urkunden aus den königlichen Museen zu
Berlin hg. v. d. Generalverwaltung. Griechische Urkunden
I—IV* Berlin 1895—1904.
BI =■ Bibliotheca Indica.
BIE = Bulletin de l’Institut Egyptien.
BIFAO =s Bulletin de l'Institut Pranfais d’Archeologie Orientale
du Caire.
BKU = Aegyptische Urkunden aus den königlichen Museen
zu Berlin hg. v. d. Gcneralverwaltung. Koptische Ur¬
kunden hg. v. A. Erman I, Berlin 1904.
CMBM = Catalogue of the Coptic Manuscripts in the British
Museum by W. E. Crum, London 1905.
CMRL = Catalogue of the Coptlc Manuscripts in the Collection
of the John Rylands Library Manchester by W. E. Crum,
Manchester 1909.
CPR I = Corpus Papyrorum Rainer! Archiducis Austriac
vol. I. Griechische Texte hg. v. C. Wessely I. Band
Rechtsurkunden unter Mitwirkung von L. Mitteis,
Wien 1895.
CPR II = Corpus Papyrorum Raineri Archiducis Austriae vol. II.
Koptische Texte hg. v. J. Krall I. Band Rcchtsurkunden,
Wien 1895.
d. = der.
d. H. = der Higra.
DAW = Denkschriften der Akademie der Wissenschaften in
Wien (phil.-hist. Klasse).
DLZ = Deutsche Litcraturzeitung.
EI = Enzyklopaedie des Islam.
GGA = Göttingische Gelehrte Anzeigen.
hg. = herausgegeben.
IA = The Indian Antiquary, a Journal of Oriental Research in
Archaeology, History, Literature, Languages, Folklore, &c.,
&c. Bombay 1872 ff.
JA = Journal Asiatique.
JHS = Journal of Hellenic Studies
JRAS = The Journal of the Royal Asiatic Society ot Great
Britain and Ireland.
ISLAM = Der Islam, Zeitschrift für Geschichte und Kultur des
islamischen Orients.
KRU = W. E. Crum und G. Steindorff, Koptische Rechts¬
urkunden des achten Jahrhunderts aus Djeme (Theben)
I. Band Texte und Indices von W. E. Crum, Leipzig
1912.
MAEA = Melanges d’Archeologie £gyptiennc et Assyriennc,
Paris 1873—1876.
MASP = Memoires de l’Academie Imperiale des Sciences de
St. Petersbourg.
MBZP = Münchener Beiträge zur Papyrusforschung und antiken
Rechtsgeschichte hg. v. L. Wenger.
MIE es Memoires de Y Institut ägyptien.
MIFAO =* Memoires publies par les Membres de l'Institut
Franfais d’Archeologie Orientale du Caire.
MIRF = Memoires de l’Institut Royal de France, Academie des
Inscriptions et Belles-lettres. Histoire et memoires de
l'Institut Royale de France, Academie des Inscriptions ct
Belles-lettres, Paris 1823 ff.
MMAF = Memoires publi£s par les Membres de la Mission
Archeologique Franfaise au Caire.
MÖM = Mittheilungen des k. k. österreichischen Museums für
Kunst und Industrie (Monatsschrift für Kunst und Kunst¬
gewerbe).
MPER ss Mittheilungen aus der Sammlung der Papyrus Erz¬
herzog Rainer.
nat. Gr. es natürliche Gröfle.
NF = Neue Folge.
NGWG = Nachrichten von der königlichen Gesellschaft der
Wissenschaften zu Göttingen.
NPAF = C. H. Becker, Neue arabische Papyri des Aphrodito-
fundes: Islam 2 (1911), S. 245—268.
ÖMFO = Österreichische Monatsschrift für den Orient.
OLZ = Oricntalistischc Literaturzeitung.
PAF =3 C. H. Becker, Arabische Papyri des Aphroditofundcs:
ZA 20 (1906), S. 68—104.
PAN AS = Proceedings of the American Numismatic and
Archaeological Society of New York City.
P. Berol. = Papyrus aus der Sammlung der staatlichen Museen
zu Berlin.
P. Cair. Bibi. Kh6d. = Papyrus-Sammlung der Bibliotheque
Khediviale in Kairo.
P. Cair. Masp. = Papyrus Grecs d’epoque byzantine par
M. Jean Maspero I—III Catalogue generale des antiquites
egyptiennes du Musee du Caire. Le Caire 1911—1916.
P. Cair. Mus. = Papyrus aus dem ägyptischen Museum in Kairo.
PCMB — A. Ciasca, I Papiri copti del Museo Borgiano della
S. C. de Propaganda fide, Roma 1881.
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Original from
UNIVERSSTY 0F MICHIGAN
96
Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen.
PER = Sammlung der Papyrus Erzherzog Rainer in der National¬
bibliothek in Wien.
PERF = Papyrus Erzherzog Rainer. Führer durch die Aus¬
stellung mit 20 Tafeln und 00 Textbildern. Wien 1894.
P. Eleph. = Elephantine-Papyri, bearbeitet von O. Rubensohn.
Mit Beiträgen von W. Schubart und W. Spiegelberg.
Berlin 1907 (Sonderheft 1 der BGU).
P. Fay. = Fayüm Towns and their Papyri by B. P. Grenfell,
A. S. Hunt and D. G. Hogarth with a chapter by
J. Grafton Milne, London 1900.
P. Grenf. II = Greek Papyri, Series II, New classical fragments
and other Greek and Latin Papyri ed. by B. P. Grenfell
and A. S. Hunt, Oxford 1897.
P. Heid. III — Veröffentlichungen aus der Heidelberger Papyrus-
Sammlung III, Papyri Schott-Reinhardt I, hg. u. erklärt
v. C. H. Becker. Mit 12 Tafeln in Lichtdruck, Heidelberg
1906.
P. Lond. I—III = Greek Papyri in * the British Museum.
Catalogue with texts ed. by F. G. Kenyon I—III, London
1893—1907.
P. Lond. IV = Greek Papyri in the British Museum. Catalogue,
with texts vol. IV the Aphrodito Papyri ed. by H. I. Bell,
with an appendix of Coptic Papyri ed. by W. E. Crum,
London 1910.
P. Lond. V = Greek Papyri in the British Museum. Catalogue,
with texts vol. V ed. by H. I. Bell, London 1917.
P. Mon. = Veröffentlichungen aus der Papyrus-Sammlung der
k. Hof- und Staatsbibliothek zu München I: Byzantinische
Papyri in der k. Hof- und Staatsbibliothek zu München,
hg. v. A. Heisenberg und L. Wenger, Berlin 1914.
P. Oxon. = Papyrus-Sammlung der Universitätsbibliothek in
Oxford.
P. Oxy. = The Oxyrhynchus Papyri ed. with translations
and notes by B. P. Grenfell and A. S. Hunt, London
1898 ff.
P. Paris. Bibi. Nat. = Papyri der Sammlung der Bibliotheque
Nationale in Paris.-
Prot. — J. Kakauacek, Zur orientalischen Altertumskunde II,
Die arabischen Papyrusprotokolle. (Mit 5 Tafeln und
20 Abbildungen im Texte): SBAW 161/1, (Wien 1908).
P. Ryl. = Papyrus-Sammlung der John Rylands Collection in
Manchester.
PSBA = Proceedings of the Society of Biblical Archaeology.
PSR = Papyrus-Sammlung Schott-Reinhardt an der Universitäts¬
bibliothek in Heidelberg.
P. Strafib. = Griechische Papyrus der kaiserlichen Universitäts¬
und Landesbibliothek zu Straßburg hg. und erläutert
v. F. Preisigke I, Urkunden Nr. 1—80. Mit 14 Licht¬
drucktafeln und 63 Schriftproben im Text. Leipzig 1912.
r (hochgestellt) = recto.
RA = Revue Africaine.
RAAO = Revue d'Assyriologie et d'Archeologie orientale.
RAO = Ch. Clermont-Ganneau, Recueil d’Archeologie Orien¬
tale (Paris 1888—1906).
RE = Revue Egyptologique.
RNB = Revue de la Numismatique Beige.
RRAL = Rendiconti della Reale Academia dei Lincei.
RSO = Rivista degli Studi Orientali.
RT = Recueil de travaux relatifs a la philologie et k Tarcheo-
logie egyptiennes et assyriennes.
SAPRC = Select Arabic Papyri of the Rylands Collection,
Manchester, by D. S. Margoliouth in Florilegium
Melchior de VogüA (Paris 1909), S. 407—417.
SBAB = Sitzungsberichte der preußischen Akademie der Wis¬
senschaften zu Berlin.
SBAW = Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in
Wien (phil.-hist Klasse).
SBPMSE — Sitzungsberichte der physikalisch-medizinischen
Sozietät in Erlangen.
Stud. Pal. = Studien zur Palaeographic und Papyruskunde.
üb8. — übersetzt.
v. = von.
v (hochgestellt) = verso.
verkl. == verkleinert.
WNM = Wiener Numismatische Monatshefte.
WNZ = Numismatische Zeitschrift hg. von der numismatischen
Gesellschaft in Wien.
WZKM = Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes.
ZA = Zeitschrift für Assyriologie und verwandte Gebiete.
ZAG =Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Littcratur-
und Kunstgeschichte.
ZDMG = Zeitschrift der deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
ZDVBS = Zeitschrift des deutschen Vereins für Buchwesen
und Schrifttum.
ZFB = Zeitschrift für Bücherfreunde. Monatshefte zur Biblio¬
philie und verwandte Interessen.
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UNIVERSSTY OF MICHIGAN
97
VERZEICHNIS
DES VERWERTETEN URKUNDENMATERIALS.
(Die hochgestellten Ziffern bezeichnen die Anmerkungen).
PER Inv. Ar. P.
882
87»
1687
27*, 69«
2310
6411
4785
45, 67*
33
72&
888
46»o
1714
45,46,
2314
871
5557
15,44*
33
72 B
895
761
50,51
2332
45, 48,
45, 67*
40
652
902
701
1731
34*
49, 50,
5999
35, 40,
48
65*
914
701
1742
75
51
41
65
65*
920
65*
1744
693
2333v
45
0000r
655
60
652
936
72*
1760
34*
2334v
45
6763
45, 871
91
69
951
65* 68*
1768
65*
2330
871
6954
45, 46,
94
68
961
652
1770
693,73
2337
871
49, 50,
104
72 B
975
72*
1823
64»
2341
08*
51
171
652
994
65*
1830
46»
2343
73
738lv
45
175
71»*®
999 r
65*
1836
46»
2367
871
7386V
33
180
65*
1003
693
1837
46»
2368
27*
8032
69*
219
19 *
1014
652
1854
40,43
2370
37*
8067
46io
227
65*
1030v
652
1900
4010
2400
20,871
8119
34
231
45, 70*
1031
34
1901
4610
3102
155
8181
68*, 70,
233
725
1049
68*
1912
791*, 80
3496V
71«
705
256
871
1061
4610
1916
805
3993
43
8204
73
348
701
1063
4610
1920
69«, 70,
4012
40,42*
8256
712
387
34*
1065
72*
72, 725
43
8259
871
400
343
1085
181
1945r
33
4016
43
8260
65*
401
343
1093
65*
1950v
50
4056
43
8265
72*
406
69, 75«,
1126
652
195lv
34
4067
41
8270
71*
77
1136
70
1952
45,46,
4076
65*
8275
71*
436
73
1137
7U
857
4085
42*
8279
71*
437
725
1148
871
1962
711
4093
05*
8280
701
449
701
1153
72*
2021*
65*
4132
65
8293
71*, 73
460
725
1154
72*
2032
691.*
4133
411
8306
73
463
65*
1158
65*
2068r
45
4156v
45
8318
701
480
871
1163
65*
2110
643
4197
65*
8325
712
484
871
1169
70*
2115 r
701
4210
65
8333
08*.*,
600
73
U70v
33
2139
68*
4212
65*
713
612
767
U7lv
34
2149
211,65*,
4233
43
8339
712
615
701
1198
45, 49,
693, 70
4238
657
8379
055
759
725
50,51
2150
725, 73
4239
657
8410
77
799
71L3
1203
871
2151
871
4245
65*
8440
77
800
87i
1225v
77
2152
65*
4257
41
8451
875
814
73
1232
652
2163
4610
4262
65
8523
4610
825
871
1233V
77
2165
65*
4264
42* 43
8532
65*
848
719
1237
871
2169
703
4277
657
8636
71
849v
77
1284
69
2178
871
4289
43
8647
77
857v
33
1293
64H, 703
2190
65*
4351
41
8713
72«
858
88
1294
0411, 703
2196
713
4352
65 ‘
8772
73
862
72*
1389
34*
2204
64»
4360
411
8786r
33
863
71
1400
34*
2206
73
4362
41,42*
8789
71
868
67
1434
805
2277
657
4784
45, 67*
9001
86
870
701*
1603
34*
2292
71
81,871
9004v
77
9013
45, 47,
48, 50,51
9990
81
9997
7911
10000
69«, 72
10009
61,62
10012
661
10013
693
10014
69*
10015
693
10016
061
10017
661
10018
661
10019
09*
10020
693
10042
01,62
10061
81
10065
7915.
10067
81
10070
805
10071
79U
10072
80
10077
791«
10078
7913,81
10079
791*, 805
10086
00
%
10090
7911
10106
73
10112
725
10114
725
10123
725
10124
725
10126
73
10127
725, 73
10132
713
10134
725
10136
705
10137
34*
10138
34*
10139
62
10140
77, 86
13812
155
14100a
66»
PER Inv. Perg. Ar.
2 093
11 701
13
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98
Verzeichnis des verwerteten Urkundenm&terials.
15
76*
1806
65«, 701
PER Inv. Ar. L. 1
29
76*
1925+25647 66»
1
59
33
76*
2027
87
2
59
38
71
2079
69*
4
59, 59«
40
76*
2080
65*
5
59
43
76»
2096
15«
6
59
45
7011,71*
2132
65, 65*,
9
59, 59«
53
58, 75
69», 731
11
60
54
76»
2481
871
12
59, 75
'58
58
3046
57*
13
59
66
76*
3065
75
14
59
70
76*
3361
58
15
59, 59«
87
76*
3980
58«
16
59
130
69»
4067
86
17
59
132
73
4095
65*
18
60
136
76»
4096
65*
19
15*, 60
138
76*
4156
65*
21
59
155
65»
4157
65*
22
59
157
76*
6009
58«
23
59
170
76»
6961
87, 871
24
59
185
57
6983
65»
25
59
186
70«
7161
58
26
59
216
73
7214
65*
27
59
217
65*
7259
72, 73
28
59
218
65*.«, 70,
7293v
33
73
7306
65«
PER Inv. Kopt. P.
220
58
7345
65*
10992
40
222
65*
7346
65*
225
65*
7640
65»
PERF no |
227
65*
7850
15*
6
80
228
65* 69»
8035
15*
16
75«
231
. 65*
13682
69«, 73
18
13, 79
232
87*
25600r
33, 73
19
4610
233
65*
25603
65«
20
4610
237
65*
25604
73
21
4610
240
65*
25607
58
22
4610
242
65*
25608
73
23
46*0
243
65*
25610
74
24
4010
244
65*
25613
73
25
13
254
65*
25633
58
62
59
256
65*
25636
66t
63
59
257
58, 65*
25647+1924 661
64
59
262
65*
25642
66»
65
59
263
65*
25650
65*
77
15*, 40,
264
65*
25651
65*
46*
265
65*
25652
66»
78
40,41
266
65*
25660
65*
80
43
267
65*
25663
73»
82
11»
273
65*
25671
69»
87
411
274
65*
25672
69»
90
41
275
701*
25673
69»
91
20
277
65*
25674
69»
94
70
280
65*
25675
69»
97
41,411,
311
76»
25676
69»
46
312
76»
25677
69»
100
50
25679
65«, 70
101
4H
25695
58
200 v
871
PER Inv. Chart.
25700
58
554
19
Ar.
25702
731
556
80*, 84
1772
58«
25708
88
558
19, 20,
1789**
72
25750
73
68», 70 ,
1790
79
711,73
559 804,84 667 15*, 45, 780 51*
565 804,84 67*, 81 782 8,15*,
566 804 668 15*, 45, 87,871
567 804 67*, 81 784 19
568 71*.*, 72 669 86 788 15*, 72,
570 19 670 15*, 18», 72*
571 804 81 789 8, 15*,
572 82 687 15* 69,75*
573 19,20, 689 75* 77,87»
68,70, 695 8, 19, 760 15*
70* 75 791 15*
574 13 698 15*, 19, 792 15*
576 71 19«, 73, 798 74
577 81 81 800 r 50
580 31* 804 699 80,84 810 15*
581 81 700 72« 811 8,15*
584 7010,718 706 15* 812 70»*, 71»
585 19,20 707 45,49, 72*, 73
587 804 50,51 820 81
589 79ii,81 708 15*,70H 821 81
591 20 709 45,49, 822 81
592 20,67« 50,51, 823 15,81
68,684 51* 824 81
593 80* 712 69«, 72*, 826v 45
595 79H,81 73 834 33H
597 8,44* 713 72« 839 15,87»
50,71*, 717 81 840 15*
74 721 647,71*.* 845v 34
599 68,694, 722 64»» 848 15*, 51*
7010,71* 724 77*, 84 856 15*
601 79»i 725 19,80 858 46*
602 79»i 727 15*, 88 862 87»
607 704 728 15*, 73» 864 70«, 714.7
613 84 729 15* 72,72*,
615 84 730 15* 73
618 15*, 724 732 69«, 70 866 81
621 86 734 69«, 72«, 867 80,84
624 19,75 73 868 77*
625 15* 735 72«, 73 872 72«, 73,
626 511 741 15* 75
627 724 746 84 873 724
630 51» 751 69,71, 883 15*
631 15», 88 714.7,72« 885 20
638 51» 752 20 889 15*
641 15« 753 20 893 84
644 34* 757 19,80 902 71», 72*
648 71» 758 80 903 724.«
649 15», 70»« 759 19« 912 40
711.*.«, 760 15* 929 65*
74 763 15,15*, 930 69*
650 701» 73,73* 934 , 69*
651 7011,71« 765 181 936 69*
652 71* 767 59«, 70»*, 937 69*
653 15» 71», 72*, 940 69*
655 69«, 71« 86 942 69*
656 15,871 768r 43« 944 69*
658 3311 769 851,86 946 15*,68*.4
659 15* 770 85» 70»
663 15* 771 71,77, 948 15*
665 7010,12, 86 954 15*
72,72«, 775 71» 959 80
73 777 15» 967 18»
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Original from
UNIVERSSTY OF MICHIGAN
99
Verzeichnis des verwerteten Urkundcnmatcrials.
11054 54 70 16*, 65*
12813 42*. 92r 871
43 94 344
971
871
975
62
978
15®
983
!5«,8, 33
984
181
992
13
995
708, 80
990
15®
1014
15»
1048
73
1075
15®
1080
85®
1092
15®,8
1121
15»
1132
048,71
1143
158
1181
15®,8
1281
74
1323
158
1327
72, 73
1336
601
1380
871
1382
69
1389
69
1390
69
Rote no
218
74
423
20 , 201
1050
477
1051
477
1052
42*, 477
1053
477
1054
477
1055
47,477
1056
477
1057
477
1058
477
1059
45,477,
48,49,
50,51
PHI
-Inv.237 45,
2
49, 50,
51
PIV1783 45,49,
50,51
P.
BeroL
3002
42«. 43
3005
42«
3000
424
3013
424, 43
5560
77, 77*
7509
69*
7510
00,94
8170
. 57
8505
68 *
9170
43
10504
62
10505
62
10077
40,41,
42,43
11278
54
11279
54
11916
70,717
11917
59
11953
54
P. Br. Mus.
1442 44
1473 41
1513 41
1515 41
MS. Or.
5001 426
P. Br. Mus. Or.
6231 (1) 10
P. Calr. Aphrod.
8,9 19
P. Calr. Mus.
8728 42*
P. Ryl. Copt
135 40
P. Ryl. Old Greek
Serie«
53 41
116 r 871
121 65*
133 r 871
15lv 34
194 40
209 r 871
240v 34
257* 871
326 65*
343 r 05*
405 r 05*
406r 65*
430r 871
448v 871
458 65*
407 73
470 73,73*
500 57®
533i 704
55iv 05*
554r 871
570 871
611 321®
618 871
638 73
093 871
707 10*
709 10*
711 10*
769 05®
774 09*
778
783
855
922i
975
978
1009
1103
1129
U38i
1148
1204
1205
BAU
Ino 8 74,871
I no 17 701®
II no 10 57
BGU
IV no 1121 2310
NPAF no
5 803
P. Grenf. 11 n°
105 80
106 80
P. Lond. IV no
1346 80®
1363 80®
1374 80®
1385 80®
1402 80®
SAPRC-no
1 73,733
2 73,733
6 S\
Stud. Pal. 3
(1904), no
11 87
132 87
Südarabische
Inschriften der
Sammlung
Dr. Ed. Glaser
320 78«
335 60,61,
62
1005 851
1000 00
1792 78«
PSR
50 74
51 74
52 74
53 74
CMBM no
383 77*
380 77*
1050 82,82*
1120 85*
CMRL no
372r 321*
CPR U no
102 87*
227 77
603
05®
093
05®
05®
05®
704
73
73
57
05*
63
62
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Original from
UNIVERSSTY OF MICHIGAN
100
EIGENNAMEN- UND SACHVERZEICHNIS.
(n. fl. = nomcn fluminis, n. I. = nomcn loci).
abardi 22 .
Abel, L. 15, 15U, 16.
Abkürzungen 74.
Abschrift, diplomatische 01.
— paläograpbische 90, 01 , 02 .
Abu ‘Amr ‘Utmän b. Sa'id b. 'Utmän
ad-Däni 56 1 .
Abü-l-‘Abbäs an-Nabati 221-*, 32, 35, 36.
Abü-l-Fidä 527.
Abü-l-Mabäsin 20 2 .
Abu Tajjib Muhammad b. Ishäq b. Jnhja
al-Wassä’ 78 7 .
Abu Tamam Habib b. Aus at-Tä’i 31&.
actum 18.
ndim 51.
Adler, J. G. Chr. 8 ü ,! .
Adresse 3310 , 76 , 77, 86 .
Adreßzcichcn 13, 77.
Ägypten 4, 5, 6 , 8 , 13, 17, 20, 21, 23, 24,
25, 20, 27, 20, 30, 31, 32, 3213, 35 ,
50‘-, 51, 54, 57, 59, 60, 61 2 , 62, 63, 64,
07, 77-’, 79, 83, 852 , 89.
al-Afragin (n. 1.) 30.
al-Afragün (n. I.) 39.
al-Afrakün (n. 1) 39.
Aljmim (n. 1.) 5 3 .
Akt 18.
albardi (Span.) 22 .
albardin (Span.) 22 .
alciirlaz (Span.) 26.
Alexandria 4, 23, 30.
‘Ali b. Da’üd al-IJafib al-öauhari 50 3 .
Allianzsiegcl 84.
Alpini, Prosper 22 2 .
Amari, M. 25 ft .
amphithcatritica 46.
Anapo (n. fl.) 25.
Andalusien 57.
Anordnung der Schrift 74.
Antilopenhaut 54.
Antinoc (n. 1.) 68 », 70, 71 1 .
Anweisungen auf Getreide 27, 84.
Aphroditofund 15, 16.
apprccatio 87.
Apulien 23.
Arabien 25, 52«.
'Arabijja 87.
Arabisch als Kanzleisprache 20 .
Aralia tclmpanax pnpyrifera 37.
Architcktcnellc 44 2 .
Archiv 8 3 , 13, 19.
arenga 86 , 87.
‘Arib 322.
Arnold, F. A. 54».
Arsinoe (n. 1.) 3, 5 3 , 7, 8 3 .
Asche der Papyrusblätter zur Tinton-
bereitung verwendet 65.
Aschcrson, P. 22 2 .
al-'Asqalani 78 y .
asl 88 .
Atlas 50.
Aufwickcln der Papyri 7, 8 , 81.
augusta 38.
Aumcr, J. 52 ß .
Aussteller 10, 20, 21 .
Avroman (n. 1.) 43 ;{ .
\izm 63.
al-Azraqi 79 3 .
al-‘Azzäf (n. I.) 57«.
babir 23.
Babylon 24.
Badr (n. 1 .) 55.
Bagdad 30, 31, 51, 55 2 , 89.
al-Bajdawi 26 8 .
al-ßakri 55 3 .
Baladi-Ellc 44>.
al-Baläduri 27 ü .
Bansä (n. 1 .) 60.
BaräVSportcln 31 y .
barbir 23, 25.
bardi 22 .
Bartels, J. II. 38».
Barth, J. 78 3 .
Barthclemy, M. 67 10 .
Basmala-Sigle 74.
— symbolische 86 .
al-Ba$ra (n. 1.) 30.
Ba§ri-Schrift 69‘.
Bastband 13.
Bauer, A. 3 1 , 41.
Becker, C. H. 15, 15U, 15, n t 16, 16 3 ,
67 4 , 04.
Beer, R. 3 4 .
Beglaubigung 83, 88 .
ßchnesä (n. 1.) 15.
Bchmaucr, II. 22 2 .
Bcnt, Th. 78' : .
Bcrchcm, M. van 62 3 .
berd 221 .
berdt 221 .
Beschrcibsloff 21—64.
Besiegelung 77, 83, 84.
Bet Kartiso (n. 1.) 24.
ßeth Charta (n. 1 .) 24.
Beudcl, P. 60 7 .
Bcurkundungsauftrag 88 .
Beutel, als Hülle für Briefe 33, 85, 85».
Beweisurkunde 18.
Bickcll, G. 7.
Birt, Th. 238 , 40*, 43 3 , 47 4 .
al-Birüni 22 2 .
Blätter, ungleiche 40.
— Anzahl der Blätter in der Rolle 43.
Blatthöhe 41.
Blaufärben des Pergamentes 58.
Blcisiegcl 79 *».
boc 181.
Bück, J. 3«.
Bolus 58.
Bondi, J. H. 23».
Borassus flabelUformis L. 22 5 .
Borchardt, L. 40 1 .
bordi (Malt.) 22.
Breite der Papyrusblätter 40, 41.
— — Markstreifen 38.
— — Papyrusstreifen zur Verschnürung
76 5 .
Brief 18.
Bronzestcmpel 78 ü .
Brugsch, H. 4, 14.
Buchform 28.
Buchformat 58.
Buchschrift 66 .
Buchstabenformen 67.
Bücherliebhabcr 32H.
al-Bubturi 31 6 .
Büläq (n. 1.) 4.
Bullen 41, 441.
Büra (n. 1.) 30.
Bü§ir (n. 1 .) 50.
Caetani, L. 15, 15 16 , 16.
Calabrien 23.
Calatabiano (n. 1.) 25.
candor 46.
Cantara (n. fl.) 25.
Digitized by
Gougle
Original frorri
UNIVERSSTY 0F MICHIGAN
Eigennamen- und Sachverzeichnis.
101
carta 18.
cariaz (Port.) 26.
Casanova/ P. 15, 1518.
chartaticum 31®.
China 54.
Chrismon 80.
Ciane (n. fl.) 25.
Cocos nucifera L. 22«.
corroboratio 87.
Crum, W. E. 16, 101.6.
Cyana (n. fl.) 25.
Cypertis Papyrus Anliquorum Wi 11 d. 22.
Cyperus Papyrus L. 22, 23, 24, 39.
Damanhür (n. 1.) 23*6.
Damaskus 27.
Damiette 3, 24; siche auch Dimja(.
ad-Dam siehe Abu 'Amr.
daraga 75.
Datierung 87.
dV (Ägypt.) 78.
4b'-t (Ägypt) 78.
Deckungsfläche der Roltenblätter 42.
Delta 23, 24, 39.
Der Abi Hcrmis (n. 1.) 26 4 .
diakritische Punkte 70.
— Striche 70.
Differenten 71, 72.
dif 63.
Dimeh (n. 1.) 6.
Dinijät (n. 1.) 24, 25; siehe auch Damiette.
Diplom 18.
diploma 18.
dispositio 87.
Diwan al-Hälam 85, 85H.
Diwäni 70.
doppelsprachige Urkunden 20, 20 3 .
Dozy, R. 2210.
dreischichtiger Papyrus 13, 47.
Druffel, E. v. 88®.
Dubeux, Louis 858.
Düte 26, 46.
Dussaud, R. 67H.
Dziatzko, K. 23 6 ,
Ebers, G. 4-\ 53.
Edfü (n. I.) 7.
Ehnäs (n. I.) 5, 19.
Eichungsstempel 65.
Eingangsprotokoll 201, 86, 87.
Eintragung in Register 19, 88.
Eitelberger, R. R. v. 5, 0.
Empfänger 19, 20, 21.
emporitica 46.
Engclmann, W. H. 221°.
epistola 18.
Erman, A. 61, 83, 433, 78 4 .
Erkennungszeichen, Ring als 82.
Ersch, J. S. 221.
Erzfeder 64.
Euphrat 24.
fdfir 22.
el-Fajjüm (n. 1.) 3, 33, 4, 4M. 7, 5, 53,
7, 83, 9, 15, 16, 23, 39, 47, 63.
Fajjümer Fund, erster 5, 6, 8, 9, 9>, ll*.
-, zweiter 6.
Faltung 13, 75, 76.
al-Fär (n. 1.) 39.
al-Firuzäbädi 228.
Fleischer, H. L. 45®, 69°, 70 44 , 716, 72 2.
Flügel, G. 288.
Format der Papyrusblätter 40.
-Papiere 58.
-Pergamente 58.
Formen der Siegel 79.
Formular 20, 201, 21, 88.
Fraehn, C. M. 60®.
Frankel, S. 2Ö 3 .
Freddo (n. fl.) 25.
Freytag, G. W. 553.
al-Fusfat (n. 1.) 20, 50, 00.
Galläpfeltinte 65.
al-Öar (n. 1.) 27.
Gardthausen, V. 3 2 , 873.
Gauf (n. I.) 60.
al-öauhari 22®, 593.
al-öawäliqi 79®.
Gazellenhaut 52«, 54, 5710.
Gazellenpergament 55, 57.
Geiger, B. 548.
Geldbeutel, gesiegelte 85, 85 4 .
Geldkisten, gesiegelte 85.
Gemmcnsiegel 79, 80.
Geschäftsurkunde 18.
Geyer, R. 22«, 24«.®, 25, 28«, 85*.
Gift, in Siegelringen verwahrt 78.
Giggeius, A. 231«.
gild 51, 54.
Giry, A. 17L
Öize (n. 1.) 3 2 .
Glaser, E. 60®.
Goeje, M. J. de 72L
Golius, J. 26 2 .
Graf, Th. 4, 5, 53, 6, 8, 15.
Grenfell, B. P. 3 2 , 1512, 16.
Griechisch 20.
Griffini, E. 54L
Grohmann, A. 39* 4 .
Großformat 40, 41.
Gruber, J. G. 22L
Guest, A. R. 60 4 , 94.
Guilandino 23*.
öuras, (n. I.) 51.
Habicht, M. 63L
al-Hadita (n. I.) 32*1, 57.
Ha<jramöt 78«.
Hängesiegel 79.
Häute 29.
hafa 22.
Hagen, H. v. d. 63L
al-Hamdini 51«.
Hammer, J. v. 78«.
Hamza 73.
Handzeichen 20, 87, 871, 88.
Harim (n. 1.) 60.
Harran (n. 1.) 07, 68.
Hartei, W. R. v. 4 2 , 13.
Häsimi-Elle 44 2 .
Hassän b. Tabit 55 4 .
ftatam 78.
fiätant al-Hiläfa 85.
halanta 78, 79.
pätim 78.
hazafa 63.
Heft 34.
Hcracleopolis (n. 1.) 5, 19.
al-Herawi 22 2 .
Hermopolis Magna (n. 1.) 5, 0.
Herstellung der Privaturkunden 21.
— des Papyrus 35.
Herzfeld, E. 62L
Higäz 25.
Hiläl 31®.
hitäm 78.
Hobel 37, 37 2 .
Höhe der Protokollblätter 41.
Hofmeier, K. W. 12, 12™, 13, 14, 17.
Hogartb, D. G. 3*.
Holz 65.
Holztafel 66.
Hommel, F. 801.
htm, (Ägypt.) 78.
hugga 18.
Hunt, A. S. 3 2 , 15 42 .
Huräsän 31*, 54.
früs 22.
Ibn f Abdüs 283.
Ibn al-Atir 28 2 .
Ibn al-Bajtär 22 2 .
Ibn al-Faqih al-Hamadäni 32®.
Ibn al-öauzi 28 7 , 52«.
Ibn al-Mugäwir 51 4 .
Ibn al-Wardi 563.
Ibn 'Asäkir 84«.
Ibn at-T>qtaqä 32 2 .
Ibn Durajd 55«.
Ibn Haldün 56«.
Ibn Hauqal 22 2 .
Ibn Hisäm 03L
Ibn Katir 28 8 .
Ibn Qutajba 35L
Ibn Sida 26 2 .
Ibn Sina 22 2 .
Ibscher, H. 40, 42, 43, 44, 70, 77 2 .
inscriptio 86.
Insert 88.
Insertion 88.
Instrument zur Ablösung der Mark¬
streifen 38.
Intabulierungsurkunde 181.
Interventionsformel 86.
Interpunktion 73.
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102
Eigennamen- und Sachverzeichnis.
inlitulatio 86.
invocatio 86.
Invokation, symbolische 86.
— verbale 86.
Involutio 81, 82.
*Iräq 28, 30, 32, 51, 53, 59‘-\ 79, 85i>.
Isaurien 23.
Isidor 46.
Jacob, G. 54».
Jafi f -Tal 60».
al-Ja'qübi 27», 397.
Jäqüt 52».
Jaubert, A. 51».
Jemen 52.
Jeremiaskloster 4 1 .
Junker, H. 7.
kägid 322.
kägid 58.
Kanzlei 20, 21, 66.
— päpstliche 32.
Kanzlcikonzept 88.
Kanzleimäßigkeit 21.
Kanzleiunterschriften 88.
Karabacek, J. v. 3*, 4, 5, 5L*, 6, 6 7 , 7,
8, 9, 11, 11t, 12 , 12*,5,8.ö, 13, 132,
14, 15, 153-6,10, 16, 17, 171, 26>,
277, 282 , 6 , 310, 442 49, 50 , 524,«, 9,
53io, 570, 58, 581, 620, 641, 65, 652,9
67, 67», 7011, 74, 76&, 797.», 80«, 84»,
851, 92 .
Karat 48, 50.
Kataster in Rollenform 28.
kattän 59.
Kaufmann, D. 7.
Kenyon, F. G. 4 2 , 16, 16 ,! , 4M.
al-Kindi 94.
kitäb 18.
kiläb barePa 181.
kitäb sigill 181.
Kleister 35, 36, 39. •
Knochen 21, 63.
Korn el-*Azäme (n. 1.) 5», 8.
Korn el-Harjäna (n. I.) 3.
Korn ct-Tajjära (n. 1.) 6.
Köm Färis (n. 1.) 6.
Kontrolle, amtliche 88.
Konzept 88.
Kopie 88.
Kopist 19, 88.
Kopten, als Schreiber und Beamte 20,
201, 21, 2M, 77, 87.
Koptisch 20.
Kosegarten J. G. L. 94.
Krall, J. 5, 6, 7, 11, 12, 126, 13, 16, 166.
Kraelitz, F. 19 5 .
Krauss, S. 45 4 .
Kremer, A. v., 31», 39», 55i, 59 2 .
Kreuz 2M, 77* 86.
Krokodilopolis-Arsinoe (n. I.) 3, 5 3 , 7.
Ktcsias 53.
al-Kufa (n. 1.) 53, 717, 85.
Küfi 69, 698.4
Kugener, M. A. 671».
kurräsa 34.
kttrsi-l-Imära 89.
Länge der Papyrusrolle 43, 44.
Landberg, C. Graf 6, 6», 7, 62, 62*.
Landolina, Saverio 38, 39.
Lane-Poole, Stanley 67 10 .
Itiuk 60.
Leder 13, 15, 16, 21, 32H, 51—54, 54»,
56, 561, 89.
— mit Safran gefärbtes 53.
Lepsius, R. 3, 4i> 7.
Lesezeichen 73.
levor 46
Lidzbarski, 6710, 78-\
Lindberg, J. Chr. 52».
Lindsay, W. M. 4 7 .
Linnen 13, 21, 59, 60, 66, 80, 94.
Linnentiraz 59.
littera 18.
Littmann, E. 612, 67*0, 94.
Löw, J. 2211.
Loth, O. 4, 45, 14, 16.
Lotossamen 35, 39.
Lyall, Ch. J. 52L
Maas, M. 3L
Macler- Fr. 67H.
Madden, F. 14, 14».
Madinat Qarfasä (n. 1.) 23.
Magribi-Schrifl 67 7 , 60 %
Mandat 18, 88.
mandatum 18.
al-Manüfi 3312.
al-Maqdisi 51 & .
Maqna (n. 1.) 94.
al-Maqrizi 19*.
Margoliouth, D. S. 47, 15, 15»», 16.
Marracci, L. 27 2 .
Martin, F. 58.
Marw (n. 1.) 31, 3M.
maskafa tömär 44.
Maspero, J. 2316.
al-Mas'üdi 32, 32».
Materialtaxe 31.
Matten aus Papyrusschilf 25.
Medinet el-Fajjum (n. 1.) 3, 4L
Medinet el-Färis (n. I.) 4L
Medinet Färis (n. 1.) 41.
mcdinischc Schrift 68 3 , 691.
Mekka 52, 82.
mekkanische Schrift 67, 67 ü , 68, 69L
Memphis 41 , 39, 64 6 .
Menzalesee 24.
Merkmale der Urkunden 21—88.
Mcroe (n. 1.) 51.
Merx, A. 46, 15, 16.
Mcshed (n. 1.) 58.
Mez, A. 601, 94 .
Minutoli, H. M. v. 24.
Miskawajhi 32».
Mit Fäiis (n. 1.) 4.
Mit Rahine (n. 1.) 4», 15.
Mitteis, L. 17, 43 3 .
Moden der Schrift 66.
Moeller, J. 38L
Mohamed Moktar Pacha 44».
Mommsen, Th. 41 .
Monopol 39 f.
Moritz, B. 4i, 15, 1513, 16, 67», 94.
Mordtmann, J. H. 60».
al-Mubarrad 247.
Müller, D. H. 7, 28», 60», 80L
Murr, Chr. G. v. 78H.
Muhammad b. 'Abd al-Mu'ti b. Abi-l-Falb
b. Ahmad al-Isbäqi al-Manüfi 3312.
Muhammad b. Muhammad al-Mu'izz 27 7 .
muhraq 59 2 .
MusU, A. 24, 25.
Myrobalan 46.
Nährwert der Papyruspllanze 25.
Nairiz (n. 1.) 79».
narratio 86.
Nash, W. A. 60».
Nash! 69.
näsih 19.
Naturallieferungcn von Papyrus 47.
Nielsen, D. 60».
Nil 35, 36.
Nisabür (n. 1.) 79».
Nöldeke, Th. 52», 55 2 .
Nordarabien 80.
Normalgrößc der Papyrusblätler 44-’.
Notar 21, 87.
Notariatszeichen 21, 87, 87L
notitia 18.
Notiz 21.
Nubien 54.
Nützel, H. 94.
Htisha 88.
uusihal 19.
Nymphata coerulca Sav. 35 7 .
Opisthograph 33, 34.
opus regium 461.
Original 88.
Ostafrika 63.
Ostraka 6, 7, 63, 64, 74, 89.
Oxyrhynchos 8 3 .
Packpapier 26L
Palermo 25, 39.
Palimpseste 13, 34, 58.
pampera 23.
Paoli, C. 32.
paptra 23.
papero 23.
paperum 231.
Papier 6 , 7, 9, 10, 13, 16, 21, 26, 26»,»,
30, 31, 32, 322, 54 , 541 , 56 , 67, 58,
64, 65, 66 , 69, 85, 89.
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Original fro-m
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Eigennamen- und Sachverzeichnis.
103
Papierfabrik, erste 30.
Papireto (n. I.) 25.
Papstbullen 41, 44*.
Papyris (n. I.) 23.
Papyrus 3—7, 9, 10, 12—16, 21—51,
5U.8, 52, 53, 54, 58, 593, 64, 65,
66, 68, 69, 79, 84, 85, 89, 92, 94.
— dreischichtiger 13, 47.
— Düten aus 26, 46.
papyrus en chemise 7.
Papyruserzeugung 32, 36—39.
Papyrusfabriken 13, 29*, 39.
Papyrushändler 30.
Papyrushemd 94.
Papyrus-Kartonnage 47.
Papyrusmonopol 39, 40.
Papyruspalimpseste 34.
Papyruspreise 13, 47—51.
% Papyrussorten 46.
Papyrusstaude 22, 23, 79.
— Vorkommen der 23—26.
Papyrusstraße 30.
Papyrusstreifen zur Verschnürung von
Briefen 76, 76», 77, 79.
Papyrustaxe 31».
Papyrus comostts Hu mb. 221.
Papyrus latifolius Willd. 221.
Papyrus laxiflortts Spreng. 221.
Papyrus odoralus Willd. 22*.
Pausazeichen 73.
Pergament 6, 10, 13, 15, 16, 21, 26», 27,
28, 29, 31, 32, 32H, 54—58, 64, 66,
65 8 , 66, 74, 79, 84, 85, 89, 94.
— blaugefärbtes 58.
— mit Safran gefärbtes 58.
Perikopenzeichen 74.
Pertinenzformel 87.
pcmcca 25.
petitio 86.
Petschaft 77, 78, 78«, 79, 84, 85.'
Pietschmann, R. 60«.
Pisma (n. 1.) 25.
Plinius 23, 23«, 24, 35, 36, 38, 39, 43, 46.
Pocockius, Ed. 27*.
Poenformel 87.
Politi, Salvadore 38».
Preise des Papyrus 13, 47—51.
Preisigke, F. 40*.
Pressung der Papyrusblätter 39.
Privaturkunde 18.
Privaturkunden, Herstellung der 21.
Protokoll (Urkundenteil) 86.
Protokollblätter 41, 42, 43, 46, 65.
— Breite der 40, 41.
— Höhe der 41.
Punkte, diakritische 70.
— rote als Vokale 73.
publicatio 86, 87.
al-Qähira (n. 1.) 89.
Qalam 64, 66.
— Schnitt des 64, 64*-, 06.
Qalam Galtl 70.
Qalqa§andi 23, 231 4 .
Qartnafa 69.
qarlas 26.
Qartas (n. 1.) 231«.
qarlas 26.
QartasÄ (n. 1.) 23, 23i«.
al-Qazwini 31 4 .
qirtas 26.
qirtas 23, 20, 31, 47, 51, 58.
Quatremere, M. 271.
Quhistan 94.
Quibell, S. E. 4>.
Quittungsurkunde 18*.
al-Qulzum (n. 1.) 27.
qurtäs 26.
Rabel, E. 94.
Rainer, Erzherzog 5, 6, 7, 9.
Rajbäni 70.
raqq 54.
Rechtsinhalt der Urkunden 85, 80.
recto und verso 34.
Redlich, O. 173.
Register 88.
Registratur 85H, 88.
Registraturvermerke 19.
Reinaud, M. 14, 78».
Reinisch, L. 6.
Reinschrift 88.
Rekognitionszeichen 87.
Rhodokanakis, N. 601», 07, 78».
Riegel, A. 53.
Rickmer-Rickmers, W. 59.
Rippen 63.
riqq 54.
Rogers, E. T. 4, 4«, ?, 14, 16.
Rohrfeder 32, siehe auch Qalam.
Roltcnform der Kataster 28.
Rollung 75, 76.
Rosario Gregorio 23.
Rossini, Carlo Conti 63.
sabaha 3 4 .
sabbäfcin 3 4 .
Sachau, E. 63«, 67»«.
Sacy, Silvestre de 4», 14, 14«. 3, 16, 09.
sadda 76.
Safran, zum Färben der Häute verwendet
53, 58.
es-Säga (n. 1.) 3, 5.
sahifa 56 4 .
sahha 19.
Sais (n. 1.) 23, 39.
saitica 46.
Salt, H. 14.
salutatio 86.
sam* 79.
Samannüd (n. 1.) 59.
Samarqand (n. 1.) 32.
Sämarrä (n. I.) 24, 29», 31. 39.
Sammler 32U.
San Cosimano (n. 1.) 25.
San Nicolö, M. 20».
sanctio 87.
saqaf 63.
§aqqära (n. 1.) 4», 53.
Sari 234.
Satinage der Papyrusblälter 39.
Savary 24.
Sawäd 32.
Sawäd-Elle 44».
Sawäljili 63.
scapus 47.
Schädlinge der Papyri 8».
Schall, C. 637.
Schatzbaus 20.
Schlußprotokoll 20», 86, 87, 88.
Schmidt, C. 40«.
Schmitz-Kallenberg, L. 17 3 .
Schnitt des Qalams 64, 6412, 00.
Schnüre zum Verschluß der Briefe 70.
Schott-Reinhardt 15.
Schrägschrift 69.
Schreiber 19, 20, 201, 21.
Schreibflüssigkeit 65.
Schreibgerät 64.
Schrift 65—75.
Schroeder, P. 67U.
Schubart, W. 101, 408,5, 591.
Schulterblatt 61.
Schulterknochen 27.
Schutzblatt 42, 42»,«.
Schutzstreifen 42, 42*>», 43.
Schwally, F. 528.
Schwarz, P. 94.
Schweinfurth, G. 3 4 , 6, 35*.
Sebennytischer Gau 39.
Seide 59.
Seidel, E. 16, 16*.
Seif, Th. 6», 17.
Sellin, E. 64».
Sepiatinte 65.
Serapeum 433.
Sewell, R. 60 4 .
Seyffarth, G. 37 3 .
Sickel, Th. 891.
Siegel 13, 27, 77—85, 88.
— Beglaubigung durch 83, 88.
— griechische 80.
— als Verschluß 77, 84, 85.
— ersetzt Unterschrift 83.
Siegelbewahrer 781°, 83.
Siegelinschriften 80—83.
Siegelinstrumente 78.
Siegelmasse 13, 78, 79.
Siegelring 77—79, 84, 85.
— als Erkennungszeichen 82.
— als Abzeichen der Herrscherwürdc 83,
83 4 .
Siegelstempel 82.
Siegelwachs 85».
sigill 18, 181.
Sigillät-Schrift 70.
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104
Eigennamen- und Sachverzeichnis.
sihSa 76.
Silberkurs 502.
Silvestre, J. B. 14, 14 4 , 16.
Straf (n. 1.) 79».
Sizilien 2212. 23, 25, 39.
Slane, Mac Guckin de, 76».
Smith, R. Payne 22t».
Soknopaiu Nesos (n. 1.) 6.
Sontheimer, J. v. 22».
Sophokles, E. A. 44».
Sorten des Papyrus 40, 47.
Souveränitätszeichen, Ring als 83, 83 4 .
Spaccaformo (n. 1.) 25.
Spaltung des Schreibrohrs 64».
Sparsamkeit mit Papyrus 28, 33, 51.
Spiegelschrift 79.
Sprache der Urkunden 20, 21, 87.
Sprenger, A. 207, 51 4 .
Staatskanzlei des Propheten 20t.
Staatssiegel 83, 85.
Stärkekömer auf Papyri 39.
Statthalterei 60.
Steilschrift 68.
Steinacker, H. 17 3 .
Stempel 59.
Stern, L. 3*, 4.
Strabo 23, 23*, 40.
Striche, diakritische 70.
Stricke aus Papyrus 25.
Subskriptionen 87.
Südarabien 51, 78», 82.
Sueton 40.
as-Sujüti 28 4 , 32 4 .
Sukün 73.
Suspension 74.
Symbolische Basmala 86.
— Invokation 80.
Syrakus (n. 1.) 25.
Syrien 24, 20, 28.
at-Ta'älibi 28».
taba'a 78.
at-Tabari 28 2 .
tabula ansata 62.
Tafel 60—02.
Talätin-Schrift 70.
Ta'liq 69.
/äna 79.
Tanwin 72.
Tasdid 73.
fawä 75.
Teil Ta‘annek (n. 1.) 64.
terra sigillata 79».
Textilfunde 5, 8, 9.
Theben 75 7 .
Theophrast 25*, 00.
Thommen, R. 17 3 .
iimbu'u 78.
timbuttu 78.
litt al-gatm 79».
tina 79.
Tinte 13, 05, 70, 79.
Tintenrezept 65 2 .
Tiräz 60, 94.
tirs 55, 552.
Tischendorf 70* 4 , 71».«.
tomus charticineus 44«.
Ton 65.
Tonscherben 21, 63, 64, 66, 89.
Tonkrüge zur Verwahrung von Papyri 4,
4t, 43.
Tonsiegel 13, 77, 78, 79, 79».
Tor (n. 1.) 74 4 .
Transpapyretum (n. 1.) 25.
transversa Charta 74.
Trau, F. 0.
Travers, G. 3, 4, 4«, 8.
fütnär 20, 29, 33, 44, 44 2 , 45, 40, 48,
49, 51.
iümär qirtäs 44.
Ititnsö 45.
tumüs 45.
Tusche, chinesische 65.
Tychsen, Th. Chr. 32 4 .
'Umdat al-Kuttab 57, 65 2 .
Unterschrift 19, 87, 88.
— Siegel statt 83.
Untersicglung 83, 84.
— als Beglaubigung 83.
Urheber 19.
Urkunde 18.
— doppelsprachige 20, 20 3 .
Urkundenschrift 66.
el-Usmünejn (n. 1.) 6, 75 7 .
Valencia 22.
Verkaufsmonopol für Linnen 60.
Verschleifungen 74.
Verschluß durch Siegel 77, 84, 85.
Versiegelung 83—85.
— von Sachen 85, 85»»*.
Verstciler 74.
Vidimierungsformeln 19, 88.
Vogüe, M. de 07*1.
Vokale 72.
Volkssprache 87.
Vollkonzept 88.
Vollziehung 88.
Vorakten 18, 88.
Vorsetzblatt 42, 42«.».
Vorurkunde 88.
Vulgarismen 88.
Wachs als Siegelmasse 79.
Wachssiegel 79.
wada'a 'ala-l-Kitäb at- Tin 79.
Widi an-Nafrun (n. I.) 25.
Wallner, E. 17 3 .
al-Wäqidi 52*.
waraq 26, 54, 58.
waraq al-Abardi 26.
waraq al-Qasab 26.
Wasima (n. 1.) 39.
Weberelle 44».
Weil, G. 32»
Weinamphoren, gesiegelte 852.
Wellhausen, J. 52«.
Wenger, L. 77®.
Wessely, C. 3 3 , 4 , 5, 6, 02,», 7, 8, 8»,
11, lll, 12, 12«, 13, 48.
Wetzstein, J. G. 67*1.
Wiedemann, E. 6, 78 7 .
Wiesner, J. 37*, 58».
Wiet, G. 23t«.
Wilcken, U. 3», 41 , 17, 31», 64 3 .
Wimmer, Chr. 30, 37, 39, 62.
Woenig, F. 22».
Wortteilungen 75.
Wright, W. 14, 14«, 10.
Wunschformel 80.
Zahlbuchstaben, arabische 74.
Zahlzeichen 74.
az-Zamahsari 20«.
Zambaur, E. 44».
Zebed 67, 68.
Zerreißung der Basmala 75, 75 3 .
Zeugen 18, 19, 84.
Zierschrift 60.
Ziffern, arabische 74, 74 4 .
Zimmern, H. 78 4 .
Zizyphus spina Christi L. 60.
Zucker, F. 39*&.
Zuckergehalt des Papyrus 39.
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105
WÖRTERVERZEICHNIS.
263, 44, 53, 538, 552 , 56*, 60«, AjläP
84»
40
22,2
263, 27» jLö
.
63, 632 jU»
447 jJ* U»
79
__ \
78
55, 552
55*
283, 292, 44, 44*. ?, 45, 45* 48,
44, 48 ^11^5
45, 455
45*, 75
70 o
79* ^
79. Ali»
63 ^jßp
46* ji. Jlc
7° jCp
22 , 221 *
-
50 (n. 1.) UkJtfl
221 *
a) Arabische Wörter.
63
70 J*s£ ÜxL
>
22, 225,1*
30 1^)3
75
39* (n. 1.) JdLo
652 v ^uall
64 ,jJJ
70
528, 53, 54, 54«, *, 55, 55», 4,5, 56, J j
567, 57, 572,8,9,10, 94
54 jj
18, 181, 263, 45*
76 i.Us*
505 LJ*
64 JL,
V
59* (n. 1.) J-
c,
76
79
30 wW^I
£-
19, 195
19»
22, 261
ft
51, 52, 524.8,8, 55» ^I
64 Jill
,1
88 J*>l
..ft
70 Jii
221*, 23
22 , 228 , 8 , 19 , 352 JjJj
23
603 ( n . 1.) iLj
- 9
398 (n. 1.) ijy
59» (n. I.)
70*
51 , 524 , 7 , 8 ,
94
53, 53», 54, 555, 571, *, Julc*
£ •
52, 54 ^.>1 ji®*
ft •
52«, 53 £.>) jJb*
.
57 t>U? jJo*
64
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18 fe*
22, 228,9 U*.
78, 788,1*, 80 |1:U.
78 , ‘
P
78, 79, 84« ^
14
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108
Wörterverzeichnis.
502 Ja*
72 XL**
19 ^
- 9
19 Sssr*
, *
88 Üsr*
261.8, 54, 56, 56 4 , 58 Jjj
26, 261
26, 261 coM^ill
263, 501 asjj
3Q1 (n. 1.) A »wtfj
79 c*ÜI UÜI
58 jplf'
18, 181
181 U\jt
181 JfT*
59
593
611, 03 f 031 «JuT
561, 60, 60H, 61, 611, 02 ^
61
65* lSj-a* jI-U
23 (n. 1.) L0
194 ( n . 1.)
60, 6013 Jj
221», 26, 263, 27, 28, 29*-4, »
301.*. 8.8,10, 311-8.», 32*. 4.8, 33,
331-8, 34, 351.8.8, 397.8, 434, 46,
465.8,7, 49, 50, 53», 54, 54s, 571,
58, 94
48
231« (n. 1.)
28»
70»trV
553
281, 3010, 524, 553, 507, 04 ^
263, 310, 538 Jl cXf
b) Hebräische und aramäische Wörter.
454 Dlö'ö
263 KD'B-D
26 OöVp
263
263
opXpaXaict 464
bnp64pa 53
icdXapoc 64
KCpdriov 74
KÖXXr)pa 423
xdpn 25
iuXoxdpTia (Td) 47
78 joö
78 J1£3Ö
454 D1D1»
c) Syrische Wörter.
78 VäJ
78 ]L <4
45 Ifläoa^
d) Griechische Wörter.
irdirupoc 23
mvdKiov 60
irpurrÖKoXXov 42, 861
citCXXiov 18
TOpdpiov 44
Topdptov xdpTOU 44
rdpoc 445, 45, 454
78 onn
78 onn
78 onh
24 (n. 1.) pB*4$L XaO
78 J-oLm
r
78 l&fcl
niTOMOC 458
TÖpOC xdpTOU 44®
<t»parövic (n. 1.) 39
XaiTTj 25
XapTTipd 31»
XdpTrjc 23, 26, 47
XapxiaxiKÖv 31»
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107
DRUCKFEHLERBERICHTIGUNGEN.
Zu S. 22, Z. 3: Statt muß es heißen
» » 22, Anm. 8 , Z. 1: Statt muß es heißen
» » 22 , » 8 , » 2 : * statt ^ ist fk, statt «st zu setzen.
* * 22, » 8, » 3: » All* » » * aLI«.
» » 22, » 12, » 2: Lies
» » 23, Z. 2: Statt y*j> muß es heißen joy.
J9
* » 24, Anm. 6 , Z. 3: Lies ijl*.
999 j 99
» »24, » 7, » 2: Statt muß es heißen Jl^, statt I 4 IL- ist zu setzen.
» * 24. » 7 , » 3 : * U.J.I ist lül zu setzen.
1 » »
» »24. » 8 , * 2 : » liiT muß es heißen UiT, statt UaP ist lü zu setzen, statt aLjW£ ist
zu setzen.
» » 26, Z. 20: Lies J&i
» » 26,
Anm. 3,
Z. 4:
Lies
» • 27,
» 5,
» 1:
»
» » 27,
» 9:
Lies
JUL
» » 28,
* 2,
Z. 3:
Statt aJL^ ^ lies a-AL^S
» » 29,
» 2,
» 1:
Lies wo-lo,
» » 29,
» 2 ,
» 2:
> 3 :
» » 29,
* 2 ,
» 5:
»
» » 30,
Z. 25: Statt muß es heißen
^ " - * **-
» » 31,
Anm. 5,
Z. 2:
Lies (jJust,.
» » 33,
» l:
Lies
A
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108
Zu S. 35, Anm. 5, Z. 5: Statt J^\ muß es heißen J^\.
» * 45, » 2: Lies «-AÜ1.
» * 46, » 7, Z. 2: Lies
> » 53, » 8, » 2: »
* » 54, Z. 17: Lies jj, Jj>
» » 55, Anm. 3, Z. 2: Lies *j5».
f > . '
* * 55, » 3,-7: Statt p~^S ist ^ zu setzen.
•
» » 56, » 1,-3: Lies
» * 56, - 7,-2: Der Vers hat zu lauten: US JjU* Ü» J*-
■ *57, - 1, > 2: Lies J.
» - 59, - 3, * 3: * » « »■■■> U*j, cS^»
- -61, >• 1, - 1: - 0.
- - 83, > 9, - l: Statt lies
* »83, » 9, » 2 : » aj^j lies a^.
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